Deutschland unterstützt Öl-Embargo – russischer Angriff auf Moldawien befürchtet

Deutschland macht sich jetzt auf europäischer Ebene für ein Öl-Embargo gegen Moskau stark: Nur noch 12 Prozent des Öls komme aus Russland, erklärt Wirtschaftsminister Habeck. Die Befürchtungen vor einer russischen Aggression gegen Moldawien wachsen. 

IMAGO / Cover-Images
Rettungsaktion des ukrainischen Militärs in Mariupol, 1.5.2022

Im russischen Krieg gegen die Ukraine hat Moskaus Außenminister Sergej Lawrow die Zielsetzung, bis zum 9. Mai einen Sieg erringen zu wollen, dementiert. Russland richte seine Militärstrategie nicht an künstlichen Daten aus, erklärte Lawrow. Im Westen wurde gemutmaßt, dass Moskau zum „Tag des Sieges“ Ziele in der Ukraine erreichen wollte. Für Russland wird es immer unwahrscheinlicher, irgendeinen signifikanten Teilerfolg innerhalb der nächsten 8 Tage zu erreichen. „Wir werden unseren Sieg feierlich begehen, aber der Zeitpunkt und das Tempo der Ereignisse in der Ukraine hängen von der Notwendigkeit ab, die Risiken für die Zivilbevölkerung und die russischen Soldaten zu minimieren“, so der Außenminister im italienischen Fernsehen. Bei Charkiw erleiden die Russen heute ukrainischen Angaben zufolge empfindliche Verluste, im Süden kommt es zu erneuten, massiven Bombardierungen. Der Vormarsch stockt nach wie vor. 

In Deutschland gibt es mittlerweile Bewegung in Richtung eines Öl-Embargos. Bereits am 20. April hatte Außenministerin Annalena Baerbock auf ihrer Baltikum-Reise ein solches gefordert. Jetzt heißt es, die Bundesregierung unterstütze dieses Vorhaben. Laut Bundeswirtschaftsminister Habeck sei es gelungen, den Anteil von russischen Ölimporten von 35 auf 12 Prozent zu senken. Bis Ende des Jahres könnte das Embargo umgesetzt werden. Darauf drängt Berlin jetzt. Habeck erklärte jedoch, andere europäische Länder seien „noch nicht bereit“ für ein Ölembargo. Die Energieminister der EU-Staaten kommen an diesem Montag in Brüssel zu Beratungen zusammen. „Die ungarische Haltung hinsichtlich eines Öl- und Gasembargos hat sich nicht geändert: Wir unterstützen dies nicht“, antwortet ein Sprecher der Regierung in Budapest in einer E-Mail auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Habeck sagte, auch an Deutschland würde ein Embargo nicht spurlos vorbeigehen. Es werde hohe Preissprünge geben. Die Umstellung könne auch zeitliche Ausfälle bedeuten. Aber ein Embargo bedeute nicht mehr, dass Deutschland in eine „Ölkrise“ rutsche. 

Laut einem Bericht der britischen Zeitung Times habe Russland die Entscheidung getroffen, die Republik Moldawien anzugreifen. Das Blatt beruft sich auf Erkenntnisse des ukrainischen Generalstabes. „Wir glauben, dass der Kreml bereits die Entscheidung getroffen hat, die Republik Moldau anzugreifen“, wird eine Quelle zitiert. „Das Schicksal der Republik Moldau ist sehr wichtig. Wenn die Russen beginnen, die Kontrolle zu übernehmen, werden wir militärisch ein leichteres Ziel sein, und die Bedrohung für die Ukraine wird existenziell sein“, sagte die Quelle. In der moldawischen Region Transnistrien herrschen pro-russische Separatisten und haben einen de-facto-Staat etabliert, auch russische Truppen sind vor Ort. 

Auch deutsche Politiker befürchten eine Ausweitung des Krieges auf das kleine Nachbarland der Ukraine. „Man muss befürchten, dass Moldau das nächste Ziel ist. Und deswegen sind wir ja auch so fest davon überzeugt, dass man Putin jetzt in der Ukraine stoppen muss“, sagte Anton Hofreiter (Grüne), Vorsitzender des Europaausschusses im Bundestag, der Deutschen Presse-Agentur in einem gemeinsamen Interview mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Ein Angriff auf Moldawien könnte auch Rumänien tangieren – das Nato-Land pflegt engste Beziehungen zum rumänischsprachigen Moldawien. 

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Kommentare ( 58 )

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Manfred_Hbg
1 Jahr her

Zitat: „Laut Bundeswirtschaftsminister Habeck sei es gelungen, den Anteil von russischen Ölimporten von 35 auf 12 Prozent zu senken. Bis Ende des Jahres könnte das Embargo umgesetzt werden“

> Aha, hört sich ja erst mal toll an das die Ölimporte von 35 auf 12 Prozent gesunken sind.
DOCH weil ich nun ja etwas blöde bin und WORÜBER ich bislang noch nix gehört habe, ist, wenn das Oel nicht mehr aus Rußland kommt, WOHER bitte soll das bisher benötigte Oel denn jetzt kommen??
Oder benötigt Dummkand plötzlich kein Oel mehr?

Contra Merkl
1 Jahr her

Ich unterstütze auch ein Öl Embargo. An der Druschba Pipeline hängen neben Schwedt und Leuna noch 6 Raffinerien die dann kein Öl mehr haben. Da haben nicht nur die neuen Bundesländer keinen Treibstoff, kein Kerosin und keinen Bitumen mehr für Straßenbau. Das betrifft den ganzen Osten. Das ist dann wie in der DDR. Hat man Steine und Sand, fehlt der Zement. Bis man Zement hat, sind die Steine und der Sand schon wieder weg. Jedesmal fehlt ein Produkt um Arbeiten zu können, die Mannschaft sitzt mit Bier im Bauwagen. Ohne Bitumen macht der Straßenbau Kurzarbeit. Am besten wird mir gefallen… Mehr

bfwied
1 Jahr her

Auf die Waffen gehe ich mal nicht ein, aber es ist in der Tat äußerst „unklug“, ein Ölembargo zu verhängen, ein möglicherweise folgendes Gasembargo bzw. -stopp wird uns das Genick brechen und ins ungeahnte Chaos stürzen. Strommangel, Rohstoff-Gas-Mangel, stoppende Produktion von tausenden Produkten, heranschleichende Arbeitslosigkeit, Inflation …! Es wird „lustig“!

Aljoschu
1 Jahr her

Der Westen hat alles vergeigt, was man nur vergeigen kann. Die ehemals vernünftige „Wandel durch Handel“-Fraktion wird diffamiert und fertig gemacht, dabei waren 1989 und Gorbatschow eine historisch einzigartige Chance, mit Russland gemeinsam eine christlich-orthodoxe Allianz gegen China und die islamistischen Länder zu schmieden. Allein die betonköpfigen Kalten Krieger in Washington, Obama, die Clintons sowie Sleepy Joe mit seinem drogenabhängige Sohn Hunter haben den Zweifrontenkrieg gegen Russland und China eröffnet und damit Russland an die Seite Chinas gebannt, wo es weder kulturell noch geschichtlich hinpasst. Das kritische Ereignis war der gewaltsame Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch. Man hat… Mehr

willy
1 Jahr her

Wäre Orban unser Kanzler- wie würde es uns gut gehen! Er sorgt sich um sein Volk, hier ist den Politikern die Ukraine lieber als DE!

Marie
1 Jahr her

„Deutschland“ unterstützt quasi alles was dem Land und seinen
Bewohnern größtmöglichen Schaden zufügt.
Wen wunderts wenn Deutschlandabschaffer an der Macht sind.
Das hat schon unter „Chamälion“ Angie Merkel gut geklappt, die
ja bekanntlich „grüne“ Ziele umgesetzt hat.

Last edited 1 Jahr her by Marie
Bambu
1 Jahr her

Wenn man sich anschaut wie Putin vorgeht, dann will er sich den Zugang zum schwarzen Meer sichern und den Ukrainern diesen Zugang nehmen. Ob er dafür unbedingt Moldawien braucht mag ich bezweifeln, zumal Moldawien ein klares nein zur NATO hat. Würde er Moldawien tatsächlich angreifen wollen, dann wären Rumänien und Bulgarien mindestens genauso gefährdet. Die NZZ veröffentlicht jeden Tag auf einer Karte die Ereignisse und da kann man sehr genau sehen, dass Putin den Zugang der Ukrainer zum schwarz Meer schließen will. Vermutlich wäre es ihm in diesem Zustand auch vollkommen egal ob die Ukraine ein Teil der EU oder… Mehr

Contra Merkl
1 Jahr her
Antworten an  Bambu

Durch den ganzen Sanktionskram sind derart die Preise gestiegen, dass Putin zwar jetzt weniger verkauft aber mehr Geld einnimmt. Man hat sich nur selbst geschadet und tut dies weiter.

Endlich Frei
1 Jahr her

Mit der Ukraine klappt es nicht wirklich – nun versucht man es mit dem kleinerem Nachbarland Moldawien?

Endlich Frei
1 Jahr her

Russland macht das allerdings nicht viel aus: Fortan freuen sich Inder, Chinesen & Co. über Energie im Überfluss….

Weiss
1 Jahr her
Antworten an  Endlich Frei

Das Gas, das ursprünglich für die EU bestimmt war, soll in einer 3. Pipeline u.a. nach China fließen. Das hätte dann zur Folge, dass Europa später nicht mehr bei Rußland nach Gas nachfragen könnte, weil dann alle Produktionserweiterungskapazitäten in Rußland ausgeschöpft seien. Hier ab Minute 18 im Video: May 2, dark day for Odessa. China Gazprom 60% up. EU, no more washing clothes. Update 1 – The Duran Das bedeutet also, dass mit den Gassanktionen Europa für alle Zeiten vom russischen Gas abgeschnitten wäre. Als einziger Ausweg bliebe der EU ein Regimesturz in Moskau und die Unterwerfung Rußlands durch den… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Weiss
Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Weiss

Deagel weist schon 2017 in der forecast für 2025 nur noch 28 Millionen Bewohner für Deutschland auf.
Wenn Habeck damit rechnet, könnte der Energiebedarf der übrig Bleibenden vielleicht tatsächlich mit Solarpaneelen und Windmühlen gedeckt werden. Und Industrie braucht es dann eh nicht mehr.

Ruhrler
1 Jahr her
Antworten an  Endlich Frei

Kein Öl, Gas, Getreide mehr aus Russland, keine Waren, Rohstoffe und Zwischenprodukte mehr aus China, und schwupps ist die EU am Ende. „Great reset“ zu Ende gedacht.

Biskaborn
1 Jahr her

Heute in unserer größten Regionalzeitung des Bundeslandes großer Artikel wonach sich Deutschland zunehmend frei gemacht hat von Energielieferungen aus Russland. Kohle von 50% auf 8%, Gas von 56% auf 36% und wie im Artikel erwähnt, Öl von 35 % auf 12%. Erstaunlich wie schnell das geht, allerdings wurde, trotz überlangem Bericht, nicht erwähnt wie der Ausgleich für die reduzierten Mengen aus Russland erfolgt. Kann es sein, das man erst einmal mit diesen Zahlen das gemeine Volk beruhigen will, bevor das böse Erwachen noch kommt?