Tichys Einblick
Wegen Versagens in der Flutkatastrophe

Rheinland-pfälzischer Innenminister Lewentz tritt zurück

Kritik wirkt manchmal doch. Rund 15 Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gibt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz sein Amt auf. Sein Versagen war allzu schwerwiegend. Doch Ministerpräsidentin Malu Dreyer bleibt.

Roger Lewentz, Noch-Innenminister von Rheinland-Pfalz, 21.09.2022

IMAGO / Rainer Unkel
Jetzt also doch. Nachdem gestern noch Oppositionspolitiker und kritische Medien, nicht zuletzt TE, seinen Rücktritt gefordert hatten, gibt der rheinland-pfälzische Innenminister nach. „Heute übernehme ich für in meinem Verantwortungsbereich gemachte Fehler die politische Verantwortung“, sagte Roger Lewentz am Mittwoch. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, er werde „geschäftsführend noch für ein paar Tage im Amt“ bleiben, bis sie „in den nächsten Tagen öffentlich machen werde, wer Roger Lewentz folgt“.

Dreyer hatte ihren Minister schon zuvor angezählt, so dass von einem Rücktritt auf Raten gesprochen werden kann. Lewentz hatte sich in der Flutnacht schlafen gelegt und dies mit dem Fehlen eines klaren Lagebildes gerechtfertigt. Ein AfD-Abgeordneter hat aber herausgefunden, dass es sehr wohl Informationen durch einen Hubschrauberflug gab, die Lewentz hätte kennen können. Die laut Polizei versehentlich vergessenen Videoaufnahmen zeigen Menschen in höchster Not im Hochwasser.

Nach dem Rücktritt der damaligen Umweltministerin Anne Spiegel, die noch Monate nach der Flut (sie war nicht schlafen gegangen, sondern mit ihrer Familie in Urlaub gefahren) zur Bundesfamilienministerin aufgestiegen war, ist Lewentz der zweite Mainzer Minister, dessen Flut-Versagen mit Verspätung zum Karriere-Ende führte. Während sich Lewentz nun nach eigenen Angaben eine „Auszeit“ gönnt, bleibt Dreyer im Amt. Als Ministerpräsidentin trägt sie eine Gesamtverantwortung für das Krisenmanagement der Landesregierung.

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