Teuerung lässt Gemüse auf den Feldern verderben

Seit Anfang 2021 stiegen die Lebensmittelpreise um durchschnittlich 16,6 Prozent. Besonders Öle und Fette, Mehl und Nudeln wurden teurer. Die Teuerung lässt bereits Gemüse auf den Feldern verderben.

Schießender Spargel

Gemüse wird weggeworfen oder verkommt gleich auf den Feldern. Spargel lassen die Bauern bereits aus den Erdwällen schießen. Die Spargelstangen werden nicht mehr in mühsamer Handarbeit gestochen, sondern wachsen raus und werden im Sommer Blüten ausbilden. Die Ernte lohnt nicht mehr. Die Preise sind zwar in den vergangenen Wochen günstig gewesen, Spargel kostete teilweise weniger als im vergangenen Jahr. Lediglich in den letzten Tagen stiegen die Preise aufgrund der Witterung an.

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Im Münsterland sorgten Landwirte für Entsetzen, als sie ihre Erdbeerpflanzen mit reifen Früchten kurzerhand unterpflügten. So mulchten die Landwirte ganze Erdbeer-Felder in den Acker ein und vernichteten sie damit. Die Bauern protestierten damit gegen die niedrigen Preise im Lebensmittelhandel. Die Anbauer erhalten durch den Verkauf nicht einmal mehr den Arbeitslohn zurück, da lohnt kein Arbeitseinsatz mehr.

Der Handel kaufe billige Erdbeeren aus dem Ausland ein und biete die minderwertige Ware sehr günstig an, so die Landwirte. Dagegen haben sie keine Chance. Sie müssen ihren Erntehelfern meist aus Rumänien den Mindestlohn bezahlen, teure Dünge- und Pflanzenschutzmittel bezahlen, während ihre Kollegen in anderen Ländern keine horrenden Auflagen erfüllen müssten.

Kein Zweifel: Der Wirtschaftskrieg gegen den Bürger nimmt an Fahrt auf. Haupttreiber sind die stark steigenden Energiepreise – von rot-grün politisch gewollt und nach Kräften befeuert.

In den kommenden Wochen werden Lebensmittel deutlich teurer werden, schätzen Fachleute. Seit Anfang 2021 stiegen die Lebensmittelpreise um durchschnittlich 16,6 Prozent. Besonders Öle und Fette, Mehl und Nudeln wurden teurer. Die Teuerung lässt bereits Gemüse auf den Feldern verderben.

Statistisches Bundesamt
Inflationsrate steigt im Mai 2022 auf fast acht Prozent
Die Bauern lassen beispielsweise Spargel auf den Feldern schießen und ernten ihn nicht mehr. Die Preise liegen bereits unter denen des Vorjahres, dennoch ist der Absatz eingebrochen. Aufgrund der Teuerung bei Lebensmittel und Energie verfügten die Kunden nicht mehr über viel Geld, sparten bei Spargel und anderem Gemüse, so die Gemüseanbauer. Schon jetzt werden Felder aus der Produktion genommen und nicht mehr bewirtschaftet.

Beim Hessischen Bauernverband befürchten die Landwirte eine extreme Verteuerung der Lebensmittel. Bei ihrem 75-jährigen Jubiläum herrschte alles andere als Jubelstimmung. Denn die Preise für Energie und Dünger explodieren gerade, wie sie jüngst auf ihrem hessischen Bauerntag in Alsfeld beklagten. Sie bewirtschaften 770.000 Hektar in Hessen – eine Fläche, die dreimal so groß wie Luxemburg ist.

Sie forderten eine »nationale Düngemittelreserve«. Schweine- und Rinderhalter wissen nicht mehr, wie weiter. Viele Betriebe schließen, die Ställe bleiben leer. „Wir beobachten in Hessen einen besorgniserregenden Rückgang der tierhaltenden Betriebe. Dem müssen wir entgegenwirken – für mehr Planungssicherheit brauchen die Landwirte verlässliche Rahmenbedingungen von Seiten der Politik“, so Bauernverbandspräsident Karsten Schmal.

Kaum eine andere Branche wird zudem von neuer grüner Politik nach Ergebnissen des Nationalen Normenkontrollrates so belastet wie die Landwirtschaft. Der soll Auswirkungen und Kosten neuer Gesetze und Verordnungen untersuchen und den sogenannten »Erfüllungsaufwand« beziffern. Wie der jüngste Jahresbericht ergab, kosten neue Verordnungen und Restriktionen die Landwirtschaft über 300 Millionen Euro im Jahr 2020/21. Das reiche von einem zweifelhaften sogenannten »Insektenschutzprogramm« bis zu einer Düngeverordnung, nach der die Erträge drastisch sinken. Allein der Verzicht auf glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel bedeute Ertragsverluste für die Landwirtschaft von 118 Millionen Euro.

Nicht aufgeführt werden in diesem Bericht die Auswirkungen, wenn weniger Getreide beispielsweise produziert werden kann und auf dem Weltmarkt weniger zur Verfügung steht. Am Beispiel Sri Lankas lässt sich derzeit gut erkennen, wohin eine verantwortungslose Politik führt, die die landwirtschaftliche Produktion kappt und eine Hungersnot auslöst.


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Kommentare ( 88 )

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Alrik
1 Jahr her

Bauern haben immer noch die Option Mais für Biogas oder Raps für Biodiesel anzupflanzen.
Anders als Gemüse braucht man dort keine Erntehelfer, und die Nachfrage nach Biogas & -Diesel dürfte im Herbst & Winter hoch sein.
Und Nein, ich finde das nicht gut, aber ich kann jeden Landwirt verstehen der aus der Lebensmittelproduktion aussteigt.

Helfen.heilen.80
1 Jahr her

Gründet eine Partei die sich dem Mittelstand und dem Standort Deutschland verschreibt, dann kann es besser werden. So die Theorie. In Praxis werden Parteineugründungen in Deutschland lückenlos von Mitgliedern der Altparteien, deren Sympatisanten, Gewerkschaften, NGO’s und anderen Vorfeldorganisationen infiltriert und bald in das Fahrwasser einer der zwei bestehenden Hauptströmungen gezogen (die sich zwecks Regierungsbildung dann eh zu einem glücklichen Koalitions-Miteinander vereinen). Daher gebiert dieses Land nur politische Todgeburten, die sich im Wesentlichen aus den gleichen Quellen speisen. So crashen die Mitglieder „des Parteienstaates“ (Hans Herbert von Arnim) jeden Verbesserungs- oder Konkurrenzversuch. Wer’s nicht glaubt, liest sich durch, in wie vielen… Mehr

KorneliaJuliaKoehler
1 Jahr her

Das „Ihr werdet nichts besitzen“ ist seit mindestens 20 Jahren Regierungsprogramm! Nur „Ihr werdet glücklich sein“ ist glatt gelogen. Einer denkfaulen und von der Grundauffassung her sozialistisch tickenden Wählerschaft sei dank. Dazu kommt beim Thema Landwirtschaft die große Respektlosigkeit vor dem Arbeitseinsatz und Können der deutschen Landwirte und ihren wertvollen und hochwertigen Produkten. Jeder, der im Garten Obst und Gemüse anbaut weiß, wie anstrengend und zeitraubend diese Arbeit ist. Ein realistischer Bezug zur Landwirtschaft und Natur ist heute aber nur noch bei wenigen Menschen vorhanden. Ein reich gedeckter Tisch ist hier fast überall eine Selbstständigkeit. Es wird einfach ignoriert, dass… Mehr

Britsch
1 Jahr her
Antworten an  KorneliaJuliaKoehler

Gerechtigkeit ist das nicht wenn die einen die Hart arbeiten, deren Arbeit man tatsächlich braucht von Anderen ausgenommen werden.
Und Solidarität ist das auch nicht „die Blöden“ sollen fast für Umme ruhig buckeln.
Ich sage Denen was Sie zu Tun oder zu lassen haben
oder es ist mir egal hauptsache ich selbst werde auch ohne arbeiten gut versorgt

rainer101
1 Jahr her

Heute gab es „billiges“ Sonnenblumenöl bei Aldi, zwei Flaschen pro Haushalt. Gereizte Stimmung, tricksen und täuschen, Ehepaare getrennt rein, mehrfach rein, bei verschiedenen Kassen, was schlußendlich auffiel. Und leider, aber wahrheitsgemäß, muss ich sagen, unsere Gäste von fernher waren dabei besonders unverfroren und rotzfrech. Wenn das der Vorgeschmack auf Verteilungskämpfe ist, dann Gute Nacht, Marie.

Sandrarichter
1 Jahr her

„Haupttreiber sind die stark steigenden Energiepreise – von rot-grün politisch gewollt und nach Kräften befeuert“.

Wenn es den nun „nur“ rot-grün wäre, aber das ist schlichtweg falsch! Die verheerende CO2-Besteuerung hat die CDU/CSU mitbeschlossen und sogar noch OHNE NOT auf Wunsch von rot-grün nochmal drastisch erhöht!

Die Totengräber der Bauern und zum grossen Teil mitverantwortlich an der Hyper-Inflation ist die Union nicht nur unter Merkel sondern vor allem auch unter dem opportunistischen linksgrünen CSU-Söder!

mlw_reloaded
1 Jahr her

Gastro und Verbraucher greifen eben meistens zum billigsten Produkt, allen wohlklingenden Umfragen zum Trotz. Das ist ja nicht neu. Tja, und wenn sie nicht mehr kostendeckend Obst und Gemüse anbauen können, dann müssen die Bauern wohl ausweichen auf Futter- oder Energiepflanzen. Oder hinschmeissen. Wenn der freie Markt sagt, dass die heimische Landwirtschaft mit Importware preislich (qualitativ nachfragebereinigt) nicht mithalten kann, dann handelt man als Erzeuger nur logisch und marktkonform, wenn man entsprechend reagiert. So bitter wie es klingt. Wenn die Politik keinen Wert auf Selbstversorgungsgrad legt (egal ob Lebensmittel, Primärenergieträger, industrielle Vorprodukte oder Hightech), dann wird eben immer mehr von… Mehr

1 Jahr her

Ich bin hin- und hergerissen. Spargel ist ein Luxusprodukt, Erdbeeren auch. Das leistet sich die breite Masse in guten Zeiten. In schlechten oder unsicheren Zeiten muß man priorisieren. Spargel war im letzten Jahr extrem teuer. Im Jahr zuvor auch. In der Direktvermarktung konnte man auch mitten in der Saison für die höchste Qualität leicht 17,-€/Kilo loswerden, zu Beginn auch mal leicht über 20,-€. Wenn der Bauer einem dann noch drei Tage alte Stangen untermischt, ist das Vertrauen erst einmal dahin. Ich gab ihm eine zweite Chance und es war wieder dasselbe. Im LIDL für 6,50/Kilo ist mir das nicht passiert… Mehr

Kassandra
1 Jahr her

Auch interessant zu wissen wäre, ob man die Erntehelfer jetzt wieder nach Hause schickt – was bedeuten würde, dass auch in Rumänien mit fest eingeplanten Einnahmen aus dieser Arbeit vielfach Armut einkehrt?
Schon seltsam eh, denn Merkels Gäste scheinen sich auch im Jahre 7 seit der fortdauernden Einreise für keinerlei rechtschaffene Arbeit zu eignen. Geschäftstüchtig zeigen sie hingegen schon: https://www.bild.de/bild-plus/news/inland/news-inland/corona-betrug-nach-einer-kneipen-wette-wurde-emre-zum-millionaer-80253994,view=conversionToLogin.bild.html

Berlindiesel
1 Jahr her

Es werden weiterhin SPD, Union, Grüne und FDP gewählt. Also genau diese Poltik, die zu diesen Zuständen führt. Übrigens auch die Landwirte, die wählen auch genau diese Parteien.
Es bingt überhaupt nichts, mit dem Traktor eine Demo in Berlin zu machen. Oder zu klagen und zu meckern. Wählt diese Parteien ab. Dann habt Ihr eine Chance, dass es anders wird. Und wenn ich das nicht wollt, behelligt mich nicht mit Euren Sorgen. Jede Wirkung hat immer eine Ursache.

Urbanus
1 Jahr her

Die Bauern klagen immer. Jedes Jahr das Gleiche. Das gehört zum Handwerk. Kann es sein, dass wir einfach zu viel Spargel und Erdbeerfelder haben ?. Kluge Bauern machen was anderes.

Little John
1 Jahr her
Antworten an  Urbanus

Nein das kann nicht sein, denn der Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse liegt in Deutschland gerade mal bei 39%. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland über alle Produkte liegt bei 80%, Tendenz besorgniserregend sinkend.

Was ist denn Ihr Vorschlag, was soll ich als Bauer machen? Ich habe vorwiegend grundwasserferne Podsol-Böden, bei 700 mm Niederschlag und regelmäßiger Vorsommertrockenheit. Welche Früchte soll ich anbauen, damit ich Ihren Vorstellungen vom klugen Bauern entspreche?

Urbanus
1 Jahr her
Antworten an  Little John

Wie wäre es, wenn sie das Ackerland verpachten ? Es ist dann immer noch ihr Land plus Pacht dazu. Nur eine Idee. Niemals mit der Masse gehen. Ich bin ein Landei, ich liebe das Land. Ich habe keine Patent Rezept, aber Spargel und Erdbeer ist keine Lösung. Das machen zu viele.

Wolfgang Schuckmann
1 Jahr her
Antworten an  Urbanus

Ihre entwaffnende Unwissenheit ist nur ein Teil des Übels. Der Andere entspringt unserem Bildungssystem, das bis heute nicht in der Lage ist die Arbeit des Berufsstandes unvoreingenommen zu vermitteln. Aber seien Sie getrost. Der Anteil an den “ dummen Bauern“, die den Rücken auch noch für Verbaldresche hinhalten neigt sich bald gegen null. Dann bricht das Zeitalter der Multis an, und ab da weiß man sehr genau was die Produktion eines kg Kartoffeln, von der betriebswirtschaftlichen Seite besehen, kostet.
Ab da wird man den Leuten genau erklären, wovon sie vorher nichts wussten. Aber was wird es nützen?

Schwabenwilli
1 Jahr her
Antworten an  Little John

„Welche Früchte soll ich anbauen, damit ich Ihren Vorstellungen vom klugen Bauern entspreche?“

Bauen Sie gar nichts mehr an verpachten Sie an die Windrad und Photovoltaik Industrie.
Behalten sie aber so viel Land über das sie sich selber versorgen könnten wenn uns der Laden hier um die Ohren fliegt.

mlw_reloaded
1 Jahr her
Antworten an  Urbanus

Und doch hat Urbanus mit einem Punkt absolut recht: Wenn die Importwaren in den Supermärkten billiger, aber nicht wesentlich schlechter ist, warum dann weiter in rauen Mengen produzieren? Der kluge Bauer pflanzt nur an, was Gewinn bringt, oder?