Sieben aus 18: der traurige Rest der „Rentenrebellen“ – darunter Helmut Kohls Enkel

18 „Rentenrebellen“ sind für die Junge Union gestartet. Sieben tapfere Samurai sind übrig geblieben. Die Abstimmung über das Rentenpaket zeigt, wie wichtig Abgeordnete sind, die ein Leben außerhalb des Parlaments haben – besser: wie wichtig solche Abgeordnete wären.

picture alliance / Geisler-Fotopress | Agentur Wehnert/M. Gränzdörfer
Johannes Volkmann, Berlin, 05.12.2025

Noch am Montag hat die Junge Union ein Papier veröffentlicht, in dem die Nachwuchs-Organisation ihr Nein zum Rentenpaket der Mütterparteien bekräftigte. Manche Journalisten wollten das glauben, andere Journalisten fürchteten das damit verbundene Ende der Regierung Friedrich Merz. Doch es war Papier. Wer sich lange genug kritisch mit der Politik beschäftigt hat, wusste, wie wenig solches Papier wert ist – auch in der Jungen Union, ganz besonders in der Jungen Union.

Nun hat das Rentenpaket eine deutliche Mehrheit im Bundestag erhalten. Deutlich, weil die Linke mit ihrer geschlossenen Enthaltung den Abstand zwischen Ja- und Nein-Stimmen komfortabel gemacht hat. Aber auch deutlich, weil die „Kanzlermehrheit“ stand – also CDU, CSU und SPD eine eigene Mehrheit hatten. Ganz ohne die Hilfe der linken Reserveregierungsparteien.

Rentenpaket im Bundestag
Junge Union fällt – Friedrich Merz erhält die „Kanzlermehrheit“
18 Mitglieder hat die „Junge Gruppe“ in der Union, die gegen das Rentenpaket stimmen wollte. 18 Mitglieder haben sich als „Rentenrebellen“ feiern lassen. Sieben sind übrig geblieben, die tatsächlich mit Nein gestimmt haben. Die anderen sind umgeknickt. Diäten, „Unkostenpauschalen“ oder die eigenen Pensionsansprüche waren ihnen wichtiger als die Stabilität der Rente für die normalen Mitglieder ihrer Generation. Zwei Abgeordneten haben sich enthalten: Nicklas Kappe und Konrad Körner. Roderich Kiesewetter ist der Abstimmung fern geblieben. Zur Abstimmung über die Wehrpflicht kurz davor war er noch da.

Was auffällt: Unter den sieben verbliebenen Rentensamurai sind keine Frauen. Sie haben sich allesamt für die eigenen Pensionsansprüche und gegen die Zukunft der Rentenversicherung entschieden. Es war den Männern vorbehalten, Rückgrat zu zeigen. Das gibt es noch in der Union, Rückgrat: siebenmal bei rund 200 Abgeordneten. Unter den sieben verbliebenen Samurai sind Johannes Winkel, der Vorsitzende der Jungen Union, sowie Pascal Reddig, der Chef der „Jungen Gruppe“ im Bundestag.

Probeabstimmung in der Fraktion
Rentenpaket: Die Junge Union ist gefallen
Zu den Samurai gehört Yannick Bury, 35 Jahre alt, Volkswirt, der am Walter-Eucken-Institut in Freiburg gearbeitet hat. Oder Marvin Schulz, 31 Jahre alt, ehemaliger Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst. Johannes Volkmann, 29 Jahre alt, Wirtschaftswissenschaftler, Enkel von Helmut Kohl. Johannes Wiegelmann, 32 Jahre alt, Jurist, keine Berufserfahrung außerhalb der Politik. Und Nicolas Zeppelius, 38 Jahre alt, Politikwissenschaftler mit Berufserfahrung im Marketing.

Die sieben Samurai sind also junge Politiker, die außerhalb der Politik eine Überlebenschance hätten. Sei es, weil sie Berufserfahrung haben oder wenigstens einen Beruf oder eine Familie, die sie auffangen könnte. Unabhängige Menschen, die ihrer Partei auch mal widersprechen können. Das ist für Dagmar Schmidt undenkbar: Sie ist 52 Jahre alt und hat für die SPD das Rentenpaket vorgestellt. Auf der Bundestagsseite verschweigt sie ihren beruflichen Lebenslauf. Laut Wikipedia hat sie Geschichte studiert, aber es gibt keine Angaben zu einem Abschluss. Obendrein hatte sie als Schülerin Klavierunterricht.

Schmidt hat im hessischen Landtag gearbeitet, wozu ihr die SPD verholfen hat. Außerdem ist und war sie Bundestagsabgeordnete – obwohl der Wähler sie als Direktkandidatin abgelehnt hat. Die SPD musste sie über Listenplätze an die Diäten-Töpfe schmuggeln. Es sind Politiker wie Dagmar Schmidt, die das Rentenpaket durchgedrückt haben, weil sie ohne die SPD nichts wäre – und beruflich auf ihren Klavierunterricht aus Schultagen angewiesen.

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Kommentare ( 19 )

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Walzerfee
2 Stunden her

Theaterdonner. Es werden nicht die richtigen Fragen gestellt: Für was wurde und wird das Geld der Versicherten zweckentfremdet? Wer ist verantwortlich?Warum können andere Länder bis zu 100 Prozent des letzten Gehaltes als Rente zahlen und hier sind es keine 50 Prozent?;Warum geht man in anderen EU-Ländern mit Anfang 60, und hier diskutiert man die Rente mit 70? Wo bleibt der Vergleich zum Schweizer System, wo auch Staatsbedienstete mit einzahlen müssen? Gut, da ist die Antwort klar: Abgeordnete kassieren Pensionen und fürstliche Gehälter, müssen für ein gutes Auskommen viel weniger Jahre im Hamsterrad laufen. Warum sollte man mit dem „Fußvolk“ solidarisch… Mehr

Martin Buhr
2 Stunden her

Ina Deter : Ich sprueh’s an jede Wand , neue Maenner braucht das Land … sie haette Frauen – nicht einmal neue – einfach nur Frauen , im Text mit einbinden sollen !

Wolle9
2 Stunden her

Es war vorauszusehen. Ich drücke es einmal drastisch aus. Schmeißfliegen bleiben doch gerne an ihren Töpfen kleben.

Judith Panther
2 Stunden her

Fehlendes Rückgrat zeigen,
auf Kommando umfallen.
Früh übt sich!

twsan
2 Stunden her

Und jetzt der Transfer:

Wieviele der Gießener Demonstranten sind wohl für ihren Lebensunterhalt auf Staatsknete aus den diversen Töpfen wie „Demokratie leben“ angewiesen?

So züchtet sich die neoSED ihre Leibeigenen heran:

Nichts gelernt – aber auf Kommando immer „heftigst engagiert“…

Apfelmann
2 Stunden her

Die gestzliche Rente gehört abgeschafft. Man stelle sich vor, wenn jeder frei wäre zu wählen wieviel Geld er in welche Anblageform investiert die er für seine Altersvorsorge für geeignet hält. Ganz ohne staatliche Gängelei und Bevormundung. Herrlich!

Imre
2 Stunden her

Dem Autor war es offensichtlich nicht erwähnenswert,dass es auch noch andere Möglichkeiten der Rentenstabilisierung gibt! Warum eigentlich? Mit einigen soliden und zielführenden leichten Korrekturen lässt sich schon eine deutliche Stabilisierung erreichen. Oder geht es um ganz andere Zielrichtungen, wäre bei dieser Schleudertruppe auch nicht verwunderlich! – alle Entnahmen aus der Rentenkasse aus polit. Gründen sind zu 100% durch die Regierung in die Rentenkasse einzuzahlen, NICHT bloß 60 oder 70%! (Mütterrente, Entnahmen für nie einzahlende Gäste, HH-Lücken etc.) -ein Jürgen Pohl von der AfD stellte vor etwa 8-10 Jahren mit der höheren Berücksichtigung der eigenen Kinderzahl eine gerechte Aufstockung der Normalrente… Mehr

Holger Wegner
3 Stunden her

Ich halte das insgesamt alles für ein Ablenkungsmanöver, mit dem man die Nachrichten füllen kann. Das einzig konstante an der Rente ist doch, dass sich dauernd was ändert und keiner wirklich damit rechnen und planen kann. Dafür kann man allen immer schön Rentenangst machen und z.B. Frauen in den Beruf drängen statt Kinder zu haben und viele Leute davon abhalten, Stunden zu reduzieren oder gleich aufzuhören, weil die noch denken, das würde sich später irgendwie bezahlt machen. Beschlüsse als Absichtserklärungen für die Zukunft kann man viele fassen, nur sind da einige Rahmenbedingungen, die man dringend verbessern müsste, über die man… Mehr

Werner Meier
3 Stunden her

Sehen wir es einmal positiv. Jeder dieser glorreichen Sieben hat 10x mehr Rückgrat und Charakter als ihr Chef, der Lars Klnbeil und Bullshit Bas hinterher hechelt.

Leider ist es ihnen nicht gelungen, die Halunken zu vetreiebn, die den Bauern die Ernte stehlen.

The Magnificent Seven • Main Theme • Elmer Bernstein

maps
3 Stunden her

Schöne Propaganda-Show und auch TE fällt drauf rein. Die sieben „Tapferen“ werden uns jetzt immer präsentiert dafür, dass die CDU/CSU so sehr um dieses Rentenpaket gerungen hat. Von einer Partei, die dieses Land zerstört hat.