Mit einem offenen Brief unter dem Titel „Kabuler Appell" fordern einige Prominente und NGOs die sofortige Aufnahme von 2000 Afghanen – ohne die Ergebnisse der nötigen Sicherheitsprüfungen abzuwarten.
picture alliance/dpa | Michael Matthey
2000 weitere Afghanen mit Aufnahmezusage sollen nach Deutschland gebracht werden. Das fordert der „Kabuler Appell“. Die Initiatoren sprechen von „politischem Taktieren“ und kritisieren die Bundesregierung für die aus ihrer Sicht unnötigen Verzögerungen. Doch auch das Vorgehen der Initiative stößt auf Kritik.
Zu den Unterzeichnern des „Kabuler Appells“ gehört zum Beispiel auch Jan Böhmermann, der viel kritisierte Moderator des ZDF-Formats „Magazin Royale“. Böhmermann ist für seine oft vulgären Provokationen bekannt und diffamierenden Kampagnen bekannt. Sein „Schmähgedicht“ über den türkischen Präsidenten Erdogan führte 2016 zu einem diplomatischen Eklat; seine Attacken auf den früheren Bild-Chefredakteur Julian Reichelt lösten Debatten über Grenzen medialer Macht aus, ebenso wie die Verleumdung Arne Schönbohms und die Offenlegung der Identität eines anonymen Youtubers.
Auch interne Vorwürfe über Umgangston und Arbeitsklima beim ZDF-Format sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen. Nun steht Böhmermann an der Spitze einer Initiative, die noch zusätzlich 2000 Migranten nach Europa bringen will.
Unterstützt wird Jan Böhmermann unter anderem von Iris Berben, Collien Fernandes, Claus Kleber und dem Publizisten Deniz Yücel. Gemeinsam verlangen sie, den Afghanen mit Aufnahmezusage nun eine Einreise zu ermöglichen. Zudem werben sie aktiv um Spenden, um die juristische Vertretung der Betroffenen zu finanzieren. Organisiert wird diese Unterstützung vom Verein „Kabul Luftbrücke“.
Kritiker des Appells meinen auf den Social-Media-Plattformen: Die Zuwanderungs-Initiative will die Regierung unter moralischen Druck setzen, ohne auf die komplexen Rahmenbedingungen einzugehen. Die Aufnahmeprogramme waren im Mai zunächst gestoppt worden, weil wichtige Sicherheits-Prüfungen ausstanden. Inzwischen wurden mehrere Sammelflüge organisiert, doch 1900 Menschen warten weiterhin auf ihre Ausreise aus Pakistan. Pakistan hat Deutschland nur noch bis Jahresende Zeit eingeräumt, das Verfahren abzuschließen.
Während die Unterstützer des Appells das Vorgehen der Behörden als „verletzend“ bezeichnen, warnen andere Stimmen vor überhasteten Entscheidungen. Sie mahnen, dass die Einreise großer Gruppen aus Krisenregionen nur mit sorgfältigen Sicherheitsprüfungen, tragfähigen Integrationsplänen und klaren Aufnahmekapazitäten verantwortbar sei.
Zum Internationalen Tag der Menschenrechte haben insgesamt 250 Organisationen einen weiteren Appell unterzeichnet. Darin fordern Gruppen wie Pro Asyl, Amnesty International und Human Rights Watch eine vollständige und schnelle Aufnahme aller Betroffenen. Pro-Asyl-Vertreterin Helen Rezene bezeichnet die Entscheidung der Bundesregierung als „Lackmustest für Verlässlichkeit und Humanität“.
Aktuellen Migrations-Daten aus Deutschland und Österreich
In Deutschland leben laut Statistiken der Bundesregierung und Flüchtlingsregister bereits jetzt 442.000 Afghanen (Stand Ende 2024). Zugleich gehören zu den größten Gruppen von Geflüchteten auch Syrer: 975.000 von ihnen leben aktuell in Deutschland.
In Österreich ist die größte Gruppe nicht-österreichischer Staatsangehöriger ebenfalls jene der Syrer (etwa 95.180 Personen Anfang 2024), während Afghanen mit 49.818 Personen ebenso zu den größten Herkunftsgruppen zählen.
Diese Zahlen zeigen: Deutschland und Österreich sind schon jetzt durch Massenzuwanderung aus Afghanistan, Syrien und anderen Krisenregionen finanziell extrem belastet, ganz abgesehen von den Folgen für die innere Sicherheit.




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