„Lumumba“-Verbot auf Weihnachtsmarkt in Kassel

Weihnachten in Europa soll immer „korrekter“ werden: In Brüssel steht eine gesichtslose Weihnachtskrippe für Inklusion. Und auf Deutschlands Christkindl-Märkten wurde bereits im vergangenen Jahr empfohlen, den Namen „Lumumba“ für die heiße Schokolade mit einem Schuss Alkohol zu streichen. Kassel geht nun einen Schritt weiter und verbietet es.

IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Auf Deutschlands Weihnachtsmärkten stehen Glühwein, Punsch und heißer Kakao traditionell ganz oben auf der Getränkeliste – ein Klassiker soll nun allerdings aus dem Angebot verschwinden: der „Lumumba“, ein Kakao mit Rum. Der Name, der auf den kongolesischen Unabhängigkeitsführer Patrice Lumumba zurückgeht, sorgt seit Jahren für Diskussionen und führt nun auch in Kassel zu Konsequenzen.

Die Kassel Marketing GmbH hat alle Standbetreiber angewiesen, das Getränk künftig unter einem anderen Namen zu verkaufen. Ziel sei es, „einen Weihnachtsmarkt zu gestalten, an dem sich alle Menschen willkommen und respektiert fühlen“, erklärte eine Sprecherin. Die Händler haben bereits reagiert und ihre Karten entsprechend umbenannt.

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Kritiker des Begriffs „Lumumba“ argumentieren, die Bezeichnung sei „unsensibel und rassistisch konnotiert“. Patrice Lumumba, erster Ministerpräsident des unabhängigen Kongo und Symbolfigur des antikolonialen Kampfes, war 1961 nach einem Putsch ermordet worden. Dass ein alkoholhaltiges Partygetränk seinen Namen trägt, empfinden manche als Verhöhnung seines Schicksals.

Auch andere Städte haben Konsequenzen gezogen: Frankfurt etwa hatte den Standbetreibern bereits im vergangenen Jahr dringend empfohlen, die Bezeichnung nicht mehr zu verwenden.

Die Debatte um den „Lumumba“ reiht sich ein in eine Reihe kultureller Kontroversen, die vielerorts die Adventszeit begleiten. Während Weihnachtsmärkte traditionell als Orte der Harmonie gelten, werden sie zunehmend auch zum Schauplatz gesellschaftlicher Debatten.

Brüssel erlebt Kulturstreit um „gesichtslose Weihnachtskrippe“

Auch in Belgien sorgt eine Weihnachtsattraktion für heftige Kritik: Die Stadt Brüssel präsentierte in diesem Jahr eine sogenannte „gesichtslose Weihnachtskrippe“, bei der die Figuren bewusst ohne Gesichtszüge gestaltet wurden. Die Installation sollte laut Stadtverwaltung ein Kunstprojekt sein, das religiöse Symbolik universeller und inklusiver darstellen sollte.

Doch der Versuch misslang spektakulär: Bürger, Kirchenvertreter und Kommentatoren warfen der Stadt vor, das traditionelle Krippenspiel „bis zur Unkenntlichkeit zu entleeren“. In sozialen Netzwerken sprach man von einer „Entfremdung des Weihnachtsfestes“ und „übertriebener politischer Korrektheit“. Die Kritik reichte von kultureller Verwässerung bis hin zum Vorwurf einer übersteigerten Rücksichtnahme, die zentrale christliche Traditionen unsichtbar mache.

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Kommentare ( 55 )

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H. Priess
5 Stunden her

Ich würde mir einen Lumumbada schmecken lassen!

Pumpernickel
9 Stunden her

Hat sich eigentlich schon ein Frankfurter beschwert? Schließlich wird die gesamte Stadt nebst Einwohner ununterbrochen als Würstchen diskriminiert! Dagegen muss dringend etwas getan werden.

Nachdenklicher
11 Stunden her

Mal genauer hinsehen und sich fragen, ob man da einen Namen wegen eines schlechten Gewissens und seiner Bedeutung aus der Erinnerung löschen will. Lumumba gelang es 1960, den Kongo aus der brutalen belgischen Kolonialherrschaft unblutig in die Unabhängigkeit zu führen – er wurde noch 1959 verhaftet und gefoltert, wurde dann der erste Premierminister. Im September wurde er bereit weggeputscht – u.a. Belgier involviert- und 1961 auch im Beisein belgischer Offiziere erschossen. Geboren wurde er 1925 als Élias Okit’Asombo, Lumumba wurde sein Spitzname, was übersetzt „aufrührerische Massen“ bedeutet. Einige sehen in „Kakao mit Schuss“ einen Bezug zu seiner Erschiessung und interpretieren… Mehr

Joe X
12 Stunden her

Wer erinnert sich noch an John Montagu?
Ja, genau: JEDER. Das war nämlich der 4. Earl von Sandwich, nach dem die belegten Brote benannt sind.
An Patrice Lumumba wird man sich in 200 Jahren leider nicht mehr erinnern, weil die Sprachpolizei in unserer Zeit ihre Arbeit erledigt.

yeager
12 Stunden her

Wir brauchen mehr solcher Verbote. Schöner kann sich die Sprachpolizei eigentlich nicht entblößen. Denen Sind Patrice Lumumba und der gesamte afrikanische Kontinent eh völlig egal. Denen geht es nur darum Macht über andere auszuüben. Über die Namensgebung des Kakao mit Rum hat sich sicherlich kein Kongolese aufgeregt, sondern irgendein Wichtigtuer der dringend Aufmerksamkeit brauchte hat die Kampagne losgetreten. Das alles hat nichts mit dem Kongo oder Inklusivität zu tun, das ist eine Debatte die wohl nahezu ausschließlich unter „Kartoffeln“ geführt wird. Man kann solchen Unsinn und diejenigen die das produzieren nicht oft genug durch den Kakao ziehen, ob nun mit… Mehr

Dietrich
12 Stunden her

Ich habe mehr ein Eindruck, dass damit Patrice aus dem Gedächtnis der Menschen verschwindet. Wieder ein Name, der ausgeblendet wird. Was für ein linker Bullshit.

Wilhelm Rommel
13 Stunden her

‚Intern‘ sind wir längst ausgewichen und verwenden ein künstlerisch wertvolles ‚Doppelwort‘ aus dem Dada-Gedicht ‚Karawane‘ von Hugo Ball (1917): Bei uns heisst das winterliche Heissgetränk nun schon seit Jahren „Hollaka Hollala“! Da kann – trotz aller ‚toxischen Anklänge‘ – nix passieren – und die Sprachpolizei kann ihre Kräfte schonen…

Hueckfried69
13 Stunden her

Wieso eigentlich Patrice? Ich dachte immer, Namensgeberin des Getränks sei die in Wintersportkreisen sehr geschätzte Deutsch- Kongolesin Elfriede Lumumba gewesen, die in den 1920er Jahren ein Kaffeehaus an der Schneekoppe betrieb. Alles eine Frage des Narrativs!

Last edited 13 Stunden her by Hueckfried69
Zebra
13 Stunden her

Ich würde jetzt als Weihnachtsmarktbesucher immer hingehen und einen Lumumba bestellen – auch wenn auf dem Schild „Kakao-Getränk mit Rum*) `Kann Ihre Fahrtüchtigkeit beeinflussen, kann sich ungünstig auf Ihr Gewicht und Ihre Gesundheit auswirken.
Oder: Kann ich bitte das rassistische Getränk vom letzten Jahr haben?

eschenbach
13 Stunden her

Kassels OB, Sven Schöller, ist ein Grüner. Damit ist – in einem Land, in dem es von „verhaltensoriginellen“ OBn nur so wimmelt- alles gesagt.