Nach der Sintflut

Das Wasser fließt ab und es hinterlässt Zerstörung. Unsere Aufmerksamkeit wird sich anderen Angelegenheiten zuwenden, doch für die Menschen heißt es nun, erstmal die Trümmer wegzuschaffen, und dann ganz neu zu beginnen.

IMAGO/Hannes P. Albert
Wie lange dauerte die Sintflut in der Bibel? Ich höre Sie also, liebe Leser, sagen: Nun, die Zahl 40 ist der Tradition jener Zeit und Gegend die Zahl der Prüfung, aber auch der Initiation für einen nächsten Lebensabschnitt. Also wird die Sintflut vermutlich so viele Tage dauern, wie Moses auf dem Berg Sinai ausharrte (2. Mose 24:18) oder wie Jesus fastete (Matthäus 4:2) – oder so viele Tage, wie die Zahl der Jahre, die das Volk der Hebräer durch die Wüste wanderte (4. Mose 14:34): Die Sintflute dauert vierzig Tage – doch Noah & Co. waren deutlich länger im Holzkasten eingeschlossen!

Nach vierzig Tagen war zwar die Sintflut vorbei (1. Mose 8:6) und die Arche setzte auf dem Berg Ararat auf (der übrigens auf dem Gebiet der heutigen Türkei liegt; es ist ein Vulkan, der 1840 zuletzt ausgebrochen ist). Das war am »siebzehnten Tag des siebten Monats« (1. Mose 8:4). Bis sich aber das Wasser zurückgezogen hatte und die Erde trocken war, sollten weitere Monate vergehen, in denen Mensch und Tier in der Arche ausharrten (1. Mose 8:14), insgesamt verbrachte Noah über ein Jahr in seinem schwimmenden Zoo!

Wir lernen: Wenn das Wasser aufhört mehr zu werden, ist die Flut noch lange nicht vorbei. Erst muss das Wasser überhaupt abziehen. Dann muss die Erde so trocken sein, dass man wieder sicher den Fuß darauf setzen kann. Und dann muss aufgeräumt und neu gebaut werden.

Flut kommt, Flut geht…

Die Flut, die einige der schönsten Winkel Deutschlands heimsuchte, sie zieht sich zurück. Das Wasser tötete mehr als 150 Menschen. Wir sehen die Bilder vom Unrat in den Straßen (etwa welt.de, 18.7.2021, welt.de, 17.7.2021(€)).

Wir fürchten die Flut, doch die ganze Zerstörung sehen wir erst, wenn sie wieder fort ist. Die Flut kommt, die Flut geht, die Verwüstung bleibt – und die Menschen fangen neu an.

Mancher fragt sich, ob er überhaupt wieder am selben Ort neu anfängt. Das ökonomische Klima war etwa in der Eifel schon vor diesem Hochwasser und vor der Corona-Panik nicht nur frühlingshaft.

Die Flut kam. Mit der Flut kamen die Kameras, also die großen Kameras, welche die Bilder schießen, die dann in die Wohnzimmer der Republik gepumpt werden. (Wobei der Staatsfunk sich wieder extra viel Zeit ließ. Wartete man auf Anweisung von oben, war die Flut nicht »nazi« genug, oder wird man einfach träge und satt, wenn man sein Einkommen mit Zwang und Drohung einziehen kann?)

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Mit den Kameras kam dann auch die Meute kamerageiler Politiker. Die Flut ging. Die Kameras werden sich anderen Dingen zuwenden. Die Zerstörung aber bleibt. Es gilt, neu anzufangen – und der Neuanfang wird weit länger dauern als die Flut. (Übrigens sagt genau dies auch der SPD-ler Steinmeier in jenem berühmten Video, das eher durch Armin Laschets erfrischende Fröhlichkeit bekannt wurde; siehe etwa hier.)

Nicht die einzige Welle

Im Mai 2018 schrieb ich den Essay »Die Welle wird zurückrollen«, und darin: »Die Welle wird zurückrollen. Die eine Frage ist, wie lange die Welle an diesem Scheitelpunkt bleiben kann. Die andere Frage ist, was sie zurücklassen wird.«

Ich wählte damals das Bild der Welle als Metapher für die Folgen deutscher Politik. Jetzt erleben wir reales Wasser, das uns Angst einjagt, das Leben kostet. Die ganze Verwüstung aber wird erst sichtbar, wenn die »Welle« wieder zurückgerollt ist. Es ist leider eine echte Katastrophe und eine real spürbare Metapher zugleich. Es ist nicht die einzige Welle, die heute zurückrollt.

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Ich habe das Gefühl – oder ist es eine frühe Hoffnung? – das trotz aller von Panik-Lauterbach lustvoll verkündeten Infektions-Wellen auch die große Welle »Corona-Panik« zurückrollt. (Wissen Sie, wovon wir auf dem Video mit Steinmeier und Lach-Laschet sehr wenig sehen? Corona-Panik-Masken! Wo ist es hin, das Coronatheater? Es bleibt fürwahr ein magisches Virus, welches just in dem Moment seine gefährliche Kraft zu verlieren scheint, wenn gerade ein anderes politisches Anliegen ansteht.)

Buchstäblich un-verschämt

Die Corona-Panik rollt zurück, so wirkt es. Auch die »Impfwelle« rollt zurück, von »Impfmüdigkeit« ist die Rede (welt.de, 18.7.2021). Zurück bleibt die Ungewissheit, was diese Umprogrammierung der Zellen mit dem Menschen anrichten wird. Und es bleiben die Gewinne für die betreffenden Firmen mit den erstaunlich guten Kontakten.

Es erklingt die eiskalte Frage, ob die einzelnen Impfstoffe denn überhaupt alle etwas bringen. Laut einer Studie in Großbritannien waren 47 Prozent der Infizierten mindestens einmal geimpft (bild.de, 16.7.2021). Betrachtet man die Zahlen aus dem Impf-Vorreiter Israel, fragt man sich, ob wirklich jede Impfung besser wirkt als die natürliche Immunabwehr (sciencefiles.org, 16.7.2021).

Auch die »Grüne Welle« wurde dank Annalena Baerbock gründlich zurückgerollt. In Thüringen wird weiter und konsequent die Demokratie zurückgerollt (tagesspiegel.de, 17.7.2021 – man sagt offen und buchstäblich un-verschämt eine geplante Wahl ab, weil man sich ausrechnet, dass »die Falschen« gewinnen könnten). Die einzige »Welle«, die weiter Kraft hat, ja wohl wieder an Kraft gewinnt, die aber laut politischer Korrektheit nicht »Welle« genannt werden soll, ist die »Flüchtlingswelle« (welt.de, 18.7.2021: »Deutschland bleibt bei Asylanträgen an der Spitze«).

Was werden sie zurücklassen?

Diese Zeiten sind instabil – wer wollte es leugnen? (Das wäre dann wohl ein »Instabilitätsleugner«! Wir könnten uns ja die linke Taktik aneignen – ironisch, versteht sich – einen jeden, der unserer Deutung und Absicht widerspricht, der infamen Leugnung zu zeihen.)

Was Politik und Propaganda uns als moralische Notwendigkeit verkaufen, wirkt mehr wie die Gischt auf einer Welle, die zurückrollen wird. Die Trümmer, die in den überschwemmten Gebieten in den Straßen liegen, sie sind uns allen eine Mahnung.

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Der biblische Bericht von der Sintflut mit Noah und der Arche ist bekanntlich bei weitem nicht der einzige aus sehr frühen Zeiten! Wir finden Berichte von einer großen, (fast) alles vernichtenden Flut in vielen Kulturen (der biblische Bericht ähnelt auffällig dem Atraḫasis-Epos, welches früher entstand, für mehr Infos siehe Wikipedia). Die Erzählungen haben gemeinsam, dass nach der Zerstörung ein Wiederaufbau beginnen muss (in der Bibel wird zudem der Regenbogen als Zeichen eingesetzt, dass nie wieder eine weltweite Sintflut kommen soll, also ein Zeichen der Hoffnung und Zuversicht). Noah steigt aus seiner Arche – und macht sich an die Arbeit.

Es macht mich froh, zu sehen, dass Einzelne und Unternehmen konkret helfen und anpacken. Wenn es wieder aufgebaut werden soll, wird es wieder aufgebaut werden. Es wird mehr als vierzig Tage dauern. Wir hoffen, dass es nicht vierzig Jahre werden.

Es könnte für uns sich später als gute Idee erweisen, uns heute schon auf das Zurückrollen anderer Wellen vorzubereiten. Was werden die Wasser zurücklassen, was wird neu aufzubauen sein?

Oder so: Die Hoffnung, an die ich glaube, ist die Hoffnung aus dem Handeln. Bedenkt, was kommen wird, doch handelt heute!


Dieser Beitrag erschien zuerst auf dushanwegner.com

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Kommentare ( 12 )

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Felicitas21
2 Jahre her

Hochwasser trifft auch Regionen in Bayern, Ostdeutschland und Österreich. Aber hier gab es zumindest Warnungen an die Bevölkerung dort.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/ungluecke/starkregen-hochwasser-trifft-bayern-sachsen-und-oesterreich-17442944.html

Nihil Nemo
2 Jahre her

Die Fluten ziehen sich zurück, die Amtsinhaber der Ministerien des Scheiterns leider nicht.

badmoon
2 Jahre her

Und Laschet spielt den Propheten: “ Ich sage, euch diese Katastrophen werden uns immer wieder heimsuchen bis wir den Klimawandel gestoppt haben. Amen Halleluja. Nun lasset uns zu den grünen Göttern beten.“

Andreas aus E.
2 Jahre her

So am Rande angemerkt: „Noah steigt aus seiner Arche – und macht sich an die Arbeit.“ Danach kommt eine meiner Lieblingsstellen der Bibel. Denn der wackere Mann fing nicht irgendwas an zu arbeiten, der baute Wein an, um sich dann gründlich zu besaufen. Das führte dann leider zu einem familiären Zerwürfnis, schon Mist, so ein schwerer Kater, aber Noah wurde unterm Strich doch zurecht gerettet, denn der wußte nach Ausnahmesituation wie eine Sintflut Prioritäten zu setzen. … ob es diese Geschichte (Gen. 9,20ff.) war, die Laschet so fröhlich lachen ließ? Da hätte ich dann glatt ein wenig Verständnis für die… Mehr

eifelerjong
2 Jahre her
Antworten an  Andreas aus E.

Nun, an der Ahr, am Unterlauf, ist die Infrastruktur zum Weinanbau noch vorhanden, da kann Noah sofort loslegen.
Am Oberlauf, wie in Schuld, wächst allenfalls ein Holzapfelbaum zur Mostgewinnung.
Ich stamme aus der Region, knapp 12 Km von Ahrhütte.
Nicht nur die Ahr hat es erwischt, auch bei uns an der Kyll sind immense Zerstörungen, doch wir hatten Glück, wir können unbehindert von Politikerbesuchen und Pressemeute UNSER Ding machen.

Hendo Renka
2 Jahre her

Und viele unserer Politiker und Journalisten schwimmen fast schon meisterhaft auf den genannten Wellen

HGV
2 Jahre her

Lieber Herr Wegner, die Welle hat sich nicht, noch nicht, ihrem Höhepunkt genähert, denn es gibt immer noch zu viele, die sich um die ferne Zukunft kümmern. Wenn wir hier und jetzt keine Verbrennungsmotoren gehabt hätten, würden wir alle noch mit den Händen graben. Bilder, die wir nur aus der 3. Welt sehen. Doch die Anarchie grüner sozialistischer Politik geht weiter. In Berlin tanzen die FFFs im Takt von Louisa Neubauer um das goldene Umweltkalb. Herr Ramelow bricht das Versprechen, in Thüringen eine neue legitimierte Regierung wählen zu lassen. Und die Medien fabulieren weiter über einen lachenden Kandidaten und bereits… Mehr

Juri St.
2 Jahre her

Die Politiker werden zur Tagesordnung übergehen. Die gespielte Betroffenheit (deutlich bei Laschet zu sehen) weicht schnell anderen Themen. Geldversprechen (etwas anderes fiel und fällt den Politikern ja nicht ein) werden nicht eingehalten. Das war es dann. Schuld hat ja der Klimawandel, also kann man eh nichts anderes machen als die CO2 Steuer erhöhen. Und der Ausbau des Katastrophenschutzes bleibt weiter auf der Strecke. So war es bislang immer. Der Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 (Bundestag Drucksache 17/12051) verhält sich über genau die Probleme, die jetzt unser Leben bestimmen, nämlich die Pandemie durch Virus Modi-SARS und Hochwasser. Man wusste ganz… Mehr

Felicitas21
2 Jahre her

Handeln tun in den vom Hochwasser betroffenen Regionen abertausende tatkräftige Helfer. Darunter unzählige Freiwillige, die auch von anderen Landesteilen angereist sind. Bis alles wieder aufgebaut ist, allein schon die zerstörte Infrastuktur, wird es viele Monate dauern, wenn nicht noch länger. Doch es bleibt das Versagen der verantwortlichen Politiker und der Behörden, dies immer offensichtler wird. Da gibt es nichts schön zu reden oder sich aufs Klima rauszureden!
Wann erheben die Betroffenen, die alles verloren haben, die Angehörigen der vielen Tote, ihre Stimme und klagen die an, die sie in Stich gelassen haben!

StefanB
2 Jahre her

„Wir hoffen, dass es nicht vierzig Jahre werden.“

Vierzig Jahre werden es erst wieder, wenn der dritte Sozialismus auf deutschem Boden seine unabdingbar mit ihm verknüpfte Abrissarbeit getan hat und Wiederaufbau angesagt ist. Bis dahin kann es allerdings durchaus noch vierzig Jahre dauern. Der erste Sozialismus schaffte zwölf Jahre, beim zweiten waren es schon vierzig. Hoffentlich setzt sich diese Steigerungsrate nicht fort, sonst dauert der dritte mindestens 120 Jahre. Ein Traum für die Sozialisten, ein Albtraum für alle anderen.

Korner
2 Jahre her

Den Betroffenen sollte klar sein, dass auch sie, wie in Würzburg und zu anderen Gelegenheiten, in ein paar Tagen vergessen sein werden und mit ihren Sorgen und Nöten allein dastehen. Die Politiker haben sich für den Wahlkampf aufgestellt und abgeblubbert, mehr interessiert diese Gattung nicht. Als ob diese Politiker ein Interesse an den Menschen hätten. Und wäre nicht gerade Wahljahr, wäre das als lokales Ereignis dargestellt, bei dem die Bürger vorsätzlich untätig geblieben sind. Wer glaubt, dass diese Bekundungen auch nur den Hauch von Ehrlichkeit in sich tragen, hat die Charaktere dieser Postenritter und Machtgeilen noch nicht erkannt. Laschet hat… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Korner