Wadephul bei Illner:
 Gürtel enger schnallen – Ukraine-Krieg bezahlen

Viel Gerede, wenig Gewissheit – ob Irans Atomanlagen kaputt sind, weiß man nicht, ob es Sicherheit nur mit den USA gibt, auch nicht. Sicher ist aber: Wenn die USA ihre Ukraine-Hilfe zurückfahren, muss Deutschland „bedauerlicherweise“ alles bezahlen und daheim „den Gürtel enger schnallen“, so Außenminister Wadephul.

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Mission accomplished? Iran-Atomanlagen kaputt? „Was weiß man heute, Ben?“, fragt Maybrit Illner den ehemaligen Oberkommandeur der US-Armee in Europa Ben Hodges (Team Kamala Harris!), früher Dauergast in deutschen Talkshows. Nix weiß der Ben, wie auch? Und wenn er was wüsste, dann würde er bestimmt nicht hier …, aber genau das ist das Problem bei Illner.

Schon das Thema „Krieg oder Frieden – Sicherheit nur mit den USA?“! Als Experte ist Alfons Mais da, der 63-jährige Generalleutnant und Inspekteur des Heeres der Bundeswehr, ein gemütlicher netter Herr, der erst so richtig auftaut, als Illner frech fragt: „Zwei Prozent und die Bundeswehr ist in einem desolaten Zustand, nun mit 5 Prozent wird alles besser?“ Desolater Zustand? „Bei Großübungen, Evakuierungen, einfach großartig“ unsere Soldaten. Er sei stolz auf die Truppe! Überhaupt sei das ganze Gerede über das Geld, während Russland immer stärker wird, „für die Soldaten schwer nachvollziehbar“. Hat er auch „und die Soldatinnen“ hinzugefügt? Egal.

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Johann Wadephul hat anders als seine Vorgängerin Baerbock einen beschissenen Job. Während Annalenas Chef Olaf am liebsten daheim herumsaß und ihr die ganze Welt als Spielball überließ, reist Johanns Chef Fritz gern selbst herum, und Wadephul muss seinen Platz erst finden. Seine Trumpfkarte heißt E3, sprich die Europäischen Drei, sprich England, Frankreich und unsere Wenigkeit. Die E3 arbeitet im Fall Iran an Verhandlungslösungen. Das hat vor allem Johann manchen Spott und Schmähungen seitens der Israel-freundlichen Presse eingebracht, aber seit Trump ebenfalls Verhandlungen fordert, sind wieder alle einer Meinung, und er und der Kanzler meinen sowieso „im Kern dasselbe“.

Sie können mich gerne absichtlich missverstehen, verehrte Leser, aber zum Thema atomare Bedrohung durch den Iran sagte ausgerechnet SED-Aken als einziger etwas Nachvollziehbares am Tisch. Vielleicht weil er zwei Jahre lang Biowaffeninspekteur für die Vereinten Nationen war und sich mit all den kleinen Schweinereien auskennt. 2003 hätte der Iran das Ende seines Atomprogramms verkündet, 2018 hätten die USA entsprechende Abkommen gekündigt. Wenn Verhandlungen funktionieren und Überwachungen ermöglichen, „sind wir sicher“.

Nach einer Ewigkeit kam die Runde dem eigentlichen Thema „Krieg oder Frieden – Sicherheit nur mit den USA?“ näher, als Illner den Auftritt von Schleimer Nato-Rutte beim Treffen in Den Haag ansprach. Ob das peinlich oder geschickt gewesen sei. Vielleicht haben Sie es ja gesehen oder gelesen: Trump muss sich gefühlt haben wie Kim Jong Un beim Defilee seiner Untertanen. Und die Untertanen waren erleichtert und dankbar, dass Trump sagte, er stehe zu Artikel 5. Artikel 5. Der wurde beim „erfolgreichsten Verteidigungsbündnis der Welt“ nur einmal gezogen, nach 9/11, so Ben Hodges. Gegen Afghanistan! Das sagt eigentlich mehr, als man wissen will.

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Jedenfalls fühlt sich Johann Wadephul wieder sicher, denn wir können uns weiterhin auf die USA verlassen. „Warum sollte Trump sonst fünf Prozent der Verteidigungsausgaben von uns fordern, wenn er nicht mit uns gemeinsam Europa verteidigen wolle?“, so die Logik des Unionsmannes. SED-Aken rechnete dann vor, dass die Nato mehr Geld in Aufrüstung stecke als der Rest der Welt zusammen, außerdem zeige der langsame Vormarsch der Russen in der Ukraine, dass die russische Armee in einem desolaten Zustand sei, und man nun keine Vervielfachung der Ausgaben brauche.

Moment, sagt General Mais, „ich bin der festen Überzeugung, dass die russische Armee gestärkt aus dem Krieg hervorgeht. Für Russland spielen Verlustraten an Menschen keinerlei Rolle. Die ziehen jedes Jahr 200.000 Wehrpflichtige.“ Wofür? „In jeder Talkshow in Moskau wird da abends drüber gesprochen“, wen man alles angreifen könnte. Der General guckt wohl nicht so häufig hiesige Talkshows, sondern eher Heiteres. „Die Wüste brennt, und wir diskutieren, ob wir die Feuerwehr mit Reifen ausstatten, oder doch lieber mit dem Eimer weitermachen“, kalauert Mais. Hoffentlich müssen wir nie zusehen, wie er eine brennende Wüste mit neuen Reifen löscht.

Die eloquente Politologin Florence Gaub von der NATO-Militärakademie ergänzte, dass bei uns das Material teurer sei, „weil wir alles tun, um unsere Soldaten zu schützen“. Wohlfeil gesprochen, aber uns kommt gleich Ursel von der Leyen mit ihren Sitzen für Schwangere in Panzern in den Sinn.

Die Botschaft des Abends: Wenn die USA ihre Ukraine-Hilfe zurückfahren und sogar Mittelverwendungskontrolle ansprechen, dann muss Deutschland „bedauerlicherweise“ alles bezahlen und daheim „den Gürtel enger schnallen“, so der neue Außenminister Johann Wadephul. Und wer was anderes sagt, ist ein Sprachrohr Moskaus. Spokoynoy nochi.

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Kommentare ( 124 )

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AlexR
19 Tage her

Wieso muss Deutschland „bedauerlicherweise“ dann die Kosten für die Ukraine übernehmen? Die EU hat genug Staaten, aber wieder einmal sind wir das Sozialamt der EU. Diese Phrase mit dem „Gürtel enger schnallen“ höre ich seit 69 Jahren in schöner Regelmäßigkeit. Zugegeben habe ich das bestimmt die ersten Lebensjahre nicht verstanden, aber dann stetig immer mehr. Nie hatte dieser Staat Geld für Schulen und Ausbildung (Mayer-Vorfelder), geschweige denn für die Erhaltung der Infrastruktur. Aber für Entwicklungshilfe und exorbitanten EU-Zahlungen waren immer Gelder da. Seit Merkel wurden die Ausgaben für Nicht-deutsche Vorhaben weiter gesteigert. Annalena warf schließlich mit Millionen, Gigabytes und Milliarden… Mehr

hansgunther
19 Tage her

Falls der CDU! Wadepuhl einen Gürtel trägt, dann kann er sich den ja stramm ziehen!
Solche Regierungsnulpen haben nur das eigene Volk zur Ausbeutung im Auge. Vielleicht sorgen sie mal für die, die ihre Gehälter sichern, anstatt sie weiter zu belasten! Minister für was eigentlich? Wird sowas wirklich gebraucht, oder ist das nicht eine Leerstelle für dies und das, blabla ohne Substanz, aber ganz viel heiße Luft? Sprechblasen kann man jeden Tag in der Bildzeitung einkaufen, das ist billiger und auch nur Propaganda.

Raul Gutmann
20 Tage her

Herrn Wadephuls Progonse wird den hiesigen sozialen Zusammenhalt einem Test unterziehen, der schlimmes befürchten läßt…
Wobei der Aphorismus „den Gürtel enger schnallen zu müssen“ in konkreter Politik bedeutet, die Steuer- und Abgabenschraube für die Leistungsträger anzuziehen resp. die Verschuldung zu erhöhen. Die deutschen Funktionseliten kopieren die sozialistische Politik Argentiniens.
Doch irgendwann wird auch dem überzeugtesten Sozialisten das Geld anderer Leute ausgehen (Margaret Thatcher).
Und dann wird …, nein, nicht die Stunde, eher die Phase der Wahrheit kommen. Ob es wie 1989 sein wird, als der Ostblock zusammenbrach oder ein deutscher „Javier Milei“ mit der Kettensäge erschein wird, weiß heute niemand.

Last edited 20 Tage her by Raul Gutmann
Konstanze Werner
20 Tage her

Für was genau wurden die vielen Milliarden in der Ukraine bereits ausgegeben ? Wer kontrolliert das ?
Was genau passiert mit dem gelieferten Material nach der Übergabe an die Ukrainer ? Wer übergibt wo ?
Was genau ist das Ziel, was die Geber bereit sind, durch Zahlungen und Lieferungen an die Ukrainer, zu unterstützen ? Wer definiert dieses Ziel ? Ist ds zu erreichen ? Wo ist die rote Linie der Geber ?

November Man
20 Tage her

Man sollte Selensky und den Ukrainern keine Waffen und schon gar kein Geld geben. In einem aufsehenerregenden Interview mit der Associated Press hat der ukrainische Präsident Selensky für Verwirrung über den Verbleib amerikanischer Hilfsgelder gesorgt. Von den angeblich bereitgestellten 177 Milliarden Dollar seien lediglich 76 Milliarden tatsächlich in der Ukraine angekommen – ein Umstand, der erhebliche Fragen aufwirft. Die mangelnde Transparenz bei den Hilfszahlungen und die erheblichen Diskrepanzen zwischen erhaltenen und verschwundenen Geldern werfen ein bezeichnendes Licht auf die chaotische Kriegspolitik von Selensy. Während der amerikanische und der deutsche Steuerzahler weiterhin die Hauptlast der Ukraine-Unterstützung tragen müssen, bleiben zentrale Fragen… Mehr

Konstanze Werner
20 Tage her
Antworten an  November Man

schließe mich vollumfänglich an.

Und zu Deutschland:
Was haben die ganzen Generäle (aktiv oder a.D.) denn die ganzen Jahre hier getan ? Zugesehen wie Ihnen die zuständigen Politikerinnen und Politiker die eigenen Armeen entwaffnet haben ?

EndofRome
19 Tage her
Antworten an  Konstanze Werner

Sie haben die Faust in der Tasche gemacht und hinter ihrem
Schreibtisch ausgeharrt. Es gab ja gutes Geld.

Riffelblech
20 Tage her

Heutige Wählerumfragen sehen die CDU ,dank der derzeitigen Regierungspolitik in einem deutlich ansteigendemTrend nach oben . 29% zu 22 % gegenüber der AfD ! Sagt das eigentlich nicht Alles aus über den geistig – regen Zustand in diesem Lande ? Dabei verkauft uns die CDU/Spd Regierung praktisch täglich zu Lumpenpreisen in derweil . Die Dauerbeschallung der ÖRR. machen sich bemerkbar ,einschließlich einer demonstrativen Denkverweigerung in diesem Volk . Dann ist es eben so !!! Nur nach dem großen Knall ,der wird ganz gewiss kommen ,war es wieder mal keiner gewesen und alle schauen doof wie das Schaf in den Futtertrog… Mehr

Der Michel
19 Tage her
Antworten an  Riffelblech

Da sprechen Sie das politische Thema an, das mir in diesen Jahren am schwersten auf der Seele lastet: Die Denkverweigerung, die Verblödung, die Dummheit eines großen Teils dieses Volkes. Mit der 24/7 MSM-Beschallung kann man das sicher ein Stückweit erklären – aber ich weigere mich zu akzeptieren, dass man sich dagegen nicht wehren könnte, wenn man denn wollte. Bei manchen klappt’s doch! Warum nur sind die Menschen zum überwiegenden Teil so denkfaul?

Privat
19 Tage her
Antworten an  Riffelblech

Wer solche inkompetenten Figuren gut findet, den halte ich für geistig und charakterlich verkommen

Theophil
20 Tage her

Wenn wir aufrüsten würden, um Königsberg und Breslau zurückzuholen, wäre das verwerflich, aber nachvollziehbar. Dass wir aufrüsten, damit die Ukraine Donezk und Mariupol zurückholen kann, ist verwerflich und nicht nachvollziehbar

HansKarl70
20 Tage her

Da sollte Herr Wadephul doch mit gutem Beispiel vorangehen.

EndofRome
20 Tage her

Ist schon klar. Die Soldaten wollen mehr Geld. 36000 Offiziere hat die Bw, dass bedeutet, dass auf vier Indianer ein Häuptling kommt. Da weiss man, wo das ganze Geld hinfliesst. Ein Generalmajor bekommt heute 11900 Euronen im Monat. Im Jahr sind das mit 13. Monatsgehalt über 150 000 Euronen. Das hat früher ein Dax-Vorstand verbekommen. Der musste aber liefern. Die Bw-Generale haben dagegen, von den paar Truppenbefehlshaber abgedehen, nur ihre Schreibtische in Ordnung zu halten. Sie führen ein fürstliches Leben. Ein General der Bw kann also, mit ein paar Auslandsjahren, wodurch sich das Grundgehalt nocj einmal verdoppelt, als Millionär in… Mehr

Chrisamar
19 Tage her
Antworten an  EndofRome

An Deutschen Bahnhöfen und in und an Deutschen Zügen sterben in einem Jahr mehr Menschen als in 20 Jahren Auslandseinsatz der Bundeswehr gestorben sind… Dazu bitte die Versorgungen des DB Sicherheitspersonals und die des Herrn Mai vergleichen.

Teiresias
20 Tage her

Wir „müssen“ einen Krieg für ein nicht-NATO-Mitglied bezahlen, das nicht einmal ein Verbündeter ist?
Warum?
Als Garantiemacht der UN-Resolution 2202 sollten wir dem Völkerrecht folgend dazu beitragen, selbige Resolution gegen die Ukraine durchzusetzen und den Krieg damit zu beenden, statt der Ukraine mit ruinös teurer Unterstützung Beihilfe beim Verstoß gegen selbige Resolution zu leisten.

Last edited 20 Tage her by Teiresias
Zum alten Fritz
20 Tage her
Antworten an  Teiresias

Weil die Wähler das Parlament in seiner jetzigen Zusammensetzung so gewählt haben. Und die Regierung handelt im Auftrag des Wählers. Die Minderheit muß sich der Mehrheit beugen und wird ganz undemokratisch ausgegrenzt.

Der Michel
19 Tage her
Antworten an  Zum alten Fritz

Ich wage zu behaupten, dass zumindest DIESE Regierung ganz offen NICHT im Auftrag des Wählers handelt. Dazu muss man sich nur anschauen, was von den vielen Wahlversprechen (-versprechern?) des jetzigen Kanzelnden übrig geblieben ist – bereits 14 Tage nach der Wahl war quasi NICHTS davon übrig. Und nur der Vollständigkeit halber: Ich habe im Februar diese Truppe nicht gewählt. Denn EIN Wahlversprechen hat Merz immerhin bisher gehalten: Die Ukraine zu unterstützen, koste es was es wolle. Insofern gebe ich Ihnen teilweise recht.