Weiße Pracht: Polizei im Einsatz gegen das Schneevergnügen

Polizei und Ordnungsbehörden schrieben am Samstag Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, wie eine Sprecherin der Stadt Winterberg sagte.

picture alliance/dpa | Henning Kaiser

Früher, als es noch echte Rentner gab, sagten die zu kontrollierenden Verkehrspolizisten im Straßenverkehr gerne Sätze wie diesen: „Haben Sie nichts besseres zu tun? Fangen Sie doch lieber ein paar Verbrecher!“ Möglicherweise mussten sich die Polizeibeamten, die am vergangenen Wochenende in deutschen Mittelgebirgen gegen rodelnde Familien vorgingen, doch wieder ähnliches anhören.

Polizei und Ordnungsbehörden schrieben am Samstag Anzeigen wegen zahlreicher Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen, wie eine Sprecherin der Stadt Winterberg laut Spiegel sagte. Die Polizei im Hochsauerlandkreis hatte per Twitter schon angekündigt, bei der Durchsetzung der Allgemeinverfügung zur Maskenpflicht und der Corona-Schutzverordnung zu unterstützen. Dafür würden auch Kräfte der Bereitschaftspolizei hinzugezogen.

Nachdem sich am Sonntagvormittag längere Staus gebildet hatten, sperrte die Polizei die Zufahrtsstraßen rund um den Wintersportort im Sauerland. Darüber hinaus richtet die Polizei einen eindringlichen Appell an alle Wintersportfreunde auf dem Weg ins Sauerland: „Bitte umkehren!“

Auch im Taunus bei Frankfurt erfrechten sich Städter, aus der Enge der Stadt zum Rodeln zu entfliehen – und trafen auf Straßensperren. Die FAZ dazu:  „Neben Polizei und Ordnungsamt sind seit Tagen die ehrenamtlichen Helfer der Straßenverkehrswacht im Einsatz, um die Sperrungen zu überwachen. Entsprechend häufig bekommen sie den Unmut der Autofahrer zu spüren. Wie die Polizei jetzt berichtete, wurde am Neujahrstag ein Mitarbeiter der Verkehrswacht von einem Autofahrer beleidigt, der mit seinem Beifahrer die Absperrung auf der Straße zwischen Schmitten-Oberreifenberg und dem Sandplacken beiseite räumen wollte.“

Die Polizei den Freund und Helfer, das war einmal. Jetzt geht sie gegen Spaziergänger vor. Mal ehrlich: Der gute Herr Goethe wird 2021 seinen Osterspaziergang nicht mehr machen können, wenn es nach dem gestrengen Blatt geht:

„Pöbeln gegen die Polizei und gegen Ordner sowie das komplette Missachten von Verkehrsregeln geht gar nicht!“

Plötzlich zählen Recht und Ordnung wieder in Deutschland, wie schön.

Der Kölner Stadt-Anzeiger zitiert eine Sprecherin der Stadt Winterberg am Sonntag:  „Wir haben gestern Abend noch ein Betretungsverbot ausgesprochen, aber die Leute sind trotzdem wieder hierhergekommen“.

Wobei die Frage in der Berichterstattung keine Rolle spielte, ob Rodeln im Freien – die Gastronomie und Liftbetriebe blieben lockdownbedingt geschlossen – überhaupt wirklich die Ansteckungswahrscheinlichkeit erhöht.

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