Mehr als ein Drittel rechnet mit Koalitionsbruch

Immer mehr Deutsche rechnen mit einem vorzeitigen Aus der schwarz-roten Koalition. Bereits kurz nach dem Amtsantritt der neuen Regierung unter Friedrich Merz im Mai dieses Jahres glaubten 33 Prozent nicht an ihr Fortbestehen bis zum regulären Wahltermin 2029. Inzwischen sind es 37 Prozent.

picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Mehr als ein Drittel der Deutschen rechnet mit einem Bruch der schwarz-roten Koalition vor dem regulären Wahltermin Anfang 2029. Das ergibt eine Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der „Welt am Sonntag“.

Auf die Frage, für wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich man es halte, „dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD die gesamte Legislaturperiode im Amt bleibt“, antworteten 37 Prozent der Befragten mit „sehr / eher unwahrscheinlich“. 53 Prozent halten einen Fortbestand des Regierungsbündnisses hingegen für „sehr / eher wahrscheinlich“. Neun Prozent der Befragten antworteten mit „weiß nicht“ oder machten keine Angabe.

Männer zeigten sich dabei deutlich skeptischer als Frauen: 41 Prozent der männlichen Befragten stellen sich demnach auf ein Auseinanderbrechen des Regierungsbündnisses ein, bei den weiblichen Befragten sind es 34 Prozent.

Im Osten sind die Zweifel an der Fortdauer von Schwarz-Rot ausgeprägter als im Westen der Republik: So halten 42 Prozent der Ostdeutschen ein vorzeitiges Aus der Koalition für wahrscheinlich – unter den Westdeutschen sind es 36 Prozent.

Die Bürger sind unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung – laut Deutschlandtrend von Anfang Dezember waren nur noch 20 Prozent zufrieden –, kein Wunder: Das Vertrauen der Bürger hat diese Regierung komplett verspielt.

„Noch nie wurden wir derart belogen, noch nie wurden wir derartig betrogen“, kommentiert Roland Tichy dies. Die erlebte Realität und die Behauptungen der Politik passen nicht mehr aufeinander.

Reformen seien zu schwierig, also beschränke sich die Politik darauf, die Bürger zu täuschen. Die groß angekündigte Bürgergeldreform entpuppte sich als Etikettenschwindel: Bürgergeld soll jetzt Grundsicherung heißen, ansonsten bleibt alles, wie es ist. Das Ende des Verbrennerverbots ab 2035 wurde gegenüber den Bürgern bejubelt, auch das ein Schwindel, denn tatsächlich bleibt das Verbrennerverbot bestehen und wird sogar noch vorgezogen.

Finanzminister Lars Klingbeil behauptet, die Bundesregierung würde sparen, in Wahrheit leistet sie sich Prunkbauten und Prestigeobjekte. Und Jens Spahn enthüllt: Die Corona-Schutzimpfung war nicht sicher, und nie gedacht, um Dritte zu schützen – und er wusste es. Der Schutz Dritter war die Begründung für 2G/3G-Regelungen, den größten Grundrechtseinschränkungen der Bundesrepublik.

Besonders bei Anhängern von AfD und Linken sind die Zweifel am von Anfang an konfliktbeladenen Bündnis unter Kanzler Merz groß: 67 Prozent derjenigen, die nach eigenen Angaben bei der jüngsten Bundestagswahl AfD gewählt haben, rechnen mit einem Bruch von Schwarz-Rot. Bei den Anhängern der Linken sind es 50 Prozent. Bei den Grünen-Unterstützern sind es hingegen nur 28 Prozent. Unter den Wählern von CDU/CSU und SPD erklären es jeweils nur 22 Prozent für unwahrscheinlich, dass die Koalition diese Legislatur durchhält.

Von den 40- bis 49-Jährigen halten 47 Prozent ein Auseinanderfallen für wahrscheinlich; 43 Prozent erwarten ein Durchhalten bis zum nächsten regulären Wahltermin. In der Gruppe der 60- bis 69-Jährigen ist die Skepsis am geringsten ausgeprägt. Hier nennen 33 Prozent der Befragten einen Bruch der Koalition wahrscheinlich.

Im Vergleich zur entsprechenden Umfrage vom Mai dieses Jahres, als die Regierung Merz gerade einige Tage im Amt gewesen war, zeigt sich eine spürbare Verschiebung. Damals rechneten 33 Prozent der Befragten mit einem vorzeitigen Aus der frisch angetretenen Koalition – also vier Prozentpunkte weniger als jetzt zum Jahresende. Nur 15 Prozent der Wähler von CDU und CSU rechneten damals mit einem Bruch des Regierungsbündnisses. Bei der Anhängerschaft der Sozialdemokraten entsprach das Niveau mit 23 Prozent damals etwa der Stimmung heute.

Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov-Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum vom 17. bis zum 19. Dezember insgesamt 1.010 Personen befragt (dts).

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Kommentare ( 25 )

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Laurenz
2 Stunden her

Man muß kein Hellseher sein, um das Ende der Kleinen Koalition zu prophezeien. Natürlich wird keine der beiden Einheitsfront-Parteien freiwillig die Koalition lösen, sondern es werden die Sachzwänge sein. Im nächsten Jahr finden 5 Landtagswahlen statt. Beide Regierungsparteien, werden im Schnitt einen sehr harten Aderlaß hinnehmen müssen, besonders die Union, weil sie den Buntenkanzler stellt. Das wird so viele Parteifreunde in der Union das Mandat oder den Assistenten-Job, wie Geld, kosten, daß es eine für die Union unübliche Palastrevolte geben wird. Man wird Merz aus gesundheitlichen Gründen absägen. Nachfolger werden entweder Linnemännchen oder Maggus, Spahn ist zu sehr im Maskenscheiterhaufen… Mehr

RandolfderZweite
2 Stunden her

Dass die AfD zulegen wird, ist klar! Ob die Koalition halten wird, letztendlich uninteressant, schlicht, weil sich die „größte Koalition aller Zeiten“ bilden wird! Was danach kommt?? Traurig an der Geschichte bleibt einzig und allein, dass das Land in diesem Gerangel von Macht und Einfluss auf der Strecke bleibt – wirtschaftlich und vor allem gesellschaftlich! Die Optionen der „Nachkoalition“ sind somit mehr als düster: Es fehlt Geld, es fehlen Reformen und es fehlen Ideen – die logische Konsequenz ist das Fortschreiben alter Rezepte: Steuererhöhungen, Abgabenerhöhungen und die de facto Enteignung von Privateigentum! Man kann in Anbetracht des Stadtbilds, der Infrastruktur… Mehr

wenmic
2 Stunden her

Ich würde ehr sagen das ist Hoffnung das die Koalition zerbricht, am besten dieses Jahr noch.

Evero
2 Stunden her

Oh Herr, laß‘ Verstand auf Deutschland regnen!
Die Volksverdummung der Schwarzroten mit ihren angedockten Medienhuren ist wie ein brauner Teppich über Deutschland.

Mikmi
2 Stunden her

Ich würde eher sagen, 2/3 sehen ein scheitern, es wird Zeit das aufgeräumt wird, die CDU, CSU und SPD Wähler werden sich wundern, was hier alles schief läuft, da hält sich keiner mehr an unsere Gesetze.

Flaneur
2 Stunden her

Diejenigen, die einen „Koalitionsbruch“ vermuten, haben mit Sicherheit auch die Wahlversprechen von Merz geglaubt.
Mal ernsthaft – warum sollten die Neuwahlen wollen? Merz und auch Klingbeil sind die eigenen Diäten wichtiger, als das Leben von 80Mio Bürgern.
Dazu kommt das Gespenst AfD, welches vermutlich noch zulegen würde, sowie eine gestärkte Linke.
Eher läuft Merz nackt über den Rhein, als dass er die Koalition platzen lässt.

Laurenz
2 Stunden her
Antworten an  Flaneur

Es wird ja auch nicht Merz sein, der die Koalition platzen läßt.

Waehler 21
3 Stunden her

Das die Antifa eine Schlägerbande ist weiß man nicht erst seit Maja T.
Mir ist schleierhaft, warum man versucht diese Schlägerbande in Schlägerbande Ost, Nord oder einfach nur Berlin zu klassifizieren. Vermutlich soll wieder der Eindruck erweckt werden, dass auch eventuell vernünftige Mitmenschen, bei diese Bande sind.

Hat irgendjemand den Klingenbeil gefragt, ob er auch mit dem Knüppel unterwegs war? Das sollten Journalisten tun, dann mit der Zugehörigkeit zu dieser Bande hat dieser Minister ja geprahlt oder gedroht oder beides. Zahlt der Mann noch Mitgliedsbeiträge oder organisiert er das über die Steuerzahler?

Last edited 3 Stunden her by Waehler 21
Jerry
3 Stunden her

Ich habe schon vor(!) den Wahlen gesagt, dass die Koalition nicht halten wird. Damals hatte ich ein Ende im Jahr 2027 angenommen, mittlerweile könnte ich mir vorstellen, dass es sogar 2026 schon klappen könnte!

Klaus D
3 Stunden her

Koalitionsbruch….und dann? Dann werden wir schwarz-rot-grün oder schwarz-rot-rot bekommen siehe aktuelle umfragen (sonntagsfrage). Reformen seien zu schwierig….sind sie auch und der hauptgrund sind die lobbyisten. Dazu würde es auch die eigenen wähler hart treffen – auch wenn es am ende besser ist – für volk und vaterland. Und ob eine AfD die nötigen reformen umsetzen würde steht deswegen auch im raum. Wir konnten ja bei den subventionen für bauern sehen wie schnell man zurückrudert wenn es die trifft die man braucht – deren wählerstimmen. Ich meine das die die immer nach reformen rufen (wie auch Tichy) sich nicht im klaren… Mehr

Last edited 3 Stunden her by Klaus D
Raul Gutmann
3 Stunden her

Möglicherweise verwechseln viele Zeitzeugen die politische Qualität einer Regierung mit der Stabilität der sie tragenden Koalition.
Beides muß nicht korreliert sein. Vielmehr stehen kurz vor dem Jahreswechsel und nach knapp einem Jahr schwarz-roter Koalition die sie tragenden Kräfte fest zueinander.
Die „Brandmauer“ verbietet der Union jegliche (bürgerliche) Alternativen, die SPD hat eine politische Gestaltungsdominanz, die ihren 16,4 Zweitstimmen-Prozent Hohn sprechen.
Sprich: Die einen können nicht anders, die anderen wollen genau das.