Wohnungsbau bricht dramatisch ein

Das Statistische Bundesamt meldet einen dramatischen Einbruch im Wohnungsneubau. Der genehmigte Neubau reicht kaum aus, um das Bevölkerungswachstum auszugleichen.

IMAGO / Michael Gstettenbauer
Der Wohnungsbau bricht dramatisch ein. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag meldete, ging im ersten Halbjahr 2023 die Zahl der neu genehmigten Wohnungsbauten um 27,2 Prozent zurück, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Es sind gut 50.600 Wohnungen, die weniger errichtet werden. In der Statistik sind sowohl Neubauten enthalten als auch neue Wohnungen, die in bestehenden Gebäuden eingerichtet werden.

Neubauten besonders betroffen

Besonders betroffen ist der Bau neuer Wohngebäude. Hier beträgt der Rückgang sogar 30,8 Prozent. Der Bau von Zweifamilienhäusern hat sich mehr als halbiert, auch Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser sind betroffen. Insgesamt wurde damit der Bau 111.500 neuer Wohnungen in neuen Gebäuden genehmigt.

Bundesweit sollen 700.000 Wohnungen fehlen, doch in den Großstädten ist die Lage noch dramatischer. Die dem DGB nahestehende Hans-Boeckler-Stifftung meldet, in den deutschen Großstädten würden zwei Millionen „bezahlbare Wohnungen“ fehlen.

Bevölkerungswachstum

Obwohl die Bevölkerung in Deutschland altert, wächst die Bevölkerung durch Immigration seit Jahren wieder an. Im ersten Quartal 2023 wuchs die Bevölkerung in Deutschland um 74.000 Personen. Auch im zweiten Quartal kann ein ähnliches Bevölkerungswachstum erwartet werden. Die Fluchtbewegung aus der Ukraine schlug vor allem Anfang 2022 zu Buche. So oder so: Circa die Hälfte aller neugenehmigten Wohnungen wird also gebraucht, um das Bevölkerungswachstum auszugleichen, denn die durchschnittliche Haushaltsgröße beträgt mittlerweile zwei Personen.

Finanzierung, Kosten und Regulierung

Destatis macht vor allem die nach wie vor stark gestiegenen Baukosten und die schlechte Finanzierungslage für den Baurückgang verantwortlich. Die EZB hat den Leitzins mittlerweile auf 4,25 Prozent angehoben. Die Zinsen auf Baukredite folgen. Jahre, in denen Kredite quasi zu Nullzinsen angeboten wurden, sind vorbei. Das bringt nicht nur private Bauherren in Schwierigkeiten.

Auch dass Baumaterial wegen Lieferengpässen und massiver Nachfrage in China und den USA knapp und teuer ist, ist ein massives Problem. Doch das sind externe Effekte, über die die Regierung wenig Macht hat. Die Situation wird verschärft, durch massive regulatorische Eingriffe.
Mehr als 20.000 Vorschriften regeln, wie was gebaut werden kann. 500 DIN-Normen sind dabei. Dazu kommen immer mehr Gesetze, die den Bau regeln: Schallschutz, Energieeffizienz, Dämmung. Und Behörden, die besonders mit Großprojekten oft heillos überfordert sind. Gekrönt wird die Situation damit, dass es einen eklatanten Mangel an Bauland gibt. Das treibt die Preise nach oben und bedeutet, dass für den Bau selber weniger Geld zur Verfügung steht.

Keine Lösung in Sicht

Eine Lösung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Politik will den Bauherren nur immer mehr Steine in den Weg legen. Immer mehr Gemeinden wollen Einfamilienhäuser gar nicht mehr genehmigen, vorgeblich um der Flächenversiegelung zu begegnen. Das mag einleuchtend klingen, aber eine Familie kann und will kein Mehrfamilienhaus bauen: Das wird ihre Ressourcen einfach übersteigen. Also wird weniger gebaut. Und wer noch baut, ist Großunternehmer. Die Regulierungen stiegen nur immer weiter. Effizienzvorgaben für Hausbau machen den Bau schon jetzt komplex. Ab 2030 sollen nur noch Nullemissionshäuser gebaut werden dürfen – auf Grundlage von EU-Regelungen.

„Serielles Bauen“?

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) will die Situation mit „seriellem Bauen“ erleichtern. Damit ist gemeint, dass Häuser nach Standardbauplan mit fabrikgefertigten, modularen Teilen zusammengesteckt werden. Sie spricht gerne von Fertighäusern, aber im großen Stil gedacht hat dieses Verfahren einen anderen Namen: Plattenbau.

Über die Probleme, der sich Bauherren und -wirtschaft ausgesetzt sehen – und wie man ihnen begegnen kann – unterhält sich Roland Tichy mit Gästen und Zuschauern am 9. September auf der „Bauen Kaufen Wohnen“-Messe in Dresden. Auf dem Podium diskutieren:

  • Silke Schröder, selbstständige Immobilien-Managerin
  • Christian Rietschel, Vorsitzender Haus & Grund Dresden
  • Dr. Fritz Söllner, Professor der Volkswirtschaftslehre TU Ilmenau
  • Gunter Weißgerber (Mitglied des Bundestages, a.D.)

Tickets für die Diskussion sind hier erhältlich.

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Kommentare ( 95 )

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Niklas
8 Monate her

Am schlimmsten ist: Die 80m2 3-Zimmer-Wohnung, die später 800€ kostet, ist für Bauträger am unlukrativsten und wird dementsprechend nicht gebaut. Otto Normalverbraucher schaut in die Röhre.

Hier in München bekommt man so eine Wohnung nicht unter 2000€, keine Chance …

Manfred_Hbg
8 Monate her

ANBEI

Wie die schon länger hier lebenden von der grünlinkswoken „Politelite“ auch beim Wohnungsbau hinter die Fichte geführt werden.

Kurz gesagt: Nach der „Bereicherungs-Flut“ ab 2015/16 hat hier in Hamburg der rotgrüne Senat verkündet, dass in den nun neugebauten Sozialwohnungen für die ersten 3 (drei) Jahre erst mal „Flüchtlinge“ untergebracht würden und nach drei Jahren dann die hier schon länger lebenden Wohnungslosen/-suchenden.

Doch nach drei Jahren passierte hier: NIX! Aber lesen Sir selber…..:

👉 Skandal – „Hamburger Senat baut seit Jahren Asylunterkünfte und verschleiert diese als Sozialwohnungen“

https://www.youtube.com/watch?v=Mdvp2Z_ZrrY

Phil
9 Monate her

Ich wage mal die Vermutung, dass Frau Geywitz’es (nomen est omen?) erfahrungen im Bereich Bau mit „marginal“ zu umschreiben sind. Bei Projektgrössen ab Stufe Einfamilienhaus sind die zu erfüllenden Vorschriften und die Bürokratie (vor allem im Bereich der EnEV) einer der hauptsächlichen Kostentreiber, dies bei Neubau ebenso wie bei Umbau. Ein weiteres Problem sehe ich bei der Baugenehmigungsdauer, welche bei grösseren Projekten schon mal locker 1 Jahr überschreiten kann. Da das Bauen eine energieintensive Branche ist (Die Produktion von Baumaterialen benötigt grosse Mengen an Energie), steigen die Preise in diesem Sektor, angetrieben durch das Energiewendedesaster mit steigenden Strompreisen und dem… Mehr

Kassandra
9 Monate her

Dafür subventionieren sie die Einwanderer mit 573 Euro pro Kind – was pro Jahr alleine 6876 Euro bedeutet – und bei 2 oder 3 Kindern zum Abbezahlen einer günstigen Buzze sicher als ausreichend erachtet werden darf.
Sie würden also ertüchtigt, uns mit unseren Steuergeldern unser Wohneigentum abkaufen zu können.
Wie krank kann Politik sein?

Kassandra
9 Monate her

Ab 2024 will die Ukraine gar kein Gas aus Russland durch ihre Pipelines in die EU durchkommen lassen und entsprechende Verträge nicht mehr verlängern – was all unsere Probleme um ein beträchtliches erweitern wird.
Seltsam, dass die Meldung in den MSM wie im ÖRR nicht aufgetaucht ist.

Last edited 9 Monate her by Kassandra
wachschaf
8 Monate her
Antworten an  Kassandra

Eine alte Drohung, die u.a. zum Bau von NS2 geführt hat : Minderung der Abhängigkeit vom Wohlwollen der Ukraine.

A.Leman
9 Monate her

Wer die Dimension dieses Problem erfassen will, muß in der jüngeren Geschichte der Bunten Republik Deutschland schauen. Die pazifistische Weltrettungspartei, die ihresgleichen in den Ländern der Welt sucht (nur Toitsche wählen so blööödgrüün) hat den Marsch durch die Institutionen geschafft und es final u.a. mit dem Verbandsklagerecht geschafft, dass eben v.a. nicht betroffene Ökospinner jedes Bauprojekt zu Fall bringen können. Jüngstes Beispiel ist das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 18.7.23. Der von den Käferzählern gehasste, befristete Paragraf 13b BauGB („Betonparagraph“)-erst unlängst im Bundestag bis Ende 2024 verlängert- wurde per Klage des BUND abgeschossen. Auswirkung: Alle Räder stehen still, wenn der Käferzähler… Mehr

Last edited 9 Monate her by A.Leman
Menkfiedle
9 Monate her

Es geht nicht um „Plattenbau“, also um die schnöde Billigarchitektur des Sozialismus. Sondern um serielles Bauen und ein günstiges A/V Verhältnis. Die Österreicher, insbesondere die Vorarlberger Schule ist hier Vorreiter in der Architekturentwicklung. Wenn man das richtig macht, ist dagegen nichts einzuwenden. Man sollte sich daher nicht am Thema ‚Platte“ abarbeiten. Es gibt wahrlich wichtigeres, wie ich hier in 2 anderen Kommentaren schon schrieb.

alter weisser Mann
9 Monate her
Antworten an  Menkfiedle

Wenn man es als eierlegende Wollmilchsau, d.h. als Lösung für ein Problembündel verkaufen will, wird man es nicht „richtig“ machen.
Lassen wir das neue serielle Bauen mal durch die Regulierung/Zulassung/Genehmigung durch sein und ann schauen wir uns das Ergebnis an.

Nibelung
9 Monate her

Ich denke die haben politisch betrachtet alles im Griff und der Neubau geht einigermaßen mit der Flüchtlingszuwandereung einigermaßen im Gleichklang einher, was ja unter normaler Voraussetzung zu erwarten wäre und deshalb kann man darin ihre Dummheit oder Ergebenheit erkennen, eines von beiden wird es sein, denn sonst würde die Baubranche boomen, was aber nicht der Fall ist. Deshalb kann man die Enteigung bestimmter Jahrgänge als wahrscheinlicher ansehen, denn da kommt kein Widerstand mehr und somit haben viele im mittleren Alter zusammen mit den Flüchtlingen ähnliche Interessen, denn nur der Eigennutz zählt und sonst nichts und das Recht wurde schon zu… Mehr

Kassandra
9 Monate her
Antworten an  Nibelung

Nur: die Enteignung wird nach bestimmten Jahrgängen nicht halt machen.
.
Von unbeabsichtigter Einladung wie davon, dass die eingereisten Moslems der festen Ansicht sind, dass ihnen hier bereits alles gehört, es nur die Umstände noch nicht erlauben, es in Besitz zu nehmen – schreibt Barbara Köster schon 2016 u.a. hier: https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/merkel-und-die-hidschra-unbeabsichtigte-einladung-zur-eroberung/

Judith Panther
9 Monate her

Plattenbau oder … ? Vielleicht seh ich das ja zu optimistisch aber ich würde, jetzt, wo ich in Rente bin, nachdem ich 40 Jahre lang Tag und Nacht, Sommers wie Winters, Samstags, Sonntags, Weihnachten und Ostern gearbeitet (als Mutter, Taxifahrer, Ärztin) aber noch kaum was von der Welt gesehen habe meine Wohnung sofort tauschen gegen ein Wohnmobil. Andere würden ihre Wohnung vielleicht gegen einen Wohnwagen und festen Stellplatz irgendwo am Wasser tauschen, in eine Mobilheim/ Trailer-Siedlung ziehen oder sich hier http://www.deutsche-gartenland.de/eigentumsgaerten.php ein kleines Grundstück kaufen und ein Gartenhaus darauf stellen. Tauschen würde ich meine Wohnung allerdings nur unter der Voraussetzung,… Mehr

Last edited 9 Monate her by Judith Panther
Kassandra
9 Monate her
Antworten an  Judith Panther

Sie nehmen aber nicht an, dass das im Wohnmobil bei immer mehr marodierenden Banden, zudem alleine als Frau, künftig noch Freude machen würde?
Außer in Osteuropa. Vielleicht.

alter weisser Mann
9 Monate her
Antworten an  Judith Panther

Viel Spaß bei Leben im Gartenhäuschen. Hoffen Sie mal, dass keine Besuch kommt, keine Behörde der kein „Gast“.

peterpan
9 Monate her

Zu: ‘ Gekrönt wird die Situation damit, dass es einen eklatanten Mangel an Bauland gibt.‘ Titel der Salzburger Nachrichten von heute. Platz für 1 Millionen Einfamilienhäuser in heute ausgewiesenen Bauland in ganz 🇦🇹. Aber auch hier gibt es natürlich Grüne, die das kritisieren…