Was macht eigentlich Die Linke? Und wo ist Gysi?

Ob Die Linke nun am Wahlabend vor oder hinter den Grünen oder der FDP liegen wird, ist ja nicht gerade eine prickelnde Frage.

Wunder gibt es immer wieder. Doch ist es wenig wahrscheinlich, dass die SPD in den verbleibenden 33 Tagen bis zum 24. September sich von 22 – 24 Prozent auf 32 Prozent erholt und Die Linke sowie die Grünen es zusammen auf 16 Prozent bringen. Nur dann könnte es für Rot-Rot-Grün zum Regieren reichen. Ohne eine realistische Aussicht auf „r2g“ schwindet auch das öffentliche Interesse an der Linkspartei. Ob die nun am Wahlabend vor oder hinter den Grünen oder der FDP liegen wird, ist ja nicht gerade eine prickelnde Frage.

Der Linken-Wahlkampf ist auch nicht dazu angetan, die werktätigen Massen zu elektrisieren. Ihre Themen-Plakate sind so spannend wie die von der CDU und der SPD – also bieder bis langweilig. Hier die linken Kernaussagen: „Sicherer Job, planbares Leben“, „Millionäre besteuern, mehr Geld für Kitas und Schulen“, „Frieden! Waffenexporte stoppen“, „Entschieden gegen rechte Hetze“, „Mehr Personal in Pflege und Gesundheit“, „Kinder vor Armut schützen“, „Renten mit Niveau“, „Mieten müssen bezahlbar sein“.

Das könnte die SPD glatt unterschreiben – und CDU/CSU sowie FDP – mit Ausnahme der Millionärsbesteuerung und der Waffenexporte – auch. „Lust auf die Linke“, was die Partei ebenfalls plakatiert, macht das wohl nur bei denen, die ohnehin links wählen.

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Man merkt, das Spitzenkandidaten-Duo Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht bringt an Ausstrahlung, Formulierungskunst, Witz und Schlagfertigkeit halt nicht annähernd so viel auf die Waage wie der einstige PDS- und Linke-Spitzenmann Gregor Gysi allein. Der macht Wahlkampf in der Provinz und versucht mit skurrilen Forderungen wie der nach mehr FKK-Stränden wenigstens ab und zu in die Schlagzeilen zu kommen. Aber letztlich fehlt der begnadete Wahlkämpfer an allen Ecken und Enden.

Übrigens: Seit 1990 ist die PDS/Linke nur ein einziges Mal ohne Gysi in die Wahlschlacht gezogen – 2002. Und da flog sie aus dem Bundestag.

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Seehofer für und gegen Obergrenze

Vor nicht allzu langer Zeit hatte CSU-Chef Horst Seehofer sich festgelegt: Er werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem es nicht eine festgelegte „Obergrenze“ für Flüchtlinge gebe. Jetzt, im ARD-Sommerinterview, wollte er das so nicht wiederholen. Hinterher ruderte er wieder zurück – zur ursprünglichen Position. Mehr als 200.000 sollen im Jahr hier nicht aufgenommen werden. Das könnte dann, so Seehofer, auch Kontingent heißen.

Dass Seehofer viel flexibler agiert, als er sich gerne gibt, ist nichts Neues. Nach der letzten Bundestagswahl war er für Schwarz-Grün und legte den verblüfften Grünen als Begrüßungsgeschenk die doppelte Staatsbürgerschaft auf den Verhandlungstisch. Darauf darf man wetten: Sollte die Union nach der Wahl mit den Grünen Koalitionsverhandlungen führen (Schwarz-Grün oder „Jamaika“) – an Seehofer werden sie nicht scheitern.

Seehofer hat schon mehrfach darauf hingewiesen, dass derzeit weniger Migranten nach Deutschland kommen als die von ihm als Obergrenze/Kontingent genannten 200.000. Das ist richtig. Bis einschließlich Juli kamen 106.604 Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und sonstige Migranten, die beim Grenzübertritt das magische Wort „Asyl“ sagten. Auf das ganze Jahr hochgerechnet wären das 183.000. So weit entfernt von der nach Meinung Seehofers gerade noch hinnehmbaren Belastung sind wir also gar nicht.

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Wahlkampfweisheit zum Tage: Politiker, die das Bibelwort „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel“ beherzigen, könnten schnell arbeitslos werden.

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Kommentare ( 11 )

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Old-Man
6 Jahre her

Hallo Henryke,
einigen wir uns einfach darauf : sophistischer Rhetoriker.
Und einer aus dem alten SED Kader ist auch ein linker,oder sind Kommunisten,Sozialisten etwa rechts??

Aber egal wie wir beide es sehen,in einer Talkrunde ist ein Gregor Gysi immer etwas besonderes,im Gegensatz zu den anderen Phrasendreschern!
Der Unterhaltungswert,den er bringt,und zu mehr taugen diese Schwafelrunden ja nicht,ist für den jeweiligen Sender immer eine Quotengarantie->(Einnahmen durch Werbung),oder etwa nicht?

JR
6 Jahre her

Ja Gysi macht’s richtig, in der BLÖD lässt er sich vor einer fülligen Nackten fotografieren. Er hat die wichtigen Werte seines Lebens im Griff. Glückwunsch dazu!

NoName
6 Jahre her

Man entlarvet sich immer selbst. „Entschieden gegen rechte Hetze.“ Linke Hetzte weiter OK. Danke, mehr muss man doch nicht wissen von der EX-SED.

treu
6 Jahre her

Ob mit oder ohne G., je weniger SED-2 desto besser!

Winfried Weihrauch
6 Jahre her

Es gibt de facto nur zwei Parteien in Deutschland: die AfD und das Altparteienkartell, das sich bunt und vielfältig gibt, es aber nicht ist. Egal welcher dieser Parteien man seine Stimme gibt, man bekommt immer Merkel, mehr EU, mehr islamische Masseneinwanderung, eine weitere Erosion des Rechtsstaates, die Dekarbonisierung=Deindustrialisierung des Wirtschaftsstandortes Deutschland, sowie weitere Haftungsgarantien auf den siechen Euro. Wer das alles nicht möchte, der wählt stattdessen die andere Partei. Noch nie war in Deutschland eine Wahlentscheidung so einfach.

Gerd Dammhirsch
6 Jahre her

>>Seehofer hat schon mehrfach darauf hingewiesen, dass derzeit weniger Migranten nach Deutschland kommen als die von ihm als Obergrenze/Kontingent genannten 200.000. Das ist richtig. Bis einschließlich Juli kamen 106.604 Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und sonstige Migranten, die beim Grenzübertritt das magische Wort „Asyl“ sagten. Auf das ganze Jahr hochgerechnet wären das 183.000.<< Was ist mit dem Familiennachzug? Diese Fälle und die entsprechenden Zahlen werden ja nicht als "Asylgeschehen" etc. erfasst, das wird nicht anders gewertet, als wenn z. B. ein deutscher Ingenieur eine chinesische Kollegin heiratet und beide dann in Deutschland leben. Der Bürgermeister eines kleinen Nachbarortes hat mir kürzlich erzählt, dass… Mehr

Ulrich Bohl
6 Jahre her

Seehofer ist eben oft dagegen und dann doch dafür das die CSU nicht dagegen ist. Wenn es ernst wird schaltet er sein Telefon ab, zieht sich ins Ferienhaus zurück und spielt mit der Puff- Puff Bahn. Politik ist eigent- lich nicht sein Ding. Er lebt lieber seinen Traum: „Ach wäre ich doch Schaffner bei der Eisenbahn, dann könnte ich mein Leben in vollen Zügen genießen!“ Da die Linke ohne Gysi nicht im Bundestag war, macht er es jetzt genau richtig. Sie meinten sicher er ist ein begnadeter Schwätzer. In Berlin wurde es einmal ernst mit einem Posten. In kürzester Zeit… Mehr

Peter Gramm
6 Jahre her

Frau Dr. Wagenknecht als Parteichefin und Spitzenkandidatin wären die Optimalbesetzung und hätte Erfolg. Aber mit Frau Kipping und dem ehemaligen Bausparkassenmitarbeiter aus Baden-Württemberg an der Parteispitze wird das nichts. Damit bietet diese Partei ein Bild der Zerrissenheit. Bartsch als alleiniger Fraktionsvorsitzender wäre gut gewesen. Oscar von der Saar wäre ein guter Stratege im Hintergrund und könnte seiner Frau den Rücken frei halten (sprich, den Haushalt machen). So wie dies momentan bei den Linken läuft wird das nix.

Hartwig Meier
6 Jahre her

Weniger Migranten? Woher wissen sie das? Der Familiennachzug wird ja nicht gezählt…bitte da mal Fakten liefern…

Lothar Finger
6 Jahre her

….“Bis einschließlich Juli kamen 106.604 Asylbewerber, Kriegsflüchtlinge und sonstige Migranten, die beim Grenzübertritt das magische Wort „Asyl“ sagten. Auf das ganze Jahr hochgerechnet wären das 183.000.“ Soweit so unklar. Aber ist es denn dann damit geschehen? Wenn also 183.000 kommen, dann werden ca. 2% davon anerkannt. Die Restlichen nicht! Evtl. werden davon 2% „ausgeschafft“. Der Rest bleibt dann auf „Duldung!“ hier. Und auf jeden der hierbleiben darf kommen dann 2-5 Familiennachzügler – sind die eigentlich in den 183tsd enthalten oder wird da eine separate Statistik geführt? Ist eigentlich auch egal! Wir können uns echauffieren oder es lassen. Ich möchte empfehlen… Mehr