FDP: Der Countdown läuft

Dass es nächstes Jahr wieder ein Dreikönigstreffen gibt, ist wahrscheinlich, dass sich dort aber eine FDP versammelt, die in etlichen Parlamenten nicht mehr vertreten ist, nicht minder.

IMAGO / Eibner

Dass die FDP zur Opposition nur in der Regierung taugt, ist keine neue Feststellung. Als echte parlamentarische Opposition fand sie nie Beachtung. Damit sie im permanenten Wettbewerb aller in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik um die alles entscheidende Aufmerksamkeit der Medien überhaupt stattfindet, muss sie Teil einer Regierungskoalition sein und dort so tun, als träte sie für das Gegenteil dessen ein, was die jeweilige Zeitgeistführung mit Hilfe der FDP tut. Die „Kunst“ der FDP bestand daher stets im „Als ob“. Was gestern beim Dreikönigstreffen wieder zu besichtigen war.

Christian Lindner hat die Rolle des Hofnarren an früheren Fürstenhöfen, der genau wusste, wie weit er seinen Herrn unterhaltend auf den Arm nehmen und welche Grenze er nicht überschreiten durfte. Lindner in Stuttgart beließ es bei dem Gesäusel, „durchwursteln“, eine Art „Wir schaffen das“ und „unterhaken“ (Scholzsche Lieblingsfloskel) würden nicht reichen. Ach je, da ist Scholz von den eigenen und grünen Genossen ganz andere Töne gewöhnt.

Selbst-Persiflage
Der FPD zu ihrem Dreikönigstreffen
In Richtung CDU knurrte Lindner: „Ich nehme von der CDU keine Belehrungen an, dass wir nicht schnell genug darin sind, den hinterlassenen Scherbenhaufen zusammenzukehren.“ Aber, aber Herr Lindner, die Ampel kehrt doch nicht zusammen, sondern vegrößert den Scherbenhaufen systematisch weiter.

Und dann die Trickkiste „Schuldenbremse“. Was soll die Beschwörung derselben, Herr Lindner, wenn Sie selbst als Finanzminister an der „Schuldenbremse“ vorbei Schulden außerhalb des Haushalts, tarnend und täuschend „Sondervermögen“ genannt, möglich gemacht haben. Das Watschenurteil der Verfassungsrichter nannte
Lindner „peinlich“, den Bauernprotest einen Nebeneffekt des Hau-Ruck-Verfahrens für das 2024er-Budget. Der Hofnarr beim Schönfärben. Damit wäre er am echten Fürstenhof wegen langweiliger Liebedienerei vom Acker gejagt worden.

In Stuttgart war das nicht viel anders, denn das schräge Mundwerk einer Marie-Agnes Strack-Zimmermann reichte für dramatisch mehr Beifall als bei Lindner. Auf sie als Kandidatin für das sogenannte Parlament der EU wartet im Gegensatz zu Lindner keinerlei Risiko, denn bei EU-Wahlen gilt in Deutschland anders als bei Bundestagswahlen keine Prozenthürde.

Dass es nächstes Jahr wieder ein Dreikönigstreffen gibt, ist wahrscheinlich, dass sich dort eine FDP versammelt, die in etlichen Parlamenten nicht mehr vertreten ist, allerdings nicht minder. Pass‘ auf, sagt mir ein alter Kenner des deutschen Parteiensystems, wir zwei erleben es noch, dass es die FDP nur noch in Brüssel gibt.

Die Umfragewelt ist übrigens nach diesem Dreikönigstreffen wie vor demselben:

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Kommentare ( 89 )

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Fabian S.
3 Monate her

Die FDP wird nur noch in Hessen (gerade mit Ach und Krach reingekommen) und im EU Parlament sein. Überall anders wird sie zu recht fliegen und merkt es dann immer noch nicht.

na sowas
3 Monate her

Die FDP, darf noch die Grünen, die SPD und die CDU/CSU, mit in den Abgrund ziehen. Dann und nur dann, kann Deutschland und die Deutschen wieder aufatmen

Reuber
3 Monate her

Die FDP als Mehrheitsbeschaffer einer klar ausgerichteten gemeinsamen Politik gegen die eigene Bevölkerung wird dieses nicht überleben. Es geht im Moment somit nur noch darum, die Zeit vor dem harten Aufschlag für sich zu nutzen. Bei der FDP ist es im Moment so wie bei der Titanic, als die Kapelle noch beim Einschlag auf den Eisberg weiterspielte. Das Ende wird dasselbe sein. Und das ist gut so !

Endlich Frei
3 Monate her

Die FDP hat zum zweiten Mal die Chance, zur kommenden Bundestagswahl gar nicht mehr auf Bundesebene vertreten zu sein. Im Unterschied zum ersten Mal sind die zugrunde liegenden politischen Gründe noch viel verheerender.

Christa Born
3 Monate her

Na na, man stelle sich nur mal vor, die Grünen, die Roten und die noch Roteren hätten die letzten 2 Jahre alleine gewirtschaftet. Vielleicht sollte das auch mal (vorsichtig) erwähnt werden. Und jetzt tausend Daumen runter….

Julischka
3 Monate her
Antworten an  Christa Born

Ja, mit der F(ast)D(rei)P(rozent) fahren wir mit 80 statt 100 gegen die Wand!

Axel Fachtan
3 Monate her

Die Werteunion wird nicht nur die CDU und CSU Chancen und Wähler kosten, sondern die FDP auch.
Gerald Papke von der FDP tritt morgen mit Maaßen in Dresden auf.
Es wäre nachvollziehbar, dass sich auch Teile der FDP in diese Richtung orientieren. Für eine Kemmerich, der von der BundesFDP kräftig ver*** worden ist, könnte das eine politische Zukunft in Thüringen bedeuten. Statt auf ausichtslosem Posten zu kämpfen.

Mausi
3 Monate her

Die FDP, die angeblich noch Schlimmeres verhindert….
Mal überlegen, glaubt RRG das wohl von irgendjemandem, der das nach 1945 behauptet hat?
Und hat die FDP nicht gemerkt, dass sie in der CDU starke Konkurrenz bekommen hat? Hat die CDU vielleicht inzwischen sogar schon die Rolle der FDP übernommen mit ihrer Aussagen „das konnten wir mit unserem Koalitionspartner nicht umsetzen“. Mal schauen, ob die CDU auch prozentmäßig auf dem Niveau der FDP ankommt.

H. Hoffmeister
3 Monate her

Die FDP hat für die politische Willensbildung in Deutschland keinerlei Funktion mehr. Gilt ebenso für CDU/CSU, SPD und Linke. Alles nur Spielarten des ideologischen Grün.

Michael Palusch
3 Monate her
Antworten an  H. Hoffmeister

Wenn man argumentativ nichts beizutragen weiß, muss man sich eben mit Korinthenkackerei behelfen.
Da wir aber schon einmal dabei sind: Was ist PISA-Deutschland?

Last edited 3 Monate her by Michael Palusch
Ceterum censeo Berolinem esse delendam
3 Monate her
Antworten an  H. Hoffmeister

Sorry, aber Ihr Kommentar ist einfach nur niveaulos. Anpöbeln, Diffamieren und dabei keinerlei sachliche Argumente vorbringen, ist typischer Linken-Jargon. Und das stupide Anpöblen noch mit einer Prise Arroganz und Klugscheißerei garnieren. Das sind unsere „Bildungsbürger“, die sich für die einzig wahren „Demokraten“ halten. Aber gut, das alles sind nur noch die letzten Zuckungen der Linken. Den Pöblern dämmert allmählich, dass ihnen gerade die Felle davonschwimmen und nach den nächsten Wahlen der Wind aus einer ganz anderen Richtung wehen wird.

DiasporaDeutscher
3 Monate her

Frau Zimmermann hat meine volle Unterstützung, wenn sie PERSÖNLICH mit deutschen Waffen an vorderster Front in der Ukraine kämpft.

Beat.Buenzli
3 Monate her

Die heutige FDP und das Personal sind schon so eine Sache. Bekanntlich stinkt der Fisch vom Kopf her. Die Ampel aufzukündigen ist die einzige Chance, die der FDP bleibt, sonst wird sie politisch in der Bedeutungslosigkeit enden.