Messer, Drogen, Überfälle – Shopping-Center schlagen Alarm

Ein interner Lagebericht der deutschen Einkaufszentren zeichnet ein alarmierendes Bild: Gewalt, Messerangriffe, Drogen und sexuelle Übergriffe nehmen drastisch zu. Während Politik und Medien weiter beschwichtigen, wächst in den Shopping-Malls die Angst – und steigen die Kosten für Sicherheit.

picture alliance/dpa | Str.
Fahrzeuge der Polizei stehen am Nordwestzentrum. In dem Einkaufszentrum in Frankfurt/Main lief ein Großeinsatz der Polizei.

Die Zahlen stammen aus einer nüchternen Erhebung des German Council of Shopping Places (GCSP), dem Dachverband von 90 Prozent aller Einkaufszentren, Fachmärkte und großflächigen Handelsimmobilien in Deutschland. Dessen internes Lagebild belegt: Die Zahl der registrierten Vorfälle ist im Jahr 2024 um 32 Prozent gestiegen – auf 18.276 dokumentierte Fälle.

Die Verantwortlichen sprechen von einer „erhöhten Gefahrenlage“. Hinter dieser Verwaltungsformel verbirgt sich eine Realität, die jeder kennt, der sich heute durch eine deutsche Innenstadt bewegt: mehr Aggression, mehr Gewalt, mehr Bedrohung.

Besonders deutlich wird der Bericht dort, wo die Ursachen benannt werden. Die Zahl der Täter mit Migrationshintergrund liegt laut GCSP bei 75 Prozent – ein erneuter Anstieg gegenüber dem Vorjahr (73 Prozent). Es sind also keine gefühlten Wahrnehmungen, sondern empirische Befunde.

Auch die Brutalität nimmt zu. In fast 3.000 Fällen kamen Messer oder Werkzeuge zum Einsatz, ein Plus von elf Prozent. 235 Menschen, darunter Sicherheitskräfte und Besucher, wurden verletzt. Drogenkonsum wurde 1.389-mal registriert, eine Zunahme um 45 Prozent. Bombendrohungen stiegen auf 46, Geldautomaten-Sprengungen auf elf – jeweils rund 50 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Hinzu kommen 945 Fälle von Vandalismus, 611 (Jugend-)banden, 458 Bedrohungen von Besuchern und 105 Fälle sexueller Belästigung oder Vergewaltigung. Die Lage erinnert zunehmend an Brennpunktviertel – nur dass hier Millionen Bürger täglich einkaufen, essen, arbeiten.

Die Folge: explodierende Sicherheitskosten. Laut Verband mussten die Betreiber rund 41 Millionen Euro für Sicherheitsdienste aufbringen, eine Steigerung um 21 Prozent. Auch das schlägt sich letztlich in Preisen nieder und wird so auf die Kunden abgewälzt.

GCSP-Generalsekretär Ingmar Behrens versucht zu beruhigen: Im Verhältnis zu Millionen Besuchern sei die Wahrscheinlichkeit, Opfer zu werden, gering – „höher, im Lotto zu gewinnen, als Opfer einer Messerattacke zu werden“. Ein Satz, der unfreiwillig die Absurdität offenbart: Wir reden inzwischen über Wahrscheinlichkeiten, nicht mehr über Sicherheit.

Solche Sprüche erinnern auch fatal an ÖRR-Framingexperten aus 2016, als man beim Morgenmagazin versuchte, wachsende Sorgen der Bürger mit einem bizarren Vergleich zu relativieren. In einem kurzerklärt-Video der Tagesschau hieß es damals, die Wahrscheinlichkeit, beim Essen zu ersticken, sei deutlich höher, als bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen. Titel des Beitrags: „Unsere Terrorangst wächst – zu Recht?“ Der Clip ging viral – allerdings nicht, wie beabsichtigt, als Aufklärung, sondern als Beispiel öffentlich-rechtlicher Realitätsverweigerung. Millionen Menschen erlebten damals die Anschläge von Würzburg, Ansbach und Nizza, sollten sich laut ARD – überspitzt formuliert – dennoch nicht so anstellen.

Die Menschen spüren längst, was Statistiken nur nachzeichnen: das gewachsene und durchaus berechtigte Gefühl der Unsicherheit im öffentlichen Raum. Behrens selbst spricht davon, dass viele Mitarbeiter und Besucher Angst empfinden. Die Atmosphäre kippt.

Behrens fordert, diese Entwicklung endlich beim Namen zu nennen. „Die Erfahrungen in und im Umfeld unserer Shopping-Center gehören zur notwendigen Diskussion über das Stadtbild unbedingt dazu.“ Ein bemerkenswerter Satz, der das Ende einer runtergebrannten Geduldslunte offenbart. Gesagt nicht von einem Politiker, sondern vom Vertreter der deutschen Handelsimmobilien.

Er klingt wie ein letzter Appell an eine Politik, die imm noch wegsieht. Denn was hier beschrieben wird, ist mehr als nur ein Lagebild. Es ist ein Spiegel der Realität in einem Land, das seine öffentlichen Räume zunehmend verliert – und mit ihnen ein Stück Normalität.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 147 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

147 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Ornhorst
1 Monat her

Die Behauptung des GCSP-Generalsekretärs Ingmar Behrens zur Wahrscheinlichkeit ist genau gesagt unsinnig, denn man muss wissen, dass nicht alle der gleichen Gefahr ausgesetzt sind. Als Mann habe ich z.B. wenig hinsichtlich sexueller Belästigungen u.dgl. zu erwarten. Diese Tätergruppen suchen sich Opfertypen, also solche, die sie überwältigen können. Das sind ältere Menschen, Jugendliche, Kinder, Frauen, überhaupt Einzelne, denen sie mit mehreren auf den Pelz rücken können.
Somit halte ich die Wahrscheinlichkeit, auf dem Weg zum Einkauf angegegriffen zu werden für recht unterschiedlich und durchaus höher als 1:1,4 Mio.

humerd
1 Monat her

„…wächst in den Shopping-Malls die Angst – und steigen die Kosten für Sicherheit.“
und das ist gut so. Ich kann mich noch gut erinnern, dass sich die Shopping Malls 2015 geradezu überschlugen vor Begeisterung. Ganz schnell richteten sie kostenloses WLAN ein. Jetzt zahlen halt sie den Preis. Ich hoffe noch immer, dass der Umsatz beim stationären Einzelhandel steil nach unten geht.

murphy
1 Monat her

Was sagte dieser Verband als Edeka einige Biersorten (vor der letzten Wahl) aus dem Sortiment nahm, weil diese Biere rechtsradikal waren? Jetzt haben wird das dadurch mitverursachte Wahlergebnis. Weiter so, der Kunde zahlt ja die Dummheit – auch von Edeka

Last edited 1 Monat her by murphy
Kassandra
1 Monat her

In Frankreich erinnern sie an das Massaker im Bataclan, dem viele Gedenktage folgen werden:
“10 years later, the enemy is still there.” French youth pay tribute to the victims of the Bataclan massacre in Paris, where Islamist terrorists killed 132 people, including 90 inside the theater. https://x.com/visegrad24/status/1988941310582227425
 
Today is the 10th anniversary of the 2015 Paris Attacks. The Islamist terrorists murdered 130 people, including 90 at the Bataclan theatre in Paris. Another 416 people were injured (100 critically). This was the last picture taken of the young crowd minutes before the attack. https://x.com/visegrad24/status/1988966956591124553

Dr. Rehmstack
1 Monat her

Wenn man sich mal in aller Ruhe vor Augen führt, wie durch das unverantwortliche Handeln einer ehemaligen FDJ Sekretärin sich ein Land in nur zehn Jahren von Grund auf zum Schlechteren verändert hat, kann man eigentlich nur in tiefe Depression verfallen; das, was wir kannten, ist vorbei und wird nie wiederkommen. Meines Wissens nach gibt es kein Land, dass sich in zehn Jahren so fundamental verändert hat, Kriegsjahre mal ausgenommen. Und diese Frau sitzt völlig unbeeinträchtig mit einem von uns finanzierten Stab in den ehemaligen Räumen von Margot Honecker und gibt uns noch gute Ratschläge. Was ist los mit diesem… Mehr

MartinL
1 Monat her

Der gute „Ingmar Behrens“ hat mit seiner Aussage, das es wahrscheinlicher sei, im Lotto zu gewinnen als Opfer einer Messerattacke zu werden, durchaus recht. Aber das ist natürlich trickreich formuliert, weil man bei Lottogewinn instinktiv an den Hauptgewinn denkt – und an dessen Seltenheit.
Aber es gibt natürlich mehr Gewinne, etwa 800.000 pro Ziehung. Das entspricht etwas weniger als 1% der Gesamtbevölkerung. Das klingt dann schon viel weniger beruhigend……

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  MartinL

Danisch hat noch einmal den frühen Bernd Hoecker ins Bild gebracht – und anders als der Informatiker glaube ich, dass der sich dafür hat bezahlen lassen: https://www.danisch.de/blog/2025/11/12/zahlenblind-das-geschwaetz-des-bernhard-hoecker/
.
Wie haben sie da welche hinter die Fichte führen lassen – und tun das immer noch!

siebenlauter
1 Monat her

Habe es vorgestern im hiesigen Shoppingcenter einer deutschen Universitätsstadt selber erlebt. Interessanterweise traf ich auf eine Gruppe Älterer, die hier nach 40 Jahren wieder zusammenkamen und erzählten, sie seien zur Zeit ihres Studiums fast täglich dort gewesen und da sei so etwas nie passiert.

Jan Frisch
1 Monat her

Seit 10 Jahren hören wir nichts als Ausflüchte, Verharmlosungen und glasklare Lügen – aber was bleibt den Gewohnheitsverbrechern des Willkürregimes auch anderes übrig? Zumindest den führenden Köpfen dürfte die juristische Tragweite ihres Putsches vom 05.09.2015 völlig bewusst sein.

Rolfo
1 Monat her

Derjenige, der die Straftaten am Computer zuordnet, hat die Deutungshoheit, ob der Anschlag Terror war oder die Tat eines armen verzweifelten psychisch Kranken, der ein paar Jahre therapiert wird und dann versuchsweise per Ausgang der eher erstickten als terrorisierten Öffentlichkeit zugeführt wird.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Rolfo

Es werden ja lange nicht mehr alle Straftaten zur Anzeige gebracht – das zudem.
Denn inzwischen weiß man, dass der „Beschuldigte“ Akteneinsicht und damit Zugriff auf die Anschrift des Anzeigenden bekommt – und wer will schon, dass solche wissen, „wo das eigene Haus wohnt“.

Kontra
1 Monat her

Im Eingangsbereich einer namenhaften Parfum Kette wurde einem Bekannten von zwei „Studenten aus Australien“ ein Messer in die Nierengegend gehalten und die Herausgabe seines Handys und Bargeld gefordert. Bei der im Nachgang herbei gerufenen Polizei – Achselzucken! Come in and find out!