Horst Seehofer: Ein Wattestäbchen?

Wenn Horst Seehofer am Montag einen Rückzieher in der Asylfrage macht, würde er Markus Söder, seinem Nachfolger im Ministerpräsidentenamt, den finalen Knüppel zwischen die Füße werfen.

Sean Gallup/Getty Images

Horst Seehofer geht gegen Merkel gerade mit Pauken und Trompeten unter; diesen Eindruck haben manche. Zwar weiß der erfahrene Politiker noch, wie man Niederlagen verpacken muss, aber diesmal scheint der Noch-Innenminister in ernste Glaubwürdigkeitsschwierigkeiten zu kommen. Seehofers kleines Pütschchen läuft sich aus wie ein Obatzter in der Mikrowelle. Heute vermelden also bereits die Zeitungen, laut Seehofer hätte niemand in der CSU ein Interesse, die Kanzlerin zu stürzen, die Fraktion aufzulösen oder die Koalition zu sprengen. Dann legt er noch irgendwas nach von wegen Lösungen an der Grenze – wie auch immer.

Und weil das alles so jämmerlich erscheint, wird schnell die Chefin des Bundesamtes entlassen, die sowieso fällig war. Nun soll diese Entlassung Seehofer als konsequenten Hund erscheinen lassen. Und weil das alles so durchsichtig ist,  bekommt die Presse – wahrscheinlich von Seehofer selbst autorisiert – die „Insider“-Information, der Innenminister aus Bayern hätte im kleinen Kreise geäußert, er könne mit der Frau (Merkel) nicht mehr zusammenarbeiten.

Was für eine Kasperade. Nein, wer bereit ist, Krieg zu führen, der muss vorher die Waffenkammer inspizieren. Wer droht, muss in letzter Konsequenz bereit sein, seine Drohung wahr zu machen und Zähne zu zeigen, die noch fest im Kiefer sitzen. Horst Seehofer ist unterbewaffnet und zahnlos in diesen Streit gegangen. Und das nicht zum ersten Mal.

Niemand kann jetzt noch ernsthaft annehmen, er wollte damit die CSU für die Landtagswahlen in Bayern fit machen. Mit einem  Rückzieher würde Horst Seehofer Markus Söder, seinem Nachfolger im Ministerpräsidentenamt, den finalen Knüppel zwischen die Füße werfen. Denn der sprang dem Innenminister zur Seite, in der fälschlichen Annahme, Seehofer meine endlich einmal, was er sagt. Leider ist nichts davon ist der Fall. Alexander Dobrindt erwähnte bereits zu einem frühen Zeitpunkt in einem Nebensatz, dass dieses Rebelliönchen ein „ganz schwieriger Gang“ werden könnte. Und ein weiterer CSUler befand dazu hinter vorgehaltener Hand: „Aber da waren manche so besoffen von der eigenen Stärke, dass sie das gar nicht beachtet haben.“

So kann man schon jetzt prognostizieren: Söders „Endspiel um Glaubwürdigkeit“ geht nicht einmal in die Verlängerung, weil der Libero aus dem Innenministerium Wadenkrämpfe bekommen hat und vom Platz humpelt – das Wechselkontingent ist allerdings schon erschöpft. Und auf dem Platz weit und breit niemand in Sicht, der Seehofers Scheingefecht gegen Merkel noch in einen echten Grabenkampf umwandeln könnte.

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Kommentare ( 75 )

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Friedensreich
5 Jahre her

Das ist der Untergang für die Union, egal was passiert. In Bayern wird die CSU nun, wenn sie nicht handelt, stark verlieren. Handelt sie, ist sie aus der Regierung. Auf Bundesebene kann sie sich so schnell nicht ausbreiten. AfD Wähler kommen auch nicht so schnell zurück. Die Abgeordneten wrrden panisch, weil sie ihre Felle davonschwimmen sehen. Und Merkel regiert mit den Grünen, und wenn das nicht reicht, kommen die Linken auch noch mit ins Boot. Ein Desaster.
Wohin soll der bürgerliche Wähler gehen ?

Robert Tiel
5 Jahre her

Sind wir realistisch:

Seehofer riskiert die Totalkollision.
Dann wirft Merkel Seehofer raus.
Dann wird die CDU-CSU Koalition gekündigt.
Dann werden die Grünen Mehrheitsbeschaffer in „Afghanistan“.

Wollen wir das?
Nein.

Die Palastrevolution muss vom Volk und den eigenen Leuten kommen.
Das kann man nicht dem Seehofer anhängen.
Und im Übrigen muss die Grenze für alle geschlossen werden.
Sonst werden die anderen Länder nur noch durchwinken.

Jumpin Jack
5 Jahre her
Antworten an  Robert Tiel

Nein. Die einzige Chance, Merkel und Nahles loszuwerden ist der Bruch der CSU mit der CDU. Und, Herr Thiel: Ja, das will ich. Daß Merkel versuchen würde, sich mit den Grünen und wohl auch den Kommunisten zu retten, ist sicher. Aber dann wäre die CDU endgültig weg vom Fenster. In Italien vor 20 Jahren und in Frankreich vor einem Jahr passiert. Die CSU könnte dann die Rolle der ehemaligen CDU übernehmen. Wenn Sie denn in zwei Wochen endlich den A… in der Hose hätte, mal Ernst zu machen.

Brandenburg
5 Jahre her

Warum sollte der doppelzüngige Polit- Lump seine jahrelange Praxis des Willkommens und sein jahrelanges Kritik-Simulantentum beenden und auf einmal mit einer und ehrlichen Zunge sprechen? Das Drehbuch wird immer noch von der zweitgrößten Zerstörerin und Verräterin Deutschlands geschrieben. Seehofer ist und bleibt untere Merkel-Schublade.

gelbwurz
5 Jahre her

Seehofer und die CSU sind keine Koalitionspartner sondern erbärmliche Mehrheitsbeschaffer.

Die Koalationspartner der CDU sind die Grünen und das überfraktionelle Gender/Homo-Netzwerk.

wolleus
5 Jahre her

Seehofer ein Wattestäbchen ist ut, aber als Wackelpudding gefällt es mir besser.
Der Wackelpudding in grün und rot war doch Liebling Kreuzberg, der Fernsehanwalt aus Berlin, seine Leib- und Magenspeise.

Friedrich
5 Jahre her

Seehofer hatte seine Chance und hat sie nicht genutzt. Für ihn und die CSU wäre die direkte und kompromisslose Konfrontation mit Merkel der Königsweg gewesen. Das hätte auch genügend Anerkennung in Bayern gebracht.
Jetzt ist es wieder wie vor der letzten bayerischen Landtagswahl: Erst gegen Merkel wettern und dann kurz vor der Wahl Schmusekurs fahren. Das hat er mit seiner Abwahl als Ministerpräsident bezahlt.

Wenn er heute nicht liefert und irgendeinen unglaubwürdigen Kompromiss eingeht, wählern die Bayern die AfD weil sie von der glauben, dass sie zu ihrem Wort steht.

Jumpin Jack
5 Jahre her
Antworten an  Friedrich

Glaube ich auch.

Ingolf Paercher
5 Jahre her

OK, Seehofer ist wieder eingeknickt. Kratzfuß vor Merkel.
Châpeau, Herr Wallasch! Beide schmusig wie wischiwaschi, die Pattex- Drüsen werden wohl reflexartig gesteuert. Ihre Glaskugel hatte den richtigen Blick!
Ein paar Jahre Regierungsbeteiligung in Berlin am Hofe Merkels hatten wohl doch Vorrang. Vertagung auf obskure EU- Treffen. OK, dann werden die Unnennbaren wohl davon profitieren.

Im Übrigen sehe ich mich darin bestärkt, dass nicht nur Merkel weg muss.

Lothar Finger
5 Jahre her

…wie schon immer… ein wenig muss ich mich ekeln!
Ganz ehrlich – ich habe damit gerechnet und mir selbst etwas vorgemacht!
(Der Funke Hoffnung!)
Same procedure like every time….pfui Daifie!

(Rette sich wer kann – bei mir ist es zu spät!)

Johann Thiel
5 Jahre her

Auf dem Titelbild, Seehofer zu Merkel: „Ja, ich weiß, das ist ein Modell für einen Grenzzaun, das hat der Söder gebastelt. Hab dem schon gesagt, der soll das wieder wegräumen. Die Teile muß der irgendwann von meiner Modelleisenbahn geklaut haben.“

benali
5 Jahre her

Herr Wallasch, es ist sicherlich richtig, die Waffenkammer zu inspizieren, bevor man in den Krieg zieht. Mindestens genauso wichtig sind aber Verstand, definierte Ziele und die Entschlossenheit diese Ziele auch erreichen zu wollen.

Die Waffenkammer hat Seehofer vielleicht sogar inspiziert, aber er hat das Ergebnis dieser Inspektion nicht richtig gelesen. Aber das ist auch nicht kriegsentscheidend. Seehofer scheitert, weil er wohl für solch ein Unterfangen weder das geistige Rüstzeug noch die erforderliche Entschlossenheit mitbringt. Einmal Bettvorleger, immer Bettvorleger.

Ich bin gespannt, wen er als Schuldigen für sein eigenes Versagen ausmachen wird…