Ein ganzer Kontinent soll nur noch E-Autos fahren dürfen

Da die Preise für Diesel und Benzin weiter steigen, soll Autofahren mit Strom billiger werden. Das erinnert an das Märchen mit der legendären Kugel Eis des ehemaligen Umweltministers Jürgen Trittin.

IMAGO / MiS
Schnell-Ladesäule für E-Autos an einer OMV-Tankstelle

Das gab es noch nie: Ein ganzer Kontinent soll nicht mehr Auto fahren dürfen. Das EU-Parlament stimmte gestern in Straßburg mehrheitlich dafür, dass ab 2035 nur noch Autos zugelassen werden sollen, die keine angeblich klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen.

Das bedeutet in der Realität das Aus für bisherige Autos mit Benzin- oder Diesel-Motor. Die dürfen nach diesem Votum ab 2035 nicht mehr zugelassen werden. Ab dann müssen alle Autos null Emissionen ausstoßen, aus dem Auspuff darf also nichts mehr kommen. Auch sogenannte synthetische Kraftstoffe soll es danach in der EU nicht mehr geben. Es sollen nach dem Diktum der EU nur noch Elektroautos gefahren werden dürfen.

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Jetzt muss noch der Europäische Rat dem Plan zustimmen. Doch wird nicht erwartet, dass die EU-Länder dem widersprechen. Die grüne Umweltministerin Steffi Lemke hatte schon im Namen der Bundesregierung eilig betont, dass in Deutschland bereits bis 2035 Benziner und Diesel verboten werden sein sollen. Begründet wird das Verbot damit, angeblich klimaschädliches CO2 bis zum Jahr 2050 eliminieren zu wollen.

Der zuständige Berichterstatter, der niederländische EU-Abgeordnete Jan Huitema (Renew) hatte noch im Umweltausschuss des EU-Parlaments erklärt, der Kauf und das Fahren emissionsfreier Autos für die Verbraucher würden günstiger. Dies sei besonders wichtig, da die Preise für Diesel und Benzin weiter steigen. Das erinnert an das Märchen mit der legendären Kugel Eis des ehemaligen Umweltministers Trittin.

Sogar Hildegard Müller, VDA-Präsidentin, scheint diese grüne Verbrennerstürmerei etwas übertrieben. Nach der obligatorischen Ergebenheitsadresse (»Die deutsche Autoindustrie bekennt sich zum Ziel der Klimaneutralität und investiert Milliarden, um dieses Ziel zu erreichen.« ) erklärt sie:

»Mit dem Beschluss eines 0g-Ziels für den CO2-Ausstoß von neuen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen im Straßenverkehr ab dem Jahr 2035 hat das EU-Parlament heute jedoch eine Entscheidung gegen die Bürger, gegen den Markt, gegen Innovation und gegen moderne Technologien getroffen. So will diese Entscheidung nicht wahrhaben, dass es in weiten Teilen Europas keine ausreichende Ladeinfrastruktur gibt. Es ist daher für eine derartige Zielsetzung schlichtweg noch zu früh. Die Kosten der Verbraucher werden dadurch erhöht, das Verbrauchervertrauen aufs Spiel gesetzt.«

Sendung 9. Juni 2022
Tichys Ausblick Talk: „Auto weg, alle in den Zug?“
Müller spricht an, dass bisher niemand weiß, woher der Strom für Industrie, Bahn, Privathaushalte und jetzt für Millionen neue Elektroautos kommen soll:

»Die Politik kann nicht mehr Tempo von der Industrie fordern, ohne selbst die Rahmenbedingungen zu schaffen, die dieses Tempo ermöglichen. Das gilt neben dem notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur genauso für die mangelnde Digitalisierung und das fehlende Engagement bei den dringend notwendigen Rohstoff- und Energiepartnerschaften.«

»In einem nächsten Schritt müssen sich die Mitgliedstaaten auf eine Position einigen. Danach können die Trilogverhandlungen beginnen. Dabei werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass für eine so weitreichende Entscheidung zuerst die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden: Flottenregulierung und der Ausbau der Ladeinfrastruktur müssen zwingend zusammengedacht werden. Daher empfehlen wir ein Review im Jahr 2028, in dem über die finale Zielsetzung nach 2030 entschieden wird. Der Weg für technologieoffene Lösungen sollte grundsätzlich immer offen gehalten werden. Zudem gilt: Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es auch E-Fuels: Denn sie ermöglichen, den Fahrzeugbestand zu adressieren und entsprechend klimaneutral zu betreiben. Nur so kann das Ziel eines klimaneutralen Verkehrs erreicht werden.«

Der deutsche Grünen-EU-Abgeordnete Michael Bloss verkündete am Mittwoch: »Damit haben wir uns für die Zukunft des Automobilstandort Europa entschieden.« Künftig würden die besten Elektroautos und neuesten Batterien aus Europa kommen. Zu befürchten ist, dass der das sogar glaubt.


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Kommentare ( 66 )

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Bad Sponzer
1 Jahr her

Die linksgrünfaschisten werden nicht beim Auto haltmachen. Um das Klima im alles entscheidenden „Endkampf“ zu retten, werden sie noch weiter gehen und uns alles abverlangen, d.h.: Selbstaufopferung! Wir werden uns dann selber umbringen müssen, um die von den Grünen gesteckten „Klimaziele“ endlich zu erreichen.

Dr. Heisenberg
1 Jahr her

Ich wohne in der Innenstadt. Ich liebe die E-Autos, sie machen keinen Krach. Ab 2035 wird meine Lebensqualität deutlich steigen. Es wird dann auch sehr viel weniger Autos geben, sehr angenehm. Ich selbst fahre nicht Auto, und wegen dem Klima gehe ich auch nicht arbeiten, Kinder habe ich natürlich auch nicht produziert, dies sind ja richtige CO2 – Schleudern. Die geborenen Faulpelze wie ich, sind CO2 – mäßig ein halber Jesus Christus. ?

Franjo
1 Jahr her

Die Vision ist der immobile, allzeit überwachte, bargeldlose, frierende, steuerzahlende Pöbel, der das Maul zu halten hat wenn die Wichtigen predigen.
Die Machthaber besinnen sich gerade auf die gute alte Zeit im Mittelalter zurück,als die Leute noch erfürchtig der Predigt in der Kirche lauschten und doch nichts verstanden haben da auf lateinisch gesprochen wurde.
Man hat das Gefühl, die Bürger befinden sich gerade in einem Dämmerschlaf.
Es ist zum aus der Haut fahren!

Iso
1 Jahr her

Ich halte das EU-Parlament für die Gesetzgebung in Deutschland nicht zuständig. Das Grundgesetz sieht nicht vor, dass Abgeordnete aus 26, vormals 27 Fremdstaaten, über deutsche Hoheitsgesetze entscheiden. Jede Bundesregierung macht sich strafbar, wenn sie die Interessen anderer Staaten gegen die Interessen des eigenen Volkes verfolgt.

j.heller
1 Jahr her

Ich bin 66 und gehöre zu denen, die nach Woodstock die Gesellschaft und ihre Kinder auf Toleranz und Umweltschutz getrimmt haben, wurde von Spießern wegen meiner langen Haare und Jeans angemacht. Ich bin nicht mehr sicher ob ich darauf stolz sein kann.
Aber jeden Tag lache ich ein wenig zynisch, dass die Generation die unser Erbe in die perverse Wokeness verdrehte, damit noch voll gegen die Wand fahren wird, mit ihren offenen Grenzen, Gender und Klimareligion. Während ich, hoffentlich vorher, den Abflug mache. Hoffentlich gibt es keine Reinkarnation.

Jerry
1 Jahr her

Ich glaube, dass schon vor dem Jahr 2035 Europa (und insb. auch Deutschland) den Bach runtergehen wird, weshalb die Umsetzung dieses Plans irgendwann auf der Strecke bleibt. Bis dahin haben wir ganz andere Probleme, wie ausufernde Kriminalität, Migration ohne Integration, Zusammenbruch der Sozialsysteme usw. Ich halte das Verbrennerverbot darüber hinaus sowieso für grundsätzlich falsch, obwohl ich nichts gegen Elektroautos habe. Ganz im Gegenteil, ich fahre selbst einen und bin sehr zufrieden. Mein Verbrenner steht fast nur noch rum. Jedoch wird weder Deutschland, geschweige denn Europa, die Rahmenbedingungen für einen reinen Elektrobetrieb schaffen können, sei es bei der Ladeinfrastruktur, der Batterieproduktion… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Jerry
TschuessDeutschland
1 Jahr her

Fun fact 1: Die gesamten auf dem Planeten bekannten Kobalt-Vorkommen reichen noch für ca. 30 Millionen E-Autos (ein Li-Ion-E-Auto-Akku besteht zu 20% aus Kobalt). Dann ist Schluß. Fun fact 2: Es gibt kein anderes Material mit den chemischen Eigenschaften (extreme Temperatur-Beständigkeit) von Kobalt, das selbiges in den Akkus ersetzen könnte. Es gibt zwar die Kobalt-freien Billig-Eisenphosphat-Akkus von tesla, die haben aber eine deutlich geringere Energiedichte. Fun fact 3: Es gibt nach wie vor kein industrielles Recycling von E-Auto-Battereien, wird es höchstwahrscheinlich auch nie geben (eigentlich dürften E-Autos aus diesem Grund in der EU gar nicht verkauft werden). Die meisten kommen… Mehr

Last edited 1 Jahr her by TschuessDeutschland
Exilant99
1 Jahr her

Die jetzigen E-Autos können in ihrer Leistungsfähigkeit unmöglich ein Verbrenner ersetzen. Besonders große Distanzen sind mit dem E-Auto eine Qual.
Momentan ist nur die EU und Großbritannien drauf und dran alle Verbrenner abzuschaffen. In Afrika, Asien und Lateinamerika wird man noch Ende des Jahrhunderts Verbrenner fahren.

Ferengi
1 Jahr her

Nur wird das ein Traum der Ideologen bleiben, denn die Realität wird sich nicht beeinflussen lassen: Woher sollen denn die ganzen seltenen Erden für die benötigte Anzahl an Akkus kommen? Woher kommt der Strom, wenn wir doch zeitgleich von unserem Kinderbuchautoren Habeck hören, dass es überall an Energie und Strom mangelt und deshalb das Land mit Infotafel, Veranstaltungen und Expertenbesuchen belückt werden soll, um Einsparpotentiale aufzufinden? Lassen sich die Bürger des vereinten Europas wirklich für so dumm verkaufen (für Deutschland würde ich das sogar mit ja beantworten)? Bemerkt niemand den Schwindel, dem wir hier aufsitzen (sollen)? Der Beschluss dient doch… Mehr

Lotus
1 Jahr her

„…wenn sei denn überhaupt noch Ersazteile (Akku, Reifen, u.a) und eine Wartungswerkstatt finden werden, …“

Genau das ist der Punkt. Es fängt damit an, dass man als Verbrenner-Fahrer künftig u. U. keine Tankstelle mehr in der Nähe haben wird. Die gesamte Infrastruktur um die herkömmlichen Autos wird zerfallen.