Seriös, ausgewogen und neutral – so lautete lange das Image der „Tagesschau“. Beim Blick hinter die Kulissen fällt aber auf: die gezeigten Nachrichten sind oft nicht die wichtigsten des Tages. Alexander Teske analysiert die politisch einseitige Berichterstattung und die Ursache für die mangelnde kritische Distanz zu den Herrschenden.

Dieses Buch wird die ohnehin längst angeschlagene Vertrauenswürdigkeit des mit jährlich 9,5 Milliarden, also täglich mit 23 Millionen Zwangsgebühren gemästeten Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks weiter erschüttern. Und das ist gut so! Hier geht es um die „Tagesschau“ der ARD bzw. des NDR. Geschrieben hat es ein Insider: Alexander Teske. Er ist 1971 geboren und in der DDR aufgewachsen. 2018 bis Ende 2023 war er Planungsredakteur bei der „Tagesschau“. Zuletzt wurde sein Vertrag nicht verlängert. Zurück zum MDR, wo er 14 Jahre gearbeitet hatte, ging Teske trotz Rückkehrgarantie nicht. Jetzt ist er in Hamburg als freier Autor tätig.
Als junger, vormaliger DDR-Bürger, der „Westfernsehen“ zu schätzen wusste, war es für Alexander Teske anfangs eine „Ehre, bei der Tagesschau zu arbeiten“ – beim abendlichen “Lagerfeuer für 9,5 Millionen“, dem „Flaggschiff“ des deutschen Journalismus. Bald aber war Teske desillusioniert. Vor allem die mangelnde kritische Distanz zu den Herrschenden störte ihn mehr und mehr.
Erschreckend übrigens die Vorgeschichte des aktuellen Teske-Buches: Es war für ihn nicht leicht, einen Verlag zu finden. Ein Verlag meinte, man wolle es sich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht verderben. Ein anderer sagte, man habe Angst vor Beifall von der falschen Seite. Der Langen Müller Verlag (LMV) schließlich hat das Buch angenommen und verlegt.
„Tagesschau“-Redakteure als „klassische Stammwähler“ der Grünen
Teske kommt gleich zu Beginn seiner 292 Seiten zur Sache: „Würde eine geheime Wahl bei ARD-aktuell und den Zulieferer-Redaktionen stattfinden, wären SPD und Grüne deutlich überrepräsentiert.“ Teske an anderer Stelle über seine ehemaligen Kollegen: „Sie sind die klassische Stammwählerschaft der Grünen.“
Das heißt: Die „Tagesschau“ schmort im eigenen, im grün-rot-linken Saft. Es gibt kaum Rotation oder Fluktuation bei den CvD – wie Teske schreibt: den heimlichen Chefs. Die CvD sitzen oft bis zu dreißig Jahre in ihren Sesseln und selektieren tagtäglich, was insgesamt 300 Mitarbeiter (davon 12 Ostdeutsche) aus allen Ecken der Republik und der Welt an die mit jährlich 5,5 Millionen Euro ausgestattete Zentralredaktion liefern. Wie jemand CvD wird? „Das weiß niemand so genau, es ist ein undurchsichtiges Verfahren, da die Posten nicht öffentlich ausgeschrieben werden.“ Teske wüsste ein Rezept gegen diese Art von Versumpfung: Im Interesse von mehr Fluktuation sollte die Amtszeit eines CvD begrenzt werden.
Einen lebhaften Einblick in das tägliche Geschehen in den „Konferenzen“ liefert Teske mehrmals. Schier protokollarisch gibt er den Verlauf solcher Sitzungen wieder. Der Leser gewinnt sehr anschaulich den Eindruck: Was dort stattfindet, ist lächerliches, selbstreferienzielles Gequatsche verbunden mit viel Selbstbeweihräucherung und Wagenburgmentalität.
Repräsentative Lektüre-Häppchen
TE will die Lektüre des Teske-Buches nicht überflüssig machen – im Gegenteil. Als Appetithäppchen deshalb hier nur ein paar aufschlussreiche Details, die Teske beschreibt und kommentiert:
- Gegen die „Tagesschau“-Berichte zum „Treffen in Potsdam“ wurde mehrfach erfolgreich geklagt. Die „Tagesschau“ hat verloren. Einen Korrekturhinweis gibt es bis heute nicht. Die Beiträge stehen weiter auf der Homepage.
- Was Interviewpartner betrifft, so gibt es keine schwarzen Listen in den Redaktionen. Aber Dateien mit den Kontakten. Wer unangenehm auffällt, wird gelöscht. Oder erhält eine Bemerkung hinter dem Namen. Werner Patzelt etwa kommt nicht mehr vor, weil er eine Analyse über die „Pegida“-Bewegung geschrieben hat.
- „Tagesschau“-Leute nehmen zahlreich und wiederholt an Demonstrationen teil, die sich gegen die AfD richten, und posten dies stolz in sozialen Netzwerken. Teske wörtlich: „Denn sie wollen zu den Guten gehören und verstehen ihre Arbeit als Redakteur ausdrücklich auch als Aktivismus. Journalismus mit Haltung nennen sie das.“
Am Tag vor der Veröffentlichung seines Buches, am 19. Januar, gab Teske der „BZ“ ein Interview.
Dort fasste er seine sechs Jahre währende Erfahrung mit der „Tagesschau“ in sieben Thesen zusammen, die hier wiedergegeben seien:
- Ihrer Aufgabe, eine kritische Distanz zu den Herrschenden zu halten, wird die „Tagesschau“ nicht gerecht.
- Werden auf Demonstrationen im Osten Stimmen aus dem Volk, sogenannte Vox Pops, eingesammelt, werden die kürzesten, plakativsten und dümmsten Aussagen ausgesucht.
- Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk einer Partei wie der AfD dauerhaft verweigert, auf ausgewogene und sachliche Berichterstattung hoffen zu dürfen, muss er sich nicht wundern, wenn diese als Replik auf seine Abschaffung hinarbeitet.
- Aus lauter Unsicherheit, etwas „falsch“ zu machen, beobachten sich die Redaktionen gegenseitig und schreiben voneinander ab.
- Wie wird man eigentlich Chef vom Dienst bei der „Tagesschau“? Das weiß niemand so genau, es ist ein undurchsichtiges Verfahren, da die Posten nicht öffentlich ausgeschrieben werden.
- Nachrichten, die nicht in ihr Weltbild passen, werden von den Chefs vom Dienst kleingeredet und schaffen es nicht in die Sendung.
- Westdeutsch sind die Chefs, westdeutsch ist der Blick auf die Welt – sprechen möchte man aber für Gesamtdeutschland.
Ein kurzer Schwenk von der „Tagesschau“ zur Süddeutschen“
Von der „Tagesschau“ bzw. vom NDR zur „Süddeutschen“ ist es praktisch und ideologisch nicht weit. Über das »Recherchenetzwerk« sind WDR/NDR und „Süddeutsche“ verbunden. Eine übrigens eigenartige Konstellation, bei der ein privatrechtlich organisiertes Unternehmen (SZ) Nutznießer der Zwangsgebühren ist!
Interessant auch: 2020 veröffentlicht Birk Meinhardt ein Buch über seine zwanzig Jahre in der SZ. Meinhardt, Jahrgang 1959 war, wie Alexander Teske ein »Ostler«, 1992 zur SZ gekommen. Dort arbeitete er bis 2012 sehr erfolgreich. Zum Beispiel wurde er 1999 und 2001 mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis geehrt. 2012 verließ er die SZ und ist ab da als freier Autor unterwegs. 2020 hat er in einem Buch beschrieben, warum: Die SZ wollte ab 2004 einige seiner Texte nicht drucken, weil sie angeblich nicht zur grundsätzlichen Haltung der Zeitung passten. Es ging um angebliche Straftaten von »Rechten«, die diese nicht begangen hatten, die medial gleichwohl »schuldig« gesprochen wurden. Begründung der SZ für einen solchen Nicht-Abdruck: »Dieser Artikel könnte von Rechten als Testat dafür genommen werden, dass sie ungerechtfertigterweise verfolgt würden.«
Alexander Teske, Inside Tagesschau. Zwischen Nachrichten und Meinungsmache. Langen Müller Verlag, 296 Seiten, 22,00 Euro
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Das ist allseits bekannt, daß die ÖRR das Sprachrohr aller Sozialisten innerhalb und außerhalb der Regierung sind und darunter verstehen sie auch ihren Anspruch, Informationen zu vermitteln, was eher nach linker Staatspropaganda aussieht und man dafür auch noch zwangsweise blechen soll. Gerade beratschlagen sie alle zusammen in Paris, wie man sich aus dieser von Trump zugewiesenen unrühmlichen Rolle heraus manövrieren kann und bieten sich schon als Grenzschützer an, obwohl sie noch garnicht wissen, ob das Putin recht ist, wer der nicht naiv ist und sich für die Zukunft nicht festnageln läßt und es nur zwei Möglichkeiten gibt, allein Krieg gegen… Mehr
Besonders traurig: 90% der bundesdeutschen Wähler beziehen ihre tagespolitische Bildung ausschießlich aus der Tagesschau?
Das glaube ich ehrlich gesagt nicht: Bei den jüngeren Leuten (U30) in meinem Umfeld konsumiert keiner mehr den ÖRR. Die meisten von ihnen nutzen die unabhängigen Medien im Internet. Bei meinem Neffen und seinen Freunden war es so, dass sie bis zum Abi von der Schule auf „links-grün“ geeicht wurden. So mussten sie z.B. auch freitags bei „fridays for future“ antreten und es verging wirklich kein Tag, an dem sie nicht politisch gedrillt wurden. Selbst der Matheunterricht wurde dazu instrumentalisiert. Damals hatten wir wirklich Angst, seine Eltern befürchteten, er driftet links ab :-)) Das hat sich aber geändert, als er… Mehr
Ich hoffe, dass es bei einer Regierung mit der AFD dem ÖR an die Substanz geht. Diese Strukturen müssen unbedingt aufgebrochen und die Verantwortlichen auf die Straße gesetzt werden. 4/5 der Kanäle gehören gestrichen. Es würde keiner merken.
Gute Recherche, aber eigentlich nicht notwendig: Die Tagesschau entlarvt sich täglich selbst.
Ich weiß eigentlich nicht was schlimmer für mein Magengeschwür ist. Die Tagesschau über sich ergehen zu lassen, oder noch tatsächlich ein Buch darüber zu lesen, egal wie nötig das auch wäre !
„Werden auf Demonstrationen im Osten Stimmen aus dem Volk, sogenannte Vox Pops, eingesammelt, werden die kürzesten, plakativsten und dümmsten Aussagen ausgesucht.“ Nicht überraschend natürlich. Selber mal erlebt wie das läuft. Ich war vor Jahren auf einer Demo, ich meine es war eine der Demos nach dem Mord an Daniel Hillig. Der Demozug konnte schon über eine Stunde nicht loslaufen, weiß nicht mehr warum, Polizei verbot es. Die Stimmung war entsprechend etwas aufgeheizt. Plötzlich tauchte Dunja Hayali auf. Mit einem ganzen Tross an Leuten, ich weiß nicht mehr ob 10 Mann als Bodyguards ausreichten, Kamera natürlich auch. Die kamen angelaufen, die… Mehr
Genauso haben wir am 1.8.2020 Hayali während der Demonstration in Berlin erlebt. Sie und ihr Team bauten die Kameras vor der Bühne bei dem Ghandi-Plakat auf. Kaum waren sie fertig, wurden direkt davor plötzlich Reichsbürgerfahnen geschwenkt. D.h., hier wurde von ihr geplante Hetze gegen die Demonstranten betrieben.
So eine Beweisführung braucht es, um auf dem Gerichtsweg gegen den ÖRR vorzugehen. An die Finanzen kommt man ja nicht ran. Was von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) kommt, kann kaum angegriffen werden. Die nachfolgenden Gremien bis hin zu den Landtagen müssen dazu nicken. Aber selbst bei den Pflichten des ÖRR sehe ich am Ende kaum eine Chance vor dem BVerfGE. Es wird argumentieren, die Pflichten zu definieren, wie sie definiert sind, sei legitim. Zum ÖRR gibt es eine Fernsehsendung von 1979 – glaube ich – mit Frau Koch und Herrn Loriot. Der ÖRR hat immer… Mehr
Eine Vertragsbefristung des CvD und ähnliches sind Stückwerk. Es gibt eine viel erfolgsversprechendere Methode: Privatisierung. Wenn sich der ÖRR am Markt finanzieren muß, kann er sich selbst organisieren, wie er will; der Markt entscheidet über den Erfolg.
Wer hat denn anderes erwartet, denn nahezu alle Medien sind mit der rot-grünen Politik eins und geht sogar bis zur woken Unternehmerschaft hinaus und egal wo man hinsieht, wird man von allen Seiten im grünen Geist befeuert und geht selbst dabei auf die digitale Bücherei der linken Erläuterungen bei Wikipedia über und könnte noch erweitert werden, wenn es nicht immer soviel Zeit in Anspruch nehmen würde. Da wird nicht nur gelogen und betrogen, sondern auch bewußt falsch Zeugnis abgelegt und wer den Informationen nicht gewachsen ist wegen fehlendem Hintergrundwissen wird leicht zum Opfer, denn man muß in der Lage sein… Mehr
Die Tagesschau braucht nicht entlarvt zu werden. Sie entlarvt sich jeden Tag selber.