Wolfram Weimer ist die lahme Ente des Bundeskanzlers

Vier Strafanzeigen laufen aktuell gegen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer. Zwar gilt die Unschuldsvermutung. Doch schon jetzt ist klar: Friedrich Merz verliert in ihm ein entscheidendes Teil seines Machtpuzzles – und erhält eine lahme Ente.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Der Haushalt ist das Königsrecht des Parlaments, die Generaldebatte zum Haushalt ist folglich die wichtigste Redeschlacht des Jahres. Der Bundestag führt diese Debatte zum Etat des Kanzleramts. Dort ist auch der „Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Wolfram Weimer“ angesiedelt. Es ist üblich und logisch, dass der Staatsminister im späteren Verlauf der über dreistündigen Debatte seinen Posten vorstellt und gegen Anwürfe verteidigt.

Wolfram Weimer tut das nicht. Er ist eine „lame duck“, eine lahme Ente. So bezeichnet die amerikanische Politik einen Verantwortlichen, der zwar noch im Amt ist – dort aber nichts mehr bewegen kann. Sei es, weil sein Abgang schon feststeht oder weil er durch Affären zu stark geschwächt ist. So wie Wolfram Weimer. Gegen den Kulturstaatsminister laufen vier Anzeigen, was die Staatsanwaltschaft Berlin bestätigt hat. Zwar sagt die nicht, worum es in diesen Anzeigen geht. Doch mutmaßlich und offensichtlich handelt es sich dabei um den Vorwurf, dass die Weimer Media Group „politischen Einfluss“ gegen Geld angeboten hat.

Im Bundestag spricht Weimer nicht, obwohl es auch um seinen Etat geht. Er ist nicht mal im Plenarsaal. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Stephan Brandner, tritt ans Mikrofon und will einen Antrag stellen, dass der Staatsminister ins Plenum muss. Schwupps, ist Weimer da. Er muss sich in den Kulissen des Parlaments geduckt haben. Wie er sich dann mit bekümmerter Miene in die letzte Reihe setzt, spricht auch nicht gerade für sein Selbstbewusstsein dieser Tage. Wolfram Weimer ist die lahme Ente der ohnehin nicht flügelstarken Regierung Friedrich Merz (CDU).

Dabei fing das alles anders an. Als Merz im Mai Weimer zum Nachfolger von Claudia Roth (Grüne) berief, war der Verleger ein Hoffnungsträger. Als konservativer Journalist einer, der konservative Wähler ansprechen sollte. Einer, der ausgerechnet in dem Feld Boden gutmachen könnte, das die Christdemokraten in den vergangenen Jahrzehnten so kampflos den Grün-Linken überlassen haben: der Kultur. Dabei ist die kulturelle Förderung eine eigene Industrie. Dem zuständigen Minister unterstehen laut Angaben der Bundesregierung 470 Mitarbeiter, er allein verfügt über einen Etat von über 2,5 Milliarden Euro.

Weimer war der konservative Hoffnungsträger der Regierung Merz in einem Bereich, den die Grünen nicht nur in der Person von Claudia Roth dominiert haben. Sondern auch und vor allem ideologisch. Der deutsche Film etwa behandelt verbiesterte woke Themen, die sich kein Mensch freiwillig anschaut und kennt entsprechend mehr Förderstellen als Zuschauer. Deshalb ist der deutsche Film auch nicht überlebensfähig und muss die woken Vorschriften einhalten, die Förderstellen machen. Hier schließt sich der grüne Teufelskreis. Weimer war die Hoffnung, dass dies anders wird. Entsprechend lief das Netzwerk aus grün-roten Politikern, „Kulturschaffenden“ und Journalisten auch gegen seine Besetzung Sturm. Im Mai.

Das hat sich im November ins Gegenteil verkehrt. Die Staatsmedien haben zuerst Weimers Affäre totgeschwiegen. Als das nicht mehr ging, begannen sie, ihn zu verteidigen. So wie der Deutschlandfunk an diesem Mittwoch. Der Minister verweigert dem Staatsradio ein Interview. Lahme Enten müssen sich wegducken. Stattdessen befragen sie einen Aktivisten, der sich gegen Lobbyismus wehrt. Ihm fällt der Moderator aber immer wieder ins Wort, um klarzustellen, dass es ja irgendwie in Ordnung sei, was Weimer getan habe.

Das Interview im Deutschlandfunk zeigt, welchen Pakt Wolfram Weimer eingegangen ist: Eine konservative Stimme darf er nicht mehr sein. Linke Medien schirmen ihn ab und machen die Recherchen gegen ihn zu rechter Propaganda. Im Gegenzug muss Weimer die gleiche grüne Kulturpolitik fortsetzen, wie sie unter anderem seine Vorgängerin Claudia Roth etabliert hat.

Auch Kanzler Friedrich Merz demonstriert, wie dieser Pakt mit den Grün-Linken funktioniert. Im Interview mit dem Staatsfernsehen sagt der Kanzler einerseits, dass an den Vorwürfen gegen Weimer überhaupt nichts sei. Andererseits sagt er, sein Minister habe darauf reagiert, indem er nun einen Treuhänder sein Vermögen verwalten lässt. Das müsse genügen. Die Fehler seien also eine rechte Erfindung und diese Erfindung wurde dann in der Realität korrigiert. Friedrich Merz hat also eine Aussage gemacht, die groß klingen sollte und sich schon als Quatsch erwiesen hat, als sie der Kanzler noch ausgesprochen hat. Soweit nichts Neues.

Doch interessant ist die Argumentation des Kanzlers: Weimer werde von den extrem Linken und den extrem Rechten angegriffen. Das zeige, wie wenig an den Vorwürfen dran sei. Nach dieser „Logik“ wäre es ok, einen Hundewelpen öffentlich zu verprügeln, wenn extrem Linke und extrem Rechte sich gegen das Verprügeln von Hundewelpen aussprechen würden. Merz ist wie Weimer. Eine lahme Ente – und ein ehemaliger konservativer Hoffnungsträger, der sich als Erfüllungsgehilfe grün-linker Politik entpuppt hat. Mehr dürfen nach ihren Verfehlungen beide auch nicht mehr sein.

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Kommentare ( 8 )

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Wilhelm Rommel
20 Tage her

Ob es geschmacklose literarische Versuche waren, die der ‚lahmen Ente‘ den Weg in höchste Höhen geebnet haben – wie etwa dieser hier (der übrigens heute morgen beim WDR als besonders gelungenes Scherzgedicht gerühmt wurde, offenbar, um über den später durchs Parlament huschenden Windbeutel auch nur irgendwas Gutes sagen zu können): „Morgen, Rentner, wirds was geben. Morgen kommt der Sensenmann. Morgen, Rentner, stirbt das Leben. Morgen, Alter, bist du dran.“ Ich könnte und würde mir von Herzen gern einen etwas anders gearteten Vierzeiler vorstellen: „Morgen, Weimer, wirds was geben. Morgen kommt der Staatsanwalt. Lustig wirds beim Tütenkleben. In der Zelle, klamm… Mehr

Last edited 20 Tage her by Wilhelm Rommel
jwe
20 Tage her

Wenn Weimer Charakter hätte, wäre er schon längst zurück getreten. Früher haben Minister wegen weniger ihren Hut genommen. Das nannte man noch Anstand. Den gibt es heute nicht mehr. Sonst hätte Merz Weimer entlassen. Aber was will man bei „best buddies“ schon erwarten.

Buck Fiden
20 Tage her

Die „lame duck“ ist Merz, mMn. Weimer ist „nur“ ein Strippenzieher hinter den Kulissen. Aber ein mächtiger. Und Merz muss ihm ja dankbar sein: in den Jahren der Verbannung durch IM Erika hat Weimer ihm die Stange gehalten und mindestens ein alljährliches Plätzchen hinter einer Palme warmgehalten. Da ist etwas Dankbarkeit doch angebracht, oder? Da kann man schon mal so ein Pöstchen vergeben. Sag einer nicht, Merz betreibe keine Wirtschaftsförderung. Die Weimer Media Group oder wie sie sich nennt hat… Dieser Merz „hat fertig“: keine Inhalte, keine Ziele, kein Konzept, keine wirklich guten Kumpels, noch nicht mal Selenski, kein Demokratieverständnis,… Mehr

November Man
20 Tage her

Anscheinend weiß Merz nicht, was der Weimer mit seinem Schwarzem Filz in seinem Kanzleramt hinter seinem Rücken treibt und was Weimer vorgeworfen wird. Oder er will es nicht wissen. Sonst würde Merz den Skandal nicht als beendet erklären und behaupten alle Vorwürfe der Affäre wären ausgeräumt. Selbst in den offiziellen Verkaufsunterlagen ist von buchbaren „Paketen“ von bis zu 80.000 Euro die Rede. Das Paket „Mont Blanc“ wirbt etwa mit der Gelegenheit, „Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger“ nehmen zu können. So was nennt man Korruption. Alle wissen Bescheid, nur der für Weimer verantwortliche Bundeskanzler nicht. Im Gegenteil, Merz deckt Weimer. Vermutlich… Mehr

Ohanse
20 Tage her

„Hoffnungsträger“ war Merz doch nur für die Leute, die Zusammenhänge nicht durchschauen. Jeder vernünftige Wähler hat AfD gewählt. CDU, pff.

imapact
20 Tage her

Schon vor den diversen Enthüllungen der Machenschaften Weimers war klar geworden, daß er eben nicht der Hoffnungsträger ist, den viele sich erwartet hatten. Zeigt sich auch daran, daß die anfangs lauten Proteste der Linken schnell verstummten. Weimer ist wie sein Herrchen: vor den Wahlen rechts blinken, danach links abbiegen und Gas geben. Merz hat ja auch an Wadephul festgehalten, obwohl der die vollmundig verkündete Abschiebepolitik gen Syrien öffentlich desavouierte. Den Linken kann´s recht sein, wenn der vermeintlich konservative Kulturstaatsminister so angeschlagen ist, daß er Wachs in ihren Händen darstellt. Und er will ja auch gemeinsam mit Böhmermann (!) den Kampf… Mehr

Klaus Uhltzscht
20 Tage her

Die CDU hat ja noch die Mehrheit in den Rundfunkbeiräten der GEZ-Propagandasender. Damit hat sie alles unter Kontrolle und braucht diesen Kultursekretär nicht.

Brauner Bodensatz
20 Tage her

Was mir aufgefallen war: Die (frühere) Hauspostille Cicero hatte zunächst noch einigermaßen zeitnah und auch einigermaßen offen über die Causa Weimar berichtet. Gestern tauchte plötzlich ein Rührstück auf das unter Weglassen eines Teils der Vorwürfe und Verharmlosung bzw. Relativierung eines anderen Teils die rechtliche insb. die strafrechtliche Relevanz aber mal so richtig klein, eigentlich ins Nichts redete. Das wäre einem tagesthemen-Kommentar würdig gewesen hatte gerade im Cicero m.E. aber nun wirklich nix zu suchen. Selbstredend muss man Vorverurteilungen entgegentreten, genauso aber auch ebenso unvoreingenommene wie umfassende Aufklärung einfordern. Frühe Freibriefe sind genauso wenig sinnvoll wie Angriffe auf Kritiker und Aufklärung… Mehr

Last edited 20 Tage her by Brauner Bodensatz