Die Zwickmühle, in die sich die CDU manövriert hat

Wie ein Leser von TE richtig bemerkte, hat sich die CDU in eine Zwickmühle manövriert, aus der es nur noch einen Ausweg gibt. Zu diesem Weg bräuchte es allerdings Mut, Entschlossenheit und kühles, ja fast schon kaltblütiges strategisches Denken. Drei Eigenschaften, die der CDU fehlen.

picture alliance/dpa/Revierfoto | Revierfoto

Die CDU hat sich, so das von ihr und der Mainstream-Presse verbreitete Bild, fest hinter der Brandmauer verschanzt. Doch dieses Bild täuscht. Die CDU hat sich selbst den Brandmauer-Strick um den Hals gelegt. SPD, Grüne und Linke müssen nur noch zuziehen. Und damit fangen sie gerade an. Das Schmierentheater der Wahl der Verfassungsrichter war der Auftakt.

Um zu verstehen, wie sich die CDU in diese Lage gebracht hat, muss man etwas ausholen. Es beginnt nach der Wiedervereinigung und dem Aufstieg von Angela Merkel in der CDU. Kohls Wunsch, den Osten in der neuen Regierung vertreten zu sehen, war menschlich nachvollziehbar und auch sympathisch. Leider auch sehr naiv. Es hätte sich gelohnt, den Werdegang von Frau Merkel vorher etwas genauer angesehen zu haben. Warnende Stimmen, die wie schon so oft überhört wurden, gab es.

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Nachdem Frau Merkel, genau mit dem kühlen und strategischen Machtinstinkt, der der heutigen CDU gänzlich abhanden gekommen ist, ihren Ziehvater kaltgestellt hatte, wurde die Partei langsam, bedächtig, unauffällig und ohne jegliche Hast sehr zielgerichtet umgebaut. Ob die Übernahme der CDU durch Angela Merkel eine geheime Meisterverschwörung im Sinne von Infiltrieren, Unterwandern und Zersetzen war, oder ob es das nicht war, ist unerheblich für das Ergebnis.

Die CDU wanderte immer weiter nach links und es kam, wie es kommen musste. Ein konservativer Teil spaltete sich ab. Dieser wurde umgehend mit Begriffen, die in der Sowjetunion der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts populär wurden, belegt. Nazi, als Abkürzung von Nationalsozialist, damit der Begriff Sozialist (links) verschwindet, Faschist und rechts. Was damals funktionierte, funktionierte auch im frühen 21. Jahrhundert. Und so wurde die ursprüngliche Anti-Euro-Partei, unter tatkräftiger Mithilfe der propagandamäßig wirkenden Mainstream-Presse, als aussätzig gebrandmarkt. Die konservative Mehrheit war gespalten, ein Teil unbrauchbar gemacht und die linke Regierungsmehrheit so perpetuiert. Teile und herrsche.

Aber die Unberührbaren wuchsen. Langsam, aber beständig. Trotz, oder vielleicht auch wegen der immer absurderen Propaganda, die gegen sie aufgefahren wird. Verschwörerische Treffen wurden erfunden und aufgebauscht, worauf Hunderttausende, meist staatlich vergütete Berufsdemonstranten, auf die Straße gingen. „Nie wieder 33“ wurde skandiert, und das gemeinsam mit denen, die „from the river to the sea” rufen und nichts sehnlicher wünschen als einen neuen Holocaust.

Nachdem das nichts bewirkte und die Konservativen weiter wuchsen, verfiel man auf die Idee, die Partei zu verbieten. Der neue willfährige Geheimdienst schluderte schnell etwas zusammen, nannte es „Gutachten“, und ab dem Zeitpunkt war in der ebenso willfährigen Presse nur noch von „gesichert rechtsextrem“ zu lesen. Das sollte reichen, schnell noch die passenden und ebenso willfährigen Richter ernannt, und schon hätte man einen rechtlich schlecht bemäntelten Mummenschanz aufführen können. Es muss ja demokratisch aussehen.

Da Teile von CDU und CSU, aufgeschreckt von TE und anderen neuen Medien, sich dann doch noch verweigerten und ihrem Gewissen folgten, ist der erste Versuch gescheitert. Weitere, vielleicht etwas geschickter vorgetragene Versuche werden folgen.

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Fruchteten diese Versuche der Linken, und die AfD würde verboten, verlören alle Abgeordneten dieser Partei ihre Mandate. Die linken Parteien hätten also sofort eine Mehrheit. SPD, Linke und Grüne 269 Stimmen – die CDU/CSU 208. Die beiden fraktionslosen Abgeordneten können vernachlässigt werden. Es gäbe vermutlich ein konstruktives Misstrauensvotum und Lars Klingbeil würde Kanzler. Die CDU würde nicht mehr gebraucht und sähe sich vermutlich bald als neue unberührbare Partei in der gleichen Rolle, die der AfD zugeteilt wurde: Nazi, rechts und Faschist.

Bleibt die AfD, und macht die CDU weiter mit ihrer linken Politik, wird sie bei den nächsten Wahlen immer noch mehr verlieren. Weniger Stimmen bedeutet weniger Sitze, weniger Sitze bedeuten weniger Macht. Weniger oder im schlimmsten Fall sogar keine Macht bedeutet weniger und kleinere, ja eventuell sogar gar keine Pfründe mehr. Und es ist die Aussicht auf Pfründe, weswegen die meisten sich in der CDU engagieren.

Als Ausweg bleibt nur. Koalition aufkündigen, die Minister der SPD entlassen und eine Minderheitsregierung bilden. Solange die AfD im Parlament verbleibt, hat die linke Opposition dann keine Chance, das Ende der Regierung durch ein konstruktives Misstrauensvotum herbeizuführen. Kein Haushalt wäre auch kein Problem. Die sozialistisch-kommunistische Regierung Spaniens regiert seit drei Jahren ohne Haushalt.

Aber dafür bräuchte es, wie eingangs gesagt, Mut, Entschlossenheit und kühles, ja fast schon kaltblütiges strategisches Denken. Ob die CDU das hinbekommt?


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Kommentare ( 57 )

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BellaCiao
2 Monate her

In der Literatur ist Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ ein Bestseller und wird zu den besten Romanen des 20. Jahrhunderts gezählt.

In der Politik hingegen hat sich Friedrich Merz diesen Titel in nur knapp über 100 Tagen redlich erarbeitet. Außer an Eigenschaften fehlt es dem Kanzler aber auch an Rückgrat. Denn seines ist so dermaßen biegsam, dass er es immer wieder schafft, genau das Gegenteil von dem zu tun, was er zuvor mit allergrößtem Nachdruck versprochen hat.

Last edited 2 Monate her by BellaCiao
Harleybay
2 Monate her

Die Unionsparteien veruntreuen seit mehr als zehn Jahren bürgerlich-liberal-konservative Wählerstimmen. Merz hat dies mit der Diskrepanz zwischen Wahlprogramm und tatsächlicher Politik auf die Spitze getrieben. Es wird Zeit sich ehrlich zu machen: Aufspaltung in einen bürgerlich-liberal-konservativen und einen linksgrünen Teil. Die „FDP-Reste“ könnten sich ebenfalls aufteilen und anschließen.

MfS-HN-182366
2 Monate her

Nein!!!!!!

Matthias
2 Monate her

Wenn CDU/CSU politisch überleben und nicht von den ihren Blockpartei-Freunden SPDGrüneLinke erdrosselt werden wollen, müssen vernünftige Mitglieder – so sie es noch gibt – die ganze Führungsebene stürzen. Das passierte 1989/1990 in der Ost-CDU mit einiger Konsequenz und verhalf der CDU damals zu Höhenflügen. Seit Merkel wird die CDU – aber auch die CSU – von immer mehr Angehörigen des Bückbürgertums bevölkert: „Wir wanzen uns an rotgrün heran und haben dann schöne Posten und eine dicke Brieftasche. Auf der anderen Seite übernehmen wir Forderungen der AfD, die anderen Bückbürger sind ja dumm genug, es zu glauben (mit Hilfe des ÖRR).… Mehr

Ho.mann
2 Monate her

Welches Strafmaß wäre denn für die beiden Herren im Bild, ein funktionierender Rechtsstaat vorausgesetzt, für ihre politischen Verfehlungen angebracht?

MfS-HN-182366
2 Monate her
Antworten an  Ho.mann

Strafgesetzbuch (StGB)§ 81 Hochverrat gegen den Bund
(1) Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt
1.
den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder
2.
die auf dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern,
wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
(2) In minder schweren Fällen ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren
Genug gelesen?

Dieter Rose
2 Monate her

Ob der Merz wohl gerade an die Maskengeschäfte von Spahn denkt?

Mausi
2 Monate her

Die CDU/CSU ist durch die vielen Merkel Jahr erpressbar geworden. Wie dieser EU-Politiker, der SM liebt. Sie hat aus der Merkel-Zeit so viel Altthemen, die ihr um die Ohren fliegen, sobald sie die Brandmauer verlässt. Hinzukommt, dass keiner so genau weiß, ob die CDU/CSU nicht inzwischen so RRG ist, dass ihr die Mitglieder, die BT-Abgeordneten austreten, wenn sie die Brandmauer verlässt. Und: UnsereDemokratie-Aktivisten, die ja nicht so zimperlich sind wie Herr Kirk, werden der CDU/CSU schon zeigen, wo der Hammer hängt. Im wahrsten Sinn des Wortes. Berlin ist sicher nicht die Stadt, die gegen diese Aktivisten durchgreift. Und als Tüpfelchen… Mehr

Last edited 2 Monate her by Mausi
Sonny
2 Monate her

Woher nehmen und nicht stehlen?
In der cdu/csu gibt es, so wie es aussieht, keinerlei starke Persönlichkeiten mit Charakter mehr.
Geburtssaal, Hörsaal, Plenarsaal pflastern ihre Wege der absoluten Ignoranz der Realitäten. Genau wie bei der linksextremen spd und grünen – von der sed mal ganz zu schweigen.
Bevor die Agitationssender dieser linksextremen Mischpoke des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht aufgelöst werden, kann dieses Land nicht mehr gesunden.

Manfred_Hbg
2 Monate her
Antworten an  Sonny

Mhh, Sie haben wohl schon recht wenn Sie sagen: „so wie es aussieht, keinerlei starke Persönlichkeiten mit Charakter mehr“. DOCH weil letztendlich auch die vergrünten, die rückgradlosen und die merkelischen(Merkelianer) CDU’ler an ihren Pfründen, Stühlchen und Pöstchen hängen, bestände hier doch vielleicht auch noch die Möglichkeit und der Weg über die sog. „Vertrauensfrage“?! DENN hier bei/mit der Vertrauensfrage müßten dann doch vor allem die oben genannten CDU’ler erkennen und sich entscheiden müssen, ob sie dann ihre Pfründe und Extrawürste verlieren oder doch besser behalten wollen und sich so für Merz mit seiner Vertrauensfrage entscheiden. UND wenn hier dann auch die… Mehr

AnSi
2 Monate her

Koalition aufkündigen, die Minister der SPD entlassen und eine Minderheitsregierung bilden.“ Das wird leider NIE passieren. Machen wir uns nichts vor! Merz hat nicht den A* in der Hose dafür und sein Geldgeber (BlackRock/Schwab) wird es ihm verbieten. „Isch over“ hat mal ein CDU-Politiker mit schwarzem Geldköfferchen gesagt. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

Waehler 21
2 Monate her

Ich denke viele Realisten und Konservative wünschen sich einen Fall der Brandmauer. Auch auf Seiten der CDU.
Doch diese Brandmauer ist eine Erfindung der CDU Funktionäre, die nicht möchten, dass irgendwelche Untersuchungsausschüsse gebildet werden, die genau sie selbst zum Thema haben. Das wäre doch nicht mehr demokratisch!