Krach in der Werte-Union: Wirft Maaßen hin?

Je kleiner eine Partei, umso brutaler die Flügelkämpfe. Jetzt geht es in der Werte-Union rund und Parteichef Hans-Georg Maaßen will nur „einstweilen“ dabeibleiben. Von „Tötungsphantasien“ ist die Rede. Inhaltlich geht es um die Brandmauer zur AfD. Auch bei den ganz Kleinen.

Hans-Georg Maaßen während des ersten Bundesparteitages der WerteUnion (WU), Berlin, 09.11.2024

In der Werte-Union rumpelt es gewaltig. Auf der einen Seite steht der Landesverband Baden-Württemberg mit Spitzenkandidat Jörg Meuthen. Unterstützt wird Meuthen von weiteren 5 Mitgliedern im 11-köpfigen Bundesvorstand der Kleinpartei. Damit haben die Maaßen-Gegner eine knappe Mehrheit. Mit dieser Mehrheit haben sie schon jetzt Maaßen lahmgelegt: Nicht mehr der Bundesvorsitzende führt die Sitzungen, sondern der Vorstand entscheidet darüber. In einem Brief an die Mitglieder schreibt Maaßen bitter:

„Ich kann mit vielen im jetzigen Parteivorstand nicht mehr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Ich nehme seit Monaten wahr, dass sich mit Pantel, Meuthen, Schwarzer, Pfeifer, Pelz und Martens eine Fraktion im Bundesvorstand gebildet hatte, die der Auffassung ist, dass sie ohne Absprache mit den anderen Mitgliedern und mit mir alles im Bundesvorstand beschließen lassen kann, was sie wollen. Es finden Abstimmungen außerhalb des Bundesvorstandes statt und der Bundesvorstand soll nur noch zum Abnickgremium gemacht werden, weil diese Leute die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigen.“ Er wolle nur noch „einstweilen“ Mitglied bleiben, sagt Maaßen zu TE. Maaßen will einen Parteitag herbeiführen um seine Rolle bestätigt zu sehen.

Im Gespräch mit Tichys Einblick
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Der Krach in der Kleinpartei entzündet sich an Personen, aber es geht auch um Inhalte. Jörg Meuthen war Parteivorsitzender der AfD, und dann trat er aus. Er wirft Maaßen zu große Nähe zur AfD vor; zum offenen Krach kam es, als Maaßen auf einem Foto gemeinsam mit AfD-Chefin Alice Weidel zu sehen war. Auch zur AfD-Ex-Parteivorsitzenden Frauke Petry unterhalte Maaßen zu gute Beziehungen, sagen seine Kritiker, auf eine kleine Brandmauer bedacht. Petry will zudem mit einer eigenen Liste in Baden-Württemberg gegen Meuthen zu Felde ziehen. Die schweren Verletzungen, die Petry und Meuthen in der AfD meinen erlitten zu haben, werden jetzt in der Werte-Union zum Spaltpilz und als Duell der Kleinparteien ausgetragen. 

Maaßen befürchtet eine „schleichende Machtübernahme im Bundesvorstand, und ich bin nicht bereit als Gallionsfigur oder Frühstücksdirektor die Verantwortung für die Partei und für die Schmutzeleien, die hinter meinem Rücken betrieben werden zu übernehmen“, schreibt er in einem Brief an den Vorstand, der TE vollständig vorliegt. Seine Gegner werfen ihm vor, er sei mehr als ein Alpha-Tier und regiere die Werte-Union geradezu autokratisch – wie er es als Behördenchef des Bundesamts für Verfassungsschutz gelernt habe. Demokratie ist also immer, was den anderen fehlt. „Was hier stattfindet, ist ein Putsch und eine Machtübernahme von Leuten, die ihre Mitgliedschaft und Funktion mir zu verdanken haben. Ich räume ein, es war ein großer Fehler, diese Leute in die Partei geholt zu haben und ihnen vertraut zu haben.

Diese Leute reden von Demokratie und werfen mir vor, ich sei Autokrat“, wundert sich Maaßen.

Auch im Förderverein der Werte-Union, der ursprünglichen Keimzelle der Partei, hat Maaßen Rückhalt verloren. Wegen ihm trat Kay-Achim Schönbach, Ex-Admiral der Bundeswehr, aus dem inneren Führungskreis aus und übernahm dafür den Förderverein und dessen Kasse. Auch der populäre Markus Krall ging wegen Maaßen von der Fahne. 

Jörg Meuthen wiederum hofft, dass sein Landesverband in Baden-Württemberg bei den Landtagswahlen gut abschneidet. Dann würde sich ohnehin das Machtzentrum nach Südwesten verlagern. Maaßen setzte wiederum auf eine Fusion mit der Kleinpartei „Bündnis Deutschland“, die von Meuthen blockiert worden war.

Maaßen wirft seiner Gegnerin Sylvia Pantel vor, sie habe es im größten Bundesland Nordrhein-Westfalen nur so weit gebracht, dass die Werte-Union nur in 2 Wahlkreisen antrete und dabei noch wegen persönlicher Feindschaft einen davon nicht unterstütze. Maaßen zu den Streitereien:

„Dieses ‚Machiavelli-Demokratie‘ lehne ich zutiefst ab, mich ekeln die Menschen an, die sich so verhalten. Ich bin auch nicht länger bereit, die Beleidigungen und Beschimpfungen im Vorstand länger hinzunehmen. Dies gilt auch für Tötungsphantasien und Nötigungen von Anhängern dieser Fraktion des Vorstands.“

Ein Mitglied aus Bremen soll gesagt haben: „Dann beerdige ich Sie politisch“. Die Nerven liegen blank, Wörter werden zu Waffen. Die Frage ist jetzt, wer überlebt. Die Kleinpartei wird es möglicherweise nicht sein.

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Kommentare ( 224 )

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fatherted
3 Monate her

Warum sich noch mit diesen „sonstigen“ beschäftigen. Herr Maaßen wollte ja nicht mt der AfD….er könnte jetzt mit 10% im BT sitzen….aber man war ja der CDU „verbunden“….tja…sowas rächt sich beim Wähler.

Protestwaehler
3 Monate her
Antworten an  fatherted

Solche Leute wären Gift für die AfD, da soll man bloß die Finger von lassen.

siebenlauter
3 Monate her
Antworten an  Protestwaehler

Das sehe ich anders. Maaßen ist überaus kompetent. Was ihm fehlt ist politischer Instinkt. Den kann die AfD beisteuern.

Rasio Brelugi
3 Monate her

Maaßen hat verpasst, sich der AfD anzuschließe.

Betreutes Denken
3 Monate her
Antworten an  Rasio Brelugi

Das kann er persönlich immer noch nachholen. Allerdings ist er dann einer unter Vielen und nicht mehr die Nr. 1.

Siggi
3 Monate her
Antworten an  Betreutes Denken

Wo ist er denn Nummer 1?

Der Michel
3 Monate her
Antworten an  Betreutes Denken
  1. Die „Nr.1“ ist er ja ganz offensichtlich auch in „seiner“ WU nicht (mehr).
  2. Bei der AfD dürfte ihm zumindest mittelfristig ein Bundestagsmandat sicher sein. Also vielleicht nicht die „Nr.1“, aber immerhin einer unter doch eher wenigen.
Berlindiesel
3 Monate her
Antworten an  Rasio Brelugi

Was sollte er in einer Partei, in der Tino Chrupalla die Nr. 2 ist, ernsthaft? Die bloße Tatsache, dass die AfD rechts der SPD steht und in der Opposition ist, macht sie nicht zur Partei ALLER Deutschen rechts der SPD. Und wie weit „rechts“ der SPD steht sie überhaupt? In der Außenpolitik, Sozialpolitik, Rentenfrage vertritt sie frühere SPD-Positionen, die ja nicht deswegen unberührbar sein müssen, weil sie mal von der SPD vertreten wurden. Es ist doch einer der wesentlichen Gründe, warum gerade das Funktionärstum der SPD die AfD so hasst.

Last edited 3 Monate her by Berlindiesel
Uferlos
3 Monate her

Die WU ist längst tot. Vielleicht wäre es für Hr. Maaßen das Beste, sich nicht in einer Partei zu organisieren, sondern eine in seinem Sinne agierende NGO zu gründen.
Damit könnte er wahrscheinlich mehr Einfluss ausüben, als mit einer 0,X % Partei.

Last edited 3 Monate her by Uferlos
Edwin
3 Monate her

Schon meine Rede kurz nach Gründung der Werteunion. Wer AfD Positionen vertritt, soll in die AfD eintreten. Wer damit Probleme hat, kann bleiben wo der Pfeffer wächst.

Siggi
3 Monate her

Lieber Herr Tichy, wie wäre es mit einem Interview des ehrenwerten Herrn Dr. Maaßen, in dem er nach der Zukunft und seinem Beitrag gefragt werden sollte.

Petra Horn
3 Monate her

Maaßen ist hochkompetent und wäre fachlich ein Riesengewinn, aber politisch, man muß es so sagen, ist er ein Versager.
Das ist sehr schade!

Edwin
3 Monate her
Antworten an  Petra Horn

Ich gebe Ihnen recht. Als Person integer, aber keine Führungspersönlichkeit. Für eine Führungskraft zu naiv. Leider!

X1
3 Monate her

Für mich stellt es sich so dar, dass Maaßen eine gute Idee hat, die aber leider sabotiert wird – sowohl von denen, von denen man dies erwarten kann (Meuthen und Co.) als auch von überraschender Seite (Krall). Die Anschuldigungen gegen Maaßen von rechter Seite verstehe ich nicht. Der Hauptpunkt scheint ja zu sein, dass er gesagt hat, dass die CDU ihm näher steht als die AfD. Aber: wenn er das nicht sagt, dann macht doch seine Parteigründung gar keinen Sinn. Er möchte ja diejenigen Wähler von der CDU abwerben, die vor der AfD Angst haben. Für uns Rechte hat eine… Mehr

AM
3 Monate her

Persönlich fände ich Maaßen als Bundeskanzler o.ä. prima. Aber er hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, daß es nämlich keine Kohl-CDU 2.0 geben wird. Schon gar nicht mit seinem „Premium-Partner“, der jetzigen Links-CDU. Insofern, schade drum. Leute wie Maaßen hätten das vernünftige Gesicht der AfD werden können.

Elmar
3 Monate her

Das Ziel der Werte Union ist nur, der AfD Wählerstimmen abspenstig zu machen. Ansonsten handelt es sich nur um einen nutzlosen Verein, in dem Narzissten ihre Triebe ausleben.

Legolas
3 Monate her

Wer sich da mit wem in der sogenannten „Werteunion“ oder auch in Krall‘s „Bündnis Deutschland“ fetzt und irgendwelche Brandmauern bemalt, ist so interessant wie das Wetter vom letzten Montag.
Letztlich spielen diese ganzen konservativen Splittergruppierungen nur dem rotgrünen Block in die Karten.
Statt die Kräfte gemeinsam mit der stärksten Kraft, der AFD, zu bündeln
, zerfasern Leute wie Maaßen, Meuthen oder auch Krall die konservative Mehrheit in der BRD und spielen so als nützliche Idioten das Spiel der Linken.

Berlindiesel
3 Monate her
Antworten an  Legolas

Eine „rechte“ Volksfront, und sei es nur nach Art der Harzburger Front, wird es nie geben. Die Diskreditierung ALLEM, was nicht grünlinks ist, als „rechts“ vernebelt, dass es rechts der SPD gewaltige politische Unterschiede gibt. Bei der Rente oder Sozialstaat würde sich die AfD mit linken Parteien weitaus besser einigen können, also mit dem Wirtschaftsflügel der CDU oder eine neuen liberalen Partei. In der Außenpolitik liegen zwischen CDU und AfD Welten, und wenn Steinmeier und Chrupalla ehrlich wären, teilen sie hinsichtlich Russland, Militär und Außenpolitk nahezu alle Ansichten. Nur das Steinmeier eben nicht als „Nazi“ gebrandmarkt wird. Die Situation der… Mehr

Norbert Gerth
3 Monate her

tja, wer Meuthen aufs Schild hebt muß sich nicht wundern. Auch in der AFD sah sich Meuthen gern als U-Boot

Kuno.2
3 Monate her

Herr Maßen hatte die Masseneinwanderung immer kritisiert und deshalb verstehe ich die teils gehässigen Kommentare nicht. Maßen hatte mehr Charakter und eigene Überzeugung wie der Merz jemals hatte oder haben wird.

Klaus D
3 Monate her
Antworten an  Kuno.2

Und warum ist er dann so lange in der CDU geblieben? Ich kanns ihnen sagen – ohne die CDU wäre er beruflich nie so weit gekommen. Er lebt heute fürs nix tun auf unsere kosten (vorzeitigen ruhestand). Diesen sozialstaat könen wir uns nicht mehr leisten!

H.Arno
3 Monate her
Antworten an  Klaus D

Klaus D mit seinen Neid und Diskreditierungs-Beiträgen gegen Herrn
Maassen – dient vor allem den Linken Spaltern, die Deutschland auf
Dauer zersetzen wollen!
Wer für Deutschland ist – steht mit der AFD und allen Gutwilligen –
für die Demokratie und für die Deutsche Bevölkerung ein!

Klaus D
3 Monate her
Antworten an  H.Arno

Das hat nichts mit neid zu tun! Und warum ich herrn maaßen oft anführe ist weil er das beste beispiel für diese ganze verlogenheit ist und dieser auch oft hier bei Tichy erwähnt wird. Und zu der AfD (nicht AFD) – man ist gegen das was in diesem staat falsch läuft kassiert aber selber die extrem üppigen und ungerechten (falschen) diäten als MdB voll ab. Dazu eine vorsitzende die nicht mal in deutschland lebt! Von jemanden der sich für sein land (deutschland) stark macht und alle anderen parteien dafür kritisiert das nicht zu tun erwarte ich das er in DEUTSCHLAND… Mehr