„Die Gruberin“ ist ein Multitalent. Als Kabarettistin, Satirikerin und Bestsellerautorin wird sie von ihren Fans besonders für ihre klaren Kommentare zu Zeitgeschehen und -genossen geschätzt. Doch gewichtig wird sie als freche Stimme der schweigenden Mehrheit.
Monika Grubers schauspielerische und kabarettistische Leistung kann nur gelobt werden. Aber es gibt Momente, da wird aus einem Erfolg auf der Bühne ein politisches Phänomen, zur politischen Manifestation. Dieser Moment trat ein, als Monika Gruber in ihrem heimatlichen Erding, einer hübschen, aber bislang in der Weltgeschichte eher unauffälligem Ort nördlich des dominanten München eine Protestveranstaltung zum Thema Wärmepumpe organisierte.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wurde ausgepfiffen, sein Machtkonkurrent Hubert Aiwanger von den Freien Wählern hielt eine Volksfestrede in der derben bayerischen Tradition, das woke rotgrüne Milieu tobte. Monika Gruber nahm damals noch Söder in Schutz vor zu lauten Protesten; das hat ihn wahrscheinlich am allermeisten geärgert: Nicht mehr Söder beherrscht die Szene, sondern ein Vertreter des fahrenden Volkes, schlimmer noch: eine Vertreterin.
Seither ist die Gruberin nicht nur die erfolgreiche Kabarettistin, die den Münchner Zirkus-Krone-Bau oder das Olympiastadium füllt. Seither ist sie auf dem besten Weg zur bayerischen Volksheldin, steigerungsfähig nur noch durch einen Brunnen auf dem Münchner Viktualienmarkt neben Liesl Karlstadt und Karl Valentin. Welche Stadt feiert eigentlich ihre komischen Talente so selbstbewusst wie München?
Aber noch gibt es Monika Gruber in Fleisch und Blut und nicht in Bronze. Doch seit Erding ist ihr Weg vorgezeichnet.
Eine politisch hypersensible Bloggerin verklagte Monika Gruber und ihren Co-Autor Andreas Hock wegen „Beleidigung“ und „Rassismusvorwürfen“, weil sich die bayerische Kabarettistin in ihrem Buch „Willkommen im falschen Film” über einen Post von ihr auf X lustig gemacht hatte (TE berichtete). Der Piper Verlag veröffentlichte daraufhin einen „angepassten Nachdruck“ (d.h.: schwärzte die entsprechenden Passagen im vorauseilenden Gehorsam), doch schon wenige Wochen danach wurde vom Oberlandesgericht Hamburg die Klage der Bloggerin abgewiesen.
Auch dieser Vorgang wirft – wie so häufig in diesem Jahr – die Frage auf: „Was darf Satire?“ Vielleicht erinnern Sie sich an die Antwort, die Ignaz Wrobel (aka Kurt Tucholsky – gewiss kein Gewährsmann konservativer Bürgerlichkeit) darauf gegeben hat? „Alles.“ Und:
„Übertreibt die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.“
Nun ist das Buch in einer aktualisierten, erweiterten – und man sollte es deutlich sagen: unzensierten – Ausgabe im Plassen Verlag erschienen. Eine Ermutigung für alle, die die Freiheit der Meinungsäußerung und die Freiheit der Kunst nicht nur für hohe Güter unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung halten, sondern auch mit Leben gefüllt sehen möchten.
Denn die Neigung zu Selbst- und Fremdzensur, als deren Emblem der pausenlos erhobene moralisierende Zeigefinger allgegenwärtig geworden ist, muss dringend durch mehr intelligente und empathische Weite kompensiert werden, anders gesagt: wir brauchen mehr Hirn und Herz – und zwar möglichst verbunden mit Humor.
Monika Gruber ist dennoch über die heftigen Reaktionen erschrocken, denn so mutig und unerschrocken, wie sie ist und auftritt: diese „Abstrafung“ war ein Schock. Ausgrenzung und soziale Ächtung sind starke Waffen der neuen Klasse der medial-politischen Machthaber.
Gruber hat zwar nicht darunter gelitten, dass die Schwabinger Schicki-Micki-Szene der braven Staatskabarettisten und grünen Ampeljubler sie schneidet und über sie die Nase rümpft, als habe sie sich ungewaschen und ungebeten vom Saustall in ihre Selbstlachgesellschaft begeben. Das tun sie schon länger. Doch mit der Vehemenz von Reaktionen, die ihre Position als unsagbar und illegitim ansehen und ihr damit jedes Recht absprechen, zu ihrer Sicht der Dinge offen und öffentlich zu stehen, mit dieser Vehemenz hatte sie nicht gerechnet.
Davon gänzlich unberührt wächst allerdings das Lager der Gruber-Anhänger und wie jeder Bühnenkünstler spürt sie diesen Sog, den sie ja sogar selbst ausgelöst hat. Eines ist sie dabei immer geblieben: Witzig und bissig.
Falls Sie wie ich in diesem Jahr wenig Gelegenheit hatten, über diesen und anderen Wahnsinn in unserem Land, der Welt, in Politik und Gesellschaft so richtig herzhaft zu lachen, dann sei Ihnen das Buch von Monika Gruber und Andreas Hock als Antidepressivum, Zwerchfelllockerungsübung und Widerstandskraftstärkung dringend empfohlen! Die preiswerte Neuausgabe legt überdies nahe, es lieben Freunden zur nächsten Essenseinladung als kleines Gastgeschenk mitzubringen. Sie werden damit nachhaltig Spaß und Freude bereiten!
Monika Gruber / Andreas Hock, Willkommen im falschen Film. Neues vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten. Aktualisierte, erweiterte und ungekürzte Neuausgabe. Plassen Verlag, Paperback, 256 Seiten, 15,90 €.
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Es gibt nicht allzuviele, die den Finger auf die Wunde legen und das mit großem Gespür für Mißstände jeglicher Art, sehr gut verpackt aus der eigenen Analyse heraus und sie ist eine mutige und aufrechte Kritikerin im Sinne der Verteidigung persönlicher Rechte und deshalb zählt sie intellektuell zu den Großen ihrer Sparte und da kann man nur den Hut ziehen, was bei den meisten nicht nötig ist, indem man sie einfach ignoriert, weil sie es nicht wert sind, daß sie die Sonne bescheint. Bei all dem Schund, den man heutzutage geboten bekommt ist sie eines der letzten Lichtblicke in Sachen… Mehr
Die Frau Gruber, mit Unterschied zu vielen ihren Kollegen, lässt sich nicht korrumpieren. Vor einigen Jahren, habe ich politischen Kabaret in TV geschaut, jetzt schon lange nicht mehr. Die Meisten biedern sich der katastrophale Politik an.
Sofort nach erscheinen hab ich das Buch gekauft also das Original ohne Korrektur. Ich liebe die Gruberin, also rein platonisch, und ihre Bayrische Derbheit geht sogar mir als Südschwede unter die Haut. Hoffentlich tritt sie bald wieder auf denn sie könnte Stadien füllen.
Wenn man für seine Ansichten Ablehnung und Verachtung erfährt ist das erstmal schwer. Der Mensch ist ein Herdentier und der Ausschluss aus der Gruppe war früher ein Todesurteil. Aber man kann daran wachsen. Fanatiker sind es nicht wert, sich mit ihnen abzugeben. Doch für die anderen ist es notwendig, daß Widerspruch existiert, damit sie irgendwann das selber Denken anfangen.
Frau Gruber ist ein bayrischer Zumpen, wie man/Mann sie sich wünscht/wünschen sollte. Die meisten bayrischen „Mannseinbilder“ sind aber zu blöd, um die Gruberin zu schätzen. Aus Angst vor ihr. Soll sie der Teufel holen. Jetzt, sofort, unverzüglich.
Ich konnte eine „unzensierte“ Version der ersten Ausgabe ergattern und kann bestätigen, dass Monika Gruber und Andreas Hock geliefert haben. Die Situation im „irren Germanistan (Henryk M. Broder)“ wird treffsicher beschrieben.
In D gibt es derzeit nicht viele Gründe zur Erheiterung. Die Lektüre bietet eine Auszeit.
Liebe Frau Gruber, bleiben Sie bitte wie Sie sind und lassen Sie sich nicht unterkriegen. Sie werden in diesem Land der Schafe weiterhin dringend gebraucht! Und vielen Dank für ihre Verdienste um Meinungsfreiheit und echte Demokratie!
Aber auch das ist die Gruberin, ihr Kommentar zur LT-Wahl in Thüringen auf X:
„Das einzig Gute an dieser Wahl ist, dass Höcke nicht Ministerpräsident geworden ist.“
Die Gruberin ist zwar naiv gewesen, aber sie hat das richtige Alter, die nötige Bekanntheit, ausreichende finanzielle Unabhängigkeit und das passende Elternhaus.