Kein Stahl mehr aus Russland? Klingbeil will Import stoppen

SPD-Chef Klingbeil fordert ein totales Aus für Importe von russischem Stahl. Doch Industrie und Opposition warnen, ohne wettbewerbsfähige Energiepreise bleibt der Ruf nach „europäischem Patriotismus“ sinnlose und teure Symbolpolitik.

picture alliance / dts-Agentur | -

SPD-Chef Lars Klingbeil fordert ein vollständiges Ende der Stahlimporte aus Russland. Vor dem Stahlgipfel will er damit ein Signal für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit und europäische Eigenproduktion setzen. Industrievertreter warnen jedoch, dass ohne sinkende Energiepreise der Standort Deutschland weiter geschwächt werden könnte.

Klingbeil sagte am 3. November, „es müsse schnell ein vollständiges Ende aller Stahlimporte aus Russland geben“. Hintergrund sind die sogenannten Stahlbrammen. Diese sind Vorprodukte für Bleche und Bänder – und bislang von den EU-Sanktionen ausgeschlossen. Klingbeil kritisierte laut Spiegel, dass man keinem Beschäftigten in der deutschen Stahlindustrie erklären könne, dass Europa den Markt für Putin weiter offenhalte. Zugleich sprach er sich für „mehr europäischen Patriotismus“ aus. Damit gemeint ist eine stärkere Förderung heimischer und klimafreundlicher Stahlproduktion in Deutschland und Europa.

Kritik kam laut Welt.de unter anderem aus Reihen der CDU/CSU. Unionspolitiker bezeichneten Klingbeils Forderung als Symbolpolitik und warnten, entscheidend seien vor allem wettbewerbsfähige Energiepreise und verlässliche Rahmenbedingungen für die Industrie. Eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland helfe wenig, solange deutsche Unternehmen unter Rekordstrompreisen litten, hieß es weiter.

Auch die Stahlindustrie reagierte zurückhaltend. Nach Informationen des Deutschlandfunks begrüßen Branchenvertreter zwar die Diskussion über eine stärkere Unabhängigkeit von russischen Importen, sehen jedoch hohe Energie- und Produktionskosten als das zentrale Problem. Ohne einen günstigeren Industriestrompreis und eine stabile Energiepolitik könne die Branche international kaum bestehen.

Beim Stahlgipfel im Kanzleramt an diesem Donnerstag wollen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD), Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sowie Vertreter der Länder und der Stahlindustrie über die Zukunft des Standorts beraten. Themen sind unter anderem Energiepreise, Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen in klimafreundliche Produktion und eine mögliche europäische Strategie gegen Dumpingimporte aus Russland und Asien.

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Kommentare ( 18 )

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Melly
7 Tage her

achtung Sarkasmus ! er kommt mir vor wie Pavel Kortschagin “ wie der Stahl gehärtet wurde“ nur heiße Luft….. wenn ich schlechte Laune habe höre ich mir oft den Song von der Band “ Electra“ an: „Der Grün gefärbte Esel mit den Roten Füßen“ herrlich !

Last edited 7 Tage her by Melly
Waldschrat
8 Tage her

Da hatte sich die Autoindustrie gefreut, nun in die Rüstungsindustrie einzusteigen, da deutsche Autos nicht mehr gefragt sind. Und nun geht es auch dem Stahl an den Kragen. Wir bauen dann Plastepanzer oder schnitzen die aus Holz. Ist vielleicht besser so, da ist ein Krieg schneller vorbei und die Zahl unnötiger Opfer minimiert sich.
Wir wollen uns von Importen unabhängig machen, können es aber selber nicht mehr. Bei dem Bildungsniveau unserer Regierung muss man sich über nichts mehr wundern.

Ho.mann
8 Tage her

Ob nun Klimagipfel, Stahlgipfel, Energiegipfel oder Gesundheitsgipfel, es werden doch sicher noch andere Gipfel folgen, die dem Zweck der Selbstzerstörung dienen können. Aber was unsere Polit-Koryphäen politisch abliefern ist ja auch der Gipfel.

Verzeihtnix
8 Tage her

In der DDR baute man Autos aus Pappe. In der BRD baut man so künftig die Panzer.

wat nu
8 Tage her

Ich fürchte mich schon länger vor diesen Gipfelstürmern.

OJ
8 Tage her

Die Wahrheit schmerzt❗

Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland 23. Mai 1949 regierten und regieren ausschließlich, ohne Ausnahme SPD und CDU/CSU.
RENTNER, mit Abstand die größte Wählergruppe, wählen seit Gründung der Bundesrepublik in der Masse SPD und CDU/CSU.
RENTNER sind in der Masse politisch und wirtschaftlich ungebildet.
RENTNER, in der Masse,
generieren ihre Informationen aus dem ÖRR (ARD/ZDF).
Jetzt raten sie mal, wer die Schuld an der ganzen Misere trägt❓
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es bei der nächsten Bundestagswahl Anfang 20 29 genauso sein ❗

Silverager
7 Tage her
Antworten an  OJ

„RENTNER sind in der Masse politisch und wirtschaftlich ungebildet.“

Haben Sie noch mehr solcher albernen Schoten auf Lager?

U.S.
8 Tage her

Jetzige Politiker:Innen (m,w, div) können sich zusammen tun mit Ex Wirtschaftsminister Robert H….und Gast Vorlesungen halten an US Elite Universities „wie führt man eine Wirtschaft noch tiefer den Bach hinauf ?“

Robert H kam da immer so ins Philosophieren, dass die Omas gegen rechts ihn anhimmeln 🤩

mediainfo
8 Tage her

Doch Industrie und Opposition warnen, ohne wettbewerbsfähige Energiepreise bleibt der Ruf nach „europäischem Patriotismus“ sinnlose und teure Symbolpolitik.

Egal. Klingbeils Anhängerschaft ist nicht betroffen, ernährt sich vom Gefühl überlegener Moral, moralischem Narzissmus. Und hat ansonsten ein gesichertes, häufig gutes Einkommen, oft im Staatsdienst.

Last edited 8 Tage her by mediainfo
Britsch
8 Tage her

Ich denke das Embargo russischer Produkte / Waren schadet uns real mehr als Russland. Aber was zählt schon die Realität des Volkes

Dundee
8 Tage her

Kein Stahl aus Russland? Und womit baut man all die schönen Panzer, die schon bei Rheinmetall bestellt und bezahlt wurden? Na ja. Dann baut man sie halt nicht. Hauptsache ist sowieso, dass sie bezahlt wurden und nicht dass diese Panzer tatsächlich existieren. Denn damit könnte die BW am Ende noch gegen diese Regierung putschen. Das darf auf keinen Fall möglich sein. Darum hat die BW auch keine funktionierenden Gewehre und sicherheitshalber nicht mal Munition dafür. BW und Rüstung sind keine praktikablen Elemente. BW und Rüstung sind Schlagworte um Steuergelder unterschlagen zu können. Für Panzer braucht man Stahl. Fürs Abzweigen von… Mehr