Das nächste US-Geldhaus wackelt

Die nunmehr vierte Bank steht in den USA innerhalb kürzester Zeit vor der Pleite. Auch in Europa musste schon eine Bank gerettet werden. Die Politik ist in Deutschland jedoch auffallend still, was erstaunt: Droht doch bei einer europäischen Bankenkrise eine tiefgreifende Rezession und damit Wohlstandsverlust. Von Samuel Faber

IMAGO / TT

In Beverly Hills herrscht Chaos. In der Stadt, in der Geld normalerweise keine Rolle spielt, steht ausgerechnet ein Geldhaus womöglich kurz vor der Pleite. Die US- Regionalbank Pacific Western Bank (Pacwest) verbuchte am 11.05. Nach Handelsschluss an der Nasdaq ein Minus von fast 23 Prozent. Der Grund: Das kalifornische Unternehmen hatte laut CNBC mitgeteilt, dass die Einlagenabflüsse in der ersten Maiwoche rapide zugenommen haben. Wie gigantisch sich der Kurseinbruch auswirkt, zeigt der Monats- und Jahresvergleich. Allein in diesem Monat verlor die Aktie über die Hälfte ihres Wertes. In der Jahresrückschau sind es sogar fast 80 Prozent.

Im Detail handelt es sich um einen Abgang von Einlagen vom 1. bis zum 5. Mai um fast 10 Prozent. Besonders fraglich ist hierbei die Kommunikation von PacWest. So hatte die Bank noch am 4. Mai erklärt. dass es “keine außergewöhnlichen Einlagebewegungen gegeben hätte”. Mehr noch: Die Unternehmensführung ließ verlauten, dass die Gesamteinlagen bereits gestiegen sind. Zu dem Zeitpunkt war der Abfluss von Kapital bereits im vollen Gange.

Fragwürdige Kommunikationsstrategie

Sagte die Bank die Unwahrheit, um einen weiteren Kursverlust zu vermeiden? Zumindest dürften Experten zukünftige Aussagen der Bank mit anderen Augen betrachten. So erklärte die Bank, dass sie in der Lage sei, die Abflüsse mit der verfügbaren Liquidität von mehr als 15 Milliarden US-Dollar zu decken, die sich auf 5,2 Milliarden US-Dollar belaufen. Ein kleines Bonmot gab das Unternehmen noch der Presse mit. So seien die meisten Abflüsse auf Medienberichte zurückzuführen, weshalb Kreditgeber von PacWest strategische Optionen prüfen.

Zu welchen Konsequenzen widersprüchliche Aussagen börsennotierter Unternehmen es kommen können, zeigte sich Anfang der Woche. Noch am 9. Mai legten die Titel der Regionalbank noch um 30 Prozent zu, nachdem PacWest seine Dividende drastisch gekürzt hatte. “Angesichts de extremen Volatilität der Aktie in letzter Zeit glauben wir, dass diese Dividendenkürzung sinnvoll ist und das Tempo der Kapitalbindung unterstützen kann”, war sich laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Analysten von RBC Capital Markets sicher. Kurze Zeit später verkündete die Unternehmensführung den Abfluss von 10 Prozent.

Credit Suisse mit staatlicher Hilfe gerettet

Steht die Welt nach 2008 vor einer nächsten Bankenkrise? Zumindest könnte die PacWest Bancorp nach der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und der First Republic Bank die vierte Bank sein, die in den USA gerettet werden muss. Ob die Durchhalteparolen aus Beverly Hills auf den Märkten für Beruhigung sorgen, darf bezweifelt werden. Die nächsten Wackelkandidaten stehen bereits in den Startlöchern. Die Titel der Regionalbanken Western Alliance und Zions ließen bereits vergangener Woche federn, nachdem die First Republic Bank in letzter Sekunde gerettet werden musste. Auch die Geldhäuser Metropolitan Bank und HomeStreet sollen laut Experten mit relevanten Einlageabflüssen rechnen.

Dass die Krise auch in Europa angekommen ist, zeigt die Rettungsaktion der Credit Suisse. Als das Traditionshaus öffentlich um Hilfe bat, vermittelte die Regierung der Schweiz eine Fusion mit dem inländischen Mitkonkurrenten UBS. Zwar betonten Behörden, dass dies eine “kommerzielle Transaktion und keine Rettung” sei. Doch das darf bezweifelt werden. 9 Milliarden Franken Garantie durch den Schweizer Steuerzahler und noch mal 200 Milliarden Franken Liquidität durch die Zentralbank sprechen eine ganz andere Sprache. Nun entstand eine neue Bank, deren Bilanz fast doppelt so groß ist wie das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz.

Deutschland droht eine erneute Rezession

Wie es aussehen könnte, wenn die Krise nach Deutschland schwappt, zeigte das Deutsche Institut für Wirtschaft (IW) in einer Simulation. Sollten sich die Kreditbedingungen verschärfen, würde die private Investitionstätigkeit in diesem Jahr 1,1 Prozent und im Jahr 2024 um 5,8 Prozent sinken. Da sowohl die Vermögenspreise als auch die verfügbaren Einkommen sinken werden, bricht der private Konsum ein. Auch hier errechnet die Simulation für Ende 2023 einen Rückgang von 0,4 Prozent, im Jahr darauf fällt das Defizit mit 2,2 Prozent sogar noch höher aus.

Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde bei einer Bankenkrise in Deutschland in diesem Jahr um 0,7 Prozent und im Jahr 2024 um 2,1 Prozent schrumpfen. Das bedeutet: Die Krise um die Geldhäuser würde zu einer Rezession führen. Noch gibt sich die Politik gelassen. Doch das dürfte sich, spätestens wenn eine deutsche Bank ins Straucheln gerät, ändern.

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Kommentare ( 14 )

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Nibelung
11 Monate her

Ich krieg die Krise ist so ein einfältiger Einwurf, wenn etwas nicht so richtig gelingen will, während es bei der Bankensitutation völlig deplaziert ist, denn da bahnt sich etwas an, ähnlich einer Lawine und das ist keine Krise mehr, sondern ein schreckliches Ereignis und wie gesagt, eine Lawine muß nicht auf einmal abgehen, da kann das Schneebrett auch mal nur langsam verrutschen, bevor es mit Getöse über den darunter liegenden Ort hinweg geht und alles tötet und vernichtet, was sich auf der Bahn befindet. Von einem alten Bergbauern aus meiner Jugendzeit weiß ich, daß sich Schnee auch unter der Last… Mehr

bfwied
11 Monate her

Wer seine Aufgabe darin sieht, Milliarden von Menschen ohne deren Mitwirkung und gleicher Leistung auf dasselbe Niveau zu heben, das wir uns erarbeitet haben, muss freilich innerhalb kurzer Zeit Schiffbruch erleiden. Wer aus einer verrückten Ideologie-Idee heraus alle Länder Europas zu einem einzigen Land mit gleichen Verhältnissen hochpäppeln will, ohne deren Leistung zu berücksichtigen, übernimmt sich von Anfang an. Die derzeit 1,1 Billionen E Target 2-Forderungen werden wir niemals eintreiben können, also müssen wir Steuerzahler das begleichen, entweder mit horrend hohen Steuern/Abgaben oder mit Zwangsenteigungen jeder Art. Sowohl in der UN als auch in der EU als auch in Berlin… Mehr

thinkSelf
11 Monate her

In Deutschland „droht“ kein Wohlstandsverlust. Erstens läuft der bereits und zweitens ist das der innigste Wunsch von mindestens 80% der hier zufällig Lebenden. Wie übrigens gerade die Wahl in Bremen erwartungsgemäß bestätigt hat. Immerhin 83,7% für die Einheitsfront der Grünen.

Monostatos
11 Monate her

Währenddessen werden kerngesunde deutsche Institute dazu gezwungen, Abwicklungspläne anzufertigen und möchte die demokratisch komplett unlegitimierte, von Korruption zerfressene EU das deutsche Dreisäulen-Bankensystem zerstören und sich die Haftungsverbünde unter den Nagel reißen. Honi, qui mal y pense…

Waldorf
11 Monate her

Für mich sind das die normalen und unausweichlichen Folgen der langen, politisch gewollten Nullzinsphase nach Lehmann und der jetzt notwendigen Zinserhöhungen, nachdem die Regierungen im Westen in der Coronaphase das getan haben, was sie am liebsten tun: gigantische Schulden produzieren und Abermilliarden für „Wohltaten“ aus dem Fenster werfen. Der Fluch der Dummen Tat sozusagen. Die staatlichen Eingriffe in Märkte incl Finanzmärkte sind nicht mehr zählen und der weiße Elefant im Raum heißt einfach: Staaten sind lausige Marktakteuere, Planer, Regulierer – die schier grenzenlosen Erwartungen gegenüber dem Staat, er sei ein toller Retter von allem und Jeden ist einfach eine Illusion,… Mehr

H.H.
11 Monate her

Man konnte sich schon seit Draghis Zeiten fragen, wohin die Eurogelddruckpolitik der EZB zwingend führen würde. Hinzu kommt der Ukraine-Krieg. Ich sehe keinen CDUCSUFDPSPDGRÜNE-Politiker, der die Kosten für das Kriegsmaterial als auch für den Wiederaufbau nach dem Krieg benennt und anprangert. Herr Lindner, ließe sich doch machen! Herr Habeck, sagen Sie doch jedem Rentner wie verarmend machend Ihre „Wir-lassen-keinen-im-Stich“-Politik in Wirklichkeit ist!

WGreuer
11 Monate her

Man munkelt bereits länger, die Deutsche Bank sei auch kurz vor Pleite. Sie wäre damit ein (weiterer) Übernahme für eine der US Banken. Der Ausverkauf der Deutschen Wirtschaft ginge dann weiter. Mit Unterstützung der Politik.

Augustiner
11 Monate her

Das wurde aber mit heißer Tastatur geschrieben…
Wer mag wohl die erste deutsche Bank sein, die gerettet werden muss? Ich tippe auf die DB. Oder doch wieder mal die Commerzbank?

pbmuenchen
11 Monate her

Ob ein Wohlstandverlust droht? Der billigste Reis kostet inzwischen 1,50 und das zieht sich durch alle Lebensmittelbereiche, die Energieversorgung, die Mieten usw. Das System wackelt in den Grundfesten. Die Regierungskasper – egal wo – müssen eine irrrationale Entscheidung nach der anderen fällen. Wir werden indirekt für die Kriegskosten zur Kasse gebeten und die entsprechende Propaganda läuft auf Hochtouren, wir sollten uns das nicht länger bieten lassen. Welche Regierung – egal wo – regiert für sein Volk? Es sieht ziemlich finster aus, aber was kann man tun? Wohin kann man noch flüchten?

Gerd07
11 Monate her

Wieder ein Fall von ESG(=wokes Investment)? Bei mindestens einer der pleite gegangen Banken war der Grund nicht systemische Probleme in den USA sondern die woke Haltung der individuellen Bank, die an allem außer Profit interessiert war.