Katar-Gas: Die Geschäfte machen andere – Deutschland geht leer aus

Dass Robert Habeck beim Katar-Deal Märchen aus 1001 Nacht erzählt hat, mag nichts Neues sein. Dass bis heute kein deutsches Energieunternehmen in Katar investiert, hingegen schon. Stattdessen steigt der italienische Energieriese Eni in einen milliardenschweren Deal ein – für 27 Jahre.

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Der Habeck-Bücker ist zum Sinnbild deutscher Verzweiflung in Energiefragen geworden. Das grüne Versprechen, sich für Menschenrechte einzusetzen, nahm damals ebenso großen Schaden wie die Utopie, mit „Erneuerbaren“ alles regeln zu können. Was bleibt: eine weitere Demütigung der deutschen Nation.

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Hatte sich schon wenige Monate nach der Reise des Wirtschaftsministers herausgestellt, dass es keinen verbindlichen „Deal“ gab, so wehrte sich das Ministerium mit dem Hinweis, nicht die Bundesrepublik, sondern die Energieunternehmen seien dafür verantwortlich. Doch auch Monate nach Roberts Märchen aus Tausendundeiner Nacht hat sich kein Konzern in Deutschland gefunden, der die von Habeck angestrebte „Energiepartnerschaft“ mit Inhalt ausfüllt.

Wie so häufig bei TE angerissen: Das Gas-Geschäft ist eine langfristige Investition und bedarf Langzeit-Strategien. Für die Energiewende-Anhänger bleibt Gas aber nur eine „Brücke“. Dieser Selbstbetrug schlägt sich auch im Umgang mit den Handelspartnern nieder. Katar will langfristige Verträge, Deutschland nur kurzfristige Absprachen, um ein – vermeintlich – kurzfristiges Energieproblem zu lösen. Die Folge: Habeck und das Land der gasgestützten Energiewende gehen (bisher) leer aus.

Dass das Nichtzustandekommen des Deals nicht an Katar lag, zeigt eine andere Geschichte. Habeck reiste am 19. März in den Golfstaat. Doch wie bei der Geschichte mit dem Hasen und dem Igel hatte schon zwei Wochen zuvor Italiens Außenminister Luigi Di Maio dem Land einen Besuch abgestattet – ganz ohne Kotau-Geste im Rahmen eines förmlichen Treffens.

Anders als Deutschland arbeitet Italien mit Katar bereits länger zusammen. Die LNG-Route zwischen den beiden Ländern gehörte 2021 mit 76 Transporten zu einer der aktivsten. Italien galt 2021 als größter Importeur von Flüssiggas aus Katar. Der Golfstaat signalisierte sofort, dass man bei der Diversifizierung italienischer Gas-Importe mithelfen würde. Da Italien über drei LNG-Terminals verfügt, war dies auch von Anfang an deutlich realistischer. Und wieder: Anders als die Deutschen gingen die Italiener auf die Forderungen ein.

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Im Sommer folgte die Nachricht: Der teilstaatliche Energiekonzern Eni investiert in die Erdgasförderung vor Ort. Das „North Field“ enthält nach Angaben des katarischen Energieministeriums 10 Prozent der weltweiten Erdgasreserven. Eni beteiligt sich mit 25 Prozent an einem Joint Venture mit Qatar Energy. Dieses Joint Venture wird wiederum einen Anteil von 12,5 Prozent am Erweiterungsprojekt North Field East besitzen. Eni selbst soll nur 3 Prozent Anteil am Gesamtprojekt haben.

Stand August gibt es dagegen nach Focus-Informationen keinen einzigen deutschen Energiekonzern, der in ähnlicher Weise in Katar investiert und die Gas-Partnerschaft auf irgendeine Art und Weise beeinflusst. Der Taschenspielertrick des Wirtschaftsministeriums, die Wirtschaft den angerichteten Schaden beheben zu lassen, verpufft. Jahrelang hat der Staat die so oft zitierten Rahmenbedingungen nicht gesetzt. Die Grünen unter Habeck hatten dabei persönlichen Anteil, indem sie LNG-Terminals hintertrieben. Wie Studenten versuchten die Zauberlehrlinge, die Hausarbeit in der letzten Woche vor Schluss doch noch abzugeben.

Aber mit Studentenmentalität kann man keine Weltpolitik betreiben und auch keine Versorgungssicherheit herstellen. Und man sollte nicht denken, dass man in wenigen Monaten das nachholen kann, was die Konkurrenz in Jahren und Jahrzehnten aufgebaut hat. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

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Kommentare ( 56 )

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Deutscher
1 Jahr her

Witzig übrigens, wie die Kollegen vom Stern mit dem Foto getrickst haben… 😀
Fällt ja gar nicht auf…. :´D
https://www.stern.de/politik/deutschland/robert-habeck-vereinbart-energiepartnerschaft-mit-katar-31716548.html

1 Jahr her

Cui bono Wem nütz es? Die Preise für Energie werden nicht von Putin, sondern hier im Westen gemacht. Die Grünen wollten schon immer ganz teure fossle Energie (Trittin: 1 Liter Benzin muss5 DM kosten!) um Fotovoltaik und Wind als völlig untaugliche gelegentliche Stromquelle durchzusetzen. Wenn die Gesetze einen Mietendeckel hergeben, könnte auch ein Energiekostendeckel dem Hype ein Ende machen. All das geschieht aber nicht. Warum die Gasturbine aus Kanada sich in Deutschland und nicht in Russland befindet ist keinesfalls klar. Noch nie wurde gesagt, wieviel Gas im letzten Winter zum Vergleich verbraucht wurde. Vielleicht reicht die vorhandene Gasmenge längst aus.… Mehr

Mikmi
1 Jahr her

Gibt Nordstream II frei, macht die Tanks voll und dann sehen wir weiter.
Wer uns dann droht, ist der Feind.

Schwabenwilli
1 Jahr her

Man muss sich mal vorstellen der Deal mit Katar wäre bei der FDP in die Hose gegangen. Häme über Häme aber bei Habeck? Schweigen im Walde des Mainstreams.
Das kriegen doch die Leute mit, immer weniger haben Lust auf ÖR oder Regierungskonforme Presse.

wackerd
1 Jahr her

Die Frage ist nur, warum sich der größte Wirtschaftsminister aller Zeiten nicht entblödet hat, sich zu bücken? Bei der hintertriebenen Politik der Grünen hätte er mit viel Hochmut und Weltmoral auf den devoten Bückling verzichten können. Oder wollte er einmal ins Land der Märchen aus 1000 und einer Nacht reisen? Mit Märchen kennt er sich ja aus, der Doktor fabulae Habeck.

Last edited 1 Jahr her by wackerd
Bert vom weit weit weg
1 Jahr her

Die Bundesregierung weiß ganz genau, das die Bundesbürger jetzt schon die Nase gestrichen voll haben. Wenn sich nun dazu auch noch ein Winter gesellt, indem wir Frierend, Hungernd ohne Strom im Dunkeln sitzen müssen, dann läuft das Faß garantiert über. Und es kommt zu den von Baerbock befürchteten Aufständen. Jetzt versucht man im Innenministerium schon im Vorfeld, die Demonstranten in die rechte Ecke zu schieben, für Demonstrationen, die noch gar nicht statt gefunden haben! Auch die geplanten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes wegen „Corona“ mit der erneuten Beschneidung der Grundrechte dient nur dazu, das sich die Ampel Regierung die für sie unerträglichen… Mehr

Julius Schulze-Heggenbrecht
1 Jahr her

Mittlerweile, glaube ich, hat Deutschland sich mit dieser Regierung und ihrer Ideologie in aller Welt lächerlich gemacht, uns nimmt doch keiner mehr ernst.

Das stört mich sehr. Allerdings finde ich es noch viel schlimmer, dass die Politkasper, die den Ruf Deutschlands zerstört haben, unser Land in den Abgrund treiben. Was wollen wir uns eigentlich noch alles gefallen lassen, bevor wir denen endlich nachhaltig heimleuchten?!

Rob Roy
1 Jahr her

Habecks Bückling wurde von den Mainstreammedien mittels Fotobearbeitung schon zurechtgerückt, damit er nicht allzu devot herüberkommt. Jetzt soll Scholz die Sache wieder ins Lot bringen. Wenn überhaupt, gibt es von Katar für Deutschland Gas nur noch zu exorbitanten Preisen. Aber den wird Scholz uns Bürger zahlen lassen, schon damit es nicht so aussieht, als hätte auch der Kanzler versagt. Deswegen hatte Scholz auch zunächst Habeck vorgeschickt.

Rob Roy
1 Jahr her

Habeck hat keine interkulturelle Kompetenz. Araber lassen sich von Macht und Stärke bei ihren Verhandlungspartnern beindrucken, aber nicht von Bücklingen. Je mehr man auf dicke Hose macht, desto ernster nehmen sie einen. Vielleicht lässt man noch diskret die eine oder andere Anspielung fallen (z.B. keine Technologie mehr zu liefern, keine Investionen in das Land etc), solchen sanften Zwang überlässt man aber den Diplomaten.
Dass Habeck versagt hat, ist sowieso kein Wunder. Grüne und Wirtschaft, wie soll das zusammenpassen? Dazu noch außenpolitisch völlig unerfahren, das konnte nicht funktionieren und war schon bei seinem Besuch deutlich.

Last edited 1 Jahr her by Rob Roy
Deutscher
1 Jahr her

Baerbeck & Habock müssen erst noch lernen, dass Weltpolitik kein Grünen-Parteitag ist, wo man nach belieben salbadern kann, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen nach sich zieht.