Nachfrage nach Kohle so hoch wie nie

Deutschland wird von Dunkelflauten und Hochdruckgebieten heimgesucht. Die erneuerbaren Energien produzieren folglich zu wenig Strom und die Energiekosten explodieren. Kohlekraftwerke laufen auf Hochtouren. Besonders auf globaler Ebene ist die Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff angestiegen.

IMAGO / Jochen Tack

Die weltweite Nachfrage nach Kohle erreicht laut der Internationalen Energieagentur (IEA) in diesem Jahr einen historischen Höchststand. Nach aktuellen Prognosen soll sie um ein Prozent auf 8,77 Milliarden Tonnen steigen, wie die IEA in ihrer jüngsten Analyse in London berichtete. Seit 2020 ist der globale Kohleverbrauch um über 1,2 Milliarden Tonnen angewachsen.

Insbesondere die steigende Nachfrage in China, mit einem Zuwachs von einem Prozent, und in Indien, wo der Anstieg bei fünf Prozent liegt, treibt diesen Trend voran. China hat mehr als 1.000 Kohlekraftwerke in Betrieb, mit einer installierten Kapazität von etwa 1.000 Gigawatt. Das Reich der Mitte hat zudem Pläne für den Bau von 182 weiteren Anlagen, die zusätzliche 131 Gigawatt liefern sollen. Indien hingegen verfügt über rund 280 Kohlekraftwerke und errichtet derzeit 28 weitere. Während Europa zunehmend seine industrielle Basis gefährdet und nach dem Kernkraftausstieg nun den Kohleausstieg anstrebt, beabsichtigt die indische Regierung, die jährliche Kohleförderung bis 2030 auf 1,5 Milliarden Tonnen zu verdoppeln.

Selbst wenn Europa vollständig auf Kohlekraft verzichten könnte – ein Ziel, das wegen der Abhängigkeit erneuerbarer Energien vom Wetter und ohne flächendeckende Rückkehr zur Kernkraft kaum realistisch ist –, hätte das nur einen minimalen Einfluss auf die globalen Emissionen, denn die Hauptverantwortlichen China und Indien bauen ihre Kohlekraftkapazitäten weiter massiv aus. China stellt mehr als 53 Prozent der globalen Kohlekraftwerkskapazität, während die EU Schätzungen zufolge lediglich 8 Prozent der weltweiten Kapazitäten ausmachen.

Ineffiziente Energiequellen – weiterhin Bedarf an Kohlekraft in Deutschland

Im Oktober 2023 sprach sich Wirtschaftsminister Robert Habeck noch dafür aus, die letzten Reserve-Kohlekraftwerke im Jahr 2024 vom Netz zu nehmen. Damit wollte er Deutschland weitgehend auf LNG-Flüssigerdgas und erneuerbare Energien stützen. Doch in einer kürzlichen öffentlichen Erklärung musste Habeck eingestehen, dass dieses Vorhaben unwahrscheinlich sei, selbst der Kohleausstieg bis 2030 sei unrealistisch.

Analyse
Der komplette Irrsinn der Energiewende in einem Beitrag
Diese Entwicklungen werfen die Frage auf: Was ist aus der hochgelobten Energiewende geworden? Sind die erneuerbaren Energien doch nicht der versprochene Heilsbringer? Ein genauerer Blick offenbart schnell, dass das Konzept von Wind- und Solarenergie zum Scheitern verurteilt ist.

Erneuerbare Energien machen inzwischen mehr als die Hälfte des deutschen Strommixes aus. In den ersten drei Quartalen 2023 überschritten sie sogar zeitweise die Marke von 56 Prozent. Dennoch gelingt es mit diesen Technologien weder, den Wirtschaftsstandort, noch private Haushalte effizient und zu erschwinglichen Konditionen mit Strom zu versorgen.

Dunkelflauten und Hochdruckgebiete – ungünstige Bedingungen für erneuerbare Energien

Ein wesentlicher Grund für die Ineffizienz der erneuerbaren Energien liegt in der starken Wetterabhängigkeit von Solar- und Windkraft. Diese Abhängigkeit führt zu Schwankungen in der Stromproduktion. Insbesondere während Hochdruckwetterlagen oder sogenannten Dunkelflauten, in denen kaum Wind weht oder die Sonne nur spärlich scheint, wird die Leistung von Solar- und Windkraft erheblich eingeschränkt.

Diese Wetterbedingungen treten in Deutschland besonders häufig in den Wintermonaten auf. Analysen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigen, dass dann die Energieproduktion aus Wind und Sonne in bestimmten Regionen Deutschlands regelmäßig auf weniger als zehn Prozent der Nennleistung fällt. Dies passiert bei Onshore-Windkraftanlagen im Durchschnitt etwa 23-mal pro Jahr. In Extremsituationen stehen Windräder nahezu vollständig still, während auch die Solarproduktion ein Minimum erreicht. Diese Engpässe führen zu Preissprüngen an der Strombörse.

Dunkelflaute in Deutschland
Dramatischer Strommangel treibt Preise in die Höhe
Erst Mitte Dezember führte eine akute Dunkelflaute zu einer regelrechten Explosion der Strompreise. Die Börsenpreise erreichten Rekordwerte, die selbst während der letzten Energiekrise nicht überschritten wurden. Der Preis für eine Megawattstunde stieg zeitweise auf 936 Euro – mehr als das Doppelte der Preise in Nachbarländern wie Frankreich und Polen und fast zwölfmal so hoch wie der durchschnittliche Spotmarktpreis im bisherigen Jahr.

Bereits Anfang November kam es zu einem ähnlichen Preissprung, als die Kosten für eine Megawattstunde auf über 800 Euro anstiegen. Am 6. November lag der Anteil von Wind- und Solarenergie bei lediglich 4,39 Prozent des gesamten Strombedarfs. In einigen Momenten, etwa gegen 18 Uhr, deckten Sonne und Wind sogar weniger als 0,2 Prozent des Bedarfs.

Diese Zahlen sind alarmierend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass diese Energieträger in Zukunft 100 Prozent unseres Energiemixes ausmachen sollen. Wenn Deutschland diesen Weg weitergeht, wird es weder gelingen, die Abhängigkeit von der Kohle zu überwinden noch eine souveräne Stromversorgung zu gewährleisten. Stattdessen wird das Land dauerhaft auf Stromimporte angewiesen sein, bei denen ausländische Anbieter in Zeiten ungünstiger Wetterbedingungen überhöhte Preise verlangen können.

Die einzige Möglichkeit, eine effiziente, unabhängige und kostengünstige Energieversorgung sicherzustellen, ist die erneute Implementierung der Atomkraft. Nur so kann Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit im eigenen Land erhalten, Unternehmen mit günstigem Strom versorgen und private Haushalte bei ihren Energiekosten entlasten.

Das Narrativ wendet sich – die grüne Transformation ist aus der Mode

Doch wie geht es mit der Energiepolitik weiter? Kommt es zu einer Trendwende? Mit dem Regierungswechsel im Februar des nächsten Jahres könnte ein Kurswechsel bevorstehen. Insbesondere die AfD spricht sich entschieden gegen die ideologisch geprägte Energiepolitik aus und fordert eine Rückkehr zur Kernkraft. Auch CDU und FDP haben inzwischen erkannt, dass der unter Angela Merkel vollzogene Atomausstieg ein schwerwiegender Fehler war.

Standortvorteil ausbauen
USA will Kernkraft-Kapazitäten verdreifachen
Auf globaler Ebene deutet sich ein ähnlicher Wandel an. Die weltweit größten Unternehmen nach Marktkapitalisierung, darunter Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon und Alphabet (die Muttergesellschaft von Google), unterstützen geschlossen die Wiedereinführung der Atomkraft. Auch Donald Trump plädiert für die Rückkehr zur Kernenergie in den USA.

Das plötzliche Interesse der Großkonzerne an der Atomkraft ist vor allem dem enormen Energieverbrauch geschuldet, der durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) entsteht. Die Integration von KI in Rechenzentren und Anwendungen führt zu einem drastischen Anstieg des Stromverbrauchs. Auch das Training von KI-Modellen erfordert enorme Energiemengen. Experten warnen, dass der weltweite Energiebedarf durch KI in manchen Szenarien den jährlichen Verbrauch ganzer Länder übersteigen könnte.

In diesem Zusammenhang erscheint die Ideologisierung des Klimawandels zunehmend als auslaufender Trend. Autor Ernst Wolff erklärte in einem Interview mit Dominik Kettner: „Die KI wird in den nächsten Jahren riesige Energiemengen benötigen, und dann heißt es Abschied nehmen von der Klima-Agenda.“ Es bleibt mit Spannung abzuwarten, ob sich das Narrativ der Klimadebatte in den kommenden Monaten oder Jahren grundlegend wandeln wird.

Fazit: Agenda-Aus für die Energiewende

Die grüne Transformation in Deutschland hat offenkundig versagt. Trotz eines Anteils erneuerbarer Energien von über 50 Prozent am Strommix gelingt es nicht, die Energieversorgung stabil und kosteneffizient zu sichern. Dunkelflauten und Hochdruckwetterlagen führen zu Produktionsausfällen und Rekordpreisen an der Strombörse, während Kohlekraftwerke weiterhin unverzichtbar sind. Um langfristig eine wettbewerbsfähige, unabhängige und kostengünstige Energieversorgung sicherzustellen, wird eine Rückkehr zur Kernkraft zunehmend unausweichlich.

Anzeige
Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 51 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

51 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Nacktflitzer
21 Tage her

Schaue gelegentlich auf „electricity maps“ und bin immer wieder erstaunt, wie dreckig der deutsche Strom ist. Man müßte CO2-Ausstoß pro erzeugter kWh sowie den Strompreis samt Vergleich mit Kennzahlen anderer europäischer Staaten vor jeder Tagesschau auf einem Dashboard zeigen. Die deutsche Energiewende ist ein Desaster. Aber wie immer im Sozialismus haben wir es einfach nur noch nicht richtig gemacht.

Haba Orwell
17 Tage her
Antworten an  Nacktflitzer

CO2 ist genausowenig „Dreck“ wie Sauerstoff – auch wenn die Woke Glotze etwas anderes erzählt.

Europafriend
22 Tage her

Meldung aus dem Finanzministerium: „Nachfrage nach Kohle so hoch wie nie“

BK
23 Tage her

In anderen Staaten schaltet man keine laufenden Kraftwerke ab, denn das wäre ein zu großer Eingriff in die Eigentumsrechte der Betreiber. Hierzulande wird hingegen ein sozialistisch-planwirtschaftliches Gesellschaftsmodell verfolgt. Ob die eigene Heizung im Keller, das Auto vor der Tür, die Tiere im Stall oder der Raps auf den Feldern, nichts ist vor dem Staat sicher. Auch kein Kraftwerk, was 10 Milliarden gekostet hat.

Juergen P. Schneider
23 Tage her

Merz wird nach den Wahlen im nächsten Jahr eine schwarz-rot grüne Bundesregierung bilden und der Energiewende-Irrsinn wird ungebremst weitergehen.

Peterson82
23 Tage her

Naja, die Kohlemeiler liefen in den letzten Tagen irgendwo zwischen einer Auslastung von 30-65%. Hier von „auf Hochtouren“ zu sprechen ist…naja…etwas übertrieben. Desweiteren offenbart sich hier für mich ein Logikfehler. Wenn, wie im Artikel beschrieben, die Strompreise so enorm angestiegen sind weil wir Dunkelflaute haben, gleichzeitig aber mehr als genug Kraftwerkreserven haben, weil noch 50% Kraftwerksreserve bei Gaskraftwerken und 30-40% Kraftwerksreserve bei den Kohlemeilern zur Verfügung stand…ja, warum sind die Preise dann nach oben geschossen? Wir waren nie auf Import angewiesen und im Grund genommen herrschte mit ausnahme von AKW genau der Strom-Mix, den manche ja hier ja wieder herbeisehnen.… Mehr

Ohanse
23 Tage her
Antworten an  Peterson82

Und Ihre Erklärung lautet?…

Buck Fiden
23 Tage her

Super. Ich habe noch 2t Koks (zum Heizen) auf Halde, die kann ich nach Neujahr mit Gewinn verkaufen! Energiewende? Nicht schlecht!

giesemann
23 Tage her

Aha. Die sollen nicht „kämpfen“, sondern weniger Kinder machen, begreift es endlich. Hebammenkunst nach Sokrates: Wenn der Mensch zu viel CO2 produziert, dann muss er weniger werden. Denn: Im Jahre 2000 war der globale Energieverbrauch 120.ooo TWh, heute sind das ein Drittel mehr, also 160.ooo TWh. Die Erdbevölkerung ist von damals 6 Milliarden just um ein Drittel auf heute 8 Milliarden angeschwollen. Um 1950 waren es insgesamt noch etwa 30.ooo TWh. 1950 ist das Jahr meiner Gnadengeburt, damals lebten weltweit weniger Menschen als heute allein in China und Indien zusammen, mithin ca. 2,5 Milliarden im Jahre 1950. Noch Fragen? Die… Mehr

AmpelFluechtling
22 Tage her
Antworten an  giesemann

Nur gut 40 auf der Welt Länder sind über der Reproduktionsrate. Kein einziges davon im Westen. Alle in Afrika, Asien und ein paar Einzelkandidaten in Lateinamerika.

Ich denke auch, die Weltbevölkerung sollte einfach auf natürliche Weise abnehmen und gut ist. Wir werden Peak erreichen und dann wird es rapide Fallen.

Dr.KoVo
24 Tage her

Herr Märtin, bitte nicht von „Erneuerbarer Energie“ sprechen. Das gibt es nicht. Erster Hauptsatz der Thermodynamik.

Hieronymus Bosch
24 Tage her

Ja, wer einen Wirtschaftsminister hat, der früher Kinderbuchaustor war, braucht sich über nichts mehr zu wundern! Die grünen Märchenerzähler leider noch immer nicht, dass ihre Geschichten völlig an der Realität vorbeigehen! Erst wenn die Lichter im ganzen Land ausgehen, gehen vielleicht bei ihnen die Lichter im Kopf an, vorher ist nicht damit zu rechnen!

Epouvantail du Neckar
22 Tage her
Antworten an  Hieronymus Bosch

Werter Meister @ Bosch_Den „grünen Märchenerzähler_innen“ kann man nur raten sich für den Fall eines länger anhaltenden transformationsbedingten Stromausfalls ein weit außerhalb Europas liegendes Ausweichquartier anzuschaffen.
Für den den Fall der Fälle reichten die „Personenschützer“ für den Eigenschutz sicher nicht mehr aus-vermutlich selbst bei den obrigkeitshörigen Deutschen nicht.

Ohanse
24 Tage her

Egal, wie sehr die Grünen versagen, Friedrich Merz stört sich nicht dran. Er hält sich für clever dafür, sich ein Hintertürchen offen gelassen zu haben. Sein Problem: Niemand mit einem Funken Restverstand hält ihn für glaubwürdig. Wer CDU wählt, kriegt grüne Politik. So oder so.