In Bayern kommen die Freien Wähler bei Umfrage auf 17 Prozent

In Bayern kommen die „Freien Wähler“ in der jüngsten Umfrage auf 17 Prozent. Eine Koalition mit der CSU, die 36 Prozent der Stimmen erhielte, erscheint gesichert. Die FDP würde den Einzug ins Parlament verpassen. Damit gibt es in Bayern eine breite bürgerliche Mehrheit – das Parteiensystem sortiert sich neu.

IMAGO / Fotografie73

Nach der jüngsten Umfrage im Auftrag des Bayerischen Rundfunks erhielten die Freien Wähler 17 Prozent; die CSU 36. Dies wäre die höchste Zustimmung aller Zeiten für die Freiern Wähler. Im Vergleich zur letzten Umfrage des Bayerischen Rundfunks Mitte Mai legte die Partei um fünf Prozentpunkte zu. Gleichzeitig verliert die CSU von Ministerpräsident Söder drei Prozentpunkte, sie bleibt aber mit 36 Prozent weiter die stärkste Partei. Allerdings ist die CSU weit von ihrem Anspruch von 40 Prozent entfernt. 40 Prozent gelten als Messlatte für einen CSU-Erfolg – alles darunter würde Parteichef Markus Söder schwächen.

Die Grünen verlieren einen Prozentpunkt und wären mit 15 Prozent die drittstärkste Partei. Dann folgt die AfD, die einen Prozentpunkt hinzugewinnt und auf 13 Prozent kommt. Die SPD kommt auf 9 Prozent, hat einen Prozentpunkt verloren, ebenso wie die FDP: Die verpasste mit 3 Prozent den Einzug ins Parlament. Noch vor wenigen Wochen schien der Einzug der FDP zunächst gesichert; seither hat sich die Zustimmung zur FDP halbiert.

Diese Umfrage bedeutet, dass Söder eine Koalition mit den Freien Wählern fortsetzen könnte. Die Umfrage wirft eine Reihe von Feststellungen auf. Fasst man, unabhängig von einer Koalition, die Stimmen für CSU, Freie Wähler und AfD zusammen, dann ergibt das eine bürgerliche Mehrheit von 66 Prozent, während SPD und Grüne im Landtag nur auf 24 Prozent kommen. Die Süddeutsche Zeitung hat dies bereits als drohenden „Rechtsruck“ bezeichnet. Das von den Grünen erhoffte Bündnis mit der SPD, selbst wenn die Freien Wähler dazukommen würden, hat nach der Auseinandersetzung um die Person Aiwanger kaum eine Realisierungschance.

Auch die Rolle der Freien Wähler im Parteiensystem ist neu zu bewerten: Sie gewinnen Stimmen offensichtlich nicht zu Lasten der AfD, denn auch diese Partei legt in den Umfragen zu. Offensichtlich ziehen die Freien Wähler Stimmen von den Grünen und der CSU auf sich. Für viele potenzielle CSU-Wähler sind die „Freien“ eine annehmbare Alternative; das gilt aber auch für einzelne Wähler der Grünen und vor allem der FDP. Abgesehen von markigen Sprüchen Aiwangers sind die Freien Wähler durchaus mit dem grünlackierten Mainstream kompatibel. Ob dies allerdings nach dem von Aiwanger persönlich erkämpften Wahlsieg so bleiben wird?

Nicht berichtet wurde bisher, ob sich Hubert Aiwanger bei der Süddeutschen Zeitung für die Wahlkampfhilfe bedankt hat.


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Kommentare ( 31 )

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Oneiroi
7 Monate her

Es wäre mal interessant zu wissen, wie viele Stimmen die CSU aus Bayern mindestens benötigt um zur nächsten BTW nicht aus dem Bundestag zu fliegen und die CDU alleine zu lassen;D.

Eberhard
7 Monate her

Die Grünen in Bayern immer noch 15 Prozent? Bayern gehört eben nicht zu den Armenhäusern der Republik. Aber gerade diejenigen des breiten Mittelstandes, die unter dem vorhandenen links grünen Ruck in Deutschland mit Recht um ihren kleinen Wohlstand fürchten, wollen dem Pendel wieder eine echte Mitte geben. Wie links muss die Süddeutsche da ticken, daraus einen Rechtsruck zu machen? Wer so, mit den Befürchtungen der Bürgermehrheit umgeht, wie SPD und Grüne und sie immer mehr zum Wohlstandsverlust animieren will, braucht sich über das Echo nicht zu wundern. Aber selbst das wird unter CSU und Freie Wähler nicht allzu laut werden.

CIVIS
7 Monate her

Vorsicht mit dem Aiwanger; ein ebensolcher Populist -wenngleich nicht ganz so extrem und flatterhaft- wie sei Chef der Maggus Söder.

Abgesehen davon, dass ihm in der sog. „Aiwanger-Affäre“ der SZ natürlich Unrecht widerfahren ist, erinnere ich aber trotzdem an seine angepasste Haltung zu Corona-Zeiten, an seine zumindest bisher grundsätzlich positive Einstellung gegenüber grüner Politik und seine grundsätzliche Verteufelung der AfD, …und das alles bei zum Teil identischen Forderungen!

Alles in allem keine wirklich hoffnungsvollen Voraussetzungen für die bayerische Politik.

Last edited 7 Monate her by CIVIS
Franzl
7 Monate her

In Der Kommunalpolitik sin die Freien Wähler teilweise eine Ansammlung von Leuten mit Eigeninteressen, die dem eventuell entstehenden Malus einer Parteimitgliedschaft entgehen. So ist man im Herzen ein Grüner oder Linker aber das neue Baugebiet auf dem geerbten Acker ist dann doch zu verlockend.
Ab der Stufe der Landespolitik hat dieses System keine Daseinsberechtigung.

Anti-Merkel
7 Monate her

Grün*innen und SPD sollten sich einmal das Wahlplakat auf dem Bild im Artikel genau ansehen, und dann durch die Medien ziehen, dass die Freien Wähler verfassungswidrige Feinde der Menschheit sind, weil es doch gefälligst „Freie Wähler*innen“ heissen müsste.
Das dürfte den FW dann über 20% und der SPD unter 5% helfen…

Veronika G.
7 Monate her

Mit der AfD wird keine andere Partei koalieren. Somit ist das eine verlorene Stimme. So gern ich selbst die AfD wählen würde. Es gilt eine grüne Mitregierung zu verhindern. Hr Söder hat dies zwar mehrfach ausgeschlossen, aber wer weiß ob er sich auch daran hält.

Kristallo
7 Monate her

Aiwanger ist und bleibt ein unsicherer Kantonist. Die Flugblattaffäre hat ihn zu unrecht hochgespült. Die AfD ist wesentlich gradliniger!

Neue Heimat
7 Monate her

Ob geplant oder als zufälliges Nebenprodukt, die
Aiwanger „Pamphlet-Affäre“ stabilisiert Söders
Machtposition, kanalisiert Frust- und Protest Wähler
Richtung FW und hält die AfD in Bayern in Schach.
Die Zwangszuweisung von „Flüchtlingen“ in die kleinsten
bayerischen Gemeinden kann also ungebremst weiter gehen.

Teresa
7 Monate her

Der stellvertretende bayerische MP / Wirtschaftsminister Aiwanger und seine Freien Wähler sind eine Scheinopposition. Es wird alles akzeptiert was Söder und die CSU vorgibt.

Klaus D
7 Monate her

Damit gibt es in Bayern eine breite bürgerliche Mehrheit….die gab es mit der CSU doch schon immer und was sollte sich jetzt ändern denn auch die freien wähler machen den irrsinn doch größtenteils mit wie auch schon die bürgeliche CSU das getan hat. Geht man auf das wahlprogramm bei den freien wählern fängt das schon beim eingangsatz an….Wir FREIE WÄHLER stehen für eine Politik, die sich für die Bürger*innen einsetzt. Seit tichy wissen WIR doch wie gefährlich das gender* ist….

Radikalismus

Warum das ›Gender-Sternchen‹ nicht harmlos ist

https://www.tichyseinblick.de/gastbeitrag/gender-sternchen/