Rotorblätter von Windrädern werden zum Problemfall

Was der deutsch-tschechische Müllskandal um ausgediente Windrad-Rotorblätter und anderen Problemmüll der „Energiewende“ den Steuerzahler kosten könnte. Von Georg Etscheit

IMAGO / Jochen Tack

Im Juni 2022 präsentierte Michael Roth, Chef der jungen Oberpfälzer Recyclingfirma Roth International, einer Abordnung der Bildungseinrichtung „Akademie Ostbayern-Böhmen“ seine Produktionsstätte. Das Unternehmen wollte sich als Spezialist für die Entsorgung von Problemabfällen moderner Werkstoffe wie Glas- und Carbonfasern, aber auch von Lithiumbatterien profilieren, wie sie in großen Mengen in der Auto-, Flugzeug- und Windkraftindustrie anfallen. Und zwar „unter dem besonderen Aspekt der Nachhaltigkeit“, wie damals die Mittelbayerische Zeitung schrieb.

Roth führte seine Besucher auch in eine neue Halle, wo eine Recyclinganlage für Batterien von E-Autos im Wert von 15 Millionen Euro untergebracht war. Für das Batterierecycling gab es 2023 einen Zuschuss von 2,1 Millionen Euro aus Mitteln der bayerischen Regionalförderung. Gefördert wurde als Investitionsbeihilfe die „Neuerrichtung einer Betriebsstätte zur Verwertung von Batterien“ mit einer geplanten Jahresleistung von 9000 Tonnen im Vollbetrieb.

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„Wir möchten Probleme lösen, statt sie zu hinterlassen“, lautet ein Slogan der Firma, die offenbar das große Rad drehen und vom Boom der erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft, und dem staatlich verordneten Umstieg auf Elektroautos profitieren wollte. In der Windkraftindustrie fallen immer mehr abgenutzte Rotorblätter an, die in Deutschland nicht deponiert werden dürfen, sondern wiederverwertet werden müssen. Die Roth International GmbH ist ausweislich der Firmenwebseite Mitglied im Bundesverband Windenergie, dem führenden Lobbyverband der Branche.

Ende vergangenen Jahres wurde aus der Oberpfalz stammender Problemmüll, eine wilde, möglicherweise toxische Mischung aus Glas- und Carbonfaserteilen, Gummi, Metallen und Batterieresten, auf illegalen Müllhalden im Osten der Tschechischen Republik entdeckt. Nach bisherigen Ermittlungen waren die Fuhren – falsch deklariert – von einem tschechischen Logistiker dorthin verfrachtet worden. Damit kam ein ausgewachsener Müllskandal ans Licht, der längst auch die höheren Ebenen der Politik beschäftigt.

Im Medienmainstream wurde bislang nur auf regionaler Ebene darüber berichtet, weil es sich bekanntlich nicht ziemt, das Weltrettungsprojekt Energiewende schlecht zu reden. Denn das Recycling von Windradschrott ist bislang ungelöst, was einen weiteren Schatten auf die Ökobilanz der „grünen“ Energien wirft. „Unser Nachbarland Tschechien hat nun nicht nur darunter zu leiden, dass der hemmungslose Ausbau der Windkraftanlagen an Spitzentagen die Netze überlastet und dies negative Auswirkungen auch auf Tschechien hat“, so Harald Meußgeier (AfD), Mitglied im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags auf Anfrage. Auch bei der Entsorgung der Windkraftanlagen müsse Tschechien offenbar die Lasten der verfehlten deutschen Energiepolitik tragen.

Gegen die Firma Roth als möglicher Urheber der Müllverklappung laufen jetzt auf deutscher wie tschechischer Seite Ermittlungen von Zoll und Staatsanwaltschaft. Zunächst sagte das Unternehmen den von Tschechien geforderten Rücktransport der Abfälle zu – fünf Ladungen wurden daraufhin wieder zur Betriebsstätte in Wernberg-Köblitz gekarrt. Insgesamt waren mehr als 500 Tonnen der Problemabfälle ins Nachbarland transportiert worden, was 29 LKW-Fuhren entspricht.

Doch jetzt hat Roth Insolvenz angemeldet, was den Fall noch unerquicklicher macht. Denn jetzt stellt sich die Frage, wer für den großen Rest der Rücktransporte finanziell aufkommen soll. In Prag traf sich in dieser heiklen Angelegenheit der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) mit dem tschechischen Umweltminister Petr Hladík. Man sei sich einig gewesen, dass die Situation so schnell wie möglich gelöst werden müsse, hieß es danach.

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Laut tschechischer Regierung hat Bayern dem Nachbar zugesichert, dass der restliche Müll innerhalb von zehn Wochen zurückgeholt werden soll. Falls das insolvente Unternehmen seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen könne, würde die Rückführung des Mülls durch den Freistaat Bayern sichergestellt, heißt es laut Bayerischem Rundfunk (BR) von Seiten des bayerischen Umweltministeriums.

Als eine Konsequenz aus dem Müllskandal soll es nun offenbar ‚Überraschungsaktionen‘ an der Grenze geben, um illegale Mülltransporte zu verhindern. „Dies wäre ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Meußgeier. „Die von der AfD geforderten Grenzkontrollen wären nicht nur zur Unterbindung illegaler Migration nötig, sondern auch zur Bekämpfung von grenzüberschreitender Kriminalität.“

Schon 2020 hatte die Staatsanwaltschaft Weiden die Entsorgungsfirma im Visier, wie laut Presseberichten aus einer grünen Landtagsanfrage hervorgeht. Damals ging es demnach um 260 Tonnen geschredderter Reifen, die in einem Steinbruch ebenfalls in Tschechien gefunden worden waren. Die Ermittlungen liefen seinerzeit ins Leere, weil sich nicht genügend Anhaltspunkte fanden, dass sich das Oberpfälzer Unternehmen strafbar gemacht haben könnte. Drei Jahre später wurden die Förderbescheide bewilligt, streng nach Recht und Gesetz, wie das Bayerische Wirtschaftsministerium hervorhebt.

Dieses Geld dürfte nun futsch sein. Außerdem wird der bayerische Steuerzahler wohl für die Beseitigung der Umweltschäden in Tschechien geradestehen müssen, die ebenfalls Millionen kosten könnte. Den Reibach machen andere oder haben ihn schon gemacht.

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Kommentare ( 37 )

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Kaltverformer
16 Tage her

Alles was die Grünen angreifen erweist sich für unsere Gesellschaft als negativ.
Leider sitzen ihre Agenten in der Systempresse nach wie vor fest im Sattel und verschleiern und verbergen den angerichteten Schaden.

GefanzerterAloholiker
16 Tage her
Antworten an  Kaltverformer

Schaden? Die sind doch Miteigentümer.

moorwald
15 Tage her

Auch für die Beseitigung ausgedienter Windräder inkl. Betonfundamenten wird der Steuerzahler aufkommen müssen. So wird er gleich zweimal zur Kasse gebeten.

elly
15 Tage her

Dieses Geld dürfte nun futsch sein. Außerdem wird der bayerische Steuerzahler wohl für die Beseitigung der Umweltschäden in Tschechien geradestehen müssen, die ebenfalls Millionen kosten könnte.
Söder arbeitet daran, dass Bayern nicht mehr größter Nettozahler beim Länderfinanzausgleich bleibt. 🤣
Aber da gibts noch ganz andere Brocken, z.B. das LNG Terminal Stade
 Der Bund zahlt trotzdem die Charterkosten, Branchenexperten schätzen, dass sie sich auf gut 200.000 Euro täglich belaufen.“
https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-04/lng-terminal-stade-erdgas-elbe-energie#cid-75218233
So geht halt grüne Wirtschaftspolitik

Ein Mensch
16 Tage her

Also diese Tschechen, was erlauben die sich??? Wenn Deutschland das Klima der Welt ganz alleine rettet, dann kann unser kleiner Nachbar doch wohl mal ein paar Tonnen Müll von uns lagern. Zur Rettung der Welt muss jeder seinen Beitrag leisten, einer erntet die Lorbeeren und andere entsorgen diesen kleinen Berg Müll. Das gilt genauso für den Strom. Wenn die Stromnetze unserer Nachbarn unseren klimafreundlichen, ständig erneuerbaren Strom nicht aufnehmen können, na dann müssen sie eben ihre Netze unserer Physik anpassen. Wir, die Betonung liegt ganz eindeutig auf Wir(also Deutschland) retten schließlich die ganze Welt vor dem Absaufen, nicht unsere Nachbarn.

MartinKienzle
16 Tage her

Die sogenannte „Energiewende“ – ein gigantisches Verbrechen gegen Fauna, Flora und den Menschen; all diejenigen, die sie propagieren, müssen zwingend beschämt werden!

Moses
16 Tage her

In der Tat ist das ein ebensolcher Skandal wie die Atomkraftwerke.
Schon vor fünf Jahren war bekannt, dass es keine brauchbare Technologie zur Zerstörung der Flügel von Windkraftanlagen gibt. Dasselbe gilt für Autobatterien.
Das hat die Grünen nicht davon abgehalten, unser Geld zu verbrennen und gleichzeitig immer mehr von beidem zu fordern.
Schwache Gehirne, die mit falscher Ideologie übersättigt sind, sind eine schreckliche Gefahr.

GefanzerterAloholiker
16 Tage her
Antworten an  Moses

Das Geld wird nicht verbrannt. Es geht nur aus Ihrer Hand. Aus unserer Hand direkt in die Taschen der Grünen – eine sehr günstige Beteiligung am Geschäft, dass man so innig fördert, ist unter so ehrenwerten Leuten doch eine Selbstverständlichkeit.

Jenny
16 Tage her

Verstehe ich das richtig? Eine grüne Lobbyistenfirma musste Insolvenz anmelden, weil ihr Geschäftsmodell, Müll „falsch deklarieren“ und im Ausland verscharren, aufgeflogen ist? Wer hat denn da wieder so genau hingeschaut? Bestimmt wieder die pösen Rechten!

Alf
16 Tage her

Die Fundamente sind noch kein Problem. diese müssen nur im Boden belassen werden. Ein Rückbau ist nicht wirtschaftlich. LNG, auch eine Superidee. Die große LNG-Lüge – Deutschland investierte Milliarden in überflüssige Infrastrukturhttps://www.tichyseinblick.de/meinungen/deutschland-milliarden-infrastruktur-lng-terminals/tichyseinblick.de/meinungen/deutschland-milliarden-infrastruktur-lng-terminals/Organisation fordert Stopp für LNG-Terminal auf RügenAm Energie-Terminal „Deutsche Ostsee“ in Mukran auf Rügen kommt weniger Flüssiggas an als vom Betreiber erhofft. Die Deutsche Umwelthilfe hält das Terminal für verzichtbar.https://www.nordkurier.de/regional/ruegen/umwelthilfe-fordert-stopp-fuer-lng-terminal-auf-ruegen-3478177 Jetzt die Rotorblätter. Wir Bürger werden doch systematisch verarscht. Der Steuerzahler ist wieder der Depp. Der Koalitionsvertrag, so es denn einen geben wird, ist das Papier nicht wert, auf dem er steht. Sie glauben es nicht? Warum der CDU-Parteitag… Mehr

Kassandra
15 Tage her
Antworten an  Alf

Wie „Solarpaneele“ entsorgt werden sollen ist zudem unbekannt. Haltbarkeit auch im Durchschnitt 20 Jahre.

H. Priess
16 Tage her

In Amerika werden die Flügel einfach verbuddelt denn da hat auch keiner ein Verfahren erfunden wie die Dinger umweltgerecht und vor allem kostengünstig recycelt werden können. Von den Batterien ganz zu schweigen und die Entsorgung der riesigen Mengen an Solarmodulen arbeitet man auch mit mehr oder weniger Erfolg. Dazu noch die Sondermüllentsorgung der Styrophordämmungen, deren Erneuerung bald anstehen wird, ganz zu Schweigen. Der ganze Energie und Klimawahn wird uns noch richtig viel Geld kosten denn an irgenwelche Rückstellungen dafür wird keiner gedacht haben. Die eine Firma ist Pleite aber ich bin sicher da steht schon das nächste Subventionsabgreifunternehmen bereit denn… Mehr

ozweip
16 Tage her

In der Ukraine wird der Herr Graichen sicher ein paar Bombentrichter finden, wo man den Sondermüll ohne viel Aufheben in aller Stille versenken kann. Für Geld geht in der Ukraine viel.

jwe
16 Tage her

Mal ehrlich! Wir müssen uns um den massenhaften Ausbau der Windenergie kümmern, damit wir unserer Vorbildfunktion in der Energiewende nachkommen können. Was kümmert uns da die Entsorgung von alten Rotoren. Da kann man mal dran denken, wenn 100.000 Windräder in Deutschland stehen. Sonst kommt noch vorher die Einsicht, dass die Energiewende der absolute Flop ist und mehr schadet als nutzt. Ich vermute, diese EInsicht ist im Ausland schon lange da, nur Deutschland braucht länger. Warum sich wohl kein Land die deutsche Energiewende als Vorbild nimmt? Außer denen, die Milliarden deutschen Steuergeldes zugeschoben bekommen (Südafrika, Kenia,…).