Chefwechsel ohne Kurswechsel? Porsche bleibt Geisel der Elektro-Agenda

Porsche befindet sich in einer der schwerwiegendsten Krisen seiner Unternehmensgeschichte. Vor allem der schwache Stromer-Absatz setzt dem Hersteller zu. CEO Oliver Blume zieht sich nun aus der Chefetage zurück. Sein Amt wird wohl der ex-MCLaren-Chef Michael Leiters übernehmen. Am festgefahrenen Elektro-Kurs des Premium-Autobauers wird sich mit dem designierten neuen Chef jedoch wohl nichts ändern.

IMAGO

Eine personelle Umstrukturierung bei Porsche wurde bereits seit Wochen erwartet, jetzt ist die Entscheidung gefallen: VW-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume gibt sein Amt als Chef von Porsche zum Beginn des nächsten Jahres ab und wird sich künftig vollständig auf seine Rolle als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG konzentrieren.

Der Sportwagenhersteller teilte mit, der Aufsichtsrat sei beauftragt worden, Gespräche mit Blume über ein „einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand von Porsche“ zu führen. Damit findet Blumes seit Sommer 2022 viel kritisierte „Doppelrolle‟ als Vorstandsvorsitzender beider Konzerne ein Ende.

Auch wenn vom Volkswagen-Konzern nicht offiziell so kommuniziert; deutet vieles darauf hin, dass Blumes Rückzug eine Reaktion auf die anhaltende Absatzkrise bei Porsche ist. Gewinneinbruch, China-Schwäche, US-Zölle und ein hausgemachtes Modell-Desaster sind zu einer existentiellen Gefährdung für das Geschäft heran gewachsen. Die Zeiten für Kompromisse scheinen jetzt endgültig vorbei zu sein.

Porsche verdient also praktisch kein Geld mehr. Beim Volkswagen-Mutterkonzern soll es es nicht wesentlich anders aussehen. In Wolfsburg entdeckte man neulich, das 11 Milliarden Euro alleine für das kommende Jahr fehlen.

Anhaltende Unternehmenskrise: Schwacher Stromer-Absatz zwingt Porsche in die Knie

Porsche erlebt derzeit einen gigantischen finanziellen Zusammenbruch: Der einst florierende Premiumhersteller aus Stuttgart, musste zuletzt dramatische Verluste hinnehmen. Im zweiten Quartal brach der Gewinn um 91 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Bereits im Gesamtjahr 2024 war das Ergebnis um 30,3 Prozent zurückgegangen.

Diese anhaltende Finanzkrise ist vornehmlich auf die Schwierigkeiten im Bereich der Elektromobilität zurückzuführen. Der globale Absatz von E-Autos bei Porsche enttäuscht auf ganzer Linie. Hinetrgrund ist die starke Konkurrenz aus Fernost. Während Porsche seine Stromer zu horrenden Preisen anbietet, verkaufen chinesische Hersteller vergleichbare Modelle deutlich günstiger. Das liegt nicht zuletzt an den schlechten Standortbedingungen in der Bundesrepublik: Deutsche Autobauer leiden unter hohen Energie- und Lohnkosten, massiver Bürokratie und einer übermäßigen Steuerlast. Chinesische Unternehmen hingegen profitieren in ihrer Heimat von niedrigeren Betriebskosten, staatlichen Subventionen sowie einem privilegierten Zugang zu Forschung und kritischen Rohstoffen. Klar ist: Den E-Markt hat Porsche längst verloren. Die logische Konsequenz wäre nun ein verstärkter

Fokus auf den Verbrennerabsatz.

Doch so einfach ist das nicht. Zwar hat Porsche inzwischen erkannt, dass die starre Fokussierung auf die Elektromobilität ein Fehler war und sich nun wieder stärker den Verbrennern zugewendet, doch regulatorische Hürden stehen dem Kurswechsel im Weg.

Das von Brüssel beschlossene Verbrennerverbot, welches ab 2035 gilt, sieht vor, dass in der EU ab diesem Zeitpunkt nur noch Elektroautos neu zugelassen werden dürfen. Bereits jetzt wirken sich die sogenannten Flottengrenzwerte belastend auf Hersteller wie Porsche aus. Diese schreiben verbindliche Durchschnittsgrenzwerte für den CO2-Ausstoß der Fahrzeugflotten vor, die mit der Zeit immer strikter werden. Das zwingt die Hersteller, den Anteil ihrer Verbrenner an ihrem Produktportfolio zu reduzieren und den Absatz von E-Modellen zu steigern. Wer die Vorgaben nicht erfüllt, muss mit exorbitanten Strafzahlungen rechnen.

Die ideologisch getriebenen Bürokraten in Brüssel, die ihre grüne Agenda über alles andere stellen – über Wohlstand und Arbeitsplätze – treiben die Automobilwirtschaft mit dem Verbrennerverbot gezielt in den Abgrund. Immer mehr Vorstandschefs erkennen das, wenn auch zu spät. So sprachen sich BMW-Chef Oliver Zipse und Mercedes-Chef Ola Källenius zuletzt klar für Technologieoffenheit und gegen das starre EU-Verbrennerverbot aus. Auch Porsche bräuchte nun eine neue Führung, die den Mut aufbringt, sich gegen die marktfeindlichen Eingriffe und das planwirtschaftliche Diktat der EU zu stellen. Nur wenn die deutschen Autobauer in einer Einheit stehen, kann das Verbrenner-Verbot gekippt werden. Doch leider ist dies nicht zu erwarten – der designierte Blume-Nachfolger scheint ein überzeugter Befürworter der elektrischen Wende zu sein.

Keine Besserung in Sicht: Ex-McLaren-Chef soll das Ruder übernehmen

Der ehemalige McLaren-Chef Michael Leiters wird als möglicher Nachfolger für den Porsche-Chefposten gehandelt. Medienberichten zufolge führt Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche derzeit Gespräche mit dem früheren Leiter des britischen Sportwagenherstellers. Leiters begann seine Karriere vor rund 25 Jahren bei Porsche, wo er bis Ende 2012 maßgeblich an der Entwicklung des Erfolgsmodells Cayenne beteiligt war. Anschließend wechselte er als Technikvorstand zu Ferrari, bevor er von 2022 bis April dieses Jahres die Leitung von McLaren innehatte.
Bei Ferrari war Leiters als CTO für die Entwicklung der ersten Hybrid-Sportwagen wie des SF90 Stradale und des 296 GTB verantwortlich. Während seiner Zeit bei McLaren leitete er die Einführung neuer Modelle, darunter auch des Hybrid-Modells Artura. Unter seiner Führung verfolgte McLaren eine klare Strategie hin zu elektrifizierten Antrieben, mit dem Ziel, bis Ende des Jahrzehnts überwiegend Hybrid- oder vollelektrische Fahrzeuge anzubieten.

Gegenüber dem Autoportal Autocar erklärte Leiters vor zwei Jahren, dass Elektroautos eine von drei Säulen der Antriebsentwicklung bei McLaren seien – neben Verbrennungsmotoren und Hybriden – die innerhalb von fünf Jahren, also bis 2028, rund 90 Prozent der Verkäufe ausmachen sollen.

Es ist daher fraglich, ob Leiters den kriselnden Sportwagenhersteller aus Stuttgart wieder auf Kurs bringen kann. Vermutlich wird der ehemalige McLaren-Chef auch bei Porsche wieder den Elektrokurs aufrollen. Eines steht fest: Ohne eine vollständige Abkehr von den sturen Elektrifizierungszielen wird Porsche es kaum schaffen, aus der Abwärtsspirale auszubrechen.

Fazit: Brüssel diktiert und Stuttgart und Deutschland verliert

Mit dem Rückzug von Oliver Blume endet bei Porsche mehr als nur eine Personalie – die Entlassung des CEOs steht symbolisch für den Niedergang einer ganzen Industrie unter dem Joch europäischer Ideologiepolitik. Der E-Kurs hat Porsche wahrlich zugrunde gerichtet. Besonders belastend: Unter dem designierten neuen CEO dürfte sich daran kaum etwas ändern.

Während Brüssel mit seinem Verbrennerverbot ab 2035 den Kurs in Richtung planwirtschaftlicher Gleichschaltung vorgibt, verlieren Traditionsmarken wie Porsche ihre Freiheit zur Innovation. Die einstige Stärke des deutschen Automobilbaus wird durch Zwang und Regulierung ersetzt. Statt Ingenieure entscheiden nun EU-Kommissare, wie ein Motor auszusehen hat.

Sollte sich die Branche diesem grünen Dogma weiterhin unterwerfen, wird Deutschland bald nicht mehr das Land der Autobauer, sondern das Land der Industrie-Ruinen sein. Oder sind wir dort vielleicht schon angekommen?

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Kommentare ( 52 )

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Shipoffools
28 Tage her

Nur Deutschland könnte die EU mit einem kompromisslosen Kurs auf Linie zwingen. Nach dem Motto uns doch egal dann ist es halt over mit der EU Brüsseler Prägung. Da würden sich Mitstreiter finden. Aber doch nicht der Frtze. Der will dienen.Allen und Jeden. Nur die AFD wird gebissen.

Kaesebroetchen
28 Tage her

Porsche wird seine Produktion der profitablen Verbrenner sowieso eher früher al später in die USA verlegen. Dort ist der mit Abstand größe Markt und Hersteller finden vorteilhafte und günstige Produktionsbedingungen, wenig Bürokratie und ein politisch positives Umfeld.

WGreuer
28 Tage her

Nicht nur Deutschland wird verlieren, sondern ganz Europa, egal ob Italiener, Spanier, die Gallier (Franzosen), die Tschechen oder die Deutschen. Denn der Markt wird zwangsläufig zusammenbrechen. Da treffen ideologie und ein Produkt, welches die Kunden nicht wollen auf eine unzureichende Infrastruktur, zu wenig Energie und eine verarmende Bevölkerung. Was wird da wohl passieren? Wenn die Autohersteller nicht schnell reagieren und mit aller Macht gegen den Klimawahn ankämpfen, wird’s duster. Und mit aller Macht bedeutet, dass sie ihre Mitarbeiter, die Zulieferer und alle Angehörigen mobilisieren und auf die Straße gehen. Aber das wird nicht passieren, denn die Konzerne werden von Managern… Mehr

Urbanus
28 Tage her

Porsche als Benziner und nur als Benziner. Porsche ist Legende. E-Porsche ist Nichts.

Apfelmann
28 Tage her

Der Kurs hin zur Elektromobilität ist schon richtig. Es ist eben der Zeitplan der die Menschen stört. Bis auf die Wasserstoffjünger die immer noch daran glauben das das die Zukunft sei, gibt es keine Technologie die zukunftsträchtiger wäre. Vielleicht fahren wir auch alle mal mit Buttermilch oder Hundekacke, aber bist jetzt hats noch niemand erfunden.

Peterson82
27 Tage her
Antworten an  Apfelmann

Der Weg mag richtig sein, aber die Umsetzung ist schlecht. Für den deutschen Markt sind die Autos viel zu teuer und zu beliebig. Für den asiatischen Markt haben „Tradition und Wurzeln“ keine Bedeutung, denn dort will man ausgefeiltes Multimedia, was Porsche nicht liefert. Und auch ansonsten ist es schon tragisch, wenn damals neben dem Taycan von Audi das Schwestermodell herauskommt dass nicht nur günstiger (bei nahezu gleicher Hardware) sondern auch wesentlich hübscher daherkommt. Zudem sind praktisch alle Porsche viel zu fett und klobig geworden. Das Dilemma kennt man vom Mini Cooper. Wer mal wieder in einem 70er Jahre 911er sitzt… Mehr

Urbanus
28 Tage her

1750, Beginn der industriellen Revolution in England. 2020, Beginn der industriellen Deindustrialisierung Deutschlands.

Mike76
28 Tage her

Porsche ist zwar teuer, aber eben nicht deshalb automatisch gut. Gute und teure Autos bauen Andere! Nur weil irgendwer mal die Marke gehypt hat, ist das kein Garant für dauerhaften Fortbestand. Und was man bei Posche für neu oder trendy hält, gabs anderswo schon Jahre vorher. Elektromobilität hat bei einem Sportwagenhersteller absolut nichts zu suchen; die DNA ist eine vollkommen andere. Und dazu sollte man stehen. Elektro-Hilfsmotoren einzubauen, um Abgas- und Verbrauchswerte zu schönen, ist grober Unfug, da zu schwer und nur zusätzlich teuer. Und wer um die 4000 Euro für eine Inspektion verlangt, sollte sich mal fragen, ob er… Mehr

epigone
28 Tage her

Zitat:
Eines steht fest: Ohne eine vollständige Abkehr von den sturen Elektrifizierungszielen wird Porsche es kaum schaffen, aus der Abwärtsspirale auszubrechen.

Eines steht auch fest: Es ist völlig egal was Porsche will – Brüssel wird nichts davon rasch genug (wenn überhaupt!) liefern. Die einzige Lösung ist: Hier dichtmachen und die Produktion in Asien wieder aufbauen!

mediainfo
28 Tage her

Ein Porsche oder ein anderes hochwertiges Auto, das war früher etwas zur langfristigen Nutzung, eventuell sogar zum vererben. Ob das für die Generation Elektroauto zutrifft, da habe ich große Zweifel. Der unvermeidliche Alterungsprozess des Akkus setzt ja sofort mit der Installation ein. Und wirtschaftlich darstellbar zu wechseln ist so ein Akku nicht.
Vermutlich hat sich mancher Autobauer das ideal so vorgestellt mit den Elektroautos: Lebensdauer der Fahrzeuge gedrittelt, Kaufpreise verdoppelt, Produktionskosten optimiert, Wartung verteuert.
Aus irgendeinem Grund sind diese Fahrzeuge bisher kein Erfolg.

Egge940
28 Tage her
Antworten an  mediainfo

Ein Viertel reine E-Autos an den Gesamtverkäufen würde ich schon zumindest mal als Teilerfolg sehen. Und die Fahreigenschaften sind ja auch besser als beim Verbrenner, alleine durch die Lage der Batterie.

mediainfo
28 Tage her
Antworten an  Egge940

Das leise Fahrgeräusch und das sofort zur Verfügung stehende Drehmoment finde ich bei Elektroautos auch gut. Vielleicht kaufe ich mir sogar selber eins, wenn es für meine Anwendung passt.
Das ändert aber an den Kritikpunkten und daran, dass es für viele Leute und Zwecke eben nicht passt, nichts.

Last edited 28 Tage her by mediainfo
Ohanse
28 Tage her
Antworten an  Egge940

Und wenn der Akku abfackelt: Einfach Richtung Bürgersteig ausstoßen, nicht wahr? Technik ist vorbereitet.

mediainfo
28 Tage her

Porsche mit Elektroantrieb? Okay, von der Beschleunigung her mag das schon passen, aber ansonsten ist ein Porsche mit Elektromotor doch eine blutleere Sache. Von der bescheidenen Reichweite wenn man das Auto so fährt wie man einen Porsche fahren will mal ganz abgesehen.