Bundespräsident Roman Herzog hat 1997 im Adlon eine Rede gehalten. Durch Deutschland müsse ein „Ruck gehen“, es müsse sich von liebgewordenem Besitzstand verabschieden. Damit leitete er die späteren Hartz-Reformen ein. Nun will Friedrich Merz eine Ruck-Rede halten.
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Reden können viel mehr als Gerede sein. Wenn sie gut sind. So wie die Ansprache von Winston Churchill an die Briten. 1940, nachdem die deutsche Wehrmacht das eigentlich überlegene britisch-französische Heer überrannt hatte. Der Premier ermutigte seine Bürger an Land, auf dem Wasser und in der Luft weiterzukämpfen – falls notwendig allein – und die Briten hielten weitere fünf schwere Jahre durch. Oder John F. Kennedy. Der junge amerikanische Präsident erklärte vorm Schöneberger Rathaus, dass alle freien Bürger der Welt Berliner seien und er daher mit Stolz in seiner Stimme sage: „Ich bin ein Berliner.“ Das war ein Wendepunkt im Kalten Krieg. Damit signalisierte der Amerikaner den Sozialisten: In Berlin endet ihr mörderischer Versuch, Menschen und Freiheit im Namen eines „Arbeiterparadieses“ zu unterdrücken – 26 Jahre später stürmten die Berliner die Mauer. Reden können so viel mehr als Gerede sein.
Nun erklärt das Umfeld von Friedrich Merz (CDU) den regierungstreuen Journalisten, der Kanzler plane, am Freitag eine Ruck-Rede zu halten. Auf der bundesweiten Feier zum Tag der Deutschen Einheit in der Saarbrücker Ludwigskirche. Es fiele leicht, sich darüber lustig zu machen. Andererseits kann eine Rede so viel mehr als Gerede sein und die Lage in Deutschland ist dramatisch. Noch sind die Zahlen aus der Wirtschaft für viele nur abstrakt und der Verlust an Wohlstand findet für einen großen Teil der Bevölkerung ausschließlich im für sie Unsichtbaren statt – doch das kann sich rasch ändern. Im Bürgergeld, in den Sozialversicherungen, in der missglückten Einwanderung oder im drohenden Anstieg der Arbeitslosigkeit lagert gesellschaftlicher Sprengstoff. Eine Ruck-Rede kann helfen. Wenn sie gut ist.
Und Friedrich Merz? Demut ist ihm fremd. Gäbe es noch Lexika, könnte neben dem Wort arrogant sein Bild stehen. Der Kanzler bittet auch nicht um Opfer. Er fordert sie – und hat keinen Respekt vor denen, die Opfer bringen sollen. Die „nöhlen“ ständig, klagt er vor Vertretern der Berliner Blase. Sie sollen mal nicht so „larmoyant“ sein – und nicht so „wehleidig“. Wie ein Vater, der seine frechen Rotzlöffel ausschimpft und sich wundert, dass die dann bockig reagieren. Weil Merz’ Regierung Angst vor den Bürgern hat, müssen Saarbrücker Wirte eine Woche lang auf ihre Stühle an der freien Luft verzichten. Merz ist kein Churchill.
Denn was ist mit seiner eigenen Bereitschaft, Opfer zu bringen und nicht larmoyant zu sein? Als der Kanzler die Vertreter der Wirtschaft zum „Gipfel“ als Gast hatte, sprachen die so deutlich wie einst Churchill über die Lage. Das teilte der Kanzler noch. Aber die Wirtschafts-Vertreter forderten auch schnellere, mutigere und klügere Entscheidungen, um eben diese Lage zu bessern. Da fühlte sich Merz auf den Schlips getreten. Kritik verträgt der Selbstverliebte nicht.
Das gilt nicht nur für den Kanzler – sondern viel mehr noch für den Vizekanzler, wie Merz in interner Runde selbst mitteilte. Lars Klingbeil sei sensibel, den SPD-Vorsitzenden dürfe man für seine Vorschläge daher nicht so hart kritisieren. Ganz egal, wie weit diese Vorschläge das Land in die falsche Richtung führen würden. Um das lustige Trauerspiel noch zu verstärken, räumte Klingbeil in einem befreundeten Medium danach ein, dass er tatsächlich sensibel sei. Die Lage ist ernst. Den Bürgern stehen Blut, Schweiß, Mühsal und Tränen bevor – doch der Vizekanzler gefällt sich in einem Softie-Image aus den 80er Jahren.
Vor die larmoyanten und wehleidigen Nöhler treten und eine Ruck-Rede lang so tun, als ob man sie als Regierungschef ernst nehme. Vom Bürger Blut, Schweiß und Tränen einfordern, während man sich selbst die Mühsal eines schlecht gelaunten Vizekanzlers mit ungenügender Frustrationstoleranz erspart. Die Ruck-Rede von Friedrich Merz ist zum Scheitern verurteilt. Allzumal, wenn er sich zwei Tage vor dem vermeintlich historischen Ereignis vor die Journalisten stellt und meint, er müsse die Rede ja erstmal schreiben. Winston Churchill hat seine Worte 1940 gefühlt. Friedrich Merz will seine inszenieren. Winston Churchill war ein großer Staatsmann, dem die Bürger in größter Gefahr gefolgt sind – Friedrich Merz ist Friedrich Merz.
Der deutsche Kanzler will sich vom britischen Premier das Kriegs-Motiv leihen, weil er hofft, die Größe dieses Motivs strahle auf ihn ab. Der Russe schaffe die 1000 Kilometer bis zum Kurfürstendamm in 15 Minuten, lässt er sein Umfeld und die befreundeten Medien daher verbreiten. Des knisternden Hintergrunds wegen. Der gleiche Russe, der für jeden Kilometer in der Ukraine ein halbes Jahr braucht. Doch selbst wenn der Krieg für die Bürger realer wäre und Putins Armee tatsächlich an der Oder stehen würde, dann würde eine Ruck-Rede von Friedrich Merz nicht funktionieren: Ich fordere von euch Blut, Schweiß, Tränen und dass ihr den Lars nicht kritisiert, der ist sensibel. Jetzt fängt der Text doch an, sich über Friedrich Merz lustig zu machen. Dies zu unterlassen, ist dieser Tage aber auch wirklich schwierig. Denn vom Kanzler ist bestenfalls Gerede zu erwarten.



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Ruck Reden sind wohl zu viel verlangt.Blut ,Schweiß usw. werden von fritz schon eingeplant.Der Kriegstreiber warnt vor Krieg.
Ab einer bestimmten Kinderzahl fällt eine Kürzung des „Regelbedarfs“ bzw. selbst der komplette Wegfall des Regelbedarfs doch überhaupt nicht mehr ins Gewicht.
Die geplanten Maßnahmen richten sich daher – wie soll es auch anders sein – vorwiegend gegen die autochthone Bevölkerung. Sobald die „jungen Männer“ ihre Familie hier versammeln, geht es ihnen prächtig.
In Deutschland läuft etwas kräftig schief, da das schaffende Volk letztendlich Kuckuckskinder versorgt
Er hat noch mehr von Weltoffenheit und Freiheit gefaselt für Europa, Deutschland glaube ich, ist nicht mehr vorgesehen bei ihm, also nichts Neues von dem Kanzlerdarsteller. Und alleine das der Franzmann mit seiner angeblichen Ehefrau…. daran teilnahm, bedeutet nichts Gutes für unser Land. Der sollte mal seinen S..haufen zu Hause aufräumen, da hätte er wahrlich genug zu tun. Es geht um die deutsche Einheit, dazu bedarf es keiner Franzosen und Freunde sind die schon gar nie nicht. Aber bei unseren Regierungsgestalten ist ein selbstbewusstes Auftreten schon von vorne herein ausgeschlossen. Die Unterwerfungsgesten seit 45 sind wirklich schwer zu ertragen und… Mehr
Was will der Herr immer von uns? Hätte er seine Wahlkampfversprechen gehalten, dann würde es schon lang wieder aufwärts gehen bei uns. Was also sollen wir liefern, wenn er die Rahmenbedingungen nicht schafft? Warum sollen wir uns für dieses Land bemühen, wenn es jedermanns Land ist? Und wenn die einen meinen, sich auf der Arbeit der anderen ausruhen zu dürfen, obwohl sie arbeitsfähig sind? Herr Merz, machen Sie doch fähigeren Leuten Platz und nehmen Sie gleich Klingbeil mit.
Merz Klappe ist leider reziprok zu seinen Taten. Daher musste ich so schmunzeln, als ich las, was dieser jüngst Richtung Moska keifte: Der Kreml soll Europas „Entschlossenheit nicht unterschätzen“, so Merz gewohnt großmundig. Angesichts des Bundeswahlkampfes 2025 und nicht nur leeren Ankündigungen Merzens, sondern dem Eintreten des kompletten Gegenteils, ist das für Putin natürlich ein Lacher erster Güte. Zumal der Kremlchef genau weiß, wie „nackt“ die Bundeswehr – trotz etlicher Milliiarden Euro vom Steuerzaholer – selbst gegen kleine Drohnen dasteht. Wir haben hier offenbar jahrzehntelang nur die BW-Verwaltung aufgepumpt und uns auf Pensionierung und Besoldungszulagen beschränkt: Militärisch stehen wir beinahe… Mehr
Beabsichtigt Blackrock-Fritze, ruckzuck seinen Rücktritt zu verkünden ?
Ist da etwas bekannt ?
Nein ?
Dann kann er sich seine „Ruck-Rede“ auch gleich schenken: Wird der gleiche, rotzfreche Sermon wie immer sein – „die
Bürgerleben über ihre Verhältnisse – mehr arbeiten, mehr zahlen, härterer Verzicht und die nächsten 10 Mrd. für Selenskij“.Hört ohnehin keiner hin geschweige denn zu außerhalb der „Staats“Medienblase.
Ich werde keine Sekunde meiner Zeit auf das sinnfreie Geblubber des sauerländischen Knochensacks verschwenden.
Wie sagte doch Max Otte zu schön: „Erwartungen an Friedrich Merz hatte ich keine – aber selbst die hat er noch unterboten.“
BK Merz kann wohlfeil mit tollen Worten wie aus dem Rhetoriklehrbuch stundenlang Probleme theoretisch lösen, kleinreden, beschönigen, ohne eigene Leistung sogar abarbeiten! Suggestiv komplett geplättete Betroffene sind fasziniert, wie in Trance dabei und nicken wie die Duracellhasen devot ohne Unterlass. Kein Problem wurde wirklich gelöst, man fühlt sich aber gut wohlig aufgehoben! Der erfahrene gestrafte Merkel Gelittene erkennt jedoch in Merz nur die Parodie von Pfarrer Mühlich aus der Serie Pfarrer Braun, der seinem Bischoff Hemmelrath ( Synonym für jeden der ihn in seiner Rolle als Kanzler trägt) immer dienlich entgegen kommt. Für die Bürger, die Schäfchen im Land kann… Mehr
Dann dürfen wir ja gespannt sein auf eine Rede voller Lügen, Halbwahrheiten, Verdrehungen, Gesundbeterei und Beschimpfung aller Bürger, die anderer Meinung sind als das links-grüne Altparteienkartell. Merz wird sich als das darstellen, was er ist, ein substanzloser Schwätzer ohne politischen Kompass. Er ist ein Selbstdarsteller, der sich für Politik gar nicht interessiert. Er will nur gerne Kanzler sein, genau wie die Kommunistin aus der Uckermark. Allerdings hatte das Verhängnis im Hosenanzug einen alles beherrschenden Machtinstinkt, den hat der baumlange und rückgratlose Rosstäuscher aus dem Sauerland mit Sicherheit nicht.
Merzsche Ruckrede… was hammer gelacht!!! Glaubt dieses Vorzeigeexemplar aktueller politischer Luftpumpen wirklich, seinen hart erworbenen Ruf als Links-Lügen-Lassender, das sein zu erwartendes,dümmliches „Wir“-Gefasel von den Wehleidigen, Larmoyantn und über ihre Verhälnisse lebenden, letzten Leistungsträgern noch ernst genommen wird?
Ausgefritzt!!!
…und hoffentlich bald ausgemerzt.
Wenn der Redner so stabil ist wie Götterspeise, dann bewirkt die schönste Rede nichts.