Die Staatsaffäre: Der porno-bloggende EU-Botschafter war ein „Geschenk für Geheimdienste“

Ein Ex-BND-Mitarbeiter analysiert die Causa um Österreichs EU-Botschafter, der peinlicherweise als jahrelanger Porno-Blogger aufgeflogen ist. Das Ergebnis sollte europaweit alle Regierungen alarmieren.

picture alliance / Sipa USA | PRESSCOV

Ein langjähriger Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes sprach nun mit tichyseinblick.de über den vor wenigen Wochen auch medial aufgedeckten Skandalfall in Österreichs Außenministerium – die Bewertung fällt für die Leitung des Ministeriums wie auch für die Direktion für Staatssicherheit und Nachrichtendienste verheerend aus. Und die Sicherheitsdienste in allen EU-Nationen sollten diesen Skandalfall beachten.

„Der EU-Botschafter Österreichs war in Brüssel auf höchster Ebene in die Vorbereitung von Gipfeltreffen und auch von Beschlüssen der EU-Kommission involviert. Dabei wurden auch weitere Maßnahmen gegen Russland sowie Unterstützungsmöglichkeiten für die Ukraine besprochen – aber auch Maßnahmen zur generellen Aufrüstung Europas“, erinnert der Nachrichtendienstexperte dabei an die 800-Milliarden-Aussage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Finanzierung eines Rüstungs-Gesamtpakets.

EU-Botschafter hatte viel Insider-Wissen

Dass der österreichische Diplomat neben seinem mit mehr als 12.000 Euro bezahlten Botschafter-Job noch seit Jahren einen in Brüssel bekannten Sado-Maso-Blog betrieben hat, sei ein gewaltiges Sicherheitsrisiko für die gesamte EU-Führung gewesen, sagt der Ex-BND-Mitarbeiter: „Feindliche Nachrichtendienste suchen stets eine Schwachstelle im Sicherheitssystem. Da wird etwa versucht, die Geliebte eines Spitzenpolitikers anzuwerben, und mit intimen Details wird dann die Zielperson unter Druck gesetzt. Dass in diesem Fall ein EU-Botschafter mit derart viel Insider-Wissen über die EU-Kommission sich so erpressbar macht, ist ein Geschenk für jeden feindlichen Nachrichtendienst.“

Die Causa des Porno-bloggenden österreichischen Diplomaten und Ex-Kabinettschef von zwei Bundeskanzlern hat damit internationale Relevanz, meint der Geheimdienst-Insider, der an zahlreichen hochbrisanten Operationen beteiligt war: „Im deutschen Bundesnachrichtendienst dürfte sich die Begeisterung in engen Grenzen halten, dass die Österreicher diesen Typen weitermachen ließen, obwohl sie bereits seit 2024 von dessen Erpressbarkeit wussten.“

Tatsächlich ließ der damalige Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) den EU-Botschafter 2024 weiter auf seinem Posten in Brüssel, obwohl dessen extrem frauenfeindliche Porno-Bloggerei bereits im Ministerium gemeldet worden war und der ÖVP-nahe Botschafter nach einem offiziellen Disziplinarverfahren einen „Verweis“ erhalten hat. Diese seltsame Milde bewertet der Nachrichtendienst-Experte als „skandalös“: „Ich weiß also, dass dieser Mann, der Zugang zu streng geheimen Gesprächen und Beschlüssen in der EU-Zentrale hat, erpressbar ist – und ziehe ihn dann nicht ab?“

Erst Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) hat den EU-Botschafter abberufen, als das Investigativ-Medium Fass ohne Boden (FoB) und einige andere unabhängige Web-Medien im Juni über diesen Skandalfall berichtet haben.

Keine Meldung an den Nachrichtendienst

Noch ein wesentliches Fehlverhalten in dieser Staatsaffäre kritisiert der frühere Nachrichtendienst-Mitarbeiter: „Das Außenministerium hätte bereits 2024, nach dem Disziplinarverfahren, sofort Meldung beim österreichischen Inlands-Geheimdienst DSN machen müssen: Dieser bloggende Diplomat war ein Hochrisiko für die nationale Sicherheit, aber auch für die EU-Spitze. Er wäre bei jeder Sicherheits-Überprüfung durchgefallen. Warum unterließ der damalige höchste Vorgesetzte des Botschafters – also der Außenminister – eine dringend nötige Weitermeldung des Falls an die Direktion für Nachrichtendienst und Staatsschutz?“

Außerdem kritisiert der Geheimdienst-Insider: „Österreichs Nachrichtendienst hätte natürlich auch selbst auf diesen Hochrisiko-Fall in Brüssel kommen müssen. Eine regelmäßige Überprüfung der Mitarbeiter im höchsten diplomatischen Dienst sollte selbstverständlich sein. Das hat auch die DSN ordentlich verbockt.“

U-Kommission mit ÖVP-nahen Bekannten

Die Frage nach der politischen Verantwortung könnte nur eine unabhängige Untersuchungskommission beantworten. Doch auch dieser Gruppe, die erst kürzlich von Beate Meinl-Reisinger eingesetzt worden ist, ist eine neutrale Aufklärung der Affäre und eine konkrete Nennung der Verantwortung nicht zuzutrauen: Der Leiter der Kommission – ein guter Bekannter des Ex-EU-Botschafters – holte einen IT-Experten in dieses Team, dessen Firma erst vor wenigen Wochen einen ÖVP-nahen Wirtschafts-Talk in Kitzbühel mitfinanziert hat. Der Kommissions-Leiter posierte mit diesem Experten auf dem Event auch noch für Erinnerungsfotos.

Als weiteres Mitglied für diese Untersuchungskommission wurde nun eine bekannte Juristin engagiert, die sich erst am 2. Juni die EU-Botschaft Österreichs in Brüssel für ein Dinner „geliehen“ hat. Mit dabei: Der Hausherr, also der bloggende EU-Botschafter, sowie zwei Finanzattachés und ihre Kabinettschefin.

Die Untersuchungskommission, die Meinl-Reisinger eingesetzt hat, besteht also aus einem „Freundeskreis“ des Ex-EU-Botschafters. Dass die Aufklärungsarbeit nicht allzu engagiert ausfallen wird, dürfte dann wohl nicht überraschen.

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Kommentare ( 20 )

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Digenis Akritas
2 Monate her

Der k.u.k Oberst Redl hat 1913 in einer ähnlichen Geheimdienstaffäre Suizid begangen. Heute tritt man nicht mal mehr zurück. Alles geht…

Ralf Poehling
2 Monate her

Umgekehrt wird ein Schuh draus:
Nicht ein Geschenk „für“ Geheimdienste, sondern ein Geschenk „der“ Geheimdienste. 😉

Raul Gutmann
2 Monate her

Innerhalb weniger Tage fällt Herrn Schmitts Nähe zu westlichen Geheimdienstquellen auf. »Honi soit qui mal y pense«

murphy
2 Monate her

Sorry, ein beratungsresistenter Herr Kohl wusste es nicht! Es ist kein Trost, dass gerade er an ihrem Gift politisch starb.

Last edited 2 Monate her by murphy
Heiner Mueller
2 Monate her

In korrupten Systemen, egal ob Österreich, Deutschland oder EU, kommt es auf einen Skandal auch nicht mehr an.

Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Heiner Mueller

Großbritannien ist zwar die EUdSSR los, aber nicht die korrupte Kakistokratie dort. Über das Ergebnis gestern im Bösen Medium: „Kiewer nimmersatte Riesenkakerlake frisst Großbritanniens Kinderlein“ > „… Britische Kinder: unterernährt, ungewaschen, Kinder, die mit Geschwistern Schuhe teilen, oft ohne Bettzeug, dafür in ihrer ebenfalls ungewaschenen Oberbekleidung schlafen müssen, weil nicht geheizt wird, und im Schlaf von Ratten gebissen werden. Die Charles-Dickens-Ära? Nein. Das ist heute. Denn die Kiewer Riesenkakerlake frisst fast buchstäblich Großbritanniens Kinderlein. …“ Was zählt das schon, wenn der banderistische Verteidigungsminister sich in den USA 8 Luxusresidenzen gönnen kann? Nach Kiew sind 22 Milliarden Pfund geflossen. > „…… Mehr

Stefferl
2 Monate her

Der Fall erinnert mich an eine Person, die bei der Bundeswehr einen sehr hohen Posten bekleidet hat und sogar öffentlich von seinen/ihren Phantasien in Darkrooms erzählt hat. Anstatt diese Person wegen des Sicherheitsrisikos in hohem Bogen rauszuwerfen, wurde sie sogar noch befördert. Wer hingegen erwartet, dass bei uns hohe Posten nur mit integren Personen bekleidet werden, täuscht sich. Je höher man kommt, desto unverfrorener sind Korruption, Vetternwirtschaft und Verschwendung. Die ganz oben wissen ja, dass ihnen nichts passieren kann. Schließlich kontrollieren sie die Justiz. Übrigen soll es bald wieder eine Abstimmung im EU-Parlament über das Fehlverhalten einer solchen Person geben.… Mehr

murphy
2 Monate her
Antworten an  Stefferl

Wer sagte: „Die Justiz ist die Hure der Mächtigen.“ ?, – nur mal eine Frage.

Ralf Poehling
2 Monate her
Antworten an  Stefferl

Man kommt im Apparat überhaupt erst nach oben, wenn man was auf dem Kerbholz hat. Wenn man ein normaler Durchschnittsbürger ist, ist der Weg nach oben versperrt. Das ist systemisch so gewollt.

Vati5672
2 Monate her
Antworten an  Stefferl

Wenn jeder weiß was „sie“ treibt ist sie nicht erpreßbar.
Okee…öffentliche Zurückhaltung ist dann weniger der Fall.
Solange Soldaten nicht sagen das sie Schlümpfe mögen.

Wolfgang Schuckmann
2 Monate her

Wer etwas anderes erwartet als Sumpf in dieser Region der Politik, der soll weiterträumen.
Insgesamt ist dieser Thriller in seiner Wirkung, das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Im Vergleich zu Ibiza ist dies der größte anzunehmende Unfall. Da wirkt der Inselskandal wie Augsburger Puppenliste.

Manfred_Hbg
2 Monate her

Zitat: „Die Untersuchungskommission, die Meinl-Reisinger eingesetzt hat, besteht also aus einem „Freundeskreis“ des Ex-EU-Botschafters. Dass die Aufklärungsarbeit nicht allzu engagiert ausfallen wird, dürfte dann wohl nicht überraschen.“

> EGAL ob in den EUropäischen Hauptstädten oder in EU-Brüssel: die Clan-, Filz-, Klüngel- und grünwokelinken Politkartellstrukturen sind mittlerweile überall anzutreffen und „Machen & Tun“ unter dem Deckmantel der „Wir-Demokraten“ was sie wollen. Und scheinbar den Großteil der den „Schlaf der Seligen“ schlafenden Wähler scheint -auch- das nicht zu interessieren.

Evero
2 Monate her

In China ist wieder ein Sack Reis umgefallen. Viel, viel gefährlicher für das Wohl der Völker Europas sind wohl die konspirativen internationalen Treffen bei Bilderbergern, WEF und den diversen transatlantischen Denkfabriken. Wer sagt, dass die insgeheim über Bande zum Wohl der Völker handeln? Das aber juckt keinen BND. Was hier an die Öffentlichkeit kommt, ist lediglich ein Thema für die Boulevardpresse. Die dicken Fische zum Schaden der EU-Bevölkerung werden mit Hilfe der Sicherheitsdienste verschleiert. Siehe z. B. Skandal der verschwundenen e-Mails von VdL zu den Corona-Impfstoffdeals. Der europäische Bürger ist der Sklave des Parteihochadels und wird von vorne bis hinten… Mehr

Last edited 2 Monate her by Evero
Janosik
2 Monate her
Antworten an  Evero

Ganz genau. Ein Paar Pornos machen hier keinen Unterschied. Da gibt es andere Hochrisiko Bereiche, der Kanzler der sein Wasser wie sein Wort nicht halten kann oder EU Außentusse die mit ihrem Hass gegen Russland nicht aufzuhalten ist.
Ganz genau. Ein Paar Pornos machen hier keinen Unterschied. Da gibt es andere Hochrisiko Bereiche, der Kanzler der sein Wasser wie sein Wort nicht halten kann oder EU Außentusse die mit ihrem Hass gegen Russland nicht aufzuhalten ist, usw

Last edited 2 Monate her by Janosik
Haba Orwell
2 Monate her
Antworten an  Janosik

> Da gibt es andere Hochrisiko Bereiche, der Kanzler der sein Wasser wie sein Wort nicht halten kann oder EU Außentusse die mit ihrem Hass gegen Russland nicht aufzuhalten ist. Das merkte heute auch Böses Medium: „Die Unterwanderung der Demokratie: USA – NATO – WEF“ > „… Fast alle führenden deutschen Politiker und Politikerinnen sowie viele Journalisten sind Mitglieder solcher Netzwerke, die zum Nachteil des eigenen Landes und einer europäischen Friedenspolitik die Interessen der USA und der NATO vertreten. Mitglieder der Atlantik-Brücke, deren Vorsitzender seit 2019 der ehemalige Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) ist, sind zum Beispiel: Friedrich Merz (CDU), Angela… Mehr

Vati5672
2 Monate her
Antworten an  Evero

Die Email sind nicht verschwunden!
Ganz, ganz, ganz sicher hat die jemand 7-11 x sicher verwahrt.
Modell Epstein und wie hieß die Bank nochmal an die sich Scholz
nicht erinnern kann?

Ich würde es so machen und hätte die Leute in der Hand.
Vllt. sind deswg. die Epstein Files nicht veröffentlicht worden.
Einige Spitzenpolitiker, vllt. auch „der!“, könnten nicht gut aussehen.

Juri St.
2 Monate her

Ganz sicher kein Einzelfall. Das Schlimme daran: Es interessiert niemanden. Dafür ist die heutige Politikergeneration nämlich viel zu arrogant. Und Arroganz ist bekanntlich die Kunst, auf seine eigene Dummheit stolz zu sein.