„Generationenvertrag“– Warum noch mitmachen und zahlen für Rente und Gesundheit?

Der Sozialstaat stand einmal für das Versprechen von Gerechtigkeit – nicht für soziale, sondern für schlichte, altmodische Gerechtigkeit, die Rechte an Pflichten bindet und darauf achtet, dass Geben und Nehmen zum Ausgleich kommen. Davon ist der deutsche Sozialstaat in seiner maßlos überdehnten Gestalt weit entfernt.

picture alliance / Chris Emil Janßen | Chris Emil Janssen
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken auf dem Deutschlandtag der Jungen Union, Rust, 14.11.2025

Vielleicht gibt es sie ja doch noch, wird sie es doch noch einmal geben, die Opposition. Nachdem ihr die Allparteienkoalition im Deutschen Bundestag das Wort abgeschnitten hat, macht sie sich anderswo bemerkbar. In Rust, beim Deutschlandtag der Jungen Union, klang es tatsächlich manchmal so, als wollten sich die Jungen von den Alten nicht länger über den Mund fahren lassen. Die Parteijugend widersprach den Koalitionsvereinbarungen und den Paketlösungen und deren hilflosem Verkünder, dem Bundeskanzler Friedrich Merz. Hoffentlich bleibt sie dabei und lässt sich ihren Schneid nicht abkaufen.

„Nur mit der SPD“?
Nicht einmal bei der Parteijugend ist Friedrich Merz noch willkommen
Merz war angereist, um das verirrte Jungvolk wieder einzufangen, kam aber nicht weit. Auch einem besseren Redner als ihm wäre es nicht gelungen, das Rentenniveau in einem Land zu garantieren, das sich daran gewöhnt hat, auf Pump zu leben. Das Rentenversicherungs-System im Umlageverfahren tut eben dies: Es bildet keine Rücklagen, gibt heute aus, was es gestern eingenommen hat, lebt von der Hand in den Mund und pfeift auf die Zukunft. Man muss kein Wirtschaftsweiser sein, um zu erkennen, dass Umlageverfahren und demographisches Altern nicht zusammenpassen. Das glauben – oder behaupten – nur Sozialpolitiker.

Auch deren Lügen haben aber kurze Beine. Die nachfolgende Generation sieht nicht länger ein, warum sie einen Vertrag erfüllen sollte, den sie nie abgeschlossen hat. Den sie auch niemals abgeschlossen hätte, wenn sie gewusst hätte, dass von ihr Leistungen verlangt werden, auf die sie selbst keinen Anspruch hat. Dass die heutige Jugend im Alter jemals so gut dastehen könnte wie die Alten von heute, ist schon statistisch ausgeschlossen. Von immer weniger Jungen zu erwarten, immer mehr Alte immer länger und immer besser zu versorgen, ist naiv, die Rente mit 63, das Amulett der SPD, eine Frechheit. Keine Generation hat ihre soziale Macht so schamlos ausgespielt wie die der sogenannten Babyboomer. Sie haben sich Ansprüche zuerkannt, von denen ihre Nachfolger nur träumen können. Warum dann also mitmachen und zahlen?

Kein Zufall, dass an eben dem Tage, an dem die Junge Union in Rust dem Kanzler einheizte, Hendrik Streeck, inzwischen Drogenbeauftragter der Bundesregierung, die mentalen Schäden, die Lieblosigkeit und die Verrohung anprangerte, die der Sozialstaat deutscher Prägung im Krankenversicherungsbetrieb hervorbringt. Als Arzt und Virologe bestens ausgewiesen, hatte Streeck schon zu Corona-Zeiten mit seinen unorthodoxen Vorschlägen zur Bekämpfung der Epidemie bei Impftyrannen wie Karl Lauterbach oder Janosch Dahmen für Empörung gesorgt. Neben Widerspruch und Protesten hatte ihm das schon damals Morddrohungen eingebracht, und niemand sollte sich wundern, wenn sich das demnächst wiederholen würde. Schließlich leben wir im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat.

Klippe für die schwarz-rote Regierung
Unzumutbare Kosten durch die Rente: Junge CDU-Abgeordnete rebellieren gegen Merz
Streeck hat daran erinnert, dass der maßlose Aufwand, mit dem versucht wird, Leben um jeden Preis zu erhalten, eben nicht nur das Leben, sondern auch das Leiden verlängert. Aber das half ihm nichts, genauso wenig wie ihm die Erfahrung hilft, dass der Widerwille gegen die Apparate-Medizin zunimmt und die Zahl derjenigen, die mit Hilfe einer Patientenverfügung den lebens- und leidensverlängernden Maßnahmen zu entkommen suchen, täglich wächst. Die unheilige Allianz aus Patientenschützern und Pharmaproduzenten, Bischöfen und Lobbyisten war auch diesmal wieder pünktlich zur Stelle und warnte vor sozialer Kälte, wie üblich im Namen der Betroffenen. Betroffen waren sie natürlich selbst, sie wollen Geld und Stellen. Aber das sagen sie nicht.

Tatsächlich geht es um viel mehr als Geld. Es geht um eine Rückbesinnung auf das, wofür der Sozialstaat einmal gestanden hatte, aber nicht mehr steht, um das Versprechen von Anstand, Würde und Gerechtigkeit – nicht um soziale, sondern um die schlichte, die altmodische Gerechtigkeit, die Rechte an Pflichten bindet und darauf achtet, dass Geben und Nehmen irgendwann zum Ausgleich kommt. Davon ist der deutsche Sozialstaat in seiner heutigen, maßlos überdehnten Gestalt weit entfernt: Kindergeld für Kinder, die es nicht gibt; Bürgergeld für Bürger, die keine sind; Renten für Abgeordnete, die keine Beiträge bezahlt haben: All das und noch viel mehr gilt in Deutschland als sozial gerecht. „Wer sozial sagt, will betrügen“ hatte Carl Schmitt behauptet; leider hat er auch damit Recht behalten.

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Kommentare ( 243 )

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nardazy
27 Tage her

Hinterbliebenenrente muss ja auch noch finanziert werden. Wurde bisher glaube ich noch nicht thematisiert.

Joe4
27 Tage her
Antworten an  nardazy

Ja und? Die sollte nicht angetastet werden, ansonsten könnte man gleich die Ehe abschaffen. Wenn, dann ginge es eh nur für die junge Generation.

Zebra
28 Tage her

… im übrigen werden wir in Deutschland extrem ausgebeutet von einer verantwortungslosen und gegen Deutschland gerichteten Politik. Meine Frau verdiente als Stationsärztin mit zwei Kindern – damals als Alleinerziehende ca. 2.700€ netto und mußte dann noch private Krankenversicherung bezahlen. Dann ging sie nach Holland als Ärztin und verdiente sofort 6.000€ wirkliches Netto, denn die Krankenversicherung Holland 150€ und Rentenversicherung Holland 950€ waren schon abgezogen. Sie bekam vom holländischen Finanzamt (Belastingdienst) noch jährlich 4.000€ Rückerstattung weil man in Holland auch Hypothekenzinsen für das eigene Haus absetzen kann. Außerdem bekommen holländische Rentner ca. 85% des letzten Einkommens und bekommen zur Rente auch… Mehr

Joe4
27 Tage her
Antworten an  Zebra

Aber der deutsche Steuerzahler hat ihr Studium finanziert …

Zebra
28 Tage her

Das wahre Problem ist doch die illegale Migration. Es ist nicht rassistisch oder gegen die Menschenwürde, wenn man es als Staat ablehnt, für Bürger anderer Länder verantwortlich zu sein mit Riesenkosten für den Gesundheits und Sozialstaatssektor. Das Asylrecht wurde mißachtet, denn das erlaubt nicht die massenhafte Einwanderung und sollte übrigens ursprünglich nur für Einzelfälle gelten. Außerdem ist die Bevölkerungsexplosion in bestimmten Teilen der Welt ein Grund für die Migration – der Bevökerungsüberschuß einiger Länder wird einfach nach Europa verschoben. 1945 gab es 2 Milliarden Menschen – heute sind es 8 Milliarden aber das wird auch beim Thema Klima, Umweltzerstörung, Hunger… Mehr

Joe4
27 Tage her
Antworten an  Zebra

Anmerkung: Jeder, der an der Grenze ‚Asyl‘ sagt, hat hier das Recht auf ein Asylverfahren. Kriegsflüchtliche werden geduldet und nicht wieder zurückgeschickt. Millionen Ukrainer kommen nach Deutschland und erhalten Bürgergeld. Das ist Wahnsinn, wird aber hier seitens der Politik offensichtlich als selbstverständlich erachtet.- Alle Welt lamentiert über den Klimawandel und die zunehmende Umweltzerstörung in den ärmeren Ländern. Aber kein Wort zum Thema ‚Bevölkerungsexplosion‘. Schuld sind in jedem Fall die Industrieländer (heißt es). Deutschland ist schwach, will es allen recht machen und ist belehrend moral. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.

OJ
28 Tage her

Die Rente ist, wie viele glauben, kein Generationenvertrag. Das ist ein Mythos.
DIE RENTE IST EIN UMLAGEVERFAHREN, Gelder die reinkommen gehen direkt wieder raus. ❗

Dellson
28 Tage her

Undank ist dieser Menschen Lohn! Das sollte sich jeder Leistungsträger in sein Stammbuch schreiben. Verlogen, billigste Polemik auf dem Rücken der vorgelegten Leistungsbringer! Entlarvend für jeden zukünftigen Leistungsträger usw. Eine gewollte Polarisierung und klar abgezielte Spaltung von Menschen angefeuert, die selbst noch nie das harte Brot von mühevoller Arbeit gespürt haben, gerne aber körperlich harte, schmutzige, schweisstreibende Arbeit an andere verteilen. So muss es wohl auch in den Köpfen der Bellizisten aussehen. Erstaunlich jedoch an dieser ersichtlichen Kampagne jedoch ist, dass die Jungen in der Union zwar ein Problem damit haben, den Alten eine auskömmliche Rente zu finanzieren, jedoch klaglos… Mehr

Thomas
28 Tage her

Zerohedge Artikel, übersetzt mit Google translate. Der Inhalt gilt für den ganzen Westen: Ihr Plan war es, die gebildeten Weißen in den westlichen Ländern durch minderbemittelte Parasiten aus der Dritten Welt zu ersetzen, um so die Massen in einem von ihnen selbst geschaffenen digitalen Gefängnis zu kontrollieren. Der Feminismus wurde entwickelt, um Frauen davon zu überzeugen, keine Kinder mehr zu bekommen, keine starken Männer mehr zu heiraten und zu glauben, ihr Leben sei erfüllter, wenn sie 60 Stunden pro Woche arbeiten, anstatt Kinder großzuziehen. Die kulturelle Zerstörung Amerikas ist nahezu abgeschlossen. Unsere globalistischen Machthaber haben es auf spektakuläre Weise geschafft,… Mehr

Last edited 28 Tage her by Thomas
MFK
28 Tage her

Ein Durchschnittsrentner, der heute in Rente geht, muss noch 28 Jahre leben, bis er seine Beiträge (einschließlich der Arbeitgeberbeiträge) wieder raus hat. Soweit zu dem Mythos, die heutigen Rentner würden die heutige Generation übervorteilen.

Sabine W.
28 Tage her

Ich frage mich allerdings jetzt schon, wohin alleine meine (‚freiwillig als Selbstversicherte‘) Beiträge nur zur Gesetzlichen Krankenversicherung verschwunden sind.
Ich habe tausende Euro gezahlt, die ich mir kaum leisten konnte.
Jetzt habe ich eine scheinbar schwere Erkrankung (Tatsache) und krabble hilfesuchend durch das System.
Jahrzehntelang gesund, kaum medizinische Hilfe in Anspruch genommen, immer brav eingezahlt bis zum Erbrechen.

Und jetzt…? Was habe ich davon? NICHTS!

Innere Unruhe
28 Tage her

Diese Frage habe ich mir schon öffter gestellt. Mit welchem Recht will man von den jungen Deutschen so viel verlangen?

  • Ausländer versorgen, die nicht nach DE gehören;
  • das Land sollen dann „nur Deutsche“ verteidigen,weil die Multipässler nicht herangezogen werden (ansonsten aber sind sie den nur Deutschen gleichgestellt);
  • Rente zahlen, ohne selbst eine zu erwarten;
  • Asylantenkinder in der Schule integrieren;
  • Bildungsnachteile aufgrund von nicht Deutsch sprechenden Kindern haben;
  • Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt haben, aufgrund von Anwerbung aus dem Ausland

Was hat der deutsche Staat exclusiv für seine Jugend getan, um all das zu verlangen?

baval
28 Tage her

Um es direk zu sagen. Sollte die Politik weiter Steigbügelhalter fuer Alte über 50 spielen, bringen wir die unter 50 jährigen euch um. Es ist nur Rational. Dank euren 32 Jahren wahlentscheidungen