Auf der Suche nach neuen Finanzierungsquellen für das Weltsozialamt Deutschland sind die Sozialdemokraten fündig geworden: Erbschaften sollen systematisch angezapft werden – und die Union leistet dabei Flankenschutz.
picture alliance / Flashpic | Jens Krick
Dreist, paternalistisch und offen zivilisationsfeindlich – die jüngsten Aussagen führender Sozialdemokraten in der hochkochenden Debatte um eine Erhöhung der Erbschaftssteuer sind in der Tat alarmierend. Was vor wenigen Wochen von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil angestoßen wurde, hat sich zu einem medienpolitischen Selbstläufer entwickelt, an dem sich CDU-Politiker wie der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Jens Spahn, mit Leidenschaft beteiligen.
Das offenbar zwischen CDU, CSU und SPD koordinierte und simultan geführte Werben um die Neuordnung der Erbschaftssteuer macht eine drastische Anhebung der Steuer zu einer ausgemachten Sache. Auch in den letzten Tagen mangelte es nicht an Redebeiträgen aus politischen Kreisen. Stets geht es darum, die mit der Erbschaftssteuer verbundene Neiddebatte anzufachen und die notwendigen Mittel zu erpressen, die nötig sind, um harte Sozialreformen zu umschiffen.
SPD-Generalsekretär auf Quellensuche
Die jüngsten Äußerungen aus SPD-Kreisen offenbaren den wahren Kern dieser Debatte. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf kritisierte, es sei nicht leistungsgerecht, dass die Hälfte der Menschen in Deutschland gar kein Erbe erhalte. Was nach Gerechtigkeitsprosa klingt, zielt ganz klar darauf ab, den Mittelschicht-Bürger abzukassieren, denn auch Unternehmenserben, also jene, die für Arbeitsplätze, Innovation und Wachstum in der Zukunft verantwortlich zeichnen, sollen nicht länger verschont bleiben. Das machte Klüssendorf im Interview mit dem „Tagesspiegel“ deutlich.
Klüssendorf liefert auch gleich eine kreative Idee zur Reform der Erbschaftsbesteuerung mit: Er plant, Erben einen „Lebensfreibetrag“ zuzugestehen, eine Art summarischer Deckel für alles, was ein Bürger in seinem Leben erben kann. Alles darüber hinaus soll dann gnadenlos besteuert werden. „Superreiche beginnen systematisch damit (mit dem Vermögenstransfer), wenn ihre Kinder noch klein sind, so kommen im Laufe eines Lebens riesige Summen zusammen, die steuerfrei übertragen werden. Das ist unfair und gehört beendet“, erklärt Klüssendorf – es „gehört beendet“, man beachte die Wortwahl. Moralinsauer und diktatorisch aufgeladen – so klingt der SPD-Sound in diesen Tagen.
Die Reform solle dem Fiskus weitere zehn Milliarden Euro jährlich einbringen – Einnahmen aus dem Geld der Bürger der Mittelschicht und ganz sicher nicht der Multimillionäre, die längst vor der invasiven Politik die Flucht ergriffen haben.
Kreativ, wenn es um fremdes Eigentum geht
Der SPD-Generalsekretär stellt in dieser Debatte eine erstaunliche Kreativität unter Beweis. Ganz offen stellt Klüssendorf das traditionelle Erbe, das Generationen auch ökonomisch miteinander verbindet, infrage: „Warum überlassen wir es den Menschen nicht selbst festzulegen, wer ihnen am nächsten steht?“, fragt der Sozialdemokrat, ohne in seinem Pathos neuentdeckter Finanzquellen zu ahnen, dass er hier die Axt an eine der zivilisatorischen Wurzeln ansetzt – an die Bande zwischen Eltern und ihren Kindern, die ihren Ausdruck in festen Erblinien findet.
Doch Klüssendorf geht noch weiter. Seine Reformideen sollen nun sogar die Erbschaft von Immobilien an staatlich vorgeschriebene Regeln koppeln: Wer als Erbe den Mietpreisdeckel einhält oder bestimmte Steigerungsraten bei Mieten nicht überschreitet, könnte Steuererleichterungen erhalten. Kreativ, ideologisch konsequent – man könnte im Grunde an dieser Stelle auch fiskalische Anreize für staatlich gewünschte Klimaregulierungen einbauen. Erziehung muss sein, solange der Bürger nicht freiwillig die Schatulle öffnet!
Jeder darf einmal
Wir werden zu Zeugen eines Staatsverständnis, das den tief verwurzelten Paternalismus der Sozialdemokratie ins Freie gehoben hat. Vorbei sind die Zeiten der gemäßigten Lehre eines Helmut Schmidt. Selbst die Kanzlerschaft Gerhard Schröders wirkt vor dem gegenwärtigen SPD-Grauen wie die Verkörperung einer neoliberalen Ära.
Bereits zuvor haben wir darauf hingewiesen: In dieser Debatte zeigt die deutsche Politik ihr wahres Gesicht – neofeudalistisch, bevormundend, entfremdet von den Zivilisationsprinzipien des Privateigentums und der individuellen Leistungsbereitschaft – die Ingredienzen einer prosperierenden Gesellschaft.
In diesem Diskursklima wird das Privatvermögen der Bürger zur reinen Lehensmasse. Solange Vermögens-, Erbschafts- und Schenkungssteuern nach Belieben und willkürlich erhoben werden, gibt es keine individuelle Freiheit, keinen Schutzraum des Privaten vor den Übergriffen des Staates – die fundamentale Institution des Eigentums wird zum Spielball politischer Willkür.
Kanzler lässt Debatte laufen
Und auch die Unionsparteien haben sich dem Diskursniveau der Sozialdemokraten angenähert. Ihr Fraktionsvorsitzender Jens Spahn erklärte jüngst in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, die Vermögensverteilung in Deutschland sei ungerecht, und sah dringenden politischen Handlungsbedarf.
Nach Spahns Darstellung habe die Niedrigzinsphase der vergangenen Jahre dazu geführt, dass Vermögen von selbst weiter angewachsen sei – als sei dies die Schuld der Kapitaleigentümer und Sparer, nicht das Ergebnis einer völlig entgleisten Geldpolitik, die versucht, die von Spahn und Co. selbst erzeugte Schuldenkrise unter Kontrolle zu bringen.
Bei Illner herrschte traute Harmonie zwischen Spahn und der Vorsitzenden der Linkspartei, Heidi Reichinnek, als es um die Frage der Abzocke der Mittelschicht ging – eine bemerkenswerte Gesinnungsallianz, die sich hier offenbarte.
Merz schweigt goutierend
Wir treffen hier auf einen breiten politischen Konsens, denn auch der Kanzler ist beim jüngsten Raubzug durch die Mittelschicht mit an Bord, In seiner Rede am Mittwoch im Rahmen der Debatte um den Kanzleretat unternahm Friedrich Merz nicht im Ansatz den Versuch, die destruktive Neiddebatte, die nicht zuletzt seine eigene Partei dankbar aufgegriffen hat, wieder einzufangen.
Sein Schweigen zu diesem Thema offenbart, dass sich die Union längst der Forderung der Sozialdemokraten unterworfen hat und entschlossen darauf setzt, die aufreißenden Defizite der Sozialkassen mit dem Geld der Bürger – mit dem hart erarbeiteten Privatvermögen fleißiger Sparer – zu schließen.
Und reichlich Gelegenheit dazu wird es künftig geben. Erst gestern meldete der Branchenverband der Maschinenbauer, der VDMA, einen Produktionsrückgang für das laufende Jahr von rund 5 Prozent. Damit würde die Produktion im Maschinenbau sowie in weiten Teilen der Industrie und der Chemiewirtschaft am Jahresende etwa 20 Prozent unter dem Niveau vor den Corona-Lockdowns liegen.
Ein tiefgreifender Niederschlag der deutschen Wirtschaft – eine ökonomische Depression, die das Steueraufkommen einbrechen lassen, Massenarbeitslosigkeit hervorrufen und den Sozialstaat an den Rand seiner finanziellen Tragfähigkeit treiben wird.
Medialer Flankenschutz
Es wird den in großen Teilen staatstreuen Deutschen ohne große mediale Verzerrungen vermittelbar sein, dass nun die Zeit sei, den Staat zu retten – wieder einmal, ohne zu erkennen, dass dieser selbst das eigentliche Problem darstellt. Flankenschutz aus berufener Richtung kann dennoch nicht schaden.
Die deutsche Politik verfügt zu diesem Zweck über eine ganze Reihe medialer Reservisten, die sie aktivieren kann, um die öffentliche Debatte zu „bereichern“ – und um diskursive Disruptionen zu erzwingen. Man denke etwa an den geistvollen Beitrag des DIW-Vorsitzenden Marcel Fratzscher, der ein „Soziales Pflichtjahr“ für Rentner forderte, um die Probleme der Rentenversicherung abzumildern.
Marcel Fratzscher inszenierte sich mit einer grotesken Intervention und schuf zugleich die Bühne für die interkoalitionäre Debattenführung. Renten-Nullrunden, ein späterer Renteneintritt und generelle Leistungskürzungen sind offenbar fest eingeplant. Mit geschicktem Medienframing lenkte er die Aufmerksamkeit von der hochkochenden Bürgergeld-Debatte ab und milderte den Druck der Migrationskrise – eine perfekte Choreografie staatlicher Agenda-Setzung.
Pseudo-Wissenschaftler
Ähnlich wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung wird auch das DIW größtenteils aus öffentlichen Mitteln finanziert und verleiht der Debatte einen pseudowissenschaftlichen Anstrich – dabei stets affirmativ-etatistisch, die argumentative Linie der Staatsvertreter untermauernd.
Beide Institute haben sich in der Vergangenheit wiederholt für eine deutliche Anhebung der Erbschaftssteuern ausgesprochen. Nun darf man gespannt sein, ob Fratzscher seine bekannte Forderung nach einer Flat Tax von 15 Prozent auf alle Erbschaften bei gleichzeitiger Eliminierung sämtlicher Freibeträge propagieren wird – selbstverständlich verbunden mit dem Hinweis, dass das aus dem Privatvermögen der Bürger erpresste Geld gnädigerweise über mehrere Jahre abgestottert werden dürfe.
Es geht ja schließlich um das große Ganze. Die Zukunft des Weltsozialamts Deutschland steht auf dem Spiel. Etwaige kleinbürgerliche Befindlichkeiten – etwa die Sicherung der ökonomischen Zukunft der eigenen Kinder – müssen dabei notwendigerweise hintangestellt werden.

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Spahn, das ist der Richtige für diesen Abzocke!
Die Erbschafts-Steuer ist als „Substanz-Steuer“ eine reine Neid-Steuer. Obwohl ich nichts geerbt habe und auch nichts vererbe, empfinde ich diese Steuer als extrem ungerecht. Wenn jemand im Laufe seines Lebens bereits versteuertes Vermögen erarbeitet und gespart hat, hat der Staat kein Recht darauf zuzugreifen.
Was macht denn jemand, der ein wertvolles Bild oder wertvollen Schmuck von der Tante erbt? Er muss das Erbe verkaufen, damit der Staat seinen Anteil bekommt.
Ja, erinnert etwas an Nationalsozialismus und das 25-Punkte-Programm: „10. Erste Pflicht jedes Staatsbürgers muß sein, geistig oder körperlich zu schaffen. Die Tätigkeit des Einzelnen darf nicht gegen die Interessen der Allgemeinheit verstoßen, sondern muß im Rahmen des Gesamten und zum Nutzen aller erfolgen.“ „11. Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens. Brechung der Zinsknechtschaft.“ „13. Wir fordern die Verstaatlichung aller (bisher) bereits vergesellschafteten (Trusts) Betriebe.“ „14. Wir fordern Gewinnbeteiligung an Großbetrieben.“ „17. Wir fordern eine unseren nationalen Bedürfnissen angepaßte Bodenreform, Schaffung eines Gesetzes zur unentgeltlichen Enteignung von Boden für gemeinnützige Zwecke. Abschaffung des Bodenzinses und Verhinderung jeder Bodenspekulation.“ Alles nicht weit… Mehr
Der Sozialismus ist nicht umsonst, die Politik der Faulen, der Dummen, der Untalentierten und … der Neidzerfressenen.
Die ganze Diskussion um die Erbschaftssteuer ist aktuell reines Palaver im luftleeren Raum. Man sollte bei der ganzen Debatte nicht vergessen das noch dieses Jahr, spätestens 2026, eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der Erbsschaftssteuer erwartet wird. Wenn die Ihrer Linie treu bleiben (da geht vermutlich z.B. Jens Spahn von aus) werden bestimmte Regelungen der Erbschaftssteuer erneut für verfassungswidrig erklärt. Soweit ich weiss läuft zudem immer noch ein Normenkontrollverfahren aus Bayern bezüglich der Anpassung von Freibeträgen und Steuersätzen bei der Erbschaftssteuer. Bei Herrn Klüssendorf habe ich den Eindruck das er teilweise über das Ziel hinausschiesst. Hört sich schon stark nach Selbstbedienungsladen… Mehr
Da muss ich Sie direkt fragen.
Nehmen wir an, Sie vererben eine Immobilie, die aus bereits versteuerten Einkommen erworben wurde, in der in jeden Stein, in jeden Sack Zement, in jeden Fenster die Mehrwertsteuer steckt, die von Arbeitern hochgezogen wurde, deren Lohnsteuer Sie ebenfalls finanzieren mussten. Heißt, dieses Haus wurde schon x-fach steuerlich „erfasst“, und ein Staat stößt sich dazu bei JEDEN Verkauf durch die Grunderwerbssteuer gesund.
Wieso ist es richtig, daß diese Immobilie nochmals versteuert wird, wenn sie nach Ihrem Tod im Besitz der Familie bleibt ?
Physiognomien lügen nicht. Kakistokratie ist „das beste Deutschland“ und die Gottesanbeterin lächelt zufrieden in ihrem sozialen Konkon.
Fazit? Alles was sich ein Mensch in seinem Leben erarbeitet oder geerbt und vermehrt, hat besitzt er. Damit ist er noch lange nicht Eigentümer, das ist der Staat und der darf doch wohl über sein Eigentum bestimmen wie er will oder? Ich denke, genauso denken die Fratschers und Komplizen ob Merz, Klingbeil oder sonstige Politikdarsteller. Das erinnert mich an einen Szene aus Englisch for you(DDR Fernesehen) John sitzt in einem Lokal und will seinen Tee trinken aber er bekommt aus der halben Zitrone keinen Tropfen:he squeezes and squeezes but no juice comes out! Ein Mann am Nebentisch fragt ob er helfen… Mehr
Merz hat mittlerweile begriffen, daß in der Koalition Lars Klingbeil die Hosen anhat. Merz weiß, daß Widerstand zwecklos und er zu schwach ist, um sich durchzusetzen. Und so läßt er sich ein ums andere Mal kampflos die Butter vom Brot nehmen, um wenigstens nicht als der Verlierer dastehen zu müssen, der er ist. Im Interesse Deutschlands kann man nur hoffen, daß die Bundestagsfraktion der Union seine Instabilität und Schwäche bereits erkannt hat und nicht bereit ist, sich von ihm in den Untergang mitreißen zu lassen. Die Fraktion muss nun einen Weg finden, Merz loszuwerden. Manchmal reichen Insiderinformationen an die freien… Mehr
Merz ist mit Hilfe der Linken Kanzler geworden und jetzt muß er nach deren Musik tanzen. Das Damoklesschwert des Scheiterns schwebt über ihm und egal was passiert, er wird die Regierung bis zur nächsten Wahl bringen und nach ihm die Sintflut!
Das war bereits vor der Wahl auf Grund seiner Aussagen vorher zu sehen. und er selbst wußte das auch. Er hat vor der Wahl also bewußt gelogen und Wahlbetrug begangen
Wenn Sie Merz für ungeeignet halten, kommen Sie aber
nicht umhin, einen geeigneten Nachfolger vorzuschlagen.
Schlagen Sie das Telefonbuch auf und zeigen Sie auf irgendeinen Namen. Der is‘es.
Das Problem mit dem Sozialismus ist, dass einem am Ende das Geld anderer Leute ausgeht. (Maggie Thatcher)
Diese Regierung versucht, den eigenen Untergang und den ihrer Ideologie noch ein wenig durch das Anzapfen des Eigentums fremder Leute hinauszuzögern. „Gerechtigkeit“ ist der schön klingende Vorwand. Irgendwann geht das dann auch nicht mehr. Zurück wird bleiben ein ausgepresstes, unproduktives Land. Venezuela lässt grüßen.
Merz wollte einfach nur Kanzler sein, alles andere ist ihm offenbar völlig egal. Dass Merz zu der Debatte schweigt sollte auch keinen verwundern. Wozu soll er was sagen, nur um dann innerhalb von wenigen Stunden wieder zurückzurudern?
Der Koalitionsfrieden ist ihm wichtiger als alles andere, denn ohne den ist er ja nicht mehr Kanzler. Die CDU-Mitglieder bedeuten ihm folgerichtig weniger als die Mitglieder seiner Koalitionspartner, weil die CDU in den Merkeljahren bereits auf’s Abnicken dressiert wurde.
Die einzige Frage die bleibt ist, warum jemand CDU wählen sollte.
Der Habgier- und Neiddebatte wird man aber nicht dadurch Herr, dass man die falsche Prämisse der Linken nicht enttarnt: Die Linken versuchen den Leuten einzureden, der Erbe – also der Empfänger – würde eine leistungslose Zuwendung erhalten. Bereits das ist eine dreiste, schamlose Lüge, die nur dadurch getarnt bleibt, weil der Scheinwerfer in die falsche Richtung leuchtet: Die Leistung liegt im V e r e r b e n – wird also von dem erbracht, der gibt. Er hat ein Vermögen – trotz höchster Steuern in Deutschland – erworben oder erhalten können. Es ist ein Kernbestandteil des Eigentumsrechts, das Eigentum… Mehr