Merz will Gesellschaftsjahr samt Wehrpflicht für junge Deutsche – und nennt das fair

Kanzler Friedrich Merz sieht die Notwendigkeit eines Gesellschaftsjahres für alle jungen Deutschen – es werde "nicht bei der Freiwilligkeit bleiben".

picture alliance / SvenSimon | Malte Ossowski/SVEN SIMON

Merz hat in der aktuellen Debatte um den künftigen Wehrdienst in Deutschland nun klargestellt: Das von Verteidigungsminister Boris Pistorius geplante Freiwilligenmodell könne nur ein Zwischenschritt sein. Merz rechnet mit einer Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht – verbunden mit der Idee eines verpflichtenden „Gesellschaftsjahrs“ für junge Menschen. Seine Argumentation verband er mit sicherheitspolitischen Warnungen und der Forderung nach schneller Aufrüstung gegen hybride Bedrohungen.

Friedrich Merz bekräftigte in der ARD-Sendung „Caren Miosga“, er unterstütze die jetzt geplante, zunächst freiwillige Lösung – „wir wollen das jetzt mit der SPD zunächst freiwillig versuchen hinzubekommen“ – ergänzte aber: „Ich vermute, es wird bei Freiwilligkeit allein nicht bleiben.“

Der Kanzler verwies auf den großen Personalbedarf: Die Bundeswehr brauche nach aktuellen Berechnungen Zehntausende zusätzliche aktive Soldaten; die Nato sieht sogar einen Bedarf in der Größenordnung von 260.000 Soldaten, um glaubwürdig Abschreckung leisten zu können. Merz plädierte deshalb zugleich für ein allgemeines gesellschaftliches Pflichtjahr, das rechtlich eine Änderung des Grundgesetzes erfordern würde.

Die Bundesregierung hat jüngst einen Gesetzentwurf für einen freiwilligen Wehrdienst vorgelegt. Beobachter sehen das als strategisches Manöver: Die Politik will kurzfristig einen Personalzuwachs erzeugen, behält sich aber die Wiederkehr einer allgemeinen Dienstpflicht vor, falls die Freiwilligenrekrutierung nicht die Zielzahlen erfüllt.

Wehrpflicht nach „sicherheitspolitischer Neubewertung“

In Europa haben mehrere Staaten die Wehrpflicht beibehalten oder nach einer Phase des Aussetzens wieder eingeführt. Zu den Ländern mit aktiver allgemeiner Wehrpflicht zählen unter anderem Österreich (bestätigt bei der Abstimmung 2013), Zypern, Dänemark, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Norwegen, Schweden und die Schweiz. Einige dieser Staaten haben die Dienstpflicht in den vergangenen Jahren reaktiviert oder ausgeweitet – als Reaktion auf die sicherheitspolitische Neubewertung seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Dazu Beispiele, die die Vielfalt der Systeme zeigen:
Schweden stellte 2017 die Wehrpflicht wieder her, nachdem sie 2010 ausgesetzt worden war.
 Litauen reaktivierte die allgemeine Dienstpflicht 2015 als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Osteuropa.
 Lettland beschloss 2023/2024 die Wiedereinführung der Wehrpflicht; das Parlament trug damit einem neuen Bedrohungsbild Rechnung.
 Dänemark hatte bereits eine lange Tradition der Wehrpflicht; die Regierung weitete 2024/2025 die Regelung aus und bezieht seit Juli 2025 erstmals auch Frauen in die Einberufung ein.
 Estland hält seit der Unabhängigkeit in den 1990er Jahren an der allgemeinen Musterung fest und hat die Laufzeiten und Rekrutierung zuletzt verstärkt.

Die politischen Kontroversen in Deutschland spiegeln diese Entwicklung: Länder, die wieder auf die Dienstpflicht setzen, argumentieren mit Resilienz, gesellschaftlicher Teilhabe und der Stärkung staatlicher Handlungsfähigkeit in Krisen. Kritiker warnen hingegen vor einer Verwässerung bürgerlicher Freiheiten, vor hohen Kosten und dem Risiko, junge Menschen für militärische Aufgaben zu instrumentalisieren statt in zivile Zukunftsinvestitionen zu lenken.

Merz verband seine sicherheitspolitischen Forderungen mit dem Appell, Deutschland müsse „schnell“ handeln: Nicht nur wegen drohender Hybridattacken – zuletzt äußerte der Kanzler Besorgnis über Drohnenflüge und forderte rasche Anschaffungen für eine wirksame Abwehr –, sondern auch, weil die vernetzte Welt „keine Zeit“ lasse, lange Verfahren abzuwarten.

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Kommentare ( 100 )

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K.Behrens
2 Monate her

Eine gute Idee, die Waffe bleibt im Besitz nach Absolvierung, wie in der Schweiz, ect? Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit haben folgenden Diensteid zu leisten: „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ Der Eid kann auch ohne die Worte „so wahr mir Gott helfe“ geleistet werden.
Für Interessierte mit lediglich Grunddienst unterscheidet sich das Bekenntnis, man gelobt lediglich: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  K.Behrens

Wenn welche, die mit Geburt unterworfen wurden, so was schwören, sollte das als „Taqiyya“ eingeordnet werden können.

P.Schoeffel
2 Monate her

Das ist nichts anderes als Sklaverei.
Wenn ich diesen Staat verteidigen will, dann tue ich es – wenn er es wert ist – freiwillig oder eben nicht.
Zur Klarstellung: Ich habe 15 Mte. Wehrdienst geleistet – heute würde ich das verweigern.

Last edited 2 Monate her by P.Schoeffel
Boris G
2 Monate her

Wie wohl die zukünftigen Wehrpflichtigen über den Anachronismus Wehrpflicht für ein Massenheer denken? Die wichtigste Militärmacht der Welt baut aus gutem Grund auf freiwillige Profis.

Metric
2 Monate her

Junge Deutsche … mein Lifehack für alle 18-jährigen: Kurzzeitig eine obskure ausländische Staatsbürgerschaft annehmen (zB die afghanische, damit ist das lebenslange Aufenthaltsrecht in D garantiert), ein paar Jahre abwarten und dann wieder in die deutsche wechseln, denn Eingebürgerte müssen selbstverständlich keinen Dienst leisten.

BKF
2 Monate her

Also doch Wiedereinführung des RAD, vielleicht unter dem aktuellerem Namen BAD?

Kassandra
2 Monate her

Jetzt sollen doch solche schon anwesend sein – als „Security“ zum Bewachen der Kasernen!
Waffen wie Munition sollen sie auch vermissen – aber auch das wird nicht groß in der Öffentlichkeit breitgetreten – u.a. hier: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/bundeswehr-prozessbeginn-ksk-kommandant-tuebingen-100.html
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1189112.waffen-saechsische-polizei-sucht-zentnerweise-munition.html
Google gibt, so weit ich erkennen kann, die Gesamtmisere nicht bekannt.

maps
2 Monate her

Die CDU/CSU war es doch, die die Wehrpflicht und die Bundeswehr zerstört hat. Es ist eine Täterpartei bestehend aus Lügnern und Betrügern.

Kassandra
2 Monate her

Wolfgang Meins schreibt über den IQ der seit 10 Jahren hier aufschlagenden neuen Deutschen aus Syrien – und man sollte sich nicht wundern, würden die dort bei der Bundeswehr ihre Chance auf was auf immer, u.a. Jihad, dennoch erkennen – oder aus den Moscheen darauf hingewiesen: https://www.achgut.com/artikel/solingen_prozess_das_tabu_ueber_das_keiner_reden_wollte Allerdings wäre die Ausbildung an modernen Waffensystemen mit solchen ausgeschlossen – und wohl auch mit solchen von anderswo der aus aller Welt hier ausgehaltenen. . Andererseits: fähiger!! Ingenieur, 26, sucht neue Aufgabe – und bekommt lauter Absagen, da sich die Betriebe momentan wegen der wirtschaftlichen Lage schwertun, neue Stellen zu schaffen bzw. frei… Mehr

Deutscher
2 Monate her

Was soll daran „unfair“ sein? Generationen von Bundesbürgern hatten Wehrpflicht und niemand ist deswegen an Unfairness gestorben.

Die Abschaffung der Wehrpflicht war ein wichtiger Baustein von Merkels/Unions Abschaffung Deutschlands.

Deshalb: Wehrpflicht ja! Völlig in Ordnung! Hat keinem geschadet!

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  Deutscher

Was heißt, dass auch die Fahnenflüchtigen und Deserteure aus aller Welt wieder an deren Fronten geschickt werden müssen –
vorneweg 100.000e Ukrainer.

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  Kassandra

Man fragt sich ohnehin, wer dort überhaupt noch all die teuren Waffen trägt, die so teuer vom deutschen Steuerzahler bezahlt wurden. Oder versickert das Geld etwa in dunklen Kanälen…? 😉

Kassandra
2 Monate her
Antworten an  verblichene Rose

„Wir haben jeden Monat 1,5 Milliarden Dollar in bar direkt an die ukrainische Staatskasse überwiesen.“ soll eine, die bei USAID Steuergelder in alle Welt verschleuderte, ausgesagt haben. Ich hatte schon immer den Verdacht, dass solche hier wie dort in Koffern unser Steuergeld derart verticken. Kann man noch listen, welche deutschen Politiker dort in Kiew derart aufschlugen? Das verbotene!! arabische Hawala-System soll zudem auch im deutschen Außenamt genutzt werden. . Wobei die Ukraine nach Afghanistan Verschiebebahnhof für Gelder in dunkle Kanäle zu sein scheint: Die folgende Karikatur zeigt, wie Taxpayers Money über die Ukraine (vormals wohl Afghanistan) in die Hände von… Mehr

Manfred_Hbg
2 Monate her
Antworten an  verblichene Rose

Die Ukrainer haben kein Problem damit wer dort die -auch- von uns gelieferten „so teuren Waffen“ bedient, sondern deren Problem liegt eher darin, dass sie viel zu wenige Waffen und Munition geliefert bekommen und daher auch oft gegenüber den Russen mengenmäßig im Nachteil sind. Würden in der Ukraine viele deren Einheiten – hier v.a. die auch an der Front kämpfenden sog. Polizei- und Territorialverteidigungskräfte, nicht auch durch private Geld- und Sachspenden wie z.Bsp Autos versorgt werden ODER das sich selbst auch ukrain. Soldaten aus der regulären Armee teils auch von ihrem privaten Geld Waffen oder Gerät (z.Bsp für Nachtsicht) am… Mehr

verblichene Rose
2 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Ich habe weder den Ukrainern, noch den auch bedauernswerten Russen ein Vorwurf gemacht. „Kassandra“ hat das vermeintliche Problem übrigens ganz gut beschrieben. Mir ging es also um das viele Geld, welches angeblich in die Ukraine transferiert wird. Und Sie haben eigentlich ebenso meine Frage beantwortet.
Nichts für ungut 😉

Boris G
2 Monate her
Antworten an  Deutscher

Das Zeitalter der Massenheere ist vorbei. Es braucht Profis. Die Amerikaner haben das vor Jahrzehnten erkannt und sind auch deshalb die mächtigste Militärmacht der Erde.

Klaus Kabel
2 Monate her

Für wen sollen junge Deutsch (ich gehe davon aus, dass in diesem Fall Deutsch auch tatsächlich Deutsch ist) ihr Leben verlieren? Für eine totalitäre deutsche Brandmauer Regierung? Für ein Land, das keine deutschen Werte mehr kennt? Für den Regenbogenlappen? Für Muhammad, Ibrahim, Ali und Mustapha, die sich in Shisha Bars die Birne zu koksen? Für den Islam, der zu Deutschland gehört? Ich glaube, da war selbst die NVA ehrlicher.

Last edited 2 Monate her by Klaus Kabel