Hannoveraner Weckruf im „Schlafwahlkampf“?

Sage keiner, die CDU mache keinen Wahlkampf. Am Montag wird Generalsekretär Peter Tauber die Grossflächenplakate vorstellen. Wird sicher sehr pfiffig - irgendwas mit #fediudwigugl oder so.

Der britische Economist nennt das, was sich derzeit in Deutschland abspielt, einen „Schlafwahlkampf“. Dabei würde uns, so die Beobachter von der Insel, etwas mehr Streit ganz gut tun, „denn die nächsten vier bis fünf Jahre werden laut Prognosen die härtesten seit der Wiedervereinigung.“ Nun ja, immerhin bleibt uns ein Steinzeitsozalist à la Jeremy Corbyn erspart.

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Ein Schlaf-Wahlkampf ist nicht notwendig ein Schlafzimmer-Wahlkampf. Aber die AfD bietet parteiintern doch  so etwas ähnliches. Bei den beiden verfeindeten Vorsitzenden Frauke Petry und Jörg Meuthen besteht der Nebeneffekt ihrer bisherigen politischen Karriere im Zerbrechen der alten und dem Beginn einer neuen Beziehung. Ein Kollateralschaden oder -nutzen, je nach Sichtweise. Dabei soll Petry mit dem Ex-Partner von Meuthens neuer Liebe irgendwie gekungelt haben. Nichts genaues weiß man nicht. Aber auch Gerüchte finden ihre begierigen Abnehmer – innerhalb wie außerhalb der AfD. Eines weiß man: Bei den AfD-internen Querelen findet sich selbst zu einer der unteren Schubladen noch eine Alternative.

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Erst hatten die Grünen mit ihrem Wahlkampf kein Glück; jetzt kommt auch noch Pech dazu. In Niedersachsen bringt der Wechsel einer grünen Abgeordneten zur CDU die rot-grüne Landesregierung um ihre Ein-Stimmen-Mehrheit. Natürlich hat jeder Politiker, jede Politikerin das Recht, Partei und Fraktion zu wechseln. Wenn aber, wie jetzt in Hannover, der Wechsel einer Grünen direkt mit ihrer Niederlage bei der Kandidatenaufstellung verbunden ist, dann bleibt da ein „Gschmäckle“, ein ziemlich schlechtes sogar.

Gleichwohl: Für die Grünen, aber auch für die SPD, ist Niedersachsen ein schwerer Rückschlag. In Hannover zeigt sich wie schon zuvor in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein: Rot-Grün ist kein Zukunftsmodell mehr. Aber vielleicht wirkt der Parteiwechsel von Hannover wie „Hallo wach“ im Wahlkampf. Nur sollten sich Grüne und Rote von ihrem Verrat-Gezeter nicht allzu viel versprechen. In Thüringen regiert Rot-Rot-Grün mit nur einer Stimme Mehrheit – dank eines Überläufers von der AfD zur SPD.

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Außenminister Sigmar Gabriel, Beinah-Kanzlerkandidat und Ex-SPD-Vorsitzender, will keine neue große Koalition mehr. Sagt aber auch nicht, was er will. Selbst wenn er von der absoluten Mehrheit träumen sollte: Nach der Wahl ist vor den Koalitionsverhandlungen. Und da fällt einem ein, dass sich Gabriel 2013 zunächst sehr geziert hat, ob er es mit Schwarz-Rot versuchen solle – und dann sehr gerne Vizekanzler geworden ist. Sollte es Gabriel jedoch mit seinem Nein zur GroKo dieses Mal ernst sein, dann müsste er sich klar für Rot-Rot-Grün aussprechen – und auch in den eigenen Reihen dafür werben. Was er aber auch nicht macht. Welchen Wechselwähler soll diese Taktik eigentlich überzeugen?

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Sage keiner, die CDU mache keinen Wahlkampf. Am Montag wird Generalsekretär Peter Tauber die Grossflächenplakate vorstellen. Wird sicher sehr pfiffig – irgendwas mit #fediudwigugl oder so.

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Wahlkampfweisheit zum Tage: Im Schlafwagen kommt man nicht an die Macht; im Schlafwagen ist aber schon manche(r) an der Macht geblieben.

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Kommentare ( 10 )

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Ute Iwan
6 Jahre her

Querelen gibt es ganz sicher in jeder Partei. Kubicki und Lindner haben Rösler seinerzeit ja auch erfolgreich gemobbt, sind darauf auch noch stolz und geben weiterhin die Saubermänner.

Tweet-Tauber putzt übrigens gerade Klinken in den „besseren“ Wohngegenden einiger Städte.

Gestern hatte ich eine Gespräch mit einer politisch sehr aufgeweckten Freundin und sie sagte im Laufe des Gesprächs resigniert: „Wer soll es denn sonst machen?“ Ich dachte, ich höre nicht richtig und habe erst einmal nachgefragt, was unsere Friedenstaube denn überhaupt noch so macht und wer in Schland denn tatsächlich gut leben würde. Hoffentlich hat es was gebracht.

Die Zahnfee
6 Jahre her

Die Parteien des bisherigen Bundestags wissen wohl selbst nicht wofür sie stehen. Kontinuität von irgendwas?

Nichtzufassen
6 Jahre her

„Bei den AfD-internen Querelen findet sich selbst zu einer der unteren Schubladen noch eine Alternative.“

Ich bin dieses substanzlose Genöhle so leid, Herr-Müller-Vogg.

Wolfgang M
6 Jahre her
Antworten an  Nichtzufassen

Ich habe die Querelen in der AfD satt. Die AfD muss sich entscheiden, ob sie so etwas wie der verlängerte Arm der CSU im Bund sein will oder eine Sammelbewegung der Rechtsextremen. Es sieht ein bisschen danach aus, dass die AfD von Rechtsextremen gekapert wird.

Gerd
6 Jahre her

Zwei Wahl-Sonderzüge sind derzeit unterwegs: der CDU-Sonderzug mit der Schutzheiligen aller Schlepperorganisationen an Bord und der SPD-Sonderzug mit einem Brüsseler Re-Import als Zugführer, dessen Uniformmütze seinerzeit schon Berlusconi besonders gelobt hat. Das Bordpersonal beider Züge versucht sich gegenseitig damit zu übertreffen, 500 €-Banknoten in großen Bündeln aus dem Fenster zu werfen. Zu diesem Zweck hat die Bundesbank eigens noch eine Serie von Millionen dieser von der Politik verachteten Scheine aufgelegt – weil sie ja angeblich besonders gut für Korruption geeignet sind. Den Wähler darf man aber schon korrumpieren. Das ist nicht verboten. Die Grünen haben keinen Sonderzug. Sie fahren mit… Mehr

Harry James mit Armbrust
6 Jahre her

Nun, die Themen, die die Wähler tatsächlich interessieren möchte man nicht ansprechen. Weder die allgemeine Sicherheit im Land, noch die spezielle Sicherheit gegen die Terrorgefahr soll thematisiert werden, denn es haben ja alle Parteien dafür gesorgt, dass sie nicht mehr da ist – die Sicherheit. Und alle zusammen haben auch in Zukunft nicht vor etwas reales für die Sicherheit zu tun. Auch die angeblichen Steuererleichterungen möchte man nicht zu sehr thematisieren. Die einen wissen, dass all ihre Wohltaten nicht finanzierbar sind, die anderen wissen, dass selbst die geringste Wohltat nicht finanzierbar sein wird. Und selbst den Klimawandel thematisiert man lieber… Mehr

Schuchmilsky
6 Jahre her

Naja Schlafwahlkampf – jedefalls sind die Überfälle der Antifa auf die AfD-Stände ziemlich laut, doch keiner will sie hören, geschweige denn öffentlich machen. Heraus kommen solche Mordversuche auf Polizisten, wie in Hamburg. Die kleinen Parteien versuchen auf sich aufmerksam zu machen, doch die Reaktion von CDU und SPD ist wie die eines Klassenlehrers; derjenige der immer schreit „Herr Lehrer ich weiß was!“ und mit den Fingern schnippst, wird geflissentlich übersehen.

Illusionslos
6 Jahre her

Herr Müller-Vogg, bei uns sitzt im Führerhaus des Schlafwagens auch eine Frau die immer schläft und nix sagt. Solche Schlafwagen fahren dann leider oft vor die Wand, die dann selbst der Führer des Schlafwagens nicht mehr überlebt. Da bleibt dann von der Macht so gut wie nix.

Was die AfD allerdings mit dem Hannoveraner Weckruf zu tun hat, bleibt Ihr Geheimnis, aber immer gerne gegen die AfD austeilen, die an der jetzigen politischen Situation keinerlei Schuld trägt. Sie sehen bei der AfD Karrieren zerbrechen, ich sehe durch die CDU/CSU ganz Deutschland zerbrechen. Frage : Was ist wohl schlimmer ?

Patriot Gamez
6 Jahre her

Hugo Müller Vogg,,,… der linke Flügel von TE 😉

treu
6 Jahre her

Der Schlafwagen ist doch bestens unterwegs, denn ganz Deutschland schläft und träumt weiterhin davon, völlig losgelöst und unbeteiligt von allem was sonst noch so passiert und meint auf einer Insel der Glückseligkeit zu sein. Bekanntlich wird man zwar irgendwann wieder wach, aber dann meist zu spät oder nur durch einen Alptraum. Es ist doch ganz einfach, wer in einer Demokratie einschläft, und das auch noch als Bürger und Souverän, der wacht ganz unzweifelhaft in einer Diktatur wieder auf. Und die ist ganz sicher nicht maasvoll!