Bildungsministerium erwägt Sozialpunktesystem nach chinesischem Vorbild für Deutschland

In einer Studie im Auftrag des Bundesbildungsministeriums ist eines von sechs Zukunftsszenarien die Einführung eines Sozialpunktesystems nach chinesischem Vorbild. Jobs und Studienplätze hängen dann an sozialem Engagement und einem kleinen ökologischen Fußabdruck.

IMAGO / Future Image

„Orientierung für die Welt von Morgen“ will man beim Bundesbildungsministerium mit der Kampagne „Vorausschau“ bieten. Dafür hat man in einer in Auftrag gegebenen „Wertestudie“ sechs Zukunftsszenarien erdacht, die dort von Forschern diskutiert werden. Neben etwa dem „europäischen Weg“ und der „Ökologischen Regionalisierung“ findet sich dort auch das Szenario „Das Bonus-System“. Dabei geht es darum, dass jeder Mensch einen individuellen sozialen Punktestand bekommt, der etwa bei der Vergabe von Jobs oder Studienplätzen eine entscheidende Rolle spielen soll. Es ist ein Sozialpunktesystem, wie es gerade bereits in China getestet wird. Dieses Szenario dient hier allerdings nicht als finstere Dystopie – neutral, fast positiv werden die Auswirkungen aufgezeigt und abgewogen.

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Im Papier des Bundesbildungsministeriums heißt es dazu: „Für bestimmte Verhaltensweisen können im Punktesystem, das vom Staat betrieben wird, Punkte gesammelt werden (z. B. Ehrenamt, die Pflege Angehöriger, Organspenden, Altersvorsorge, Verkehrsverhalten, CO2-Abdruck). Neben der sozialen Anerkennung ergeben sich durch das Punktesammeln auch Vorteile im Alltag (z. B. verkürzte Wartezeiten für bestimmte Studiengänge).“

Die Zustimmung in der Bevölkerung zum Gesetz würde durch „die Dynamik des Klimawandels“ steigen. Das System ist auf dem Gebiet nämlich wohl erfolgreich: „Dies erzeugte Handlungsdruck zum Gegensteuern, wobei sich ein Punktesystem als effizienter Steuerungsmechanismus zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels entpuppte (z. B. durch Punktebewertung des ökologischen Fußabdrucks). Das Verursacherprinzip wurde durch das Punktesystem transparent gemacht. Zudem erwies sich das Punktesystem angesichts der guten wirtschaftlichen Situation als ein geeignetes Instrument für den Arbeitsmarkt, der von Fach- und Arbeitskräftemangel geprägt ist.“, heißt es.

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Im Jahr 2030 soll das Sozialpunktesystem dann nur noch von einer Minderheit grundsätzlich in Frage gestellt werden: „Das Punktesystem stößt bei einer Mehrheit der Bevölkerung in den 2030er Jahren auf Zustimmung, da es nach dem Empfinden vieler in einer komplexeren und ausdifferenzierteren Gesellschaft eine verbindende Orientierungsfunktion für verschiedene gesellschaftliche Gruppen einnimmt. Zugleich werden im Deutschland der 2030er Jahre durch das Punktesystem als Prognose- und Steuerungswerkzeug schrittweise neue Normen im Alltag verankert“.

Auch für die Demokratie wäre das Sozialpunktesystem offenbar gewinnbringend. Der Staat setze nämlich Anreize „für Aktivität in zivilgesellschaftlichen oder politischen Organisationen, da dies förderlich für den pluralistischen Diskurs ist und als Grundlage des sozialen Bewertungssystems angesehen wird. Nur wer hier aktiv ist, ist in der Lage, sich in die gesellschaftliche Entscheidungsfindung einzubringen.“

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Die Denkmuster hier stimmen ziemlich genau mit denen der chinesischen KP überein, die mit ihrem Sozialkredit-System ebenfalls eine Steigerung der „Aufrichtigkeit in Regierungsangelegenheiten“ der „kommerziellen Integrität“, der „sozialen Integrität“ und der „gerichtlichen Glaubwürdigkeit“ erwirken will.

In mehreren Mega-Städten wird das Sozialpunktesystem in China aktuell getestet, der Kauf von 17,5 Millionen Flugtickets und 5,5 Millionen Zugfahrtscheinen wurde bereits wegen zu geringer Sozialpunktezahl verweigert. Schlechtere Punkte können aber auch zu schlechteren Karrierechancen, gedrosseltem Internet oder höheren Steuern führen.

Das ist offenbar ein System, das manche in Deutschland auch für eines der sechs zentralen Zukunftsszenarien halten und das auch etliche Vorteile (etwa beim Klimawandel) mitbringt. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) schreibt in ihrem Einleitungsschreiben zur „Vorausschau“-Kampagne: „In diesem Sinne lade ich Sie ein, mit uns gemeinsam in die Zukunft zu schauen.“

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Kommentare ( 190 )

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HansCastorp
2 Jahre her

Ein Volk, das sich von den in Berlin aktiven Gestalten regieren lässt, hat den Untergang verdient.

8flieger8
3 Jahre her

„Bildungsministerium erwägt Sozialpunktesystem“
„In einer Studie im Auftrag des Bundesbildungsministeriums ist eines von sechs Zukunftsszenarien die Einführung eines Sozialpunktesystems nach chinesischem Vorbild“
Die meisten Kommentatoren hier sehen es ja so, dass irgendjemand so ein System einführen wollen würde. Ich habe mir diesen Text durchgelesen und die verlinkte Seite. Vielleicht könnte ein Qualitätsjournalist mal erklären, wie die Zukunftsszenarien wirklich gemeint sind, damit sich niemand über etwas ereifern muss, was keineswegs „erwogen“ wird.

Peter Mallm
1 Jahr her
Antworten an  8flieger8

Wenn man ein wenig 1 +1 zusammenzählt , sich der Worte Merkel’s erinnert aus 2019: ,,China ist unser strategischer Partner“, sich der Tatsache erinnert, daß Olaf Scholz vor wenigen Monaten in der FAZ am Sonntag bekannt gab, daß er Merkel des Öfteren konsultiere, sich auch an die Worte von Joe Biden an Olaf Scholz in der PK auf Schloß Elmau erinnert ,,Good to have you back…“ – gemeint war zurück auf der Seite des Westen’s, dann wird man diese Tendenzen ernster nehmen und nicht von sich eifernden Journalisten sprechen. Hier auf ARTE kann ,,8flieger8“ dann noch ein wenig zum Zugriff… Mehr

maru
3 Jahre her

Dressur vom Feinsten! Internet und Reisen nur noch bei Wohlverhalten gegenüber den zu unrecht Herrschenden.

ketzerlehrling
3 Jahre her

Und alle, die die Kriterien nicht erfüllen, was passiert mit denen? Dürfen die den Mond oder Mars kolonisieren, oder hat man Lager für sie gebaut, oder werden sie schlicht und einfach entsorgt? Überraschend kommt das nicht, denn der Überbietungswettbewerb, wie man die Menschheit drangsalieren, schikanieren, erniedrigen, ausbeuten und völlig versklaven kann, ist in vollem Gange. Und inkompetente, komplexbehaftete, schwache Kreaturen wie hierzulande, die das Sagen haben, oder an sich gerissen haben, sind mit voller Begeisterung dabei.

Lore Kokos
3 Jahre her

Vielleicht können die Punkte auf ihrer CO2-Mastercard gutgeschrieben werden. Für 20 mal Klimahüpfen am Freitag gibt es eine Tonne mehr, aber nur wenn sie einen Klimaleugner benennen können, dem diese Tonne abgebucht werden kann.

Regenpfeifer
3 Jahre her

Klingt irgendwie danach, dass man sich bald auf §20(4) des Grundgesetzes beziehen darf. Denn an die „verfassungsmäßige Ordnung“ hielte sich ein solches Gesetz ja nicht mehr -und „andere Abhilfe“ als Widerstand wäre ja auch nicht mehr möglich.

maru
3 Jahre her
Antworten an  Regenpfeifer

Die Voraussetzungen des §20(4) des Grundgesetzes sind jetzt bereits gegeben. Und – rührt sich entscheidend etwas?

Ewald K.
3 Jahre her

Eine Bankrotterklärung der Demokratie, der Schulpolitik und des ganzen demokratischen Getues der letzten Jahr (zehnt)e?

Horst D.
3 Jahre her

Manchmal glaube ich ,wir sind im real existierenden Irrsinn angekommen .

holuschi
3 Jahre her

Es wird wirklich alles getan, um den Michel auch noch den letzten kümmerlichen Rest seines Widerstandes gegen den Relaunch der sozialistischen Diktarur auszutreiben. Auch diese Erziehung zum „Sozial“ Punktesammer wird klappen, denn:

Der Deutsche gleicht dem Sklaven, der seinem Herrn gehorcht ohne Fessel, ohne Peitsche, durch das bloße Wort, ja durch einen Blick. Die Knechtschaft ist in ihm selbst, in seiner Seele; schlimmer als die materielle Sklaverei ist die spiritualisierte. Man muß die Deutschen von innen befreien, von außen hilft nichts.

ratio substituo habitus
3 Jahre her

In diesem Sinne lade ich Frau ministerin ein, mal das berühmteste Zitat des Götz von B zu googeln, da ich bezweifle, dass sie gebildet genug ist, es zu kennen. Ich befürchte, im Sinne des von Herrn Junker eingeführten Vorgehen, wird auch dieses Vorhaben umgesetzt. Ohne mich, dann werde ich D verlassen haben. Wohin? Keine Ahnung, abet meine Frau und ich sind dabei unsere Lebensplanung so umzustellen, dass die ernsthafte Suche nächstes Jahr beginnt. Raus, bevor die neue (wahrscheinlich „nur“ geistige) Mauer steht.