Song Contest in Wien: Ein Fest der Freude sorgt für eine politische Krise

Die Akzeptanz einer Online-Abstimmung über die Teilnahme Israels am Song Contest 2026 in Wien bereitet den Boden für weitere negative Entwicklungen in Europa. Der ORF steht unter Druck. Mehrere Länder fordern den Ausschluss des Landes vom Musikwettbewerb.

picture alliance / HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com | HANS KLAUS TECHT

Der Eurovision Song Contest 2026, den Österreich vom 12. bis 16. Mai 2026 ausrichten wird, droht in eine tiefgreifende politische Spaltung zu kippen – die Forderung mehrerer Länder, Israel von der Teilnahme auszuschließen, richtet sich nicht nur gegen die Prinzipien des Wettbewerbs, sondern auch gegen das Recht auf eine grenzenlose Kultur und gegen alle Freiheitsgedanken.

Die Europäische Rundfunkunion (EBU) hat nun auf die wachsende Kontroverse reagiert: Anfang November soll bei einer außerordentlichen Online-Generalversammlung über die Teilnahme Israels am ESC 2026 abgestimmt werden. Ob Israel in dieser Abstimmung konkret erwähnt wird oder ob es indirekt geschieht, bleibt offen. Fest steht: Die Entscheidung fällt demokratisch, aber in höchst angespannten Zeiten.

Sechs Länder boykottieren den Song Contest

Sechs Länder haben bereits deutlich gemacht, dass sie den ESC 2026 boykottieren wollen, wenn Israel teilnehmen darf. Diese Länder sind: Spanien, die Niederlande, Irland, Island, Slowenien und – in Teilaspekten – Belgien. RTVE in Spanien, AVROTROS in den Niederlanden, RTÉ in Irland und RTVSLO in Slowenien haben erklärt, dass ihre Teilnahme von der Entscheidung über Israel abhängt. Auch Island prüft eine Reaktion im Falle einer Teilnahme Israels.

Politischer Skandal in Wien
Song-Contest-Sieger will Israel vom Wettbewerb ausschließen
Es gibt gewichtige Gründe, Israel im ESC 2026 zu belassen: Musik, Kunst und kultureller Austausch sollen Brücken bauen, nicht Mauern errichten. Israel hat in der Vergangenheit bewiesen, dass musikalische Vielfalt und Kreativität dort eine Heimat haben. Ein Ausschluss wegen politischer Spannungen würde ESCs Prinzip der kulturellen Inklusion untergraben. Es wäre ein gefährlicher Präzedenzfall – denn wenn man einem Land die Teilnahme verweigert, weil man mit seiner Regierungspolitik unzufrieden ist, wo zieht man die Grenze?

Österreich, als Gastgeberland, trägt dabei besondere Verantwortung. Der ESC wurde stets propagiert als Plattform der Verständigung über Grenzen hinweg. Wenn Wien und der ORF unter Bürgermeister Michael Ludwig sich mit einer Entscheidung befassen, die in Teilen der ESC-Gemeinschaft als politischer Ausschluss gewertet werden kann, dann muss das reflektiert geschehen – transparent, fair und unter Berücksichtigung internationaler Standards.

Österreich als Veranstalter unter Druck

Die österreichischen ESC-Veranstalter und der für die millionenteure Show zuständige ORF stehen unter Druck; statt sich nur als Gastgeber zu inszenieren, müssten sie die Kontroversen nicht nur managen, sondern auch gestalten. Es genügt nicht, eine Online-Abstimmung zuzulassen. Es müsste zuvor klar sein:

  • Wie lautet der Wortlaut der Abstimmung? Wird Israel ausdrücklich genannt – oder bleibt es implizit?
  • Wie wird sichergestellt, dass alle Mitglieds-Sender gleichberechtigt einbezogen sind und nicht politischer Druck entscheidet?
  • Welche Konsequenzen ergeben sich aus einem Boykott? Finanzielle, organisatorische, reputative?

Der ORF und die Stadt Wien müssten in dieser Situation handeln: Entweder sie stehen für die internationalen ESC-Prinzipien ein – für Vielfalt, Offenheit, künstlerische Freiheit. Oder sie lassen sich auf Logiken ein, die alle Entstehungsideale gefährden: eine Ausgrenzung aus politischen Gründen.

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Kommentare ( 39 )

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Dieter Rose
2 Monate her

Es wäre doch prima, wenn das zum Ende des inzwischen unerträglich gewordenen ESC führen würde!

Regina Lange
2 Monate her
Antworten an  Dieter Rose

So isses! Der ganze ESC-Mist ist zu einer linken politischen Veranstaltung mutiert, die mit der eigentlichen Sache gar nichts mehr zu tun hat!

bfwied
2 Monate her

Wenn Wettbewerbe unter westlichen Ländern von einigen boykottiert werden, dann ist der Westen in seiner Seele kaputt und mental auf Kindergartenniveau geschrumpft. Dass Irland zu den Israel-Hassern dazugehört, wundert mich. Sie haben nichts gelernt, offensichtlich, seit sie zur Drehscheibe bzw. Zentrum mächtiger Konzerne geworden sind und sich ganz wichtig fühlen können. Sehr schade, denn ich war sehr oft in Irland und habe die Insel als überaus nett kennengelernt. Wenn dem so ist, dass die linken Narrative die Politik in jedem Bereich bestimmen, dann wäre es angebracht und ehrlich, das alles zu stoppen. Dann sollen die Boykottländer doch selbst unter sich… Mehr

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  bfwied

Leider werden die überwiegend trotteligen Bewohner solcher Länder auch dann begeistert klatschen.
Machen wir uns nichts vor. Corona war ein Gespenst. Es muß aber ein viel aggressiveres „Virus“ geben, das Besitz von sehr vielen Menschen ergriffen hat.
Anders kann ich mir diesen (Pseudo-)Wokeismus nämlich nicht erklären.

Will Hunting
2 Monate her

Ich denke, selbst die Israelis dürften dafür Verständnis haben. Und wenn nicht, ist es auch egal. Weiter so, Israel.

Deutscher
2 Monate her

Fest der Freude? 😄
Fest des Kitsches, des schlechten Geschmacks und der politischen Heuchelei trifft es wohl eher.

hoho
2 Monate her

Wohl nicht bei TE.

Mausi
2 Monate her

Mit etwas mehr Internet-Suche: „Unmittelbar von der Austragung profitieren dürften … neben dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel auch die Eventbranche, Technikfirmen, Logistik- und Transportunternehmen.“ Und natürlich die Künstler. Kreditaufnahme am Veranstaltungsort kann nötig werden. Keine Ahnung, wie das finanziell ausgeht. Mehr als „Deutschland“ zahlt – wie andere Länder auch – die Teilnahmegebühr kann ich nicht finden. Also Steuergelder? Oder aus der Gebührenkasse des ÖRR? Der Organisator ist die EBU. „Die European Broadcasting Union mit Sitz in Genf ist ein Zusammenschluss von derzeit 73 Rundfunkanstalten aus 56 Ländern in Europa, Nordafrika und Vorderasien.“, vgl. Homepage. Immer stoße ich im Impressum auf… Mehr

Last edited 2 Monate her by Mausi
hoho
2 Monate her

und wen interessiert den Mist noch? Sport vlt noch aber da dürfen die Russen nicht teilnehmen, das hat die Redaktion nicht gestört, obwohl die Russen auch Menschen sind und obwohl das auch ein Skandal ist.

Mausi
2 Monate her

Schafft das Festival ab. Entweder keine Politik oder kein Festival.

Reinhard Schroeter
2 Monate her

Alles hat seine Zeit, auch dieser zur Hampelmanveranstaltung verkommene Musikklamauk hat sich überlebt.
Kann weg ,so wie ausgelatschte Schuhe.
Es sollte genung Leute mit neuen und anderen Ideen geben und die sollten ihre Chance bekommen , diese zu verwirklichen, als immer nur den gleichen Müll, neu verquirlt aufzutischen.

Pieter Ries
2 Monate her

Spanien, die Niederlande, Irland, Island, Slowenien nur teilnehmen lassen, wenn sie Abbitte leisten: andernfalls für 10 Jahre sperren.
Generell muß man sich fragen wer sich für diesen Radau interessiert.

Mausi
2 Monate her
Antworten an  Pieter Ries

Jetzt wird abgestimmt, ob Israel teilnehmen darf. Hinter „Länder“ wird dabei versteckt, wer eigentlich für das „Land“ abstimmt. Der SWR? Denn er erscheint im Impressum der deutschen Seite zum Contest.

bfwied
2 Monate her
Antworten an  Pieter Ries

Vielleicht gab es mal einen herausragenden Song, mir fällt keiner ein, also haben Sie vermutlich eher recht. Aber diese Boykottländer verstoßen gegen die Idee, die hinter den Wettbewerben steht – und sie merken es nicht einmal, darum ist das Ganze jetzt obsolet, nur noch ein Geschäft und eine „Feier“ der feiersüchtigen Work-life-Balance-Verzogenen.