Auf einen Gasstopp hat Deutschland keine Antwort

Wegen Wartungsarbeiten, so heißt es, wird die Gaspipeline Nord Stream 1 heruntergefahren. Die Angst vor einem russischen Gasstopp ist groß: Aber die Politik hat keine überzeugende Antwort.

IMAGO / BildFunkMV

Am Montagmorgen hat die Abschaltung der Gaspipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten begonnen. Seit 6 Uhr werde der Gasfluss heruntergefahren, sagte ein Sprecher des Betreibers, der Nord Stream AG. Bis der tatsächliche Fluss komplett auf null stehe, werde es noch einige Stunden dauern. Offiziell erklärt die Betreibergesellschaft, es gehe nur um Wartungen: Doch den Befürchtungen, Russland könnte den Gastransit über die Pipeline komplett abschneiden, tut das keinen Abbruch.

Das russische Staatsunternehmen Gazprom hatte die Gasmenge in der Pipeline letzten Monat bereits reduziert. Berlin hält die Kürzung jedoch für politisch motiviert. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Bedenken geäußert, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte. Sein französischer Kollege Le Maire äußert ähnliche Befürchtungen.

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Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit russischem Gas als gefährdet. Eine dauerhafte Abschaltung könnte laut Modellen der Bundesnetzagentur zu einem Gasmangel in Deutschland im Winter führen. Passiert ist in Berlin und Brüssel wenig: Deutschland starrt auf Russland wie das Kaninchen auf die Schlange – und bewegt sich nicht. „Bis zum heutigen Tag fehlt eine echte Strategie zum Einsparen von Energie in Deutschland durch wirtschaftliche Anreize“, beklagt CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen.

Am 8. Juli verabschiedeten die Bundesregierung und der Bundesrat zwar ein Gesetzespaket zum Ausbau der Erneuerbaren und zur Energiesicherheit in Deutschland: erhöhte Ausbauziele für Wind- und Solarkraft; außerdem dürfen Energiefirmen bei einer Gasmangellage künftig höhere Preise weiterreichen. Zudem werden Staatshilfen für strauchelnde Energiekonzerne erleichtert. Auch alte Kohlekraftwerke können notfalls reaktiviert werden. Eine echte Strategie, eine echte Lösung ist das aber nicht. Habecks Trips an den Persischen Golf blieben erfolglos, und das eigene (Fracking-)Gas will man in Deutschland nicht anrühren.

Ob der Gasstopp vorübergehend oder dauerhaft ist: Er offenbart eine verheerende Hilflosigkeit in Deutschland und Europa.

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Kommentare ( 50 )

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StefanZ
1 Jahr her

Auf was, hat das ehemalige Deutschland überhaupt noch eine Antwort? Wer keine Nation (Räächts) mehr sein will, keine Heimat (Räächts) mehr hat, kein Geschlecht (Sexistisch) und keinen Stolz (Rassistisch) mehr, der ist „nichts“ mehr. Und „nichts“, kann auch auf „nichts“ antworten. Es ist bitter, wenn man hier lebt aber der totale Zusammenbruch muss und wird wohl kommen. Vielleicht wird auch den „Guten“ dann bewusst, was sie hier angerichtet haben. Aber wahrscheinlich, freuen sie sich sogar darüber. Natürlich aus der Ferne, im schönen neuen warmen Heim mit Energie und leckeren Veggieburgern.

AnSi
1 Jahr her

Ach, ganz ruhig. Von der EnergieWende zum EnergieEnde ist es nur ein Buchstabe! Und aus diesem Grund hat die beste aller BuReg jetzt die Kohlekraftwerke wieder angeworfen! Noch in dieser Woche soll es eine Änderung des Gesetzes geben! Heißa und Juchhe! Jetzt werden sie richtig agil unsere Ähhhliten! Verordnung über Verordnung wird erlassen. Michel ist gerettet und kann vorerst weiter schlafen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article239860715/Gaskrise-Bundesregierung-setzt-Einsatz-von-Kohlekraftwerken-in-Gang.html

Medienfluechtling
1 Jahr her

Das Gas wird genauso gerecht verteilt werden, wie die Flüchtlinge…

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Medienfluechtling

Tja. Und wir haben mit den „Flüchtlingen“ Millionen von Menschen mehr im Lande, die auch „verbrauchen“ wollen – und an den durch die grüne Ampel endlich gewordenen Ressourcen weiter teilhaben müssen.
Die Masse, ohne sich dafür auf irgendeine Art selbst einzubringen.
Das Aushandeln Tag für Tag wird Formen annehmen, vor denen es einem jetzt schon grausen könnte.

AlexR
1 Jahr her

Warum werden eigentlich Schröder und Merkel nicht endlich zur Verantwortung gezogen? Nach dem Motto: hilft sowieso nichts? Natürlich nicht, aber darf denn jeder einen Amtseid leisten und Deutschland in den Abgrund zu führen. Ohne jegliche Konsequenzen?

Merkel hätte durch ihre eigene Partei gebremst werden müssen. Aber ein Kauder, Schäuble und ihre anderen Lemminge haben alles abgewunken, was diese Frau verbrochen hat.

Petra Horn
1 Jahr her

Komisch, komisch. Ich höre das Wort „Boykott“ gar nicht mehr. Die grüne „Außenministerin“ mit der feministischen Politik wollte doch gar kein Gas von Putin abnehmen, und dem auch kein Geld mehr geben. „Boykott, Boykott“ rief sie. Kauft kein Gas von Rußland! An Putins Stelle würde ich als nächstes verlangen, daß der Westen Rußland die 600 !!! Mrd. Dollar geraubtes Geld zurückgibt. Was für ein großenwahnsinniger Westen, der meint, er könnte nach seinem Willen die Welt regieren! Da Merkel ja nicht doof ist, auch wenn ihr Gelispel meist so klingt, hat sie sehenden Auges Deutschland in diese Abhängigkeit gebracht. Ich sage:… Mehr

Lesterkwelle
1 Jahr her
Antworten an  Petra Horn

Eine enge Kooperation mit Russland in Energiefragen durch Schröder & Merkel war grundsätzlich richtig. Auch Nordstream 2 logisch. Aber gerade die USA und etlichen EU-Staaten passte das nicht. Also wurde die Pipeline torpediert. Der Kardinalfehler allerdings durch beide besagte Politiker begangen, die unüberlegte überstürzte und nicht zu Ende gedachte Energiewende. Ohne diese wahnwitzige Vorstellung, es bräuchte in Zukunft nur noch Wind & Sonne, um ein Industrieland sicher mit Energie zu betreiben, wären die Sanktionen gegen Putin mit Hilfe von sauberen Kohlekraft- und unseren sicheren AKWs problemlos abzufedern gewesen. Die Solar- ind Windkraftanlagen liefern Energie im vernachlässigbaren Bereich und erfreuen lediglich… Mehr

Biskaborn
1 Jahr her

„ Einsparen durch wirtschaftliche Anreize“, was meint der Außenpolitiker der keine Ahnung von Wirtschaft hat damit? Den Preis so hoch schrauben das ihn keiner mehr bezahlen kann und somit nichts geliefert bekommt? Was ist dieser Mensch nur einfältig, unfassbar!

eschenbach
1 Jahr her

Aber die Grünen haben, was sie wollen: Seit dem 8. Juli steigen die Aktienkurse von Windkraftproduzenten und -betreibern! Oder ging es etwa noch um was anderes?

Last edited 1 Jahr her by eschenbach
Elisabeth D.
1 Jahr her

Und wie sollen die älteren Frierenden auf dem Land in die Städte kommen, um sich in den Wärmeinseln einheizen zu lassen? Ah ja, das 9 Euro-Ticket! Nur sind viele kleinere Orte von Bahn und Bus abgeschnitten. Genau, das Lastenfahrrad für die 80 jährige Omi ist die Lösung! Da kann Opi auch noch transportiert werden. Muss Omi kräftiger in die Pedale treten und siehe da, ihr wird warm! Wirklich vorausschauend, unsere Politiker! Kälteproblem auf dem Lande gelöst.

Wolfgang Schuckmann
1 Jahr her

Muss man sich nicht wundern, wenn man das Gewinsel der Politischen über die bevorstehende Gasknappheit hört? Sozusagen schlagartig hörte auf Wunsch Washingtons unser gutes Verhältnis als Friedensmodell in Europa auf. Die Medien wurden als Hilfstruppen der Regierenden heiß gemacht und von der Kette gelassen. Das Ergebnis sehen wir heute sehr deutlich. Eine nicht souverän agierende Politklasse folgt dem big Leader in Argumentation und Tat. Bemerkt muss hierzu werden, daß nur sehr wenige Länder Europas, die zudem auch bis vor 30 Jahren dem anderen Machtblock zuzurechnen waren , noch sehr tief sitzende Ressentiments gegenüber insbesondere Russland haben. Diese Ressentiments zu bedienen… Mehr

Alf
1 Jahr her

….Ob der Gasstopp vorübergehend oder dauerhaft ist: Er offenbart eine verheerende Hilflosigkeit in Deutschland und Europa….
Hilflosigkeit ist das eine, Untätigkeit das andere.
Die Ampel besteht aus Politdarstellern, die nicht mal den recall schaffen.
Anstatt sofort und bedingungslos zurückzutreten wird das Land so lange ausgeplündert, we es geht.
Die Ampel und ihre „Politik“ ist Opium für das Volk.