Wolfgang Bosbach: Große Koalition macht bis zum Ende weiter

Unions-Politiker Wolfgang Bosbach im Interview mit TE (Ausgabe 01-2019): „Mich erstaunt die Gelassenheit der Union über ihre Verluste“ – Wir haben die AfD unterschätzt.

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Bergisch-Gladbach. Der Unions-Politiker Wolfgang Bosbach rechnet damit, dass die Große Koalition bis zum Ende der Legislaturperiode regieren wird. Für Union und SPD seien Neuwahlen gleichermaßen mit hohen Verlusten verbunden. „Stand heute wird die SPD Neuwahlen fürchten wie keine andere Partei. Sie kann dann, wenn sie Neuwahlen provoziert, in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden“, analysiert Bosbach im Gespräch mit dem Magazin Tichys Einblick. Aber weil neben der SPD auch die Union kein „ernsthaftes Interesse an Neuwahlen“ habe, geht Bosbach davon aus, dass „die Koalition bis zum Ende der Wahlperiode halten wird. Nicht weil beide Seiten die Koalition unbedingt wollen und restlos begeistert sind, sondern weil Neuwahlen eine Reise ins Ungewisse wären.“

Kein gutes Zeugnis stellt Bosbach der CDU-Parteispitze beim Umgang mit den erlittenen Wahlverlusten aus. „Was mich am meisten erstaunt, ist die große Gelassenheit, mit der die Parteispitze – und damit ist nicht nur Angela Merkel gemeint, sondern auch Vorstand und Präsidium der CDU Deutschlands – in den letzten Jahren die mageren Wahlergebnisse hingenommen hat. Ich hatte nie das Gefühl, dass es die Parteispitze wirklich mal aufgeregt hat, wenn wir verloren hatten“, so Bosbach. „Früher war das erklärte Ziel „40 Prozent plus x“. Heute ist erklärtes Ziel, dass nicht gegen uns regiert werden kann.“

Die Unwahrheit aufzeigen
Arbeit am Mythos von Merkels goldenen Zeiten
Die Wähler hätten den Eindruck, dass wichtige Probleme in der Union nicht einmal mehr hinter verschlossenen Türen offen diskutiert werden. Bosbach zieht eine Analogie zum Fußball: „In der Kabine darf es ruhig mal knallen, wenn man aber auf dem Platz ist, dann wird man nur gemeinsam Erfolg haben. Wenn aber viele Mitglieder, auch Wählerinnen und Wähler, das Gefühl haben, meine politischen Vorstellungen und Ziele werden in der Partei noch nicht einmal mehr diskutiert und finden überhaupt nicht mehr statt, dann darf man sich nicht wundern, wenn sie der Partei den Rücken zudrehen.“

Dabei habe die CDU die AfD von Anfang an unterschätzt. „Ich kann mich noch gut erinnern, dass es am Anfang hieß, die AfD ignorieren wir noch nicht einmal, die thematisieren wir nicht. Wenn wir nicht darüber sprechen, fällt es den Leuten gar nicht auf, dass es diese Partei gibt“, so Bosbach in der am Montag erscheinenden Ausgabe von Tichys Einblick. „Das war eine riesengroße Fehleinschätzung. Mit denen setzen wir uns nicht in eine Talkshow, meinte unser Fraktionsvorsitzender Volker Kauder damals deklamieren zu müssen. Die Erwartung war, dass es sich bei der AfD um ein vorübergehendes Phänomen handle, so wie früher die Republikaner, die DVU oder andere rechte Parteien. Auch die Wähler fühlen sich ausgeschlossen, wenn sich die Etablierten nicht mehr für ihre Sorgen interessieren. Ist es verwunderlich, wenn sie sich dann auch nicht mehr für ihre alten Parteien interessieren? Die Folge sind dann bittere Wahlniederlagen.“


Das ganze Interview in Ausgabe 01-2019 von Tichys Einblick >>>

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Kommentare ( 159 )

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gast
5 Jahre her

Bosbach ist der Mitläufer schlechthin. Er ist wirklich der Allerletzte, der noch was sagen sollte. Es reicht.

Hartholz
5 Jahre her

Dass die GroKo bis zum Ende weiter macht kann ich mir auch vorstellen und zwar bis zum Bitteren. Zumindest wird sie es bis zum Gehtnichtmehr versuchen.
Ich kann mir auch vorstellen, dass Bosbach nicht in die oberste Spitze seiner Partei vordringen darf, um geplante Projekte nicht zu gefährden. Diese steht bald jener von Honney um nichts mehr nach. SED ist sicher nicht Bosbergs Fall.

5 Jahre her

Wir können doch debattieren wie wir wollen, das System ist so angelegt, dass sich nichts ändern kann. CDU und SPD haben soviel Verluste erlitten wie noch nie, und wem hat es geschadet oder genützt. Die anderen Parteien sind nicht in der Lage genügend Stimmen zu generieren, so dass ein Politikwechsel stattfinden könnte. Was wird passieren? Die Koalition wird so weiter machen wie bisher. Das Hoch der Grünen wird verfliegen und ein neues wird nicht kommen. Der nächste Kanzler oder Kanzlerin wird aus der CDU kommen, weil keine andere Partei genügend Stimmen bekommen wird um dies zu kippen. Die CDU selbst… Mehr

Fragen hilft
5 Jahre her

Ach, nun lasst mal den Herrn Bosbach. Der tat nix, der wollt nur spielen.

Wolfgang Schuckmann
5 Jahre her

Oh ja, ich werde es so machen wie es die Union mit der AFD vorhatte, einfach nicht mehr wahrnehmen, nicht mehr sprechen über das was einen sprachlos macht. Ignorieren nennt man das. Und Neuwahlen? Wer soll denn die gewinnen? Bei der Wählerverpeilung, Entschuldigung, wollte schreiben´ Wählerverteilung´, sehe ich da niemand, der in Frage käme.
Merz (mit e) ? Bei d e r Rede? Aber hallo! Vergessen, den Verein. Nicht mehr wert sich drüber aufzuregen. Geht alles seinen Gang, so oder so.
Wer sollte diesem Land noch helfen können? Ich s e h e keinen.

Henni
5 Jahre her

Herr Bosbach, sie waren ein herrlicher Störenfried im Universum Merkels. Es war nett, aber wirklich bewegt haben sie leider nicht viel, wie gesagt leider. Wenn Sie wirklich was bewegen möchten zum Lebensende hin, dann rate ich ihnen zu einem Parteienwechsel Richtung AFD. Die Schockwellen würden jeden treffen, und Sie könnten die AFD weiterentwickeln in Richtung für alle wählbare, echte konservative alternative zur CDU. Sie wissen genau, dass man im Sinne der Mehrheiten auch den rechten Rand zumindest etwas bedienen sollte.

Babylon
5 Jahre her
Antworten an  Henni

Macht Herr Bosbach nicht. Er verlässt die CDU genau so wenig wie Sarrazin die SPD verlässt. Außerem ist Bosbach Katholik, Scheidungen sind sakrosant.lol
Im Ernst, Bosbach wie Sarrazin sind im Herzen politische Romantiker. Für sie ist eine Partei nicht nur Mittel zum Zweck um Politik zu machen sondern eine Art Familie und Heimat.
Im Gegensatz zu Bosbach ist z.B. ein Alexander Gauland Vollblutpolitiker genau so wie eine Erika Steinbach.

Hartholz
5 Jahre her
Antworten an  Babylon

Ich glaube eher, Bosbach, aber vor allem Sarrazin agieren vorsichtig, um nicht ein Schicksal wie Barschel oder Schleyer zu erleiden.
Politik ist ein gefährliches Pflaster.

CarolusMagnus
5 Jahre her
Antworten an  Hartholz

Sind wir schon so weit?

Josef K.
5 Jahre her

Warum Herr Bosbach bekennen Sie nicht, dass die CDU von Helmut Kohl nicht mehr existiert. Das selbe Problem hat übrigens Thilo Sarrazin, der noch von der SPD und Willy Brandt schwärmt.

Bekennt euch endlich zu einer anderen Partei oder werdet parteilos.

Karl Napf
5 Jahre her

Groko macht bis zum Ende weiter?
Gute Nachricht!
Ende von Vernunft, Kompetenz und Ehrlichkeit ist schon lange erreicht. Zeit zu gehen

CarolusMagnus
6 Jahre her

Leute wie er, sind die Hauptschuldigen am Untergang Deutschlands wie wir es kennen. Ohne solche Leute hätte sich Merkel nicht so lange halten können.

Delion Delos
6 Jahre her

Bosbach hat eine wichtige „Funktion“ in der CDU und allein deshalb wurde und wird er immer wieder in die Talkshows etc. eingeladen: Er soll den CDU-Wählern suggerieren, es gäbe in der CDU mehr von seiner Sorte und deshalb könne man DOCH die CDU wählen. Dabei hat Bosbach hat in seiner CDU in Wahrheit gar nichts zu sagen. Es ist Merkel schlicht vollkommen egal, ob und was Bosbach über ihre Politik denkt. Sie freut sich aber sicher über seine „Loyalität“ und darüber, dass er dafür sorgt, dass nicht NOCH mehr Wähler abtrünnig werden. Jede der etablierten Parteien hat inzwischen ihren Bosbach.… Mehr