Diese Ansprache hätte sich das nie vom Volk gewählte deutsche Staatsoberhaupt sparen können. Auch (!) diese Ansprache wie so ziemlich alle seine Reden zuvor. Aber nun leiert der Bundespräsident mal wieder seinen monoton-pastoralen Singsang vor sich hin. Ist ja schließlich Weihnachten. Kinder wissen allerdings: Wünschen darf man sich viel, aber man kann nicht alles bekommen. Zum Beispiel kann man sich mal keine (!) Rede des Bundespräsidenten wünschen. Aber man bekommt sie trotzdem. Allerdings nicht ganz „Frei Haus“, denn die treuen Sender ARD/ZDF/DLF, die die Ansprache mehrmals ausstrahlen, sind uns zwar nicht gerade lieb, aber pro Jahr 9 Milliarden Zwangseuro teuer. Da kann man sich mal ins Zeug legen, zumal man in Karlsruhe noch mehr Zaster erstreiten möchte.

Überfällig wäre Abspecken!

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Beim ZDF wurde Weihnachten 2025 schier zu einem Steinmeier-Festival hochgejubelt. Denn bereits am Heiligen Abend beglückte der Bundespräsident samt Gattin „sein“ Volk mit seiner Anwesenheit bei einem vom ZDF ausgestrahlten Weihnachtskonzert aus der Basilika St. Anna in Altötting. Moderiert wurde dieses Steinmeier-Warming-Up übrigens vom unvermeidlichen Johannes Baptist Kerner.

Tags darauf moderierte Steinmeier die Schlichtheit seiner bislang neunten und endlich vorletzten Weihnachtsbotschaft selbst – mit viel Schwulst. Sieben Minuten lang quälte er sich und die masochistisch verbliebenen Zuhörer/Zuschauer am Teleprompter durch sein Manuskript voller Versatzstücke: Dunkelheit (3mal), bessere Welt, Hoffnung, Stern, Licht (7mal), Orientierung, Freiheit, Liebe, Menschenwürde, Gemeinsamkeit ….

Ein schier historisches Datum ist es diesmal sogar: Es ist dies für längere Zeit die letzte Weihnachtsansprache aus dem Schloss Bellevue. Denn dieses wird die nächsten Jahre für schlappe mindestens 200 Millionen Euro renoviert. Bis 2031 heißt es. Aber wer weiß. Seit „Stuttgart 21“ kann man so etwas nicht so genau taxieren.

TE schlägt Alternativen vor

Steinmeier zieht für mehr als 200 Millionen Euro vorläufig um

Was nun ist Steinmeiers Botschaft für Weihnachten 2025, abseits seiner wohlfeilen Solidaritätserklärungen für die Ukraine, die aus dem Munde des vormaligen Außenministers Steinmeier schal klingen. War Steinmeier nicht der Schulterklopferkollege des russischen Außenministers Sergej Lawrow? War es nicht Steinmeier, der 2014 anlässlich der Annexion der Krim durch Russland den Westen vor einem „Säbelrasseln“ warnte?

Wer sind „andere mit echtem Interesse“?

Steinmeier sagt: „Ich glaube, wenn wir uns gemeinsam mit anderen auf die Suche nach Orientierung, nach Zielen machen, können wir viel gewinnen.“ Und weiter: Man müsse dabei „andere mit echtem Interesse zu Wort kommen lassen“ und sie nicht nur mit dem behelligen, was man selber schon immer für richtig gehalten habe. Wer aber sind die „anderen“? Was ist „echtes“ Interesse? Ist politisch korrektes Interesse gemeint? Und wer entscheidet, was „echtes“ Interesse ist? Der Mainstream? Die Altparteien? Linke NGOs? Meldestellen? Gerichte? Steinmeier bleibt hier im Vagen.

Was er damit gemeint haben könnte, wird deutlich, wenn man die seit zwei Tagen von Agenturen verbreiteten Auszüge aus der Weihnachtsansprache mit der realen Rede vergleicht. In den Vorabmeldungen ist – Steinmeier bereits interpretierend – die Rede davon, dass Steinmeier für eine bessere Debattenkultur in Deutschland werbe.

So hat Steinmeier das zu Weihnachten nicht gesagt. Wie er sich politische Debatte wünscht, das hat Steinmeier am 9. November 2025 deklamiert: „Mit Extremisten darf es keine politische Zusammenarbeit geben … Nicht in der Regierung, nicht in den Parlamenten. Wenn dadurch ein Teil des demokratisch gewählten Parlaments von der Gestaltung ausgeschlossen wird, so ist dieser Ausschluss doch selbst gewählt.“ Steinmeier damals auch: Unvereinbarkeitsbeschlüsse und Brandmauern seien hier ein Signal. Offensichtlich aber nicht geltend für die Ewig-Gestrigen von der Ex-SED. Einer SED, der er als Publizist bis 1990 verbunden war.

Noch ein Vergleich: Vor sechs Wochen schwadronierte Steinmeier von einem „Teil des demokratisch gewählten Parlaments“, der – Steinmeier: „selbstgewählt“ – von der Gestaltung ausgeschlossen wird. Wo beginnt für das Staatsoberhaupt ein „Teil“ des Souveräns? Es geht hier immerhin um eine Partei, die bei der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025 20,8 Prozent der Stimmen errang und mittlerweile laut Sonntagsfragen bundesweit bei bis zu 28 Prozent, in den „neuen“ Ländern bei 35 bis 38 Prozent liegt. Sind bundesweit demnächst 14 Millionen Wähler ein vernachlässigbarer „Teil“? Haben diese kein „echtes“ Interesse? Gehören diese nicht einmal zu den einzubeziehenden „anderen“? Gibt es Bürger und Wähler erster sowie Bürger und Wähler zweiter Klasse?

Undemokratischer Geist in Bellevue

Rede zum 9. November: Steinmeier überschreitet die Grenzen seines Amtes

Fazit: Steinmeier ist nicht an seiner nichtssagenden Weihnachtsansprache zu messen, sondern an seiner Rede vom 9. November 2025. Aktuell hat Steinmeier es versäumt, seine im Kern demokratiefeindlichen Aussagen vom 9. November jetzt zu Weihnachten wenigstens ein Stück weit einzufangen und zu relativieren. Aber über seinen Schatten vermag das von Merkel ins Amt geschobene Staatsoberhaupt nicht zu springen. Mit seinem Passus „echtes Interesse“ hat er einem erheblichen Teil des Volkes ein „echtes“ Interesse an politischen Vorgängen aberkannt. Solchermaßen hat Steinmeier spätestens am 9. November 2025 sein Amt ad absurdum geführt. Wenn es im Februar 2027 nicht gelingt, eine charismatische, überzeugende, hochgebildete, unideologische Person in dieses Amt zu wählen, dann ist es besser, dieses Amt abzuschaffen oder das Staatsoberhaupt wirklich vom Volk wählen zu lassen.