Sahra Wagenknecht strebt Koalition mit CDU an

Auf Anhieb 6,2 Prozent, 2,5 Millionen Wähler aus dem Stand. Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist der Sieger der EU-Wahl. Die Namensgeberin strebt nun eine Koalition mit der CDU an, wie sie sich verplappert hat.

picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und Bundestagsabgeordnete, gibt eine Pressekonferenz nach der Europawahl.

Etwa 98,7 Prozent dessen, was Politiker nach Wahlen sagen, ist belanglos. Sie spulen Sprachregelungen ab, die ein Team aus Pressearbeitern zuvor entwickelt haben. Spannend wird es nur, wenn sie sich verplappern. So wie Sahra Wagenknecht vor der Bundespressekonferenz in der Analyse der EU-Wahl.

Die Journalisten fragen, ob sie sich vorstellen könne, im Osten mit ihrem Bündnis künftig Ministerpräsidenten zu stellen? Die ehemalige Chefin der Kommunistischen Plattform sagt, das sei offen. In Thüringen zum Beispiel stehe die CDU in den Umfragen ja nicht so weit vor dem Bündnis Sahra Wagenknecht. Wer von beiden stärker ist, spielt vor allem dann eine Rolle, wenn beide eine Koalition eingehen wollen. Dann entscheidet die Antwort auf die Frage, wer stärker ist, auch darüber, wer künftig den Ministerpräsidenten stellt – oder eben die Ministerpräsidentin.

Wagenknecht strebt im Osten also Koalitionen mit allen Parteien an. Auch mit der CDU. Sie hoffe, wie sie sagt, dass solche Koalitionen nicht allzu viele Parteien umfassen müssten. Aber genau darauf läuft es hinaus, wenn sich die Ergebnisse der EU-Wahl im Osten auf die anstehenden Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg übertragen lassen. In Sachsen hätte die AfD eine absolute Mehrheit. Wagenknecht will nur mit den „demokratischen Parteien“ zusammenarbeiten. Das ist die Sprachregelung von CDU, SPD und Co für die AfD.

Die Ampel wird ihr Schicksal
Dreitagsfliege BSW
Nur wird diese AfD Stand jetzt wohl stärkste Partei bei den drei anstehenden Landtagswahlen. Dann müssten die Koalitionen gegen sie viele Parteien umfassen: Minimum CDU und Bündnis Sahra Wagenknecht. Zudem weitere Parteien, von denen noch nicht klar ist, in welchen Landtagen sie künftig noch vertreten sind: Linke, SPD, Grüne und FDP. Wagenknecht strebt also an, ein Teil dieser Nationalen Front gegen die AfD zu werden. Am liebsten als stärkste Partei.

Eine vom ZDF vorgestellte Wählerwanderung zeigt: Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist eine linke Partei: Nur 4 Prozent der Wähler kamen von der AfD, nur 10 Prozent von der CDU/CSU. 18 Prozent hingegen von den Linken, 9 Prozent von der SPD und 7 Prozent von den Grünen. Dass sich Wagenknecht da in die Nationale Front einreiht, ist eine logische Konsequenz.

Der größte Block der BSW-Wähler kam aber von den Nichtwählern. 34 Prozent gingen wegen Wagenknecht wieder zur Urne. Sie ist damit offensichtlich eine Hoffnung für die, die zwar von Ampel und Union massiv enttäuscht sind, aber ihr Kreuz auch nicht der AfD geben wollen – und ihr Kreuz bisher der AfD ebenfalls nicht gegeben haben.

Wagenknecht bedient diese Wähler auch. Sie erinnert an die Migrationspolitik, die von Angela Merkels CDU einst eingeleitet wurde und von der Ampel nun fortgesetzt wird. Oder die Unterstützung der Ukraine mit Waffen, die von allen Parteien im Bundestag getragen wird – außer von AfD und BSW. Nur: Um diese Themen geht es in den Landtagen nicht. Also kann das BSW dieses Jahr noch Maximalforderungen stellen – ohne dass es sich auf die Koalitionsfähigkeit im Osten auswirkt. Wie sich das Bündnis dann Ende 2025 aufstellt, ist eine offene Frage, die auf der Tagesordnung, aber halt nicht an oberster Stelle steht.



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Kommentare ( 52 )

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Weisheitszahn
1 Monat her

Eine Partei, die sich nach ihrer Gründerin und Hauptprotagonistin benennt?!
Die machen sich nicht mal die Mühe, für ihre Truppe irgendeine blumige Umschreibung zu finden.
So eine 1-Personen-Show ist mir höchst suspekt, steht sie doch in bester, sowjetischer Tradition eines KPdSU-Generalsekretärs.

Sani58
1 Monat her

Nach diesem Statement wars das wohl, mit über 6% bei den Wahlen ,die da in Mitteldeutschland noch anstehen. Wenn sich die Werteunion sputet, und bei der angekündigten Sachzusammenarbeit mit der AfD und Bürgerbewegten bleibt, und es auch so kommuniziert, könnten die sich diese und noch paar Stimmen mehr da abholen. Von Schwarzgrün haben die Leute da wahrlich genug erlebt und das eher nicht bis nie positiv. Und SchwarzKomunismussrotGrünresterampe weden sie erst recht nicht begeistert sein. Wies Schwarz auch ansrellt, deren Brandmauer macht sie so schön unbeweglich und deren Vorstand, auch wenn se noch so von Blau abkupfern, zum Auslaufmodell. …betr… Mehr

Last edited 1 Monat her by Sani58
schwarzseher
1 Monat her

Eine Kommunistin, Bewunderin von Massenmörder Stalin und der Sovietunion, will nur mit demokratischen Parteien zusammenarbeiten. Die Frau ist ebenso verlogen wie wie viele andere und letztlich auch nur eine weitere eitle Selbstdarstellerin.

Endlich Frei
1 Monat her

Grüne, SPD und Linke betrachten offenbar messernden Fachkräfte als ihre Mündel. Solange Faeser, Lang, Baerbock, Habeck, KGE, Roth & Co. uns ihre Mündel als „bunte Bereicherung“ und „Menschengeschenke“ verkaufen, solange wird es hoffentlich keine Regierungsbeteiligung mehr geben. Die CDU ist ein Club von Opportunisten. Wie wir unter Merkel gelernt haben, haben sämtliche moralisch gefestigten Unionspolitiker die Partei verlassen. Der Rest sind Claqueure. Die Sozialistin Sarah Wagenknecht wird in einem solchen Bündnis die einzige konservative und rational denkende Größe sein. Ihr könnte die Macht zukommen, die Union in Migrations- und Wirtschaftsfragen zu zwingen. Es ist schon weit gekommen. Die Union könnte… Mehr

Last edited 1 Monat her by Endlich Frei
Teiresias
1 Monat her

Wagenknecht hat in Volkswirtschaftslehre promoviert. Sie ist sich also dessen bewusst, daß die Entscheidung aller Entscheidungen das künftige Geldsystem betrifft. Koalition mit Blackrock-Merz ist sicher keine Entscheidung für ein freies Geldsystem. Die CDU steht für Hochfinanzinteressen, und das bedeutet Bargeldabschaffung und CBDCs. Dafür steht also auch Wagenknecht. Es braucht dringend eine grundsätzliche demokratische Diskussion über den Umgang mit dem Schuldenproblem und wie ein künftiges Geldsystem aussehen soll. Der Wähler muss eine Wahl haben. Derzeit gibt es nur Nebelwerferei, Ablenkungen und dahinter zielstrebige Aktionen in die eine Richtung bargeldloser Überwachungsgesellschaft, wie es von den „Eliten“ erträumt wird. Das Thema „Finanzsystem“ müsste… Mehr

Franz O
1 Monat her

In Sachsen hätte die AfD eine absolute Mehrheit.“
Gestern ging das Bild mit 43% oder 40% für die AfD rum. Das wäre dann tatsächlich die parlamentarische absolute Mehrheit gewesen. Das war jedoch Auszählungsstand gegen 20:30 Uhr. Dann kamen die Briefwahlen…
Ist, meine ich, mittlerweile auf 32% runter. Ich bin allerdings auch drauf reingefallen.
Briefwahlen gehören nebenbei verboten und die Urnenwahl auf mehrere Tage ausgedehnt.

Protestwaehler
1 Monat her

„Auf Anhieb 6,2 Prozent, 2,5 Millionen Wähler aus dem Stand.“
Naja, so ganz stimmt das ja auch nicht. Da haben linke Stammwähler die Personen gewählt, die sie bereits seit Jahren wählen, nur jetzt mit neuem Logo. Und diese Logo-Wechsel bei der Linken sind die Wähler der Linken ja seit Jahren bekannt.

hansgunther
1 Monat her

Ja so sieht der wiedererstande „antifaschistischen Schutzwall“ aus. Errichtet von dem schwarzen Polier der merkelschen Abrisstruppe in Kooperation mit den „echten“ Demokraten unter freundlichem Beifall von Stasi, Antifa und der Migrationsmafia. NGO’s können nicht Beifall bezeugen, sie brauchen die Hände für das „Manna“ das gerade vom Himmel fällt.
„I said Pull down this wall, why did you reconstructed it?“ A caller from beyond.
Die Altkommunisten, die Roten unter den Toten, die grünlackierten Maoisten und die CDU/CSU singen das bekannte Abbaulied,“Wann wir schreiten Seit an Seit….“. Fahles gelbes Licht scheint auf diese Truppe der Böswilligen am Deutschen Volk.

Last edited 1 Monat her by hansgunther
Maja Schneider
1 Monat her
Antworten an  hansgunther

Es steht zu befürchten, dass es im Herbst genauso kommt: Alle gegen die AfD, alles unter dem Deckmäntelchen der Verantwortung für das Land und seine Regierbarkeit. Damit würde der Wählerwille wieder mit Füßen getreten. Warten wir es ab!

Ernst K.
1 Monat her

Ich freue mich, daß sich Wagenknecht endlich verplappert hat.
BSW ist doch nur eine weitere Partei hinter der Brandmauer, so eine Art Ersatz für die Linke, aus deren Pool sich das Bündnis auch rekrutiert. Daß sie für den Wahlkampf der AfD ein paar Themen geklaut haben – geschenkt.
Alle, die gehofft hatten, daß mit Wagenknecht eine zweite Partei für einen Politikwechsel steht, werden jetzt eines besseren belehrt.

Kalmus
1 Monat her

Sarah Lafontaine ist mit der Rettung der Kommunistischen Partei beauftragt, der Zoff mit der Linken ist nur Show. Genauso wie damals Gysi die SED rettete und die Stasi den Leuten als Generalschuldigen zum Fraß vorwarf, läuft das hier ab. Es ist der erneute Versuch mit einem neuen Namen und leckeren Ködern. Glaubt ihr nicht!

Rasparis
1 Monat her
Antworten an  Kalmus

Angesichts Ihrer These, daß der Genosse Gysi vor 30 Jahren die Stasi den Leuten als Generalschuldigen zum Fraß vorgeworfen haben soll, ist diese Stasi in ihrer bundesdeutschen Häutung allerdings im Jahr des Herrn 2024 noch quicklebendig.