Deutschlands Infrastruktur zerfällt in Rekordgeschwindigkeit

Gesperrte Bahnhöfe, einstürzende Brücken, explodierende Kosten und grüne Symbolpolitik. Von Köln bis Dresden zeigt sich ein Staat, der seine Infrastruktur erst verlottern lässt und dann zu spät und dilettantisch reagiert. Ein Fortsetzungsroman des politischen Versagens.

picture alliance/dpa | Peter Gercke
Abriss einsturzgefährdeter Ringbrücke in Magdeburg, 13.11.2025

Die Bahn sperrt in Köln den Hauptbahnhof für mehrere Tage. Als Grund werden Bauarbeiten für ein neues elektronisches Stellwerk angegeben, das jedoch wegen Softwarefehlern nicht funktioniert und nicht wie geplant in Betrieb genommen werden konnte. Während der Sperrung fahren weder Fern- noch Regionalzüge ins Kölner Zentrum. Wegen der Panne wird im kommenden Jahr eine weitere Vollsperrung nötig werden, weiß die Bahn schon jetzt. „Man hat manchmal den Eindruck, die Bahn macht das zum ersten Mal“, hat sogar jetzt NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert. Die Landesregierung fordere seit Langem bessere Planung und Kommunikation der zahlreichen Baustellen. Er hat möglicherweise vergessen, dass er derzeit der Ministerpräsident des Bundeslandes ist.

In Stuttgart hat die neue Bahnchefin Evelyn Palla gleich mal klargestellt, dass es mit der für Dezember 2026 geplanten Eröffnung von Stuttgart 21 nichts werden wird. Der Tiefbahnhof und der „Digitale Knoten“ würden an Technikproblemen scheitern, die Partner in Land und Region zeigen sich empört. Ursprünglich sollte das Projekt schon 2019 fertig sein, nun ist selbst 2027 unsicher. Palla nannte, vorsichtshalber, keinen neuen Termin.

Sie prügeln sich ums Geld
Investitionen in Straßen werden zum nächsten gebrochenen Versprechen
Im Norden explodieren derweil die Kosten rund um den Fehmarnbelt-Tunnel. Die Schienen-Hinterlandanbindung soll nach neuen Berechnungen nicht mehr 2,8 bis 3,9, sondern rund 8,1 Milliarden Euro kosten – fast eine Verdreifachung. Auch der Sundtunnel-Ersatzbau klettert von 714 Millionen auf über 2,3 Milliarden Euro. Zeitplan und Finanzierung wackeln, während Dänemark mit dem eigentlichen Tunnelbau längst vorlegt.

In Leipzig ist die Agra Brücke für Autos über dreieinhalb Tonnen gesperrt. Sie ist baufällig und müsste sofort neu gebaut werden. Die Stahldrähte sind gerissen, ebenso gäbe es im Beton Risse, wie das Sächsische Verkehrsministerium bekannt gab. Schon vor 20 Jahren wurden Schäden an der Agra Brücke festgestellt, sie ist seit Jahren marode und darf seit langem nur noch mit verminderter Geschwindigkeit befahren werden. Bekannt ist dies alles in der Stadtverwaltung, geschehen ist bisher nichts. Es wird ein Verkehrschaos befürchtet, doch eine weiträumige Umleitung soll erst Ende des Jahres ausgeschildert sein.

In Dresden ist die Carolabrücke bereits über einem Jahr teilweise eingestürzt – und doch passiert erstaunlich wenig. Immerhin gelang es, die Reste und verbliebenen Spuren abzureißen. Die Dresdner stehen jetzt vor einem „Nichts“ über die Elbe. Statt schnell zu handeln, plant Dresden einen Neubau erst ab 2028, Fertigstellung frühestens 2031. Für eine zentrale Elbquerung mitten in einer Großstadt ist das ein Offenbarungseid. Seit dem Einsturz wird über Gutachten, Zuständigkeiten und Varianten geredet – aber es gibt bis heute weder einen beschlossenen, beschleunigten Zeitplan noch sichtbare Vorarbeiten auf der Baustelle. Währenddessen wälzt sich der Verkehr durch Ausweichrouten, ÖPNV und Rettungsdienste müssen Umwege fahren.

Deutsche Bummelbahn
Jetzt fährt nicht einmal mehr jeder zweite Zug pünktlich
Dafür hat der grüne Baubürgermeister seit Jahren mit bemerkenswerter Energie neue Fahrradwege, Pop-up-Spuren und teure Fahrradzählstellen vorangetrieben. Während tausende Autofahrer, Straßenbahnen und Rettungsfahrzeuge täglich zeitraubende Umwege fahren müssen, glänzt das Rathaus vor allem mit Symbolpolitik für den Radverkehr.

Der politische Fokus lag sichtbar woanders. Die Carolabrücke zeigt damit nicht nur ein technisches, sondern ein politisches Versagen – Prioritäten, die am Alltag der Bürger vorbeigehen. Dass eine bekannte, seit Jahrzehnten marode Spannbetonbrücke erst einstürzen muss, bevor überhaupt ernsthaft gehandelt wird – und dann noch Jahre Stillstand folgt –, ist mehr als nur lokales Versagen. Die Carolabrücke wird zum Symbol dafür, wie Deutschland seine Infrastruktur verwahrlosen lässt und selbst nach einem Unfall nicht in den Krisenmodus schaltet.

Im Saarland präsentierte jetzt die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg (SPD) eine Radverkehrsstrategie, die wie aus einem Paralleluniversum klingt: Der Radverkehr soll sich verdreifachen, 500 neue Kilometer Radwege müssten her, 100 davon schon bis Anfang der 2030er. Dafür müsste das Saarland 15-mal schneller bauen als jemals zuvor. Berg: „Das Rad solle zu einem wichtigen Baustein zukunftsfähiger Mobilität werden.“ Bisher nutzen nur drei Prozent der Saarländer das Rad, um im hügeligen und gebirgigen Saarland voranzukommen. Zu wenig für Berg.

Heute: Magdeburg
Deutschlands Brücken - Symbol für den Verfall der Infrastruktur
Gleichzeitig liegen Großprojekte wie der Radschnellweg Saarbrücken–St. Ingbert bis mindestens 2030 auf Eis, weil schlicht das Geld fehlt. Um den Bau zu beschleunigen, investiert die Landesregierung 25 Millionen Euro, die aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität des Bundes stammen. Zusätzlich gibt sie jährlich eine Million Euro an Landesmitteln für Kommunen und sogenannte zivilgesellschaftliche Institutionen aus. Bedeutet: Grüne und rote NGOs füttern.

Denn während Berg euphorisch „Radfahren macht Spaß“ verkündet, verwandelte die Tage der erste Schnee das Saarland in eine Rutschbahn. Von 43 witterungsbedingten Einsätzen berichtet die Polizei, 36 Unfälle, Autos im Graben, Lkw querstehend, Blechschäden auf A1, A8, A62, und das alles an einem einzigen Wintermorgen. Die Polizei kam kaum hinterher.

So dürfte dann künftig das „Ministerium für ambitionierte Mobilitätsträume“ den Verkehrswetterbericht der Zukunft präsentieren:

Wetterlage: Ein arktisches Tief bringt heftigen Schneefall, eisigen Ostwind und eine geschlossene Schneedecke selbst auf den frisch eingeweihten „Premium-Radachsen“. Sichtweiten liegen zwischen „bedenklich“ und „praktisch null“.

Straßen & Radwege: Die A1 ist nach mehreren Schleuderpartien nur zäh befahrbar. Auf den Radwegen kam es erneut zu wintertypischen „Fahrradstauungen“: E-Bikes, die sich im Schnee verkeilten, müssen mit Streusalz und sanfter Bergung getrennt werden.

Der Radschnellweg nach St. Ingbert wurde wegen meterhoher Schneeverwehungen zum „weißen Tunnel“. Feuerwehr und THW befreien seit dem Morgen eingeschneite Pendlergruppen.

Krankenhauslage: Die Notaufnahmen in Saarbrücken, St. Wendel und Neunkirchen melden eine auffällige Häufung von Sturzverletzungen, darunter: gebrochene Schlüsselbeine, Handgelenksfrakturen, Prellungen in allen denkbaren Varianten. Ein Oberarzt: „Die Verletzungen passen exakt zu übermotivierten Allwetter-Radwegenutzern.“

Ein Krankenhaussprecher ergänzt: „Wir haben jetzt den ersten dokumentierten Fall einer E-Bike-Schneeverwehungsfraktur.“ Die Zahl der Patienten sei „signifikant höher als im letzten Winter – proportional zur Länge der neuen Radwege“.

Empfehlung des Tages: Radfahren nur für Personen mit Winterreifen, Spikes, Helmlampe, beheizbaren Handschuhen und ausgereifter Selbsterfahrungsbereitschaft. Alle anderen: Bitte ÖPNV nutzen – sofern die Haltestelle nicht zugeschneit ist.

Ausblick: Der Schneefall hält an, die Radwege bleiben rutschig. Die Wettermodelle prognostizieren weitere Unfälle – und eine weiterhin steigende „Fahrrad-Winterstatistik“ in den Kliniken.

Infrastruktur Deutschland – Fortsetzung demnächst.


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Kommentare ( 87 )

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Marcus Iunius Brutus
21 Tage her

Abgesehen vom Treidelpfad entlang der Saar, der seit dem Pfingsthochwasser vor anderthalb Jahren teilweise gesperrt ist, zeigt sich das Saarland als sehr anspruchsvolles Gelände für den sportlichen Radler.

Endlich Frei
21 Tage her

Nun ja, ich fürchte, der Wiederaufbau der Ukraine hat großen Vorrang vor dem Wiederaufbau in Deutschland. Womit das Verbleiben der aufgenommenen Billionen-Sonderschulden auch geklärt sein dürfte. Es ist ja auch keiner unserer Nachbarn oder anderswo so dumm, nicht auf das Geld zu verweisen.

WGreuer
21 Tage her

Kurz zusammengefasst: Deutschland verblödet zusehends, die von linksgrün unterwanderten Institutionen sind unfähig, bestehende Probleme zu erkennen, geschweige denn zu lösen. Deutschland schafft sich ab, aber der Wähler meint noch immer, dass sein Kreuzchen bei Union, den Sozen oder gar den Grünen oder Linken schon irgendwann irgendwie helfen wird.
Zum Zustand der Republik würde ich einen wunderbaren Beitrag der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber („die Gruberin“) empfehlen – sie hat allerdings einen ziemlichen Dialekt drauf, das versteht nicht jeder. Aber jedes Wort sitzt und die Linken toben. Herrlich.
https://www.youtube.com/watch?v=bPIY_fxb-i0

H. Priess
21 Tage her

Ich habe heute ein sehr aufschlußreiches Video von und mit Lars Thomsen auf youtube gesehen. Dort werden die Probleme angesprochen und wie die Chinesen erfolgreich die Zukunft gestalten. Ich empfehle es für jeden der die Gründe unseres Versagens sucht!
https://www.youtube.com/watch?v=ZZ4UkMJsU2k&t=6s

HansKarl70
22 Tage her

Ach so, Infrastruktur nennt man jetzt das Chaos. Man lernt doch nie aus.

Juri St.
22 Tage her

… und ein Kanzler, der nur an sein Ego denkt und dabei vergisst, dass er Verantwortung für 80.000.000 Bürger trägt, Es entsteht tatsächlich nachhaltig der Eindruck, dass das Land von schwarz-rot-grün bewusst und gewollt gegen die Wand gefahren wird, die Frage bleibt: WARUM?

H. Priess
21 Tage her
Antworten an  Juri St.

Verantwortung für 80 000 000 Bürger? Deutsche Bürger? Neee, da sind sie schief gewickelt, er trägt die Verantwortung für 39 000 000 Ukrainer! Dann kommen die 6 000 000 Migranten bei uns, dann alle die links von den Linken und Grünen stehen also SPD und Komplizen, dann seine eigene Partei, dann kommt lange nichts und ganz am Ende kommt der einfache normale deutsche Bürger. Der steht am Ende der Nahrungskette aber darf die ganze Chose bezahlen!

HansKarl70
22 Tage her

Wie bestellt so geliefert. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Franz Schroeder
22 Tage her

….und die Menschen haben noch mehr begründete Angst vor dem digitalen Euro.

🤣🤣

List
22 Tage her

H.W., der mit der Ausstrahlung eines erfolglosen Staubsaugervertreters:Seine Art, Verantwortung zu tragen: An der Talbrücke Rahmede, 1968 fertiggestellt, wurde im Jahr 2011 bei einer Brückenhauptprüfung erstmals ein nicht ausreichender Zustand festgestellt. Am 2. Dezember 2021 wurde sie wegen irreparabler Schäden am Tragwerk dauerhaft gesperrt und schließlich am 7. Mai 2023 gesprengt. Und wer war unter anderem vom 30. Juni 2017 bis zu seiner Wahl zum Ministerpräsidenten 2021 Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. 4 Jahre Schnittchen essen, Sekt trinken, Bänder durchschneiden, nett lächeln und ansonsten bloß nichts voranbringen und Entscheidungen treffen, an denen man später gemessen werden könnte ( man… Mehr

Simplex
22 Tage her

Das Saarland hat eine Milliarde vom Bund für seine Infrastruktur bekommen. Letzte Woche wurde Ford-Saarlouis beerdigt. Wegen der Instabilität des Standortes vergaben die Amis die E-Auto-Produktion nach Spanien. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Und die Chip-Produktionsträume sind im Saarland auch verflogen. Tote Hose. Aber Fahrradwege! Die werden wir bald auch brauchen! Derweil pflegt die SPD-Landesregierung ihre woken Hobbies. Wo ist die IG-Metall abgeblieben? Die trägt auch Schuld an dem Niedergang. Wann kommt der „grüne Stahl“ aus dem Saarland? Nur einer zufrieden. Das ist der, dem wir das Energiechaos zu verdanken haben und natürlich den opportunistischen… Mehr

Last edited 22 Tage her by Simplex
Marcus Iunius Brutus
21 Tage her
Antworten an  Simplex

Außerhalb des Saarlandes träumt niemand mehr von grünem Stahl… Mein Großvater war Sprengmeister auf der Dillinger Hütte, mein Cousin hat auch Jahrzehnte dort gearbeitet, ein anderer Cousin in Völklingen. Alles geopfert zugunsten dieses ausgestopften Anzuges, der seine Frau im Stich lässt und seine Schauspielerin nicht halten kann. Pardon my French!