Kann man Menschheitsverbrechen hierarchisieren?

Was ist das schlimmste Menschheitsverbrechen? Die Frage als solche sollte als rassistische Fangfrage geächtet werden. Oder man sollte unter den Völkern der Welt einmal darüber abstimmen. Eines ist sicher: die weißen Europäer würden ihr blaues Wunder erleben. Von Lothar Krimmel

picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Kann man den Holocaust und die Verbrechen des Dritten Reiches als „schlimmstes“ Menschheitsverbrechen bezeichnen? Genau zu dieser Frage tobt seit einigen Tagen ein Meinungskrieg, der wieder einmal den Versuch unternimmt, die AfD mit der eigenwilligen Interpretation von Zitaten zu bekämpfen. Auslöser war eine Passage in einem Podcast-Interview mit Ulrich Siegmund, dem Spitzenkandidaten der AfD, für die im nächsten Jahr anstehenden Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt.

Etwa nach 28 Minuten und 40 Sekunden kann aus dem schwer erträglichen Gestammel des Interviewers Gordon Repinski folgende Frage herausdestilliert werden: „Können Sie mir mal ´ne Einordnung geben, wenn Sie zurückblicken auf die Jahre ’33 bis ’45, was das für Sie bedeutet, wenn Sie das zusammenfassen wollen?“

Siegmund antwortet: „Das ist, denke ich mal, bekannt, dass das über die ganze AfD hinweg gleichsam als Tiefpunkt unserer Geschichte betrachtet werden muss.“

Und dann in die Antwort hinein die etwas untergehende Nachfrage Repinskis: „Würden Sie auch sagen, das ist das schlimmste Menschheitsverbrechen?“

Darauf dann Siegmund: „Das maße ich mir nicht an zu bewerten, weil ich die gesamte Menschheit nicht aufarbeiten kann und aus allen Verbrechen dieser Menschheit natürlich lernen muss.“

Ausgerechnet diese fast schon staatsmännisch korrekte Antwort wurde von der links-grünen Empörungsindustrie zum Skandal des Jahres hochgeputscht. Die Vorwürfe an Siegmund verdichteten sich dabei allen Ernstes auf eine Leugnung des Holocausts an den europäischen Juden.

Links-grüne Ankläger im Stil von Politkommissaren

Eine derart absurde Einordnung hätte einem anklagenden Politkommissar im Rahmen stalinistischer Schauprozesse gut zu Gesicht gestanden. Denn auf die Frage wie er die Jahre 1933 bis 1945 bewerte, antwortete Siegmund, dass diese Jahre der Tiefpunkt der deutschen Geschichte gewesen seien. Und auf die Nachfrage, ob „das“, also die Jahre 1933 bis 1945, „das schlimmste Menschheitsverbrechen“ sei, lehnte er eine Hierarchisierung von Menschheitsverbrechen ab, da man aus allen Menschheitsverbrechen lernen müsse.

Jeder vernünftige Mensch dieser Erde kann an dieser Aussage selbst unter strengsten moralischen Maßstäben nichts auszusetzen haben. Denn zunächst einmal war die Frage derart falsch gestellt, dass eine andere Antwort gar nicht möglich war. „Jahre“ können niemals ein Verbrechen sein, schon gar kein Menschheitsverbrechen. Sie können ein „Tiefpunkt der Geschichte“ sein. Und genau das hat Siegmund auch gesagt.

Nach einem bestimmten Ereignis wie der Shoah hat der Interviewer gar nicht gefragt. Siegmund hat die Frage allenfalls so verstehen können, ob der nationalsozialistische Terror insgesamt das schlimmste Menschheitsverbrechen sei.

Im Zeitraum 1933 bis 1945 gab es aber gleich mehrere grauenhafte Verbrechen, die den Status eines „Menschheitsverbrechens“, teilweise sogar eines „singulären Menschheitsverbrechens“ beanspruchen können. Zu den bekanntesten gehören neben dem Holocaust an den europäischen Juden die Massaker an der polnischen Zivilbevölkerung, der rassistische Versklavungs- und Vernichtungskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion, aber auch der Stalinsche Holodomor an der ukrainischen Bevölkerung und die japanischen Massaker in China.

Es ist bezeichnend, dass die Kritiker der staatsmännischen Antwort von Siegmund erstens die unpräzis gestellte Frage in unzulässiger Weise einseitig deuten, zweitens mit dieser Präzisierung die umfassende nationalsozialistische Terrorherrschaft auf die Shoah verkürzen (und damit die Verbrechen außerhalb der Shoah verniedlichen) und drittens einer nur als skandalös zu bezeichnenden Hierarchisierung von Menschheitsverbrechen das Wort reden.

Doch selbst wenn man unterstellt, dass Repinski und Siegmund mit Frage und Antwort übereinstimmend ausschließlich auf die Shoah anspielen, was weder aus der Frage noch aus der Antwort eindeutig zu entnehmen, ist, kann kein Vorwurf gegenüber Siegmund konstruiert werden.

Ja, der Holocaust an den europäischen Juden als rassistisch motivierter, industriell perfektionierter Massenmord ist ein singuläres Menschheitsverbrechen. Und Siegmund hat, soweit man eine Frage zu den „Jahren ’33 bis ’45“ überhaupt allein auf die Shoah beziehen konnte, weder deren Singularität angezweifelt noch deren Status eines „Menschheitsverbrechens“. Er hat lediglich – mit explizitem Bezug auf die „Jahre ’33 bis ’45“ – eine Hierarchisierung von Menschheitsverbrechen abgelehnt, worin ihm die große Mehrheit dieser Menschheit folgen dürfte.

Es gibt leider zu viele unfassbare Menschheitsverbrechen, zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Völkern, als dass eine verbindliche Hierarchie irgendeine Rechtfertigung haben, geschweige denn einen Sinn ergeben könnte. Und man muss in der Tat aus allen diesen Verbrechen für die Zukunft lernen.

Sind schwarze Opfer von Menschheitsverbrechen weniger wert als weiße?

Siegmunds Ankläger sind entweder historisch komplett ungebildet oder haben ganz bewusst eine zutiefst rassistische Hierarchisierung von Menschheitsverbrechen vorgenommen. Was ist zum Beispiel mit den Gräueln, die an den Völkern des Kongo durch das Königreich Belgien in den Jahren 1885 bis 1908 verübt wurden, mit mehreren Millionen Toten und Verstümmelten? Kennt diese furchtbaren Ereignisse überhaupt irgendeiner der heutigen Ankläger? Die Nichtkenntnis und Nichtbeachtung dieser Verbrechen ist bereits in sich ein Skandal.

Und warum war das Verbrechen an den europäischen Juden „schlimmer“? Vielleicht weil Juden weiß und Kongolesen schwarz sind? Oder weil die Juden zumeist gezielt ermordet wurden, während man die Kongolesen zur Schonung von Gewehrkugeln oft einfach kopfüber aufgehängt verrecken ließ? Oder weil die ermordeten Juden Europäer und die ermordeten Kongolesen Afrikaner waren? Dass in der heutigen Republik Kongo seit nunmehr 30 Jahren – von Europa wiederum kaum beachtet – ein weiterer innerafrikanischer Völkermord geschieht mit inzwischen 6 Millionen Toten und 7 Millionen Flüchtlingen, kann die belgischen Verbrechen nicht relativieren, ist aber ebenfalls ein weiteres Beispiel für ein Menschheitsverbrechen.

Hierarchisierung mit rassistischen Beurteilungsrastern

Oder was ist mit einem weiteren singulären Menschheitsverbrechen – wiederum begangen von Deutschen? Dem „Unternehmen Barbarossa“, dem größten rassistischen Vernichtungskrieg der Weltgeschichte, in dem von 1941 bis 1945 – also zeitgleich zur Shoah – etwa 25 Millionen zu „Untermenschen“ abqualifizierte Sowjetbürger ums Leben kamen? Welchen Rang darf die Ermordung 10 Millionen slawischer Zivilisten einnehmen? Gilt deren Leid weniger? Lebt in der unerträglichen Hierarchisierung von Menschheitsverbrechen durch die heutigen deutschen „Gutmenschen“ vielleicht auch der Jahrhunderte alte deutsche Rassismus gegenüber slawischen Völkern fort?

Was ist mit dem arabo-muslimischen Sklavenhandel im 7. bis 15. Jahrhundert mit bis zu 15 Millionen Opfern? Oder mit dem atlantischen Sklavenhandel vom 16. bis 19. Jahrhundert durch Briten, Niederländer, Spanier, Portugiesen und Amerikaner mit ebenfalls bis zu 15 Millionen Opfern, von denen allein etwa 1,5 Millionen unter elenden Bedingungen auf der Überfahrt ums Leben kamen? Mit der beinahe vollständigen Auslöschung der indigenen Bevölkerung Amerikas? Oder mit den Millionen Opfern von Tyrannen wie Mao Tse Tung oder Pol Pot? Alles „halb so schlimm“?

Doch nicht nur das. Der weltweit vertretene Anspruch vieler Deutscher, bei den Menschheitsverbrechen das „schlimmste“ begangen zu haben, behindert seit Jahrzehnten die Aufarbeitung zahreicher anderer historischer Gräueltaten. Warum etwa sollten sich die Franzosen mit ihrem bestialischen Wüten in Algerien und Indochina befassen, das wohlgemerkt noch nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgt ist, wenn das doch alles gar nicht „so schlimm“ gewesen sein kann? Oder die Briten mit dem entsetzlichen Leid, das die Unterjochung und Ausbeutung der halben Welt hinterlassen hat? Die Völker Afrikas, Asiens und Lateinamerikas blicken jedenfalls zunehmend irritiert auf den alle anderen entsetzlichen Gräueltaten relativierenden Absolutheitsanspruch der deutschen Gutmenschen.

Der Interviewer Gordon Repinski und die jetzigen links-grünen Ankläger sind offensichtlich ihren eigenen historischen Bildungslücken und ihren rassistischen Beurteilungsrastern auf den Leim gegangen und versuchen nunmehr verzweifelt, ihre peinliche Blamage in einen publizistischen Sieg umzudeuten.

Und was der grenzenlosen Heuchelei der vermeintlichen Gutmenschen noch die Krone aufsetzt: Die Empörungsmaschinerie gegen Siegmund unter dem absurden Vorwurf der Holocaust-Leugnung wurde von den denselben links-grünen Milieus angestoßen, die den täglichen gewalttätigen Antisemitismus auf deutschen Straßen und Plätzen tolerieren oder ihn sogar noch unterstützen. Im Verbund mit radikalen Muslimen wird von Links und Grün der Tod Israels gefordert. Das ist der schreckliche Kult, der den Deutschen tief im Blut zu stecken scheint. Für die lebenden Juden gibt es hierzulande nichts außer billige Sonntagsreden. Für Juden bleibt der Tod ein Meister aus Deutschland.


TE-Gastautor Dr. med. Lothar Krimmel ist Facharzt für Allgemeinmedizin und war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.


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Kommentare ( 76 )

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the ministry of silly walks
21 Tage her

Ja Gastautor – guter Artikel, alles richtig… aber: Deutschland steht vor drängenden und massiven Problemen: ungesteuerte Massenmigration, Deindustrialisierung und damit Vernichtung von Millionen Lebensperspektiven, Verlust der inneren und äußeren Sicherheit, marode Infrastruktur, Überdehnung und damit Ende des Sozialstaates, zunehmende politische und/ oder religiöse Radikalisierung, überbordende Bürokratie, absurde Wendepolitik insbesondere Energiewende verbunden mit Versorgungsunsicherheit und absurden Energiepreisen, Verschleuderung von Steuergeld in Nonsensprojekte in aller Welt – hab sicher nicht an alles gedacht, bitte gerne ergänzen. Die Frage nach dem abscheulichsten Menschheitsverbrechen aller Zeiten gehört nicht zu den drängendsten aktuellen Fragen dieses Landes. So langsam habe ich den Eindruck, dass die AfD… Mehr

Last edited 21 Tage her by the ministry of silly walks
Deutscher
21 Tage her

Es ist völliger Blödsinn, irgendeines als „größtes Menschheitsverbrechen“ zu werten. So sinnlos, wie irgendeinen Mord als „größten Mord aller Zeiten“ zu bewerten.

Was sind denn die Kriterien? Opferanzahl? Effizienz? In Ruanda z.B. wurde 1994 eine Million Tutsi von den Huthu ermordet – innerhalb von ein paar Wochen, nicht Jahren. Man könnte also ganz technokratisch sagen, es waren zwar insgesamt weniger Opfer als die des Holocaust, aber auf den Zeitraum gerechnet waren es sehr viel mehr. Aber wer ist zynisch genug dazu?

Es gibt kein „größtes Menschheitsverbrechen“, weil es schlichtweg eine willkürliche Zuschreibung ist.

M. Stoll
21 Tage her

Sie versuchen krampfhaft und unermüdlich, die AfD, also die Partei, die das Recht und das Grundgesetz am meisten achtet, irgendwie in die Nähe des NationalSozialismus zu bekommen.
Meiner Meinung nach, stehen andere deutsche Parteien den Mitteln und Methoden dieser Ideologie, deutlich näher.

Peter Pascht
21 Tage her

Wenn dann ein Bundespräsident verkündet „von deutschem Boden sind 2WK ausgegangen“ dann muss man ihm zumindest grobe Unkenntnis der Geschichte vorhalten, wenn nich gar Geschichtsverzerung. Ich darf mir wohl in diesem Zusammenhang die persönliche Bemerkung gestatten, dass ich als erster Deutscher vor einem internationalen Forum, auf der Berner Konferenz, am 3. Februar des Jahres 1919, der Unwahrheit von der Schuld Deutschlands am Ausbruch des (1.WK) Weltkrieges entgegengetreten bin.Quelle: Rede des Abgeordneten Otto Wels SPD vom 23. März 1933 vor demReichstag ***** Quellen zum 2WK [1] „ Der Pakt: Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz“ Prof. Dr. Claudia Weber,… Mehr

Peter Pascht
21 Tage her

Menschheitsverbrechen ? – darf es eine Frage der willkürlichen Definition sein? Meine Generation der Nachkriegsgeborenen sind noch die letzten lebenden mittelbaren Zeugen der Greueltaten des 2WK und die letzten unmittelbaren Zeugen der Greueltaten nach dem 2WK insbesondere an Deutschen, aber auch an den Völkern des „Stalinistischen Reiches“. Es hat 80 Jahre gedauert bis man die nichtöffentlichen Archive und Geheimarchive des 2WK und des nachherigen kalten Krieges durch Wissenschaftshistoriker erforschen konnte. Heute sind diese Erkenntgnisse erforscht und publiziert, so dass sich niemand mehr auf Unkenntnis und „linksextremistische Apologien“ als Wahrheit berufen kann. Die Toten des „Nationalsozialismsu“ aber auch des „Stalinistischen Faschismus“… Mehr

RUEDI
21 Tage her

Jedem deutschen Baby wird bei der Geburt DAS Schuld-Gen immer neu eingepflanzt, weil Schuld ja biologisch nicht vererbbar ist. Aber das gilt wohl nur für die Ethnisch Deutschen – und trifft ja zweifellos nicht auf alle deutschen Staatsbürger, Eingebürgerte – Südafrikaner, Polen, Japaner, Araber oder andere, die nie deutsche Vorfahren hatten zu. Also was nun ? Muss bei der Einbürgerung dann nicht auch eine „Mit-Haftungs-Erklärung“ für alle vorhergehenden Verbrechen des Deutschen Volkes eingefordert werden und Wiedergutmachung, materiell, ideell, z.B. devotem Verhalten allen Fremden gegenüber, die dieses Land betreten ? Ist das nicht tatsächlicher Rassismus gegen das eigene Deutsche Volk ?… Mehr

Waehler 21
21 Tage her

Sollen wir uns wirklich auf Augenhöhe mit der neuen Linken unterhalten? Also auf Bordsteinhöhe? Sollen wir die verbalen Verdauungsprodukte von Menschen , die ohne Rücksicht die Meinungsführerschaft uneingeschränkt für sich reklamieren, in dem angeschnittenen Thema selber stellen stellen? Oder kümmern wir um ihren Herrschaftsdrang, der ihr Handeln bestimmt? Rassismus, CO2, Feminismus sind nur die Vehikel , die Torbrecher . Wie sonst könnte eine Frau Baerbock Sklavenfänger um Verzeihung bitten. Es ging nie wirklich um Rassismus es ging und geht um Meinungsvorherrschaft. Auch den letzten wirklichen Kriegsverbrecher zu Ehren ist purer Pragmatismus. Nicht bloße Dummheit, wie ich es am Anfang gedacht… Mehr

Last edited 21 Tage her by Waehler 21
verblichene Rose
21 Tage her

Für mich ist es ein Verbrechen, den Holocaust wie eine Monstranz vor sich her zu tragen. Das ist in meinen Augen die eigentliche Verharmlosung, denn dieser sinnlose Massenmord verkommt damit zu einem schlichten Whataboutism, ohne daß der Herr Repinski es selber merkt. Wie übrigens sehr viele Menschen, die einfach mal die Klappe halten und in sich gehen sollten! Der Mensch ist nämlich leider immer noch zu allem fähig. Für mich haben völlig sinnlos Millionen Herzen aufgehört zu schlagen. Milliarden Worte wurden nicht mehr gesprochen und genauso vieles Lachen wurde einfach erstickt, noch bevor es Freude bringen konnte! Die eigentliche Hierarchisierung ist… Mehr

twsan
21 Tage her
Antworten an  verblichene Rose

Die sehr böse Frage sollte sein, ob die westlichen Antisemiten (oder Teile davon) der 1930er und 1940er Jahre etwas gegen den nationalsozialistischen Holocoust gehabt hätten, wenn dieser geräuschlos-steril über die Bühne gegangen wäre.

Wurde diese Frage je gestellt?
Denn angesichts des aktuellen westlichen Antisemitismus und Antisraelismus erscheint sie mir dringener denn je!!!

An die Abgründe des menschlichen Daseins sei erinnert:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/kriegstouristen-sarajewo/

Last edited 21 Tage her by twsan
Marcel Seiler
21 Tage her

Umgekehrter Größenwahn: Depressive äußern gern die Meinung, ihnen ginge es von allen Menschen „am schlechtesten“. Schlecht gehen wie vielen anderen reicht ihnen nicht, sie wollen unbedingt an der Spitze aller Depressiven stehen. Ein Psychologe nannte das „umgekehrten Größenwahn“.

So die Deutschen mit dem Holocaust. „Furchtbares Verbrechen“ reicht nicht, es muss „das schlimmste“ sein. Sie stolpern vom Größenwahn der Nazis in den umgekehrten Größenwahn von heute. (Nicht nur auf diesem Gebiet.) Unerträglich für andere. Zerstörerisch für sich selbst.

Laurenz
21 Tage her
Antworten an  Marcel Seiler

Die Nationalsozialisten waren, wenn man im Whataboutism vergleicht, die reinsten Amateure. Verhungern, also der Holodomor, ist meist die einfachste & eine der brutalsten Methoden, einen Genozid zu begehen. Man sieht zuerst die Alten, dann die Kinder verrecken. Was soll es Inhumaneres geben? Um Ihnen ein Beispiel für das ganz normale Procedere des Holodomors zu geben, nenne ich Ihnen eine Seeschlacht, welche die revolutionären Franzosen taktisch verloren, aber strategisch gewannen. https://de.wikipedia.org/wiki/Seeschlacht_vom_1._Juni_1794 Hierzu muß man wissen, daß das gesamte Französische Offizierskorps zur See, adlig, also Fränkisch war. Dieser Adel war entweder geflüchtet oder auf der Guillotine einen Kopf kürzer gemacht worden. Die… Mehr

Deutscher
21 Tage her
Antworten an  Marcel Seiler

Bitte, ich leide mithin unter depressiven Schüben. Diese traten schon in meiner Kindheit und Jugend auf, doch erst vor einigen Jahren wurde mir bewusst, worum es sich handelt. Mir ist durchaus klar, dass es schlimmere Leiden gibt, aber glauben Sie mir: Wenn Sie es nicht selbst haben, wissen Sie nicht, was es heißt.

Last edited 21 Tage her by Deutscher
Marcel Seiler
20 Tage her
Antworten an  Deutscher

Sehr geehrter Kommentator Deutscher, es ging mir wirklich nicht darum, die Leiden Depressiver zu minimieren. Es tut mir leid, wenn Sie dies so auffassten. Es ging mir, wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, um etwas ganz anderes. Ihnen wünsche ich alles Gute.

flo
21 Tage her

Kann man Menschheitsverbrechen hierarchisieren? Nein. Das kann man m. E. schon deshalb nicht, weil eine Rangordnung nahelegt, es ließen sich 1. quasi-wissenschaftliche und 2. weltweit konsensfähige Kriterien für die Einstufung von Personen/Volksgruppen oder Phänomenen finden. Wonach sollte man die Rangfolge der größten Menschheitsverbrechen beurteilen? An der Anzahl der Toten (wobei die Weltbevölkerung sich drastisch erhöht hat), der Art des Sterbens, der Geplantheit des Tötens … über Jahrhunderte und weltweit. Grundsätzlich wird jeden Befragte die Betroffenheit seiner eigenen Vorfahren als Opfer oder Täter mehr betreffen als Geschehnisse andernorts und spielt natürlich eine Rolle, wie weit zeitlich entfernt ein Ereignis oder eine Epoche… Mehr