Terroranschläge von Straßburg und Berlin: Warum es immer wieder passieren kann

Berlin, 19. Dezember 2016. Das Attentat vom Breitscheidplatz heute vor zwei Jahren. Dann Straßburg, 11. Dezember 2018. Auch dieses Attentat war vorhersehbar, ja, erwartbar. Die Drahtzieher des radikalen Islam schauen sich sorgfältig an, wo sie Europa immer wieder ins Herz treffen können.

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A man cries as he lays a candle at the memorial to the 12 victims of the 2016 Breitscheidplatz Christmas market terror attack on the 2nd anniversary of the attack on December 19, 2018 in Berlin

Berlin, Breitscheidplatz. Die Umstände waren von erschreckender, logischer Direktheit. Ein junger Tunesier, der über Passau nach Deutschland einreiste und sich vermutlich als syrischer Bürgerkriegsflüchtling tarnte. Ein Weihnachtsmarkt an einer der symbolträchtigsten Kirchen Deutschlands, die speziell zum Frieden mahnt. Ein Platz, der von großen Straßen umgeben ist und durch einen scharfen Knick die ungebremste Terrorfahrt mitten in den zu dieser Stunde sehr belebten Weihnachtsmarkt möglich gemacht hat. Das muss man denjenigen, die ein möglichst schlimmes Horrorszenario erzeugen wollten, zugestehen: die Tat ist allein durch den ausgelösten Terror zu 100 Prozent gelungen.

Katrin Göring-Eckardt von den Grünen twitterte damals: „Das ist eine furchtbare Nacht. Trauer und Mitgefühl. Nichts sonst jetzt!“ Wollte sie – präventiv – die völlig korrekten Schuldzuweisungen an die islamistischen Täter unterbinden? Das steht zu vermuten, horribile dictu. Doch offenbar hat sie auch nicht viel von dem verstanden, was sie als profilierte Vertreterin der evangelisch-lutherischen Kirche eigentlich verkündigen sollte. Bei ihr fehlte das wesentlichste Element: das Gebet, und zwar speziell und ausdrücklich das christliche Gebet für die Täter. Denn es war ja nicht nur dieser junge Mann aus Nordafrika, der so unfassbar fehlgeleitet war, dass er eine solche Tat begehen konnte. Anis Amri hatte Hintermänner, zumindest geistige. Mitgefühl reicht hier nicht, weder für die Opfer noch für die Täter. Frau Göring-Eckardt hat damals versagt. Und zu Straßburg hat sie ebenfalls keinen vernünftigen Satz gesagt.

Straßburg – so vorhersagbar wie Berlin

Straßburg, Weihnachtsmarkt. Der „Christkindelsmärik“ in der Altstadt der elsässischen Metropole wurde 1570 erstmals erwähnt. Natürlich hat er eine mittelalterliche Tradition. Im Herzen Europas. Und dieser Markt in der heutigen „europäischen Hauptstadt“ sollte schon einmal Ziel eines Attentats sein – im Jahr 2000, also noch vor den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center vom 11. September 2001, wurde ein geplanter Sprengstoffanschlag einer islamistischen Terrorgruppe rechtzeitig verhindert, die Täter kamen damals aus Algerien – und an diesem 11. Dezember war es wieder ein Mann nordafrikanischer Herkunft. Im Behördendeutsch heißt es offiziell „ein Franzose mit nordafrikanischen Wurzeln“.

Als ich im Jahre 2000, im Jahr des ersten versuchten Anschlags auf den Straßburger Weihnachtmarkt, in Pakistan durch die unter Kriegsrecht stehende „North Western Frontier Province“ (NWFP) reiste, habe ich auf den Schreibtischen der Behördenvertreter und Geschäftsleute, die ich besuchte, häufig das Bild des iranischen Ayatollah Khomeini gesehen – gerahmt, an einem Ehrenplatz. Als ich im Jahre 2004 wieder in diesem schwierigen und von der staatlichen Kontrolle Pakistan fast ganz abgeschnittenen, dabei aber enorm radikalisierten Region war, standen neue Bilder daneben: der afghanische Mullah Omar und auch Osama bin Laden. Seit diesem Erlebnis – und das ist über 14 Jahre her – weiß ich, was uns im westlichen Abendland erwartet.

Neue Religionskriege

Anis Amri und Chérif Chekatt, der Attentäter von Straßburg, haben geistige Vorbilder. Weltweit fallen Täter auf, die aus dem afghanisch-pakistanischen sowie aus dem nordafrikanischen Kulturkreis kommen. Der Terror in ihren Köpfen stammt aus dem Gebiet, in dem Osama bin Laden zum Prophet des islamistischen Terrors wurde, und sie sind tickende Zeitbomben. Im Gedächtnis vieler Muslime befindet sich die Information, die der Koran mit seinen mörderischen Versen beinhaltet. Jederzeit kann bei diesem oder jenem Mensch, der unbedingt an die Verse des Koran glaubt, ein äußerer Schlüsselreiz den inneren Befehl zum Angriff geben. Näherrückende Strafverfolgung – wie im Falle Chérif Chekatt – ist ein solcher Reiz.

Besonders gefährdet sind die Weihnachtsmärkte, weil sie fast einzige verbliebene Zeugnis öffentlich gelebter christlicher Kultur hierzulande sind. Fast alle anderen christlichen Riten sind aus der Öffentlichkeit verschwunden. Seit rund einem Jahrzehnt sage ich es, und ich sage es heute wieder: das 21. Jahrhundert wird als Zeitalter der Glaubenskriege in die fernere Geschichte eingehen. Beim Blick zurück, bis weit hinter den Nationalsozialismus, der seinerseits eine starke okkult-religiöse Komponente hatte und eine Revolte gegen den christlich-römisch geprägten Geist Europas war – klammert man also diese schreckliche Ideologie aus, dann fällt der Blick schnell auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Der Jesuitenpater Friedrich Spee schrieb im Jahre 1622 ein bewegendes Kirchenlied, das in guten Elternhäusern jedes Kind im Advent singt:

O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für.

Doch die kulturelle Auseinandersetzung des 21. Jahrhunderts wird wohl größer und härter als das, was die Menschheit bisher sah. Das liegt an der völlig logischen und einfachen Tatsache, dass es derzeit weit mehr Menschen auf der Erde gibt als je zuvor. Starke Antriebe für den radikalen Islam, in dessen Offenbarung, speziell in den medinischen Suren des Koran, die Gewalt verankert ist, sind dabei der Kolonialismus vergangener Tage und die derzeitige wirtschaftliche Globalisierung. Friedrich Spee dichtete weiter:

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm, tröst uns hier im Jammertal.

Gerade „hier unten“ singt man sie, die Lieder, die von christlicher Erlösung handeln. Der Angriff des Korans ist machtlos gegen die Kultur, sofern sie gelebt und geglaubt wird. Das Christentum wurde aus Not und unter Verfolgung geboren, und es ist die Hoffung der Bedrängten, derjenigen, die gefoltert und gekreuzigt wurden und werden. Friedrich Spee beschließt sein Lied denn auch wie folgt:

Hier leiden wir die größte Not,
vor Augen steht der ewig Tod.
Ach komm, führ uns mit starker Hand
vom Elend zu dem Vaterland.

Der Blick geht zurück auf den Spätsommer 2015. Auf die Öffnung der Grenzen für alle Zuwanderer, auf den völligen Verzicht jeder Grenzkontrolle, auf die ungebremste große Migration. Wie schön wäre es gewesen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer augenscheinlich im Geist christlicher Werte gemachten Geste keine Dose der Pandora geöffnet hätte. Wie schön wäre es, wenn dieser Jahrhundertfehler in der Politik etwas glimpflichere Folgen gehabt hätte. Wie schön wäre es gewesen, wenn diejenigen, die hierzulande die christliche Nächstenliebe erfahren haben, die Ungutes im Schilde geführt haben, diese nicht missbraucht hätten.

Macht hoch die Tür, die Tor’ macht weit…

Wie schön wäre es gewesen, wenn das völlige Versagen Merkels im Herbst 2015 keine Terroristen ins Land gebracht hätte und keine Anhänger eines religiösen Faschismus, der sich als Islam geriert. Aber so war es wohl nicht. Merkel wird das Deutschland des 21. Jahrhunderts mit ihrer hilf- und planlosen Entscheidung nachhaltig prägen. Sie wird damit in die Geschichtsbücher eingehen. Und diejenigen, die sich heute noch darauf freuen, dass dies ein positiver Eintrag sein wird, sollten allmählich aufwachen. Mit Schrecken werden wir alle uns schon bald an Angela Merkel erinnern. Zwar war ihr fataler Fehler keine Mordtat – natürlich nicht! –, aber die für Mord und Totschlag, für radikale Islamisten und den Terror auf Weihnachtsmärkten wurden genau dadurch Tür und Tor geöffnet.

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Kommentare ( 20 )

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Moses
5 Jahre her

Die Menschen werden ziemlich lange noch diskutieren, war es damals eine Dummheit zur Verbesserung des deutschen Rufs oder eine Torheit aus Unwissenheit.
Wusste sie gar nicht, dass islamistische Denkweise ein Geschwister von Nazi ist? Dann hat sie ihren Beratern gar nicht gefragt oder ganz unpassende Leute dafür hat.

NewBambus
5 Jahre her
Antworten an  Moses

Nein, ein Akt der Menschlichkeit, um eine große humintäre Krise zu verhindern. Dies ist zum Glück gelungen. Heute gehen endlich auch die Ungarn auf die Straße. um das Orbanregime, dass die Krise ausgelöst hat, möglichst bald abzulösen.

martin ruehle
5 Jahre her

Vor wenigen Tagen wurden zwei junge Skandinavierinnen in Marrakesch (!!!) ermordet. Die Mörder des IS schnitten ihre Köpfe ab … Vor Wochen starben vier junge Radtouristen in Tadschkistan – ebenfalls durch islamistische Terroristen. Die Reise Website des jungen Paares war bis vor kurzem noch online (Ich war zeitgleich im Ihnen in Kroatien im Urlaub…) Der ehemalige Verfassungsschutz Präsident Maaßen trug mit seiner Behörde u.a. dazu bei, mehrere Terroranschläge seit 2015 zu verhindern (u.a. auf ein großes Musikfestival (M’era Luna?!) durch eine Salafistenzelle in Hildesheim. Interpol warnt vor weiteren islamistischen Terrorangriffen durch „Gefährder“, die demnächst aus den Gefängnissen frei kommen! Mich… Mehr

martin ruehle
5 Jahre her
Antworten an  martin ruehle
Pessimist
5 Jahre her

Zwei Anmerkungen dazu. Erstens, es wird hier im Titel wieder von einem Anhänger des radikalen Islam gesprochen, was impliziert es gäbe einen anderen Islam. Verdammt noch mal, dies ist falsch. Es gibt nur einen Islam und dieser ist eine faschistisch-orientalische Steinzeitideologie, die einen Herrschaftssanspruch über die gesamte Welt formuliert. Der Islam ist mit keiner modernen freiheitlichen Gesellschaft kompatibel (siehe dazu die Kairoer „Menschenrechtserklärung“ der islamischen Staaten). In Tschechien gibt es erste Politiker, die ein Verbot des Islam ins Gespräch bringen. Dies ist meiner Meinung nach die einzige sinnvolle Lösung. Ich habe mit Moslems schon einiges zu tun gehabt – auch… Mehr

W aus der Diaspora
5 Jahre her

Meine Generation, Ende der 50er geboren, ist die erste Generation in Deutschland die gar nichts von Krieg mitbekommen hat. Als wir geboren wurden waren die meisten Wunden, die der WK II geschlagen hatte bereits verheilt. Mangelwirtschaft? Kennen wir nicht. Das ducken bei Bombenabwürfen, Verdunklung und Scharfschützen vom Flieger aus sind für und unbekannt. Ja, wir haben sicherlich Spielfilme und Dokumentationen darüber gesehen. Wir haben die Berichte unserer Eltern gehört und vielleicht versucht es nachzuempfinden, aber wirklich erlebt haben wir von all dem nichts. Zum Glück! All das würde und beim nächsten Krieg auch nichts nutzen, denn Verdunklung hilft nicht gegen… Mehr

linda levante
5 Jahre her

Zwischen 1972 und 1988 starben jährlich in Westeuropa mehr als 150 Menschen durch Terrorangriffe. Danach gehen die Zahlen deutlich zurück. Einzelne Ausreißer zeigen sich in den Jahren der Anschläge in Madrid (durch Al-Qaida 2004, 191 Tote), Norwegen (durch Anders Breivik 2011, 77 Tote) und Paris (durch den IS 2015, 147 Tote). Das Jahr 2016 mit den Angriffen in Brüssel ist noch nicht abgebildet. (Zeit-online) Ebenfalls keine Verharmlosung, aber doch eine Einordnung, ist der Blick auf die Terroropfer nach Regionen, ebenfalls von Statista und Huffington Post. Zwischen 2001 und 2014 starben weltweit 108.294 Menschen durch Terror, davon 420 in Westeuropa. Allein… Mehr

GermanMichel
5 Jahre her

Die Wahrheit kann ganz einfach sein.

Natur ist fressen und gefressen werden.
Geschichte ist permanenter Krieg, unterbrochen von Friedensphasen.

Das geht schon sehr lange so, und hört auch nicht mal eben so einfach auf, weil zu 90% kleinhirngesteuerte Menschen anfangen mit ihren 10% Großhirn irgendwelche Ideen von „One World“ oder so auszubrüten.

Und in diesem Kontext ist die einfache Wahrheit eben, wer die Feinde seines Volkes ins Land holt begeht Hochverrat und liefert sein Volk dem sicheren Untergang aus.

Herrad Landsberg
5 Jahre her

In einem Gespräch mit Chemnitzer Bürgern äußerte sich Frau Merkel zum Islam: „Der Islam ist eine Religion und diese Religion verpflichtet auch zur Toleranz und dazu, die Gesetze einzuhalten, wenn man in einem fremden Land ist…“ Kontrafaktische Behauptungen der Kanzlerin. Bekanntlich hat der Islam einen absoluten, weltweiten Geltungsanspruch. Der Koran ist das unverfälschte Wort Gottes und kann nicht verändert oder interpretiert werden. Die Scharia ist das ewige, universale, von Gott vorgeschriebene Recht und steht über allen weltlichen Gesetzen. Hier hat die Kanzlerin dreist gelogen. Zumindest ihre vielen Berater müssten es besser wissen. Der Wunsch war wohl der Vater des Gedankens.… Mehr

Imre
5 Jahre her

Hätten Sie, Herr Sigler, die „alternativlose“ Mitwirkung der Kirchenoberen, Gewerkschafter, ehemaliger „Volksparteien“, Antifa, Massenmedien u.v.a. an der Öffnung von Tür und Tor deutlich benannt, so wäre der Großteil der Verursacher dieses neuen Kreuzzuges amtlich gewesen. Damit nicht genug, haben DIE die Gesellschaft gründlich gespalten….
Was geschieht nun mit diesen trojanischen Pferden, wäre ein Gottesurteil angemessen?
Weitsichtige Denker aus Troja plädierten damals für ein Freudenfeuer, VOR den Stadttoren.

Micci
5 Jahre her

„Warum es immer wieder passieren kann …“
Da hätte ich eine weitaus kürzere Antwort drauf:
Wegen: a) der Überzeugung, der Koran gilt wörtlich und allzeit (und das glauben SEHR viele!!), und b) weil da drinsteht: „Tötet die Ungläubigen, wo immer ihr sie findet.“ (Sure 2 Vers 191).

Harry Charles
5 Jahre her

OFFENE GRENZEN SIND WAHNSINN Wir alle wollen internationale Begegnung und Kooperation. Aber das ist doch nur möglich auf der Grundlage einer gesicherten Heimat. Wenn politisch Verantwortliche ihr eigenes Land, noch dazu unter Nichtbeachtung bestehender Gesetze preisgeben, so ist das nicht nur eine Katastrophe, es sit streng genommen Verrat. Noch so viel Europa (oder das Geschwafel darüber) könnte ein Land wie Frankreich dazu bewegen, die erste Zeile seiner Nationalhymne aufzugeben (oder gar die ganze Hymne als solche): „Allons enfants de la patrie…“. „Patrie“ bedeutet bekanntlich „Vaterland“ (auch im franz. Wort steckt etymologisch das lateinische Wort für „Vater“=“pater“ drin; so viel nur… Mehr