Tichys Einblick
Ein Dorf macht zu

Nach kriminellen Taten: Bürgermeister kündigt Mietverträge für Flüchtlingsheime

Im bayerischen Peutenhausen gab es Raubzüge und Belästigungen durch Roma und Afghanen. Der Bürgermeister will daher die Schließung der beiden Migrantenheime erzwingen. Das Dorf will keine falschen, barbarisierten „Kriegsflüchtlinge“ mehr aufnehmen.

Screenprint: BR/BR24

Es begann mit einer Roma-Familie, die im Zuge der Ukraine-Krise in ein Migrantenheim zog, das kurz davor für Flüchtlinge und Migranten hergerichtet worden war. Geschehen war das in ehrenamtlicher Arbeit, unter Führung des örtlichen Feuerwehrkommandanten Thomas Tyroller. Das Wohnhaus direkt neben der Schule war zu diesem Zweck an das Landratsamt in Neuenburg vermietet worden.

Nun begann allerdings der Sohn der Roma-Familie umgehend einen Raubzug und verübte in kurzer Zeit mehrere Wohnungseinbrüche – auch bei Thomas Tyroller, wie Bayerischer Rundfunk und Bild übereinstimmend berichten. Natürlich sorgte das für Unmut bei dem Feuerwehrmann: „Der hat in dem Haus gewohnt, das ich ein paar Tage vorher hergerichtet habe.“ Fünf Einbrüche gab es insgesamt. Das brachte noch mehr Peutenhausener auf. Der junge Roma befindet sich heute nach kurzer Flucht in Untersuchungshaft, die unguten Gefühle und das Misstrauen der Peutenhausener sind aber geblieben.

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Doch Mitte Dezember kam es zu einem Vorfall, der noch verstörender war. Zwei junge Afghanen, die laut Tyroller „sturzbetrunken“ waren, störten eine Trauerfeier in der Dorfkirche. Ältere Frauen wurden sexuell belästigt, an den Kleidern gezogen. Eine wurde gar ins Ohr gebissen. Das Urteil des Feuerwehrkommandanten Tyroller war klar, wenn auch maßvoll vorgetragen: „Ab da war’s endgültig vorbei. Wenn man Gast ist, soll man sich auch wie ein Gast aufführen. Und nicht wie ein Idiot.“

Tyroller gibt zu bedenken, dass sich nicht alle Migranten so verhalten. Aber die Stimmung im Dorf sei von da an gekippt. Zudem hat sich der freiwillige Helferkreis des Dorfes aufgelöst. 25 Menschen in dem Dorf betreuten bis vor kurzem Flüchtlinge und Migranten. Aber immer mehr gaben die unbezahlte Arbeit auf – auch schon vor den Vorfällen.

Auch von übergeordneten Behörden sei dem Dorf und der Gemeinde, zu der es gehört, nicht geholfen worden, ergänzt Bürgermeister Alfred Lengler. Die Gemeinde würde – wie so viele – in der angehenden Migrationskrise „über Gebühr strapaziert“. Helfer gebe es immer weniger. Und die jungen Männer, die pausenlos neu einträfen, spielten eben „irgendwann verrückt“.

Die Abwesenheit der Helfer vergrößert das Integrationsproblem

Die Antwort von Dorf und Bürgermeister ist durchaus entschieden. Lengler hat dem Landratsamt den Mietvertrag für zwei Migrantenunterkünfte gekündigt. eigentlich sogar fristlos, nur wurde das nicht akzeptiert. Nun laufen die Mietverträge für die beiden Häuser zum Jahresende 2023 bzw. am 31. März 2024 aus. Aber dann soll Schluss sein mit zugewiesenen Migranten in Peutenhausen. „Die Gemeinde hat ihre Schuldigkeit getan“, meint Bürgermeister Lengler.

Viele Gemeinden erleben Ähnliches wie das oberbayerische Peutenhausen. 45 Prozent der bayerischen Helferkreise berichten von einem erheblichen Mitgliederschwund. Und niemand kann behaupten, dass das nur an der „Überalterung“ der Helfer läge. Natürlich spielt auch die Krise des Ehrenamts insgesamt eine Rolle, und wenn jemand schon jahrelang in diesem Geschäft tätig ist, wird sich wohl unweigerlich eine gewisse Erschöpfung einstellen. Zudem ergibt sich ja auch eine gewisse Perspektivlosigkeit, wenn eine Migrationskrise einfach immerzu fortgeschrieben und jedes Jahr wieder in die Verlängerung geht. Als Normalzustand mag das, was da passiert, offenbar kaum einer betrachten.

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Aus der Abwesenheit der Helfer folgt allerdings, dass die oft kaum integrierbaren „jungen Männer“ noch stärker von der sie umgebenden Gesellschaft isoliert sind. Die Zeit für „echte Integrationsarbeit“ – was immer das auch sei – fehle, berichtet der Verbandsvorsitzende der bayerischen Flüchtlingshelfer, Joachim Jacob. An dieser Stelle übernehme auch niemand den Staffelstab von den Helfern. Das sei ein Mangel, so Jacob. Es gibt aber durchaus hauptamtliche „Kümmerer“ im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, zehn an der Zahl, die nun angeblich ihre Arbeit in Peutenhausen intensivieren wollen. Daneben will auch die Polizei vermehrt Streife fahren.

Das kleine Peutenhausen kann sich immerhin bis Anfang 2024 von der Problematik verabschieden, wenn alles so kommt wie geplant. Aber nicht alle Dörfer verfügen über ein so reges Dorfleben und ein so starkes Selbstbewusstsein. „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste unserer Gemeinde“, so heißt Bürgermeister Alfred Lengler alle Angesprochenen in der Gemeinde und ihren Ortsteilen willkommen. Die Website wirkt aufgeräumt. So aufgeräumt wie auch die Dörfer selbst sein sollen. Aber dieses Gefühl fehlt vielerorts, wo die Probleme im Grunde nicht kleiner sind.

Peutenhausen ist überall

Etwa im brandenburgischen Dörfchen Schmerwitz, in dem schon vor Weihnachten 120 Flüchtlinge und Migranten lebten. Schmerwitz selbst hat nur 180 Einwohner. 40 Prozent sind hier Migranten, wie der Tagesspiegel/PNN in einem Bezahlartikel berichtet. Im gesamten Kreis Potsdam-Mittelmark sind übrigens 650 Migranten untergebracht.

Doch auch in Schmerwitz protestierten die Dorfbewohner, vor einigen Wochen sogar mit Plakaten in Werder (Havel), wo der Kreistag tagte. Die Probleme sind auch hier konkret: So werden etwa die Arzttermine knapp. Einige alteingesessene Einwohner fahren wegen eines schmerzenden Zahns schon bis nach Berlin. Andere wollen wegziehen, weil sie die schiere Lautstärke nicht mehr aushalten. Teils spielten 40 Kinder (meist afghanische und syrische) bis zum späten Abend in der Ortsmitte. Das sei einfach eine andere Kultur, die inzwischen fast die Hälfte des Dorfes ausmacht. Charakteristisch ist auch, dass nur die Dorfbewohnerin, die mit „Multi-Kulti“ an sich kein Problem hat (solange es nicht zu laut wird) mit Namen in der Zeitung stehen mag. Ihre kritische Nachbarin, die angeblich auch mal Helferin war, will ihren wirklichen Namen nicht preisgeben.

Und im niedersächsischen Ammerland? Baut man ein Container-Dorf. Nur für Flüchtlinge soll das neu entstehende „Dorf Edewecht“ mit bald 500 Einwohnern da sein. Das ist die allgemeine Antwort auf das Problem: Unterkünfte bauen und laufen lassen. Es ist ein unglaubliches Laissez-faire, ohne dass eine unsichtbare Hand für Sinn und Ordnung sorgt. Von Integration – sprachlicher, kultureller, wirtschaftlicher – weit und breit keine Spur. Doch dann darf man sich nicht über „Partystimmung“ und in jeder Richtung „durchdrehende“ Zuwanderer wundern. Die Verantwortung tragen freilich diejenigen, die die Menschen mit staatlicher Vollversorgung nach Deutschland locken und ihnen keine Hindernisse (Grenzbarrieren) in den Weg legen.

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