Gilt für Bildungs- und für Sportnation: Kein Erfolg ohne Anstrengung!

Wer Leistung und Anstrengung zu Missgunst-Vokabeln macht – „Leistungsstress“, „Leistungsdruck“, „Leistungsterror“ –, versündigt sich an der Zukunft unserer Gesellschaft. Denn wer das Leistungsprinzip bereits in der Schule untergräbt, setzt eines der revolutionärsten demokratischen Prinzipien außer Kraft.

IMAGO

Die um sich greifende Wohlfühl-, Gute-Laune-, Spaß- und Gefälligkeits(un)kultur schadet unserem Land in allen Bereichen. Indes greift seit einigen Jahrzehnten eine hedonistische Erleichterungshaltung um sich – auch im Bildungsbereich und im Sport. Folge ist, dass sich Deutschland als Bildungsnation und als Sportnation im Sinkflug befindet. Populistisch wird so getan, als ginge Erfolg ohne Anstrengung, Arbeit, Fleiß, Sitzfleisch, Dickschädeligkeit und Schweiß.

Bleiben wir zunächst bei der Bildung

Mit dieser Un-Kultur aber werden die Bildungsansprüche heruntergefahren: Schule soll ja „Spaß“ machen. Folge: Der mutter- und der fremdsprachliche Wort-„Schatz“ wird gekürzt, ein Auswendiglernen von Gedichten findet fast nicht mehr statt, das Einprägen von historischen oder geographischen Namen und Daten gilt als vorgestrig, Grundschüler dürfen gegen jede Orthographieregel „phonetisch“ schreiben, Fehler gelten als „kreativ“, werden schon gar nicht bewertet, Deutschprüfungen bestehen im Ankreuzen von Multiple-Choice-Aufgaben oder im Ausfüllen von Lückentexten. Zugleich werden – was Wunder! – die Noten immer besser. Eine „Einser“-Inflation rauscht über das Land: in Schulen und Hochschulen.

Um den heißen Brei herum:
Der „Bildungsmonitor 2023“ des IW und die irreführenden Interpretationen
Leistung und Anstrengung wurden von einer 68er geprägten Pädagogik schier zu Missgunst-Vokabeln erklärt. Da ist im Zusammenhang mit Schule immer noch und in übler Weise die Rede von „Leistungsstress“, „Leistungsdruck“, „Leistungsterror“. Wer Leistung und Anstrengung aber zu Missgunst-Vokabeln macht, versündigt sich an der Zukunft unserer Gesellschaft. Denn wer das Leistungsprinzip bereits in der Schule untergräbt, setzt eines der revolutionärsten demokratischen Prinzipien außer Kraft. In unfreien Gesellschaften sind Geldbeutel, Geburtsadel, Gesinnung, Geschlecht Kriterien zur Positionierung eines Menschen in der Gesellschaft. Freie Gesellschaften haben an deren Stelle das Kriterium Leistung vor Erfolg und Aufstieg gesetzt. Das ist die große Chance zur Emanzipation für jeden Einzelnen.

Jeder soll seines Glückes Schmied sein können. Mit Ellenbogengesellschaft hat das nichts zu tun. Vielmehr ist auch der Sozialstaat zugunsten Benachteiligter, Kranker und Alter nur realisierbar mit der millionenfachen Leistung und Anstrengung der Leistungsfähigen. Ein simpler Beweis hierfür ist die Tatsache, dass 20 Prozent der besonders Leistungsfähigen 70 Prozent des Steueraufkommens leisten. Deshalb kann das Sozialprinzip auch nicht über das Leistungsprinzip gestellt werden. Mit anderen Worten: Wir müssen Kindern wieder mehr zutrauen und auch mehr zumuten.

Auch im internationalen, im globalen Wettbewerb geht es nicht ohne Leistung. Wir sollten ansonsten froh sein, wenn wir leistungshungrige Spitzenschüler für zukünftige Eliten haben. Demokratie in Deutschland darf nicht zum Diktat des Durchschnitts werden. Eine zur Gleichheit verurteilte Gesellschaft wäre zur Stagnation verurteilt. Wer Elite legitimerweise sein kann, darüber gilt es zu streiten. Bloße Macht-Elite oder blanker Geldadel kann es nicht sein.

Eine Leistungs- und Verantwortungselite muss es sein, die zugleich Reflexions- und Werte-Elite ist. Vor einem solchen Hintergrund ist selbst Ungleichheit gerecht – nämlich dann, wenn Elite allen nützt, wenn das Handeln von Eliten quasi zu einem „inequality surplus“, zu einem Mehrwert führt. Bildung kann und muss dazu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie nach Talenten Ausschau hält und sie fördert.

Und jetzt auch die Sportnation im freien Fall

Auch für den Leistungssport gilt: Nichts geht ohne Anstrengung, Arbeit, Fleiß, Sitzfleisch, Dickschädeligkeit, Überwindung des „inneren Schweinehundes“ und viel Schweiß. Viele immer noch erfolgreiche deutsche Einzel- und Mannschaftssportler belegen das: Handballer, Basketballer, Eis-„Hackler“, Tischtennisspieler, Hockeyspieler, Tri-Athleten, nordische Skisportler, Reiter …

Frauen-Fußball WM
DFB-Frauen fliegen wie Männer schon in der Vorrunde raus
Die ganz „großen“ Sportarten aber fallen ab. Siehe Fußballer männlich (WM vom Dezember 2022 in Katar), Fußballer weiblich (siehe WM im August 2023 in Australien/Neuseeland), Leichtathleten (siehe WM im August 2023 in Budapest). Vorrunden, Vorläufe, allenfalls Zwischenläufe – und dann ist alles vorbei. Symptomatisch ist die Lage der Leichtathletik: Fast 50 verschiedene Nationen gewinnen in Budapest mindestens eine Medaille, Deutschland ist nicht dabei.

Und der Grund: Wer es gerade in der Leichtathletik zu etwas bringen will, der muss sich schinden. Möglichst viele müssen sich schinden, damit auf einem breiten statistischen Sockel Spitzen herausragen können. Diesen breiten Sockel gibt es nicht mehr. Talentsichtung findet nicht mehr statt, weil ja wegen angeblicher Leistungs-„Gerechtigkeit“ und zur Vermeidung von Frustrationen Schwächerer die Bundesjugendspiele im Grundschulbereich am besten abgeschafft werden sollen.

Lauftalente gibt es auch immer weniger, weil Mama als Taxi und Papa als Transporthubschrauber jeden Weg abnehmen. Weil schon die Kleinsten E-Bike fahren und adipöse Entwicklungen um sich greifen. Weil die Kinder auf keine Leiter und auf keinen Baum mehr klettern dürfen, am Ende keinen Purzelbaum, keinen Liegestütz und keinen Klimmzug hinbekommen. Konfrontiert man sie tatsächlich einmal in der Schule mit einem Reck, hängen sie dort – bis nach wenigen Sekunden die Handkraft nachlässt – wie nasse Handtücher.

Dass Erleichterungspädagogik falsch ist, wussten Generationen seit der Antike. Selbst ein Sigmund Freud, der bekanntermaßen vieles auf das Luststreben des Menschen zurückführte, war überzeugt: Leistung und Erfolg, ja das Erleben von Glück, setzen Bedürfnis- und Triebaufschub voraus.

Kurz: Das Erscheinungsbild der Bildungs- und Sportnation Deutschland ist mehr und mehr symptomatisch für die ganze Nation.


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Kommentare ( 68 )

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Timur Andre
7 Monate her

Täto-wirrungen, es scheint eine Steigerung möglich, ich sehe jetzt keine freie Haut mehr an Körperteilen, ja ganze Körper die bemalt sind.
Bei den Polynesiern ist der Vorgang ein Ritual, verbunden mit (grossen) Schmerzen, und jedes Symbol muss verdient werden, so auch früher bei den Vikingern etc.

Nibelung
7 Monate her

Bildung kommt aus dem tiefsten innersten heraus und wird genetisch ererbt und vorgelebt, natürlich auch Fleiß und Willen in Begleitung, denn sonst wird nichts daraus, es sei denn beim einen oder anderen kommt noch die Erleuchtung, was dann kein Fehler ist, wenn man für seine persönliche Zukunft noch rechtzeitig die Kurve kriegt, natürlich im Sinne des Vaterlandes und nicht fremder Demagogen, die uns scheren wollen um nackt und bloß dazustehen. Es ist also müßig aus einem Heer von Analphabeten und Kindern von eingeborenen Schluckspechten reinrassige Bildungsbürger zu machen und selbst wenn sie es dem Worte nach geworden sind, dann kann… Mehr

Esteban
7 Monate her

Nur eine ausgesprochene Wohlstandsnation kann es sich leisten, ihre Kinder nicht zur Leistung anzuspornen. Ansosten gilt: Entwder „Leistungsstress“, „Leistungsdruck“ und „Leistungsterror“ – oder: Armut, Not und Elend. Insbesondere en den Schwellenländern Asiens hat man dies begriffen.
Kürzlich sah ich eine ZDF-„Doku“ zu Eduard Zimmermann. Und war baff über die Verachtung, mit welcher die bürgerliche Gesellschaft der 1960er-1980er Jahre beschrieben wurde – und wie Zimmermanns Warnungen vor einem leichtsinnigen Lebenswandel als reaktionär dargestellt wurden.

Last edited 7 Monate her by Esteban
Konservativer2
7 Monate her

In die Leichtathletikszene habe ich Einblick. Weshalb gibt es hier keine Erfolge? (1) Sichtung findet so gut wie nicht statt (wobei m.E. hier die neuen Bundesländer aus der Tradition heraus immer noch führend sind); kommt jemand zur Leichtathletik, dann aus Zufall, oder weil er aus irgendeinem Grund keine Lust auf Fußball hat. Gerade Läufer gibt es zuhauf (technisch weniger anspruchsvoll), doch dazu später. (2) Schafft man es in einen Kader, bekommen die Spitzen eines Jahrgangs Förderung in Form von Lehrgängen, vielleicht besserem Training, Fahrtkostenzuschüssen, evtl. einen Platz auf einer sportlich ausgerichteten Schule, die erweiterte Spitze fällt aber bereits aus der… Mehr

Last edited 7 Monate her by Konservativer2
HGV
7 Monate her

Das ganze ist doch nur das Opium für das gemeine Volk erfunden von einer Kaste, denen Minderleistung auf der Stirn steht. Diese neue Elite hält die Masse dumm, um sich selbst zu schützen. Wir leben wieder im Mittelalter, als die Kirche den Menschen Bildung verweigert hat, Dogmen verkündet hat und die Masse damit geknechtet hat. Wer konnte den abseits der Kirche schon lesen und schreiben. Man nenne mir ein Land der Welt, in dem in den Regierungen und den Parlamenten so viele Minderqualifizierte sitzen, wie im besten Deutschland aller Zeiten.

schwarzseher
7 Monate her

Es geht doch nicht nur um den Sport, sondern um alle Bereiche. Deutschland war bis vor gar nicht so langer Zeit ein von der ganzen Welt bewundertes Land bezüglich Erfindergeist, Wirtschaft, Organisation, Fleiß, Kultur. Wie kann man sich einer solchen Konkurrenz ohne Krieg ( teuer, Ausgang ungewiß ) entledigen? Man fördert durch (N)GOs die Grünen und andere Paladine, die deutschfeindlichen Medien, verbreitet dekadente Lebensweisen und flutet das Land mit Millionen ungebildeten und zum Teil gewaltätigen Sozialhilfeempffängern. Kostengünstiger und zuverlässiger geht es nicht.

kasimir
7 Monate her

Wenn es die meisten Schulen (jedenfalls in Berlin) noch nicht mal schaffen, den Sportunterricht (inkl. Schwimmen) zu organisieren, da es mehr und mehr kaputte, unbegehbare Sporthallen und -plätze gibt, muss man sich nicht wundern. Die Kinder werden gar nicht mehr an den Sport herangeführt. Früher kamen Vertreter der Sportschulen (man würde sie heute „Talentscouts“ nennen) in die unteren Klassen und haben Talente gesichtet. Wenn man Kinder hatte, die mit 7 oder 8 Jahren schon sehr gute Leistungen in der Leichtathletik gezeigt haben, wurden diese Kinder, mit Einverständnis ihrer Eltern, in die Sportschulen geschickt, wo sie neben dem Schulunterricht täglich mehrere… Mehr

Jerry
7 Monate her

Im Kinderfussball werden gerade Tore und Platzierungstabellen abgeschafft.
https://www.sportschau.de/fussball/kinderfussball-tabelen-ergebnisse-reform-baumgart-100.html
Vielleicht sollte demnächst an der Playstation gespielt werden, das bekommen auch 100 kg schwere 12 Jährige hin. So werden wir wieder Weltmeister. Läuft…

Last edited 7 Monate her by Jerry
Timur Andre
7 Monate her
Antworten an  Jerry

Von hiesigem Boden geht kein Angriffskrieg mehr aus, ich schaue mir die Kinder an und die Bundeswehr, wir stellen für niemand außer uns selbst ein Problem.

the ministry of silly walks
7 Monate her

In meinem Abiturjahrgang (1980) gab es 2 Schüler die mit einer 1 vor dem Komma abgeschlossen haben. Heute gibt es üblicherweise 2 die keine 1 vor dem Komma haben. Dummerweise senkt das Leben die Standards nicht analog zum Bildungssystem ab…

kasimir
7 Monate her

Ja, war bei mir auch so. Es gab 3 Einserkandidaten, einige Zweier, aber durchaus auch Zeugnisse mit einem 3,….- Durchschnitt. War auch alles kein Problem: wer nur mittelmäßige Leistungen hatte, hat eben einen Beruf erlernt und sich dann im späteren Leben genauso bewähren können: einige wenige haben nach der Lehre dann doch noch studiert (dann meist berufsbezogen), andere haben einen Meisterbrief im Handwerk erlangt oder sich selbstständig gemacht. Kinder der 70er und 80er Jahre können eigentlich fast alle auf eine gute Ausbildung zurückblicken und anschließende Karrieren. Heute: viele Einser-Abis, aber kein Allgemeinwissen. Alle meinen studieren zu müssen, weil beispielsweise ein… Mehr

Timur Andre
7 Monate her
Antworten an  kasimir

Bei uns wurden die schlechten Zweier und Dreier dann Lehrer und ähnliches, gerne in den Staatsdienst.
So mancher, der beim Sport immer als letzter gewählt wurde auch.

cernunnos
7 Monate her

Kann mich noch erinnern als das bei uns in der Schule mit dem Mist los ging. Sportfest. Ich war in Sport nie gut, ich war ein dürrer Hund. Dass ich da nie Gold, Silber etc sehen würde war mir klar. Weitsprung ging, da hat man sich halt zumindest mit denen gemessen die so im eigenen Leistungsspektrum lagen. Zum Spaß. Und dann auf einmal wurden überall Zettel ausgeteilt. Wir haben uns gewundert, was ist das. Jaha, da bekam dann auf einmal JEDER eine Urkunde. Weil er teilgenommen hat. Egal wie gut, egal bei was, Hauptsache dabei. Kann das schlecht beschreiben weil… Mehr