Grüne Panzer, nachhaltige Bomben – der nächste Etikettenschwindel aus Brüssel

Nachhaltigkeit? In Brüssel sind das inzwischen auch Panzer, Raketen und Bomben. Während die EU grünes Gewissen predigt, fließen Milliarden aus „nachhaltigen“ Fonds in die Rüstungsindustrie. Ein Etikettenschwindel, der Moral verkauft und Waffen liefert.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Wiktor Dabkowski

Nachhaltigkeit ist eins der durch übermäßigen Gebrauch von jeder Bedeutung befreiten Wieselworte. Nachhaltig sollen, so der moralisch hochwertige Vorsatz der EU-Kommission, Banken, Versicherungen und der betreute EU-Bürger investieren. Das soll durch den European Green Deal geschehen. So will die EU-Kommission die Klimaneutralität bis 2050 erreichen. Mindestens 1 Billion Euro sollen, mit Schwerpunkt auf sauberen Technologien, erneuerbaren Energien und Kreislaufwirtschaft, mobilisiert werden. Wichtige Instrumente sind die EU-Taxonomie, die nachhaltige Investitionen definiert und lenkt.

Doch was die EU ihren Bürgern als grünes Gewissen verkauft, entpuppt sich immer öfter als moralisch aufpolierter Etikettenschwindel. Das jüngste Bespiel: Fast 50 Milliarden Euro aus sogenannten nachhaltigen Fonds stecken heute in der Rüstungsindustrie. Panzer, Kampfjets und Munition – finanziert mit dem guten Gefühl, etwas fürs Klima getan zu haben.

Nachhaltigkeit nach Brüsseler Art: dehnbar bis zur Unkenntlichkeit

Möglich macht das die EU-Verordnung zur „nachhaltigen Finanzwirtschaft“ (SFDR). Sie sollte Transparenz schaffen, wurde aber zur juristischen Gummiwand. Fonds dürfen sich selbst als „hellgrün“ oder sogar „dunkelgrün“ etikettieren – solange sie erklären, warum ihr Geschäftsmodell irgendwie, irgendwann, irgendwo nachhaltig sein soll. Verboten sind nur ein paar besonders geächtete Waffen. Der Rest bleibt erlaubt. Ergebnis: Rheinmetall, Airbus, MTU – alles dabei, alles grün gewaschen.

Allein Rheinmetall kassierte über vier Milliarden Euro aus Nachhaltigkeitsfonds. Das ist kein Randphänomen, das ist die neue Normalität. Und während Kleinanleger glauben, sie investierten in Windräder und Solardächer, finanzieren sie faktisch die nächste Lieferung von Artilleriemunition.

Moralische Kehrtwende mit Ansage

Noch vor wenigen Jahren galt Rüstung als ethisch problematisch. Heute erklärt die EU-Kommission ernsthaft, dass Waffen „voll kompatibel“ mit nachhaltiger Finanzierung wären. Sicherheit sei Voraussetzung für Frieden, so die Begründung und nichts sei nachhaltiger als Frieden. Eine Argumentationskette, die so biegsam ist, dass man damit jede Industrie grün bekommt. Kohle? Energiesicherheit. Atomkraft? Klimaschutz. Waffen? Frieden. Und alles natürlich nachhaltig.

Wer da widerspricht, stört. Ein Vertreter der Pax-Bank, einer kirchlichen Genossenschaftsbank, wurde 2024 von einem EU-Forum ausgeschlossen, weil er die einfache Frage stellte, wie Waffenhandel mit Nachhaltigkeit vereinbar sein soll. Die Kommission sprach von „Störung“. In Wahrheit war es Blasphemie gegen die neue Brüsseler Staatsmoral.

Für Fondsanbieter lohnt sich das Geschäft. Rüstungsaktien boomen und erzielen hohe Kursgewinne und Dividenden. Elbit Systems etwa hat seinen Aktienwert seit Oktober 2023 verdoppelt. Nachhaltigkeit war selten so profitabel, zumindest für jene, die sie definieren.

Was hier passiert, ist kein Ausrutscher, sondern die logische Folge einer Politik, die Begriffe entkernt, bis sie das Gegenteil dessen bedeuten, was sie einmal waren. „Nachhaltigkeit“ ist in der EU kein ethischer Maßstab mehr, sondern ein Marketinglabel. Wer die richtigen Worte findet, bekommt das grüne Siegel, egal, was er produziert.

Die EU predigt Moral, betreibt aber Geschäft. Und sie verkauft ihren Bürgern das gute Gewissen gleich mit. Grüne Fonds finanzieren Waffen, grüne Politik legitimiert Gewalt, grüne Etiketten verdecken schmutzige Realitäten. Nachhaltig ist daran nur eines: der Vertrauensverlust.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 8 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

8 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
jwe
28 Minuten her

Panzer aus grünen Stahl mit grünem Wasserstoff produziert Was will man mehr. Gleichzeitig so konstruiert, dass auch schwangere Soldaten (bewusst gewählt, da es ja heute auch weiblich geborene gibt, die sich männlich fühlen und trotzdem gebärfähig sind) darin kämpfen können. Wahrscheinlich elektrisch angetriebene Panzer. Munition mit dem blauen Umweltengel drauf, da sie äußerst schadstoffarm ist und keinen verletzt. ZUkünftige Kriege mit Beteiligung der EU(-Staaten) werden sehr umweltfreudlich und CO2-arm ausfallen. Hat man schon versucht, mit den zukünftigen Gegner Regeln für eine schadstoffarme Waffenproduktion zu verhandeln? Man sollte auch auf genormte Ladestecker für E-Antriebe achten, damit an der Front kein Mangel… Mehr

Last edited 24 Minuten her by jwe
Marcel Seiler
31 Minuten her

Die Aufrüstung des NATO-Europas ist richtig. Da NATO-Europa immer weniger darauf rechnen kann, dass die USA die „schmutzige“ Arbeit des militärischen Schutzes übernimmt, muss es sich selbst darum kümmern.

Drei Anmerkungen:
Warum muss das die EU machen? Die EU ist doch nicht die NATO.M.W. ist die EU keinesfalls als militärische Gemeinschaft gegründet worden. Rüstungsförderung ist m.W. nicht ihre Aufgabe gemäß der EU-Verträge.Ich verlange Ehrlichkeit. Rüstung damit zu verschönen, dass man sie als „grün“ und „nachhaltig“ verkauft, ist nichts als gelogen. Ich bin es satt, belogen zu werden.

Last edited 29 Minuten her by Marcel Seiler
heinrich hein
49 Minuten her

Man fragt sich immer mehr, ob die europäische Möchtegernelite nur aus Schwachsinnigen besteht. Würde zumindest deren Überwachungswahn erklären

Juergen Waldmann
1 Stunde her

https://imgur.com/a/uen895l
Für ihre Rüstung geben die Europäer schon jetzt mehr Euros aus , als Russland mit Putin ! Diese Natostaaten unterhalten 172 Waffensysteme , die USA und Russland jeweils knapp über 30 Waffensysteme . Wenn wir gegen Russland in den Kriegziehen , dann treffen wir auf einen Gegner mit mehr und gleichen Waffen , wir können mit keinem Partner die Waffen auf dem Schlachtfeld tauschen oder uns gegenseitig unterstützen , das zählt aber und macht uns gemeinsam schwach , schwächer als der Russe mit einheitlichen Waffen !

Or
1 Stunde her

Bei der Klimakirche geht‘s, wie bei nahezu jeder Religion, nur um Macht, Geld und Einfluss.
Aber ich gebe zu. Panzer, Raketen und Bomben nun als nachhaltig zu deklarieren … ?
Jaaaaa … das ist schon eine neue Qualität des Absurden.

Haba Orwell
1 Stunde her

> Doch was die EU ihren Bürgern als grünes Gewissen verkauft, entpuppt sich immer öfter als moralisch aufpolierter Etikettenschwindel.

Laut Trump ist Klimadingsbums immer Betrug und Schwindel, ohne Ausnahme. Die meisten Michels wollen wohl lieber blechen als es einsehen.

Landgraf Hermann
1 Stunde her

Die EU ist die größte Gaunertruppe der Welt. Was sollte mit der geschehen?
Das Personal: Scheinheilige Fatzkes und Fatzkinnen.

Last edited 1 Stunde her by Landgraf Hermann
Waldschrat
1 Stunde her

Nachhaltige Bomben, na logisch. Die sind wiederverwendbar, der Zünder ist fest verankert, damit er nicht verlorengeht, wie bei den Trinkflaschen innerhalb der EU. Demnächst gibt es Ausschreibungen für die Truppen, die die Bomben für die Wiederverwendung einsammeln. Bevorzugt werden Rentner aus Deutschland. Grüne Panzer – waren die nicht schon immer grün? Rot wäre besser, das sieht sie Putin schon von weitem kommen.
Wenn das alles nicht so traurig wäre, könnte man herzhaft darüber lachen. Klingt wie Augsburger Puppenki8ste, Blechbüchsenarmee.