Ausgrenzung im Namen von Vielfalt und Toleranz

Laut einer aktuellen Umfrage stimmen 60 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Ich mache mir Sorgen, dass man wegen seiner Meinung bei bestimmten Themen ausgegrenzt wird“. Im Falle zweier Handwerker in Starnberg genügte schon eine vermeintliche Meinung zur Ausgrenzung.

IMAGO
Symbolbild: Zwei Handwerker in Blaumännern

Der „Kampf gegen rechts“ (25 Millionen Einträge bei Google) ist in letzter Zeit zum beherrschenden Politik-Event geworden: „Demos im ganzen Land“ meldete die wochen-taz (3. – 9.2.2024). Am Wochenende vom 2. bis 4. Februar waren es demnach deutschlandweit rund zweihundert, darunter eine in der oberbayerischen Gemeinde Gauting (22.000 Einwohner) im Landkreis Starnberg. Dabei gerieten zwei Handwerker in den Verdacht, AfD-ler zu sein. Mit Folgen.

Im Rahmen einer Informationskampagne hatte die AfD angekündigt, mit ihrem „Bürger-Mobil“ in den Landkreis Starnberg zu kommen, und zwar nach Gauting am 2. Februar um 10:30 Uhr. Daraufhin rief das Bündnis „Starnberger Dialog“ (Netzwerk für ein friedliches Zusammenleben) zu einer gleichzeitigen Anti-AfD-Demonstration auf; O-Ton: „Wir wollen solchen Leuten unsere Plätze nicht widerspruchslos überlassen. Wir zeigen denen die rote Karte, die von „Deportationen“ fantasieren und rassistisches, rückwärtsgewandtes, undemokratisches und menschenverachtendes Gedankengut verbreiten wollen“.

Das Bürger-Mobil, besetzt mit drei Frauen und einem gehbehinderten Mann, traf pünktlich in Gauting ein und wurde von – laut Polizeiangaben – 80 bis 120 Demonstranten mit einem Trillerpfeifenkonzert begrüßt und begleitet. Kommunikation war schon akustisch nicht mehr möglich. Das mussten auch zwei selbständige Handwerker erfahren, die im Blaumann aus einem Café traten und am AfD-Stand diskutieren wollten. Sie gingen dann vom Stand wieder weg, blieben aber in der Nähe und wurden, in ihrem Blaumann vor dem blauen AfD-Schirm stehend, von einigen Demonstranten für AfD-ler gehalten.

Nach der Anti-AfD-Demo stand bei den Handwerkern (einer ist CSU-Gemeinderat) das Telefon nicht mehr still: die Anrufer wollten wissen, ob die beiden jetzt „bei der AfD“ seien. „Das ist für beide eine unangenehme Situation“, kommentierte der Münchner Merkur, der am 7. Februar unter dem Titel „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ über den Vorfall berichtete; denn „angesichts der aktuellen Stimmung müssen sie damit rechnen, Kunden zu verlieren“.

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Laut einer aktuellen Umfrage stimmen 60 Prozent der Deutschen der Aussage zu: „Ich mache mir Sorgen, dass man wegen seiner Meinung bei bestimmten Themen ausgegrenzt wird“. Im Falle der beiden Handwerker genügte schon eine vermeintliche Meinung zur Ausgrenzung.

Der Starnberger Dialog tritt übrigens „für ein respektvolles Miteinander“ ein und „für Vielfalt und Toleranz“.

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Kommentare ( 24 )

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fakky
2 Monate her

Die Linken schnüffeln gern. Es ist mir jetzt wiederholt passiert, dies in völlig verschiedenen deutschen Städten, dass linkslastige freie Lokaljournalisten mein Pseudonym bei ihren Leserforen knackten. Sie stellten mich bloß und besuchten persönlich mit meinen Äußerungen in der Tasche meine Arbeitgeber und drohten mit der Antifa.
Nie hätte ich gedacht, dass sowas möglich ist und kein Einzelfall darstellt.

GR
2 Monate her

Wir haben es hier mit Massenformierung zu tun. Es tut so gut, dazuzugehören und sich mit Gleichgesinnten verbunden zu fühlen. Das werden sich die auch nicht durch gebrauchen des eigenen Verstandes nehmen lassen. Nur das Erwachen wird schmerzhaft werden.

Zebra
2 Monate her

Der amerikanische Dramatiker und Satiriker C.J. Hopkins wurde von einem deutschen Gericht zu 60 Tage Haft oder ersatzweise 3.600€ Strafe verurteilt wegen eines „Haßpostings“. Mitgeteilt von dem dänischen Medium NewSpeak.
Er hatte Karl Lauterbach satirisch mit einer Maske mit Hakenkreuz im Netz dargestellt. Hopkins spricht nun von der GESTAPO im neuen Normaldeutschland, die die Bürger mit Hausdurchsuchungen malträtiert. – Ergo: Langsam bekommt das Ausland auch mit, was hier läuft.
Allerdings, so meint Hopkins, tritt der neue totalitäre Staat auch in anderen europäischen Ländern (z.B. Großbritannien) und der EU auf.

Last edited 2 Monate her by Zebra
Hieronymus Bosch
2 Monate her

Hier gehört Gehirnwäsche zur Staatsdoktrin! Bald gibt es ein Ministerium für Überwachung und Gedankenpolizei!

Okko tom Brok
2 Monate her

Das entstehende Weltbild der Buntenrepublik ist gekennzeichnet durch eine nie zuvor gekannte kognitive Dissonanz: Man propagiert Wertvorstellungen (Vielfalt, Demokratie, Diskursivität, Toleranz u.v.m.), lässt diese aber in besonders rigoroser Weise nicht für den Gegner gelten. Poppers Hauptindikator für Freiheitlichkeit, die sich daran zeige, ob und wie friedlich man seine Regierenden abwählen könne, zeigt nach meiner Wahrnehmung für unsere Gesellschaft auf “Rot”. Ich bezweifle, dass unsere “lupenreinen Demokraten”, die jetzt “Nie wieder” brüllen, einen Wahlsieg von AfD und Werteunion in Sachsen, Thüringen oder gar im Bund akzeptieren würden. Sollte ich mich irren?

Fatmah
2 Monate her

Die für Vielfalt und Toleranz kämpfenden sind nicht so Tolerant gegenüber Meinungsabweichlern.

ketzerlehrling
2 Monate her

Gut so. Deutschland zerstört sich selbst. Man muss ihnen nur ein Stichwort geben und schon rennen sie los und machen alles nieder. Ich bin und war (noch nie) stolz auf meine Landsleute, aber ich bin gern bereit, sie in ihrem hirnlosen Zerstörungswerk zu unterstützen.

Peter Pascht
2 Monate her

„Der „Kampf gegen rechts“ zielt auf die bürgerliche Mitte“
Es gibt in Deutschland keinen antitotalitären Konsens mehr.“
Dieser wurden durch die linksextremistische Ära merkel zerstört, womit die freiheitliche Grundordnung der alten Bundesrepublik zu Grabe getragen wurde.
„Dabei war dieser Konsens, für die Gründung der Bundesrepublik Deutschland konstitutiv.
Mit der 68er-Bewegung wurde dieser Konsens erstmals in größerem Umfang angegriffen“
Quelle: Kristina Schröder, Ex-Bundesministerin der CDU unter Merkel
Durch den RAF Terrorismus umgesetzt.
Extremisten aller Art, von schwarz über rot, bis grün und gelb, haben sich zu einer „Totalitären Großen Koalition“ zusammen getan in einer „Neuen sozialistischen Allianz“.

Manfred_Hbg
2 Monate her

😙👉 Auch in Starnberg wissen die lupenreinen Demokraten eben was unter „Gespräche auf Augenhöhe“ zu verstehen ist.

– – – – – –

Zitat: „Der Starnberger Dialog tritt übrigens „für ein respektvolles Miteinander“ ein und „für Vielfalt und Toleranz“

> Na, da sollten die Starnberger dann doch wohl auch noch für ein,
#starnbergistbunt und #wirhabenplatz, auf die Straße gehen können -mhh?

Johann Conrad
2 Monate her

Wenn man den verlinkten Artikel im Münchener Merkur liest, dann hab ich kein Verständnis für die beiden Handwerker. Der eine ist ja sogar CSU-Mitglied und distanziert sich in aller Form von der AfD, was bezeichnend ist. Er muss ja nicht die AfD verteidigen, aber mit ein bisschen Rückgrat hätte er zumindest gegenüber der Zeitung auftreten können.