Corona-Enquete-Kommission: Die Wahrheit soll gar nicht ans Licht

Die Enquete-Kommission darf analysieren, aber nicht anklagen, empfehlen, aber nichts fordern. Die Kommission soll nicht herausfinden, was wirklich geschah – sie soll kontrollieren, wie darüber gesprochen wird. Die Kommission ist das Feigenblatt einer politischen Klasse, die sich weigert, Verantwortung zu übernehmen.

picture alliance / dts-Agentur | -
Konstituierung der Corona-Enquete-Kommission, Paul-Löbe-Haus, Berlin, 08.09.2025

Die Aufarbeitung der Corona-Politik beginnt – aber nicht mit einem Untersuchungsausschuss, sondern mit einer Enquete-Kommission. Ein Signal. Es soll wirken, als würde man aufklären, ohne wirklich aufklären zu müssen. Diese Kommission ist ein politisches Beruhigungsmittel. Kein Heilmittel, keine Wurzelbehandlung – ein Placebo.

Echte Aufarbeitung nur mit einem Untersuchungsausschuss möglich

Nur ein Untersuchungsausschuss hätte Zeugen vorladen, Aussagen unter Eid erhalten, Akten beschaffen und Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen können. Nur er hätte echte politische Konsequenzen erwirken können. Doch genau das will man vermeiden. Die Politik schützt sich selbst und jene, die ihr als „Experten“ dienten. Die Enquete-Kommission hat keine Zähne. Sie darf analysieren, aber nicht anklagen. Sie darf empfehlen, aber nicht verbindlich fordern. Keine juristische Bindung, keine Verpflichtung zur Umsetzung, keine echte Kontrolle. Es sollen keine Schuldigen gefunden werden.

Aber natürlich geht es um Schuld. Es muss benannt werden, wer bestimmte Fehlentscheidungen verursachte. Wenn es nicht um Schuld, um Fehlverhalten, um Konsequenzen und um Übernahme von Verantwortung geht, dann kann diese Kommission gleich wieder weg. Die Enquete-Kommission ist nur ein anderes Wort für einen seichten Stuhlkreis und die Weigerung der Politik, eine der schlimmsten Zeiten in diesem Land aufarbeiten zu wollen.

Wer Grundrechte außer Kraft setzt, wer Menschen isoliert, Existenzen zerstört, Angst verbreitet und sich dann zurücklehnt, als wäre nichts gewesen, macht sich schuldig. Diese Schuld hat Namen, Gesichter, Ämter. Sie lässt sich belegen und muss benannt werden. Wer die Frage nach Verantwortung vermeidet, betreibt keine Aufarbeitung – er betreibt Geschichtskosmetik.
Immerhin: Zwei profilierten Kritikern wurde ein Platz eingeräumt.

Mit Tom Lausen und Prof. Stefan Homburg sitzen zwei konsequente Mahner in der Kommission. Beide klärten schon in der Vergangenheit fundiert, unerschrocken und faktenbasiert auf – gegen massiven medialen und politischen Gegenwind. Dass sie nun am Tisch sitzen, ist richtig und notwendig. Doch ihre Rolle bleibt prekär: Nur zwei Kritiker in einer Kommission, die systemisch darauf angelegt ist, keine Schuldigen zu benennen, sondern das große Staatsversagen in viele kleine Fehler zu zerstäuben.

Dass kein einziger Epidemiologe Teil der Kommission ist, ist ein politischer Skandal. Gerade die Fachdisziplin, die sich mit der Verbreitung und Bekämpfung und den sozialen Folgen von Epidemien beschäftigt und in der Corona-Zeit deutlich unterrepräsentiert war, bleibt auch in der Enquete-Kommission außen vor. Nicht verwunderlich, denn viele Epidemiologen kannten Wirkung und Schadenspotential von Lockdowns, Schulschließungen, Maskenpflicht und Impfkampagnen.

Genau die Fachrichtung wird bei der Aufarbeitung ignoriert, die vor Corona nur ganz wenige kannten. Dann war Corona in aller Munde und es gab plötzlich Millionen Menschen, die ihre Expertise darin kundtaten und mit erhobenem Zeigefinger andere Menschen belehrten. Ähnlich wie die Millionen Bundestrainer bei einer WM. Das ist kein Versehen – das ist Absicht. Man will keine schmerzhaften Wahrheiten hören. Man will das Narrativ retten.

Die Enquete-Kommission ist keine Aufklärung – sie ist Selbstentlastung

Die Enquete-Kommission soll nicht herausfinden, was wirklich geschah – sie soll kontrollieren, wie darüber gesprochen wird. Die Kommission ist das Feigenblatt einer politischen Klasse, die sich weigert, Verantwortung zu übernehmen. Keine Wahrheit, keine Reue, keine Konsequenzen. Stattdessen: Diskurs statt Untersuchung. Nebel statt Klarheit. Signal statt Substanz.

Was wir brauchen, ist keine solche Kommission, sondern Gerechtigkeit. Was die Gesellschaft braucht, ist zuerst eine Entschuldigung für die Übergriffigkeit des Staates. Es braucht eine konsequente Aufarbeitung mit allen rechtlichen Mitteln über das Fehlverhalten, die Falschaussagen, die Geldverschwendung von Spahn, Lauterbach, Söder, Drosten und Co.

Corona war kein Betriebsunfall. Es war das Ergebnis politischer Entscheidungen. Wer Freiheit einschränkte, muss sich rechtfertigen. Wer Angst verbreitete, muss sich befragen lassen. Wer Milliarden an Steuergeld verbrannte, muss dies erklären. Das alles passiert nicht. Es wird auch nicht passieren – solange das System sich selbst untersucht.

Fazit: Die Enquete-Kommission ist ein taktischer Rückzug – kein Aufbruch zur Wahrheit. Die Bürger spüren das. Das Vertrauen ist zerstört. Wer es zurückgewinnen will, braucht mehr als warme Worte und symbolische Gesten. Es braucht Mut. Es braucht Konsequenz. Es braucht endlich einen Untersuchungsausschuss, der nicht fragt: „Was können wir besser machen?“, sondern: „Wer hat versagt – und wer trägt die Verantwortung?“.

Dr. Friedrich Pürner, MPH und Mitglied des Europäischen Parlaments


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Kommentare ( 35 )

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35 Comments
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Joe X
2 Monate her

Es ist inkonsequent, das Fehlen von Epidemiologen zu kritisieren und gleichzeitig einen Untersuchungsausschuss statt der Enquete-Kommission zu fordern. In einem Untersuchungsausschuss gäbe es nur Abgeordnete und gar keine Experten, und die Mehrheit, die die Corona-Parteien haben, könnte auch festlegen, wer dort überhaupt geladen wird. Ich erwarte auch nicht viel von dieser Enquete-Kommission, aber immerhin gibt es dort nun ein paar unabhängige Leute und die Chance, dass deren Meinung auch im Abschlussbericht auftaucht. Und es gibt vielleicht sogar die Chance, dass über das Festlegen einer zukünftigen Strategie, indirekt Kritik an den vergangenen Maßnahmen eine Mehrheit findet. Von einem Untersuchungsausschuss wäre das… Mehr

Michael Palusch
2 Monate her

Die uns als „Corona-Aufarbeitung“ angediente Enquete-Kommision ist nichts anderes als Teil des Evaluierungsprozesses der jedes größere Projekt begleitet.
Was hier nun öffentlich aufgeführt wird, ist das drittletzte Stadium dieses Prozesses, die Analyse.
Vom vorletzten Stadium, der Berichterstattung, werden wir nur noch einen Teil mitbekommen.
Und vom letzten Punkt, dem Follow-up -das sind die die „Wirksamkeit“ der Maßnahmen optimierenden Änderungen- werden wir erst nach einem Pandemie-Restart erfahren.
Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn dabei die Zwangsimpfung schon ganz an den Anfang, wenn nicht bereits sogar ins Vorfeld, einer potentiellen „Pandemie“ gestellt wird.

Last edited 2 Monate her by Michael Palusch
Dellson
2 Monate her

Wie sollen die Bürger weiter vertrauensvoll in diesem Staat leben, wenn ihre gewählten Repräsentanten ihnen ihre Urteilsfähigkeit konsequenzlos abspricht? Corona ist das Triggerwort was direkt jedem mündigen Bürger wieder entsetzliche Bilder von Übergriffigkeit, Zynismus, Lügen, Drohungen vor Augen führt. Stichwort: Folgebereitschaft herstellen! Aus dem Stehgreif dazu: ARD Mann Stempfle, „bei den Ungeimpften handelt es sich um Verfassungsfeinde!“ Und niemand hat später öffentlich hörbar um entschuldigung gebeten. Prof.Drosten vor dem Sachsen Corona Ausschuss: „Er habe lange an Corona-Viren geforscht und sich damals verantwortlich gefühlt, die Öffentlichkeit zu informieren. (ÖR Medien agieren ähnlich!) Alles, was er damals gesagt habe, sei wissenschaftlich belegt (… Mehr

ESC-Gast
2 Monate her

Allein schon die Tatsache, wer da unter anderen drin sitzt, lässt vermuten, dass das ein zahnloser Tiger ist. Irgendwann wird das beendet werden mit den Worten na ja, es lief einiges schief, das nächste Mal machen wir es besser, gemeint ist aber, wir machen es genauso wieder mit Hilfe der Mainstream-Medien, die einen gewaltigen Anteil daran haben, das es überhaupt so gelaufen ist.

Sabine W.
2 Monate her

Es ist zu spät. Was soll das also? Ich bin eine ‚Corona-Ungeimpfte‘ aus Überzeugung. Nicht weil ich generell Impfgegnerin bin, sondern weil ich keine Lust hatte, mir ein unerprobtes Zeugs in den Körper jagen zu lassen. Ich habe für meine persönliche Lebenssituation eine Risikoabwägung vorgenommen und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich keine Impfung wollte. Selbstverständlich hat mich das spätestens auf dem Höhepunkt der Hysterie von Allem ausgeschlossen. Frage nur: Wie konnte man den Glauben in der Bevölkerung verbreiten, dass ‚Ungeimpfte‘ die Infektionsgefahr aufrecht erhalten/forcieren? War man in der deutschen Gesellschaft schon so weit verblödet, dass nicht völlig klar… Mehr

Juergen P. Schneider
2 Monate her

Die große Mitläufer-Mehrheit einschließlich der vielen Profiteure und der Komplizen einer vollkommen enthemmten Politkaste, haben gar kein Interesse an einer Aufarbeitung. Es ist wie nach den beiden Diktaturen, die unser Land in den letzten 100 Jahren erlebt hat, die Mitläufermehrheit will möglichst vergessen, was sich abgespielt hat. Die willfährige Hammelherde, die sich hat aufhetzen lassen und die Ungeimpften am liebsten deportiert oder in Lager gesperrt hätte, will wohl kaum an das eigene erbärmliche Mitläufertum erinnert werden. Das faschistoide Maßnahmenregime soll nicht einer kritischen Prüfung unterzogen werden, da man es bei nächster Gelegenheit wieder aufleben lassen will. Der Probelauf war doch… Mehr

norbertb783
2 Monate her

DAs einzig gut an dieser Enquete-Kommision ist, daß darüber berichtet werden wird (von wem auch immer). Das Thema „Corona“ bleibt am Leben. Zumal es in einigen Bundesländern Untersuchungsausschüsse zu diesem Thema gibt.
Denn ich stimme mit dem Autor überein. Corona war eine polititsche Entscheidung und die die versagt bzw. wissentlich zu unrecht Grundrechte und Freiheiten eingeschränkt haben müssen zur Verantwortung gezogen werden.

Sonny
2 Monate her

Ich habe nichts anderes erwartet.
Brot und Spiele für das (dumme?) Volk.

Britsch
2 Monate her

man versucht doch mit allen Mitteln RNA „Impfstoffe“ überall am Markt einzuführen, Egal ob sie wirklich nutzen oder nicht und was es Andere / das Volk kostet: Corona war ein Riesen Geschäft. Viele haben die Vorstellungen durch genetische Veränderungen alles steuern zu können, wiie auch Viele (teilweise die Gleichen) meinen die ganze Natur z.B. Klima nach ihren Vorstellungen steuern zu können

verblichene Rose
2 Monate her

Corona-Enquete-Kommission: Die Wahrheit soll gar nicht ans Licht
Schade und ich dachte, daß es jetzt aus Angst vor dieser Kommission mindestens einige Selbstanzeigen geben würde 🤪
Wer einen Witz entdeckt, darf ihn behalten.