Rechnungshof verpasst Robert Habeck eine schallende Ohrfeige

Die Ampel hat die Ziele ihrer „Energiewende“ verfehlt. Eine bezahlbare Grundversorgung ist in Gefahr. Diese Warnung könnte von TE stammen – kommt aber vom Bundesrechnungshof.

IMAGO

Eine der obersten Regeln des Journalismus lautet: keine Witze über und mit Namen. Doch Kay Scheller macht es einem nicht leicht, diese Regel einzuhalten. Er ist Präsident des Bundesrechnungshofes und was er der Ampel und „Wirtschaftsminister“ Robert Habeck (Grüne) verpasst hat, lässt sich eigentlich nicht anders beschreiben als mit „schallender Ohrfeige“.

Eine Mitteilung des Bundesrechnungshofes ist übertitelt mit „Energiewende nicht auf Kurs: Deutschland hinkt seinen ambitionierten Zielen hinterher“. Im weiteren Verlauf des Textes führen die Rechnungsprüfer aus, worin Habeck und die Ampel bei der „Energiewende“ versagt haben. Um es kurz zu machen: in allem.

Mutloser Appell der Verbände
Was Robert Habeck tun soll, um die Wirtschaft zu retten
Nicht mal auf dem Weg, die erneuerbaren Energien auszubauen – dem grünen Kernanliegen schlechthin –, ist Habeck auf Kurs: Neue Windräder mit einer Leistung von zusammen 12,84 Gigawatt wollte der „Wirtschaftsminister“ 2023 bauen lassen. 6,38 Gigawatt sind es geworden. Nicht einmal die Hälfte. Um den eigentlichen Zielpfad wieder zu erreichen, müssten Habeck und die Ampel im laufenden Jahr Anlagen mit einer Leistung von 16,46 Gigawatt zubauen. „Das ist nicht realistisch“, urteilt der Bundesrechnungshof.

Der Bundesrechnungshof warnt vor schwerwiegenden Folgen angesichts der verpatzten „Energiewende“: „Ein Scheitern hätte gravierende Folgen, denn der Erfolg der Energiewende ist zentral für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung, den Wirtschaftsstandort Deutschland und das Erreichen der Klimaschutzziele.“ Die Ampel müsse daher dringend umsteuern. „Die sichere Versorgung ist gefährdet“, sagt Scheller über den Bereich Strom. Zudem sei die Bundesregierung nicht in der Lage, die Auswirkungen der Energiewende auf Landschaft, Natur und Umwelt umfassend zu bewerten.

Schon in sechs Jahren sollen erneuerbare Energien 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs decken. Das soll zum einen dem Klima dienen und zum anderen Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoff-Importen mindern. Deswegen räumt die Bundesregierung dem Ausbau erneuerbarer Energien im Vergleich mit anderen „Schutzgütern“ Vorrang ein. Dass Windräder Vögel zu Tausenden schreddern, gilt zum Beispiel in Deutschland offiziell nicht mehr als ein Problem.

Die Ampel will nicht nur den Strom auf erneuerbare Energien umstellen. Sie will auch das Heizen und das Fahren mit Auto, Bus oder Bahn elektrifzieren. Das bedeutet, dass der Energiebedarf in Deutschland von 565 auf 750 Terawattstunden bis 2030 steigen wird, rechnet der Bundesrechnungshof vor. Doch der Ausbau der erneuerbaren Energien stottert, aus der Kernenergie ist Deutschland bereits ausgestiegen und aus der Kohlekraft will Deutschland innerhalb der nächsten sechs Jahre aussteigen.

„Die Energiewende stellt daher eine Herausforderung für die Deckung des Strombedarfs dar“, schreibt der Rechnungshof. Und vermutet, dass das zum Problem wird. Vor allem, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. „Deshalb ist der Zubau ausreichender gesicherter, steuerbarer Backup-Kapazitäten bis zum Jahr 2030 von zentraler Bedeutung“, schlussfolgert der Rechnungshof. Doch der Bau dieser Reserve-Kraftwerke werde dem Wirtschaftsministerium mit seiner „Kraftwerkstrategie 2026“ nicht rechtzeitig gelingen, warnt der Rechnungshof.

Das würde an Kritik schon reichen. Doch der Rechnungshof ist noch nicht fertig mit dem Versagen Robert Habecks: Um die Stromversorgung künftig zu sichern, müssten auch die Netze ausgebaut werden. Auch hier liege der „Wirtschaftsminister“ zurück: „Der Rückstand beträgt mittlerweile sieben Jahre und 6 000 Kilometer“, rechnet der Rechnungshof vor. Wusch.

realitätsferne energiepolitik
Die „Energiewende“ ist und bleibt unbezahlbar
Doch der Bundesrechnungshof ist mit Robert Habeck immer noch nicht fertig. Der Minister verspricht, sein Haus und seine Behörden achteten darauf, ob die Versorgung in Deutschland gesichert ist. Diesen Monitoring genannten Prozess führt die Ampel laut Bundesrechnungshof „wirklichkeitsfremd“ aus. Die zuständige Bundesnetzagentur gehe nur von einem Szenario des besten Falls aus, aber: „Alternative Szenarien betrachtet das Monitoring nicht – obwohl der Ausbau weder bei den erneuerbaren Energien noch den Stromnetzen auf Kurs ist“. Das Szenario des besten Falls hingegen sei „sehr unwahrscheinlich“. Scheller: „So nimmt das BMWK (Wirtschaftsministerium) hin, dass Gefahren für die sichere Versorgung mit Strom nicht rechtzeitig sichtbar und Handlungsbedarfe zu spät erkannt werden. Der Zweck des Monitorings als Frühwarnsystem zur Identifizierung solcher Handlungsbedarfe wird faktisch ausgehebelt.“

Und weiter im Text: „Das Ziel einer sicheren Versorgung mit Strom kann so langfristig nicht gewährleistet werden.“ Die Ampel müsse daher auch Szenarien berücksichtigen, die nicht dem besten Fall entsprechen. Außerdem müsse sie den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen – aber auch den Ausbau von Kraftwerken, die in Dunkelflauten einspringen können.

Ansonsten sieht der Rechnungshof den Wohlstand des Landes gefährdet: „Hohe Strompreise sind ein erhebliches Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Akzeptanz der Energiewende. Die Preise für Strom sind in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Sie gehören zu den höchsten in der EU. Weitere Preissteigerungen sind absehbar. Bis zum Jahr 2045 fallen allein für den Ausbau der Stromnetze massive Investitionskosten von mehr als 460 Milliarden Euro an.“ Das ist alles ein Zitat. Den deutlichen Worten des Bundesrechnungshofes ist nichts hinzuzufügen.

Scheller wirft Habeck vor, der berücksichtige bei seiner Darstellung der Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien solche „Systemkosten“ nicht. Die Ampel habe punktuell den hohen Strompreisen entgegengewirkt, um über diese realen Kosten hinwegzutäuschen: „Dadurch entsteht ein falsches Bild der tatsächlichen Kosten der Transformation.“ Die Ampel solle die wahren Kosten klar benennen. „Darüber hinaus sollte sie endlich bestimmen, was sie unter einer bezahlbaren Stromversorgung versteht.“

Reicht’s? Nein. Der Rechnungshof ist immer noch nicht mit Robert Habeck fertig. Scheller weist auch auf die Folgen der „Energiewende“ der Ampel für die Umwelt hin: „Knappe Flächen und Ressourcen werden in Anspruch genommen, die Biodiversität beeinträchtigt. Umweltschutzrechtliche Verfahrensstandards hat die Bundesregierung im Zuge der Energiekrise abgesenkt, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Sie hat es aber bis heute versäumt, ein wirksames Ziel- und Monitoringsystem für eine umweltverträgliche Energiewende einzuführen. Dabei ist dies notwendig, um unerwünschte Wirkungen der Energiewende auf einzelne Schutzgüter frühzeitig zu erkennen und angemessen nachsteuern zu können. Grundlage der Entscheidungen muss ein wirksames Monitoring sein.“

Auch dieses Zitat geben wir ungekürzt weiter. Härter als der Rechnungshof können wir Robert Habeck, die Ampel und ihre gefährliche Energiepolitik kaum beschreiben.

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Kommentare ( 123 )

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Evero
1 Monat her

Deutschland ist bei der Klimawende weltweit führend. Es baut seine Wirtschaft schneller ab, als es die Welt befürchtete.

Was ist die Aufgabe des deutschen Wirtschaftsministers?
Mehr Märchen

Evero
1 Monat her

Welche seiner Ziele hat der grüne Bundesklimaminister erreicht? Keines.
Dankenswerterweise hat das Klima korrigierend eingegriffen. Es hat mehr Verständnis für den Bürger als der Klimaminister.

Medienfluechtling
1 Monat her

Warum ist nur der Rechnungshof zu solchen Worten in der Lage? Jedem Industrie- und Wirtschaftsverband muss das doch auch klar sein.

Juergen Semmler
1 Monat her

Ein simpler Vergleich legt die unvergleichliche Brillianz des „Wirtschafts“-Ministers offen:

Man stelle sich Habeck als Bademeister vor, der mit WASSERKNAPPHEIT konfrontiert ist.

Seine geniale Lösung malt er auf ein Hinweisschild:

“ HEUTE werden die Schwimmbahnen 7 und 8 nicht mit Wasser gefüllt…..
….ideal für Trockenschwimmer …“

Das kommt davon, wenn man Müsli immer mit Wasser isst…

Freedomofspeech
1 Monat her

Und Habecks Reaktion auf den Bericht des BRH: weinerlich, trotzig und unklug. Hätte er, in den USA von Journalisten auf den Bericht (der gerade erst erschienen war, den er also noch gar nicht gründlich gelesen haben konnte) angesprochen, gesagt, er werde sich nach Rückkehr eingehend mit den Argumenten des BRH befassen, dann wäre er gut beraten gewesen. Doch so ist er der kleine grüne, trotzige Junge, der beleidigt ist, weil man ihm sein Lieblingspielzeug weggenommen hat. Diese Reaktion sagt viel über Charakter und (Nicht-)Eignung für sein Amt aus.

wackerd
1 Monat her

Da sitzt der eitle Geck vor Studenten in den USA und sagt doch allen Ernstes „Er werde Deutschland wieder auf klimapolitischen Kurs bringen“. Nun denn, die Amerikaner sind schon höflich und lassen den Träumer grünen Irrsinns labern. Wirklich bedeutendes hat die Sause in den Staaten nicht ergeben.

Freedomofspeech
1 Monat her
Antworten an  wackerd

Die Highschool-Kids werden ihn super gefunden haben, so ein Minister, der da lässig auf dem Hocker lümmelt ist ja fast einer von ihnen. Dass er sich anbiedert und sein Verhalten unangemessen ist, das merkt man erst, wenn man ein wenig älter geworden ist.

Peter W.
1 Monat her

Die Reaktion von Habeck ist schlicht eine Unverschämtheit gegenüber den Bürgern in dessen Auftrag der Rechnungshof letztlich tätig ist.
Der Mann hat weder ein Mindestmass an Manieren noch eine ausreichende Bildung oder gar Erfolgsbilanz um auf dicke Hose zu machen.

Medienfluechtling
1 Monat her
Antworten an  Peter W.

Ist ein Minister nicht auch im Auftrag der Bürger tätig?!

ludwig67
1 Monat her

Kommunisten tun, was Kommunisten eben tun. Die deutsche „Energiewende“ trägt alle giftigen Zutaten großer kommunistischer Transformationsprogramme in sich, z.B. dem „Großen Sprung nach Vorn“ des Massenmörders Mao.

Sie werden auch die gleichen Ergebnisse erbringen aber „das ist ja nur Geld“.

Viel zu viele Menschen lassen sich vom Kuschelbärkostüm Habecks täuschen. Ähnlich dem weniger charmanten Ökostalinisten Trittin, handelt es sich bei Habeck um einen knallharten, rücksichtslosen Ideologen, der bereit ist, sehr viele Dinge anderer Leute für das „Große Ganze“ zu opfern.

Evero
1 Monat her
Antworten an  ludwig67

Ganz unverständlich ist für mich, dass die Grünen ihre Wählerprozente kontinuierlich bei 13 bis 14 Prozent behaupten. Sind das alles Profiteure von Habecks wirtschaftsfeindlicher Politik? Spüren die nicht die teuren Energiepreise und Lebenshaltungskosten? Oder sind das alles treue Sektenmitglieder, denen der Sektenglauben wichtiger ist, als Wirtschaft und Gesellschaft?

Last edited 1 Monat her by Evero
helmut kassner
1 Monat her

Der Marsch durch die Institutionen hat den grünen einen Anteil an Wählerstimmen von 15-18% gebracht. Das wird sich nicht ändern, der Anteil wird sich eher noch erhöhen. Es werden weitere grüne Gesinnungsgenossen auf lukrative Funktionärsposten befördert. Insofern ist die Hoffnung auf Abstrafung durch Wahlen Wünschdenken.

Peter W.
1 Monat her
Antworten an  helmut kassner

Mir scheint Sie haben recht. Solange es keine Persönlichkeit ausserhalb des rotgrünen Klüngels gibt der mit diesen Leuten Tacheles redet und zwar medial wahrnehmbar wird sich nichts ändern. Dabei gibt es vieles was man gegen „Grün“ anführen könnte. + Die Grünen hatten gar keinen oder nur wenig Anteil an den herausragenden Massnahmen zur Sanierung der Umwelt in Deutschland und haben auch keinen nennenswerten Anteil zur Nachhaltigkeit geliefert. + Die Grüne Politik hat keinerlei Antworten auf die aussenpolitischen und innenpolitischen Themen der Zeit. Das Klimathema ist an den Haaren herbeigezogen und bedarf neutraler wissenschaftlicher Prüfung. +Die Grünen gehen Bündnisse mit globalen… Mehr

Medienfluechtling
1 Monat her
Antworten an  helmut kassner

Ich schätze auch, dass das länger gehen wird. Da wird eine grüne Generation „rauswachsen“ müssen.

mileiisteinanderernamefuermeloni
1 Monat her

Erneuerbare ausbauen? Stromnetz ausbauen? Was fordert der Bundesrechnungshof? Es läuft doch alles. Jeder in Deutschland hat Strom und jeder kann ihn bezahlen – sonst hätte nicht jeder Strom. Man würde es merken, wenn nennenswerte Knappheit an Strom oder an Geld dafür bestehen würde. Das ist gewiss! Die Wirtschaft schrumpft. Also braucht sie in Zukunft weniger Strom. Weniger Nachfrage nach Strom wird den Preis dafür senken. So gerne ich behaupten würde, dass Habeck auf falschem Kurs ist und dass der Rechnungshof mit seiner Kritik im Recht wäre, so sehr muß ich (an)erkennen, dass die Realität diesmal auf Habecks Seite ist. Denn… Mehr

Last edited 1 Monat her by mileiisteinanderernamefuermeloni
metron
1 Monat her

„Jeder hat Strom und jeder kann ihn bezahlen“
—> Bis auf die Unternehmen, die ins Ausland abgewandert sind oder den Laden dicht gemacht haben.
„Die Wirtschaft schrumpft. Also braucht sie in Zukunft weniger Strom.“
—> Originell, schrumpfende Wirtschaft als Staatsziel :)) Selbst wenn der Strompreis langsam wieder sinken würde, kehren abgewanderte Unernehmen nicht wieder zurück.
„Denn ich habe Strom um diese Zeilen zu schreiben.“
—> Ja, leider. In der Dunkelflaute ist das Strom, der teuer im Ausland zugekauft wird, von Ländern, die den von deinem Freund Habeck proklamierten Energiepfad nicht beschreiten …

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Monat her

Genau. Und „die Rennde iss sischer“, weil doch jeden Monat bei den Rentnern was aufs Konto kommt.

Fragt sich halt nur, wie lange das alles noch gut geht. Bei der Rentenkasse dürfte es etwa in 7 Jahren den großen Knall geben. Und beim Strom? Da könnte Habeck in der Tat noch ein Weilchen Glück haben, falls die Leute weiterhin die Elektrokarren und Wärmepumpen verschmähen.

Freedomofspeech
1 Monat her