Frankfurter Buchmesse: Die Guten unter sich – die guten Bücher sind woanders

Einst war die Frankfurter Buchmesse globales Schaufenster des Geistes, Ort der Begegnung, der Vielfalt und des offenen Austauschs. Durch Zwang zur richtigen Haltung, Ausgrenzung und steigende Kosten verliert die Messe. Dafür formiert sich andernorts eine neue Messe, die verspricht, was Frankfurt aufgegeben hat: Meinungsvielfalt und Debatte ohne Denkverbote.

picture alliance / dts-Agentur | -

Die Buchmesse in Frankfurt war über Jahrzehnte ein Ereignis. In Frankfurt sah man, wenn Buchmesse war. Die Straßen und Restaurants waren jeden Abend voll mit Menschen aus dem Verlagsgeschäft. Heute kann man davon nichts mehr sehen.

In Zahlen: Von 2011 bis 2019, der letzten Messe vor Covid, hatte die Messe über 7.000 Aussteller und knapp 300.000 Besucher. Jetzt hat die Messe noch 4.400 Aussteller und um die 230.000 Besucher. Wobei die nackte Zahl der Aussteller und Besucher wenig aussagekräftig ist. Wichtiger für die Bedeutung einer Messe ist, wer ausstellt, und natürlich, wer sie besucht.

Der Rückgang fällt mit Covid zusammen, aber dafür ausschließlich Covid verantwortlich zu machen, wäre zu einfach. Die Messe, sehr viele Verlage und Autoren und natürlich die grün-rote Stadt waren und sind nicht in der Lage, mit Meinungen, die nicht ihrem eigenen Dogma entsprechen, umzugehen. Vielfalt und Buntheit ist nach ihrer Meinung nur möglich, wenn man jeden Andersdenkenden aussperrt.

Ganz besonders hervorgetan hatte sich der damalige Bürgermeister Peter Feldmann (SPD) – später musste er wegen des AWO-Korruptionsskandals zurücktreten – der, ebenso wie der Messechef Jürgen Boss, mit albernen Schildchen mit dünnen Haltungsparolen vor Messeständen aufmarschierte, bei denen ihnen missliebige Autoren und Bücher angeboten wurden.

Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), dem es auch gelang, die Automesse IAA aus Frankfurt zu vertreiben, sagte laut Frankfurter Rundschau, er mache sich „Sorgen, richtig große Sorgen“, wenn er höre, „dass Autorinnen Angst haben, nach Frankfurt zu fahren, weil sie hier auf rechtsradikale Verlage und Autoren treffen könnten“. Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) hatte zuvor gesagt, es sei nicht akzeptabel, dass Menschen einer Frankfurter Messe fernblieben, „weil sie sich bedroht fühlen“.

Doch bedroht wurden willkürlich Verlage, die auch nur ansatzweise etwa Massenmigration kritisch beäugten. Dann organisierten Messe und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Demonstrationen, mit den Geschäftsführern an der Spitze. Später wurden unerwünschte Verlage in einer abgelegenen Sackgasse platziert; gewissermaßen mit dem Warnhinweis: „Hier verlassen sie den politisch korrekten und überwachten Raum – vermeiden Sie, sich selbst eine Meinung zu bilden.“  Man kassiert in Frankfurt eben gern hohe Standgebühren, um dann die Aussteller zu denunzieren. Die Internationale Automobilausstellung (IAA) ist angesichts dieser Methoden nach München emigriert.

Nun sind sie halt weg

Neben der Ausgrenzung von nicht gewünschten Meinungen und damit von unliebsamen Lesern und Käufern spielen auch andere Gründe eine Rolle. Hohe Standpreise und teure Hotels zur Messezeit haben die Verlage die Art und Weise, wie sie sich auf der Messe präsentieren, überdenken lassen. Wenn weniger Fachpublikum kommt, benötigen die Verlage auch weniger qualifiziertes Personal. Den Verkauf am Stand am Publikumstag kann man kostengünstiger mit Leihpersonal erledigen. Die Messe, die früher eine Messe für ein Fachpublikum der Verlagswelt war, bei der Verträge und Lizenzen verhandelt wurden, ist weitgehend zu einer Verkaufsveranstaltung für Privatleute mutiert. Das macht die Messe für Verlage auch immer weniger interessant.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet: “Viele Verlage sind der Meinung, gerade bei gesunkener Ausstellerzahl müsse die Buchmesse ein Interesse daran haben, deutschsprachige Publikumsverlage zu halten. Ihre Klagen sind dieses Jahr leiser, geändert hat sich nicht viel. ‚Ich weiß nicht, welchen Wert die Buchmesse darauf legt, dass wir hier sind‘, sagt Gerd Fischer von Mainbook aus Frankfurt. Der starke Anstieg der Standkosten hindere kleine Verlage daran, auf die Messe zu kommen.“

Alexandra Fürtauer, Geschäftsleiter Vertrieb und Marketing eines Verlages, gibt zu bedenken, dass die Buchmesse wiederum mit den Konditionen der Messe Frankfurt umgehen müsse. „Viele stellen die Relevanz der Messe in Frage, wenn sie sehen, was sie für ihr Geld bekommen“, sagt Schmid.

Denn, die gesamte Verlagsbranche ist in einem sehr schwierigem Umfeld. Auf dem Blog lesestunden.de liest man: „Die Zahlen für 2024 bestätigen diesen sehr beunruhigenden Trend. Die wirklich heftigste Entwicklung ist die Anzahl der Buchkäufer. Diese betrug 2013 noch 36 Millionen. 2023 ist sie auf 25 Millionen gesunken. Und 2024 ist sie erneut um 2% auf 24,5 Millionen gesunken. Das heißt, im letzten Jahr hat der Buchmarkt 500.000 Käufer verloren. Verglichen mit 2013 ist das ein Rückgang von 11,5 Millionen. Oder anders formuliert: 11,5 Millionen Menschen greifen nun nicht mehr zum Buch. Und das bei einem Bevölkerungszuwachs von 2,8 Millionen Menschen. Vom ersten Halbjahr 2024 bis zum ersten Halbjahr 2025 verzeichnet der Buchmarkt einen Absatzrückgang von 6,1%. Also für mich ist das kein ‚erfolgreich behaupten‘. Das ist ein Absturz. Ein Absturz der jetzt seit über zehn Jahren läuft. Und man spricht nicht nur beim Börsenverein, sondern auch bei den öffentlich rechtlichen Rundfunk, von einem stabilen Markt. Oder gar von einem Wachstum.“

Dazu passt die Meldung der Tagesschau, dass die Zahl der Buchhändler um ein Viertel zurückgegangen ist.

Die Verkaufszahlen von Büchern gehen aber nicht überall zurück. Autoren wie Thilo Sarrazin und Gerald Grosz mit seiner Merkel-Biografie – um nur zwei Beispiele zu nennen – erzielen mehr als nur beachtliche Verkaufserlöse. Das sind aber nun genau die Bücher, die man in Frankfurt nicht mehr haben und deren Autoren man nicht sehen will. Eine Buchmesse, die Bestseller und deren Autoren ausgrenzt, darf sich nicht wundern, wenn das Publikum wegbleibt, das von der subventionierten politischen Gefälligkeitsliteratur nichts hält.

Für diese Leser, Autoren und Verlage findet nun am 8. und 9. November 2025 in Halle eine neue Messe statt, die niemand wegen einer anderen Meinung ausgrenzt. Organisiert wird sie von Susanne Dagen von Buchhaus Loschwitz mit Unterstützung von Tichys Einblick.

„Das umfangreiche Veranstaltungsprogramm der beteiligten Verlage und Schriftsteller macht die Messe zusätzlich zum Treffpunkt kritischer Stimmen! Prominente Autoren, wie Uwe Tellkamp, Alexander Wendt und Jörg Bernig, streitbare Publizisten, wie Matthias Matussek, Michael Klonovsky, Roger Köppel, Gerald Grosz und Uwe Steimle sowie politische Persönlichkeiten, wie Gloria von Thurn und Taxis, Vera Lengsfeld und Hans-Georg Maaßen gestalten an beiden Tagen auf verschiedenen Bühnen mit ihren Büchern und Neuerscheinungen ein anspruchsvolles und vielfältiges Lesefest für Bekanntes und Neuentdeckungen.“

TE unterstützt die Messe. Am TE-Stand auf der Messe begrüßen wir unsere Autoren mit ihren Büchern und viele Freunde. Der TE-Messe-Abend ist jetzt bereits fast ausverkauft; gerade läuft der Umbau, um noch etwas mehr Raum zu schaffen. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, INSA-Chef Hermann-Josef Binkert und Bestseller-Autor Gerald Grosz werden am Abend auftreten – entspannt, gesellig, mit Live-Musik – und einer Überraschung. Denn nicht alles aus Frankfurt ist tot. Manche beliebte Formate sind nur umgezogen. „Was Schlimmeres als Unfreiheit findest Du nicht“, so TE-Chefredakteur Roland Tichy. „Die Feinde der Freiheit vergessen, dass Freiheit attraktiv ist und deshalb immer wieder neue Freunde findet. Auch dafür steht die Messe: Freiheit des Wortes, Freiheit des Buches, Freiheit der Meinungsbildung.“

Fun Fact: Der Stadtrat des sonst kulturell nicht auffälligen und ausgebluteten Halle bekämpft diese Messe und Besucher, die Geld in die rundweg bankrotte Stadt bringen könnten. Die rotgrüne Stadtratsmehrheit will keine andere Meinung dulden, und man kann vermutlich darauf warten, wann in Halle wieder die Feuer lodern, in denen kritische Bücher und – in den Augen von Rotgrün – entartete Kunst brennen. Dafür werden lesefeindliche Demonstranten aufgeboten, ein Gegenprogramm soll die Besucher davon abhalten, Bücher zu lesen.

Aber Kultur ist, wenn man’s trotzdem macht und über die Kleingeister von Halle lacht.

Tickets für die Messe sowie Restkarten für den Abend gibt es unter Buchmesse Seitenwechsel.

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Kommentare ( 20 )

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Manfred_Hbg
1 Monat her

Zitat 1: „Die rotgrüne Stadtratsmehrheit will keine andere Meinung dulden, und man kann vermutlich Die rotgrüne Stadtratsmehrheit will keine andere Meinung dulden, und man kann vermutlich darauf warten, wann in Halle wieder die Feuer lodern, in denen kritische Bücher und – in den Augen von Rotgrün – entartete Kunst brennen. Dafür werden lesefeindliche Demonstranten aufgeboten, ein Gegenprogramm soll die Besucher > Na, darauf warten, wenn vermutlich wieder die Feuer lodern, in denen kritische Bücher und entartete Kunst am brennen sind? – Sind wir über diesen Punkt der brennenden Bücher nicht schon längst (erneut/wieder) hinaus? Denn es sind zwar auf unseren… Mehr

Wolfgang Schuckmann
1 Monat her

Wenn man die Entwicklung in Deutschland zusammenfasst und sich vorstellt, man sei ein Ausländer, der sich das Geschehen von außen betrachtet, wäre ich fast in der Lage die Deutschen und die drumherum als das zu sehen, als sie der Ausländer wahr nimmt. Das Ergebnis dieser Betrachtung könnte lauten: so sind sie , so waren sie und so werden sie auch in Zukunft sein. Was ein Glück für mich, den Ausländer, dass ich mit denen nichts zu tun habe. Deutschland ist nicht umsonst in der Welt so verhasst wie das immer wieder sichtbar wird. Richtig benennen kann ich es nicht, aber… Mehr

Will Hunting
1 Monat her

Ich habe nichts dagegen wenn sich Menschen als links, rechts oder was auch immer definieren. Das Problem beginnt bei der Verteilung, der selbst gewählten Lasten.

Leroy
1 Monat her

Die Konsequenz des Cancelings in Frankfurt ist die, dass nächstes Jahr nur noch vegane Kochbücher und korrekt gegenderte LBTXYUOTZGO+-Bücher vorgestellt werden.

alex0130
1 Monat her

„11,5 Millonen Menschen greifen nun nicht mehr zum Buch, bei einem Bevölkerungswachstum von 2,8 Millionen.“ Völig unerklärlich, nicht war?
lch helfe Euch mal ein wenig auf die Sprünge liebe deutsche Verlage. Während Ihr Euch weigert aus poitischer Correctness kritische Autoren zu verlegen, wandern viele Eurer ehemaligen Leser aus, während die 2,8 Neubürger, deren Einwanderung Ihr ja so begrüßt, sicher keines von Euren Büchern in die Hand nehmen werden. Wie bestellt, so geliefert. Heult leiser!

Will Hunting
1 Monat her

Ich halte Menschenansammlungen generell für fragwürdig. Fußball, Konzerte ect. Wenn doch, dann wurde ich mitgeschliffen. Upps, Moment….damals als ich noch jung war, bin ich fünf mal in der Woche in der Disco gewesen. Nun ja, ich mochte Frauen. Da waren welche. Heute undenkbar. Nicht wegen der Frauen sondern sich fünf mal die Woche in Gefahr begeben. Ich weiß, Frauen können auch gefährlich werden. 😉

sheldon63
1 Monat her

Und das bei einem Bevölkerungszuwachs von 2,8 Millionen Menschen.

Die Bevölkerung, die diesen Zuwachs generiert, kennt nur 2 Bücher: den Koran
und ‚Mein Kampf‘.

Minusmann
1 Monat her

OK, diese Messe war einfach nötig. Ob es da aber eine Vielfalt der Meinungen zu sehen geben wird, ist momentan doch eher zweifelhaft. Es sind Verlage etc. dort, die sich explizit als rechts-konservativ verorten, sozusagen das who-is-who der Szene. Aber es ist ein Anfang, und es bleibt zu hoffen, dass die Messe erfolgreich verläuft, sich vergrößert und die folgenden Male Verlage anzieht, die jetzt vielleicht noch zögern. Ich glaube daran.

Franz Guenter
1 Monat her

Zitat: „Oder anders formuliert: 11,5 Millionen Menschen greifen nun nicht mehr zum Buch. Und das bei einem Bevölkerungszuwachs von 2,8 Millionen Menschen.“ Wer von diesem „Bevölkerungszuwachs“ liest Bücher, zumal anspruchsvolle Literaturrrr (um den Unvergessenen Marcel R. R. zu zitieren)?

Werner Geiselhart
1 Monat her

„11,5 Millionen Menschen greifen nun nicht mehr zum Buch. Und das bei einem Bevölkerungszuwachs von 2,8 Millionen Menschen.“
Der war gut, allerdings fehlt der Zusatz“… , davon jedoch 80% Analphabeten.“😎